Haibike setzt weiter voll auf Motorpower: Das neue AllMtn 7 kommt mit durchzugsstarkem Yamaha PW-X2-Motor, 600-Wh-Akku und Vollcarbonrahmen. In Sachen Geometrie und Fahrverhalten will Haibike mit der neuen Rahmenplattform neue Maßstäbe setzen. Ist das gelungen? Wir haben das AllMtn 7 gegen 24 andere Bikes getestet.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 – 25 Modelle im Test
Das Haibike AllMtn 7 ist von oben bis unten durchgestylt! Der sandfarbene Vollcarbonrahmen ist von Grund auf neu designt und trotzdem auf den ersten Blick als Haibike erkennbar. Neben der unverwechselbaren Silhouette sind es auch das schicke hauseigene Kettenblatt und die Frontpartie mit dem typischen Kühlergrill, die stolz auf die Markenherkunft verweisen. Das AllMtn 7 setzt auf 160 mm Federweg, gemischte Laufradgrößen und den durchzugsstarken Yamaha PW-X2-Motor. Das dazugehörige Yamaha Display A ist dem schicken Rahmen optisch und qualitativ nicht angemessen. Hier wäre eine hauseigene Remote, wie sie GIANT verwendet, sinnvoller. Der Motor wird von einem 600-Wh-Akku aus dem Inneren des ausgesprochen voluminösen Unterrohrs gespeist. Ein absolutes Highlight ist das Modular Rail System auf dem Unterrohr. An ihm lassen sich Flaschenhalter, ABUS-Schloss und Co. frei im Rahmendreieck positionieren. Sehr cool!
Die Ausstattung des Haibike AllMtn 7 polarisiert
Die Ausstattung des Haibike AllMtn 7 polarisiert! Bei dem 6.499 € teuren Bike kann sich das Team von Haibike nicht so recht entscheiden, ob es mit Highend-Komponenten auf absolute Trailperformance setzen soll oder doch lieber auf preisbewusste Anbauteile zurückgreifen will. Bei der Shimano-Schaltung und -Bremse gelingt ihm aber der perfekte Kompromiss aus Preis und Performance. Die Schaltung besteht aus XT-Schaltwerk und -Trigger sowie SLX-Kassette und -Kette. Die Shimano XT-Vierkolbenbremse mit 200-mm-Scheiben ist ebenso tadellos wie der hochwertige Syntace Alu-Laufradsatz mit MAXXIS Minion-Bereifung. Einzig am Heck wäre die pannensichere Doubledown-Karkasse eine bessere Wahl. Was zunächst wie eine Kleinigkeit klingt, entpuppt sich auf dem Trail als echter Spielverderber: Die Variostütze liefert lediglich 150 mm Hub und lässt sich nur mit akrobatischen Daumenverrenkungen bedienen. Hier solltet ihr noch im Laden auf ein hochwertigeres Modell (Remote und Dropper) upgraden. Ein FOX DPX2 Factory-Dämpfer entlockt dem Hinterbau 160 mm Federweg. An der Front setzt Haibike auf eine FOX 38 Factory-Sonderanfertigung mit ebenfalls 160 mm Federweg: Anstelle der hervorragenden GRIP2-Dämpfung kommt hier die schwächere FIT4-Einheit mit unnötiger Lockout-Funktion zum Einsatz. Schade!
Haibike AllMtn 7
6.499 €
Ausstattung
Motor Yamaha PW-X2 80 Nm
Akku Yamaha InTube 600 Wh
Display Yamaha Display A
Federgabel FOX 38 Factory FIT4 160 mm
Dämpfer FOX DPX2 Factory 160 mm
Sattelstütze Haibike Components Dropper-Post Remote 31.6 150 mm
Bremsen Shimano XT M8120 200/200 mm
Schaltung Shimano XT/SLX 1x12
Vorbau Haibike Components TheStem 50 mm
Lenker Haibike Components TheBar 780 mm
Laufradsatz Syntace V/V301 29"/27,5"
Reifen MAXXIS Minion DHF EXO/DHRII EXO+ 2,5/2,8"
Technische Daten
Größe S M L XL
Gewicht 24 kg
Zul. Gesamtgewicht 120 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 96 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein
Besonderheiten
Modular Rail System
In Sachen Geometrie ist das AllMtn 7 vermutlich das progressivste Haibike, das wir bis jetzt getestet haben. Der – im Vergleich zum restlichen Testfeld – relativ kompakte Reach (461 mm in Größe L) wird mit einer sehr hohen Front (650 mm Stack) kombiniert. Besonders der wirklich steile Sitzwinkel fällt bereits beim ersten Platznehmen auf. In der Ebene positioniert einen das AllMtn 7 fast direkt über dem Tretlager, wodurch auf langen Touren trotz hoher Front viel Druck auf den Händen lastet. Für längere Ausflüge empfehlen wir euch, den Sattel nach hinten (!) zu schieben. Mit der angepassten Sitzposition macht das Haibike auf Touren eine gute Figur. Das Fahrwerk und der super voluminöse 2,8”-Hinterreifen sorgen für Sänften-Feeling und filtern jede noch so kleine Unebenheit weg. Hinzu kommt der absolut kernige und kraftvolle Yamaha PW-X2-Motor. Ihm ist eigentlich egal, in welchem Gang und mit welcher Trittfrequenz ihr unterwegs seid: Als einziger Motor im Test schiebt er wirklich immer kraftvoll an. Manchmal jedoch auch zu kraftvoll – denn bereits beim ersten Pedalkontakt reagiert das System und macht einen stürmischen Satz vorwärts. Einsteiger sollten sich in einer niedrigen Unterstützungsstufe an das Gefühl rantasten.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 410 mm | 440 mm | 470 mm | 500 mm |
Oberrohr | 560 mm | 590 mm | 620 mm | 650 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 110 mm | 130 mm | 130 mm |
Lenkwinkel | 65,0° | 65,0° | 65,0° | 65,0° |
Sitzwinkel | 75,0° | 75,0° | 75,0° | 75,0° |
Kettenstrebe | 460 mm | 460 mm | 460 mm | 460 mm |
Tretlagerabsenkung | 20 mm | 20 mm | 20 mm | 20 mm |
Radstand | 1.195 mm | 1.225 mm | 1.258 mm | 1.288 mm |
Reach | 400 mm | 430 mm | 455 mm | 485 mm |
Stack | 597 mm | 597 mm | 615 mm | 615 mm |
Das Haibike AllMtn 7 im Test
Geht es bergauf, liefert das Haibike AllMtn 7 richtig ab! Denn sobald es steiler wird, spielt es seine progressive Sitzposition voll aus. Das Vorderrad klebt am Boden und Fahrwerk wie Reifen lassen die Traktion auch auf losem Schotter nie abreißen. Unterstützt von 80 Nm Yamaha-Power verzeiht das AllMtn 7 bergauf so manchen verpatzten Schaltvorgang und so manch fragwürdige Linienwahl. Dabei ist das Haibike leicht zu steuern und setzt Fahrimpulse zuverlässig um. Richtig spritzig ist es dabei zwar nicht, aber dafür verzeiht es auch Einsteigern ohne perfekte Fahrtechnik viele Fehler.
Bergauf liefert das Haibike AllMtn 7 so richtig ab! Auf dem Weg runter lässt es jedoch Downhill-Performance missen.
Tuning-Tipps: Sattelstütze und Remote auswechseln | für lange Touren den Sattel zurück (!) schieben | pannensicheren Hinterreifen montieren
Bergab vermittelt das Haibike AllMtn 7 mit seiner hohen Front viel Sicherheit. Dank der langen Kettenstreben gelingen offene Kurven intuitiv mit ausgewogener Traktion am Vorder- und Hinterrad. Auch auf Wurzelteppichen oder im Steinfeld liefert das schluckfreudige 160-mm-Fahrwerk viel Traktion. Größere Hindernisse lassen sich mit dem AllMtn 7 bei niedrigen bis mittleren Geschwindigkeiten sicher überrollen. Ähnlich wie das Ducati TK-01RR saugt es sich am Boden fest, liefert allerdings mehr Traktion. Richtiger Fahrspaß wie mit den spritzigen Bikes im Test kommt aber selbst auf flowigen Strecken nicht auf. Denn das träge Haibike schluckt aktive Fahrimpulse und liefert obendrein zu wenig Support und Reserven für höhere Geschwindigkeiten. Den soliden Allroundern im Testfeld muss sich das Haibike AllMtn 7 deshalb auf dem Trail geschlagen geben.
Fahreigenschaften
7Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Das durchgestylte Haibike AllMtn 7 läutet in der Tat eine neue sportive Ära für die innovative Marke ein. Vor allem im Uphill ist es richtig gut und überzeugt mit einfachem Handling und sehr gutmütiger Motor-Charakteristik. Einsteiger profitieren auch im Downhill von der hohen Sicherheit und dem intuitiven Fahrverhalten. Aktive und schnellere Fahrer macht das günstige Bike nicht glücklich: Für sie ist das AllMtn 7 zu träge und liefert zu wenig Reserven.
Tops
- konsequenter Haibike-Look
- gutmütig und fehlerverzeihend im Uphill
- vermittelt viel Sicherheit bei niedriger Geschwindigkeit
Flops
- inkonsequente Ausstattung
- lässt bergab Fahrspaß vermissen
- Fahrwerk bietet zu wenig Reserven für höhere Geschwindigkeiten
Mehr Informationen findet ihr unter haibike.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 – 25 Modelle im Test
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Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.↩
Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.↩
Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.↩
Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.↩
Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.↩
Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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Words: Photos: Diverse