Greyp G6 – Features, Ausstattung, Gewicht, Geometrie

Bevor wir zu den klassischen Hard Facts des Greyp G6 kommen, sprechen wir zuerst über die elektronischen Komponenten und Features.

Herzstück des neuen Bikes ist das CIM (Central Intelligence Module), das sich am Cockpit befindet und für die Vernetzung zahlreicher Sensoren mit dem Motor zuständig ist. Um alle Sensoren zu vernetzen, benutzt Greyp das Robot Operating System (ROS), ein Software-Framework für persönliche Roboter.

Über ein 3G-Modul mit eSIM ist das Bike in 140 Ländern konstant mit dem Internet verbunden – dank einer Kooperation mit T-Mobile (Hrvatski Telekom) ist die Online-Anbindung bis September 2022 kostenlos. Zudem soll dank der Vernetzung eine kabellose Online-Wartung des Bikes möglich werden.

In Sachen Vernetzung zieht Greyp alle Register, um die ganzen Daten verarbeiten und streamen zu können. Für das Sicherheitsprotokoll bzw. den Handshake, wenn sich das Smartphone mit dem Bike verbindet, setzen die Kroaten auf Bluetooth 4.2. Die Hauptkommunikation zwischen Bike und Smartphone findet über Wifi statt, über das USB-C-Kabel wird das Video übertragen.

Die Basis für viele intelligenten Funktionen, wie Künstliche Intelligenz oder Augmented Reality, bildet die App, welche die gesammelten Daten verarbeitet bzw. darstellt und auch die Navigation, Reichweitenberechnung und Fitness-Funktionen durchführt. Wir haben bislang nur eine Beta-Version der App getestet, über die angekündigten Features können wir deshalb noch keine Aussage treffen.

Die Smartphone-App fungiert als Steuerungszentrale: Navigation, Anzeige von Leistungs- und Fahrdaten, Kamera-Darstellung und Reichweitenberechnung

Ist das Smartphone nicht über das USB-C-Kabel mit dem Bike verbunden, so dient die App als Fernbedienung mit vielen Features: Text-Nachrichten an das Bike senden, Ladezustände des Bikes abrufen, Unterstützungsstufen einstellen, Remote-Kamera-Funktion, um zu sehen, was um das Bike passiert, Alarm, wenn das Bike durch Fremde bewegt wird bis hin zum Kill-Switch, der das Bike komplett lahm legt, wenn es gestohlen wiurde.

Die App ist aktuell nur für Android erhältlich, eine iOS-Version soll erst 2020 kommen, weil Apple beim Thema Zugangsberechtigungen und Schnittstellen deutlich komplexer und strikter ist. Generell ist das Thema Schnittstellen, Protokolle und Sicherheit ein riesiges Thema bei Greyp.

Auch ohne Smartphone kann man das Greyp dank des CIM (Central Intelligence Module) benutzen: Das 3” große, sonnenlichtlesbare TFT-Display zeigt die wichtigsten Funktionen an. Unter der transparenten Abdeckung erkennt man zudem die Platinen – ein Augenschmaus für alle Elektro-Nerds!
Am Cockpit sitzt unterhalb des CIM eine Weitwinkel-Kamera mit 1080p/30fps, am Heck unter dem Sattel eine zweite Kamera. Über den Remote-Hebel am Lenker lässt sich zwischen Front- und Rückkamera kinderleicht hin- und herschalten. Die Kameraauflösung ist passabel, doch sollte man im Jahr 2019 eher 60 Frames per Second bei einer 4K-Auflösung erwarten dürfen!
Gesteuert werden App, Motorunterstützung, Licht und der etwas unergonomische Walk-Modus-Button über die eigens entwickelte Remote-Einheit
Grellgelb: die 700-Wh-Batterie aus dem Hause Greyp mit eigenem Batterie-Management-System (BMS) ist in Form eines platzsparenden Hexagons bzw. Sechsecks konstruiert und über ein drahtloses Netzwerk (OTA) updatefähig.
Die Batterie verfügt zudem über einen USB-Port, an dem man bequem sein Handy aufladen kann

Trotz aller Vernetzung und Digitalisierung bleibt ein Bike noch immer ein Bike mit mechanischen Komponenten, die eine entscheidende Rolle spielen.

Der eigens entwickelte Carbon-Rahmen verfügt über 150 mm Federweg und stellt die 700-Wh-Batterie optisch und konstruktionstechnisch in den Mittelpunkt. Das verwundert nicht, schließlich sind die Kroaten Batteriespezialisten.
Die sehr einfach zu entnehmende Batterie kann extern…
… und im Rahmen verbaut geladen werden
Greyp vertraut auf den nach eigenen Angaben sehr zuverlässigen, aber recht unbekannten MPF-Motor

Beim Antrieb setzt Greyp auf den österreichisch-taiwanesischen Hersteller MPF, der mit 250 Watt Nennleistung und 95 Nm Drehmoment in der gleichen Liga spielt wie Brose und Co, sich aber durch sein Metallgetriebe mit Ölschmierung und einem wasser- und staubdicht verschlossenen Gehäuse von der Konkurrenz abheben möchte. Zwar ist der MPF-Motor kein Leichtgewicht, durch sein Metallgetriebe und die Ölschmierung (rund 200 ml Ölbad) ist der Motor jedoch enorm leise, nahezu vibrationsfrei und wartungsarm. MPF steht übrigens für „More Power Feeling“. Nicht nur wegen der Motoren-Performance ist für Greyp die Wahl auf MPF gefallen, sondern auch dadurch, dass Greyp Zugriff auf die ganze Software bzw. die Prüfprotokolle hat. So ist auch der Motor über ein drahtloses Netzwerk (OTA) updatefähig.

Das Greyp G6 ist in drei Größen (S, M, L) und in drei Modell-Varianten erhältlich, die zwischen 6.500 € und 7.500 € kosten. Das von uns getestet Bike, das Greyp G6.2, geht mit 7.000 € über die Bühne und verfügt über eine SRAM EX1-Schaltung und DT Swiss H 1700 SPLINE-Laufräder mit Schwalbe Magic Mary-Reifen in 27.5 x 2.8”. An der Front kommt eine RockShox Lyrik RC 27.5″ Boost DebonAir mit 150 mm Federweg, am Heck ein RockShox Monarch RT3-Dämpfer zum Einsatz, der ebenfalls 150 mm Federweg bietet.

Die Vierkolben-Bremse Formula Cura 4 verfügt über elektronischen Bremssensoren, die die Motorpower beim Bremsen überraschend sanft unterbrechen. Bauartbedingt durch das kurze Sitzrohr kommt eine Kind SHOCK LEV DX-Teleskopsattelstütze mit nur 100mm Hub zum Einsatz. Mit einem Gewicht von rund 25 kg ist das Greyp G6 kein Leichtgewicht.

So progressiv die elektronischen Features und die Software auch sind, so konservativ ist die Geometrie. Der recht steile Lenkwinkel (67°), der sehr kurze Reach (Größe M: 415 mm) und die langen Kettenstreben (480 mm) lassen bereits vermuten, dass das Bike keine Trail-Rakete für ambitionierte (E-)Mountainbiker sein wird. Laut Zvonimir Sučić soll es das aber auch gar nicht. Denn mit dem Greyp G6 wolle man vor allem neue Zielgruppen und weniger versierte Fahrer ansprechen und ihnen beim Aufsetzen ein komfortables Gefühl geben.

Greyp G6: die Modelle im Detail

Das Greyp G6 ist in drei Modell-Varianten erhältlich, die zwischen 6.500 € und 7.500 € kosten und de facto sehr nahe beieinander liegen. Alle Bikes kommen mit dem gleichen Software-System und den gleichen technologischen Features. In Anbetracht von so viel Technologie, einem 700-Wh-Akku und einem schick designten Carbon-Rahmen sind die Greyp Bikes preislich sehr fair kalkuliert!

Das von uns getestet Bike, das rund 7.000 € teure Greyp G6.2 Expert FS, ist dabei das Bike mit der besten Ausstattung für den Trail-Einsatz – dicke Magic Mary-Reifen und stabile DT Swiss H1700 SPLINELaufräder sorgen für einen guten Kontakt zum Boden.

Das Greyp G6.1 Bold FS ist das Einstiegsmodell und für 6.500 € erhältlich. Wer vorzugsweise nur auf Schotterstraßen und leichten Singletrails unterwegs ist, wird mit den günstigen und pannenanfälligen Schwalbe Nobby Nic-Reifen und den günstigeren Blackjack-READY-40-Laufrädern zurecht kommen. Die RockShox Yari-Federgabel ist im Vergleich zu der RockShox Lyrik-Federgabel am Greyp 6.2 zwar etwas günstiger, in Sachen Stabilität und Performance aber noch immer über alle Zweifel erhaben.

Das Greyp G6.3 Rebel FS ist das teuerste Modell und könnte man als “Fashion-Bike“ bezeichnen. Als Besonderheit ist hier der unlimitierte Motor zu nennen, sodass dieses Bike nicht für die Straße zugelassen ist bzw. ein Kennzeichen wie S-Pedelecs benötigt. Bei der Ausstattung liegt der Fokus mehr auf der Optik als der Performance. Der 720 mm schmale Lenker überrascht, insbesondere weil es das „schnellste“ Greyp G6-Modell ist.

Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.