Die Vorstellung des FOCUS JAM² vor zwei Jahren war ein Paukenschlag: Die schicke Integration des Akkus, die schlanke Silhouette und das Handling setzten Maßstäbe. 2019 bietet FOCUS das Bike erstmals mit gemischten Laufradgrößen an. Wir haben das FOCUS JAM² 6.9 DRIFTER getestet und verraten, ob das Konzept aufgeht.

FOCUS JAM² 6.9 DRIFTER | 150/150 mm (v/h) | 21,84 kg | 4.999 €

Im Kern bleibt das JAM² für das Modelljahr 2019 unverändert, doch FOCUS hat alle Modelle im Detail überarbeitet und bietet mit dem DRIFTER erstmals eine Variante mit 29”-Vorderrad und 27,5”-Hinterrad an. Das große Vorderrad soll besser über Hindernisse rollen und sich mit einem schmaleren Reifen präziser steuern lassen, der breite Hinterreifen dagegen viel Traktion bieten. Der Hauptrahmen stammt aus dem 29”-, der Hinterbau aus dem 27,5”-Modell – durch den Größenmix fallen Lenk- und Sitzwinkel ca. ein halbes Grad flacher aus als bei den bekannten JAM²-Varianten.

Herzstück des JAM² ist nach wie vor das Tailored Energy Concept (T.E.C.): Im Unterrohr befindet sich ein fest verbauter 378-Wh-Akku, der bei Bedarf mit einem ebenso großen Zusatzakku, dem T.E.C. Pack, auf satte 756 Wh erweitert werden kann. Die Ausstattungen aller JAM²-Modelle wurden in vielen Details verbessert, die vor allem im Gelände einen spürbaren Unterschied machen. Legt man das erste Mal Hand an die Race Face-Griffe, fällt bereits der breitere Lenker auf, der um 20 mm auf 780 mm gewachsen ist. Den gleichen Zuwachs gab es auch bei den Bremsscheiben, die jetzt vorn und hinten 200 mm messen – eine gute Entscheidung!

Das FOCUS JAM² 6.9 DRIFTER im Detail

Das von uns getestete FOCUS JAM² 6.9 DRIFTER für 4.999 € geht sogar noch einen Schritt weiter, denn die Ausstattung fällt abfahrtsorientierter aus als bei seinen Geschwistern. So rollt unser Testbike auf griffigen MAXXIS Minions in 2,8” Breite hinten und 2,5” vorne, an der Front arbeitet eine steife FOX 36 Performance-Federgabel mit 150 mm Federweg. Gebremst wird mit einer MAGURA MT Trail, die über einen Vierkolbensattel vorne und einen Zweikolbensattel hinten verfügt, der eine bessere Dosierbarkeit der Hinterradbremse bieten soll. Die Gangwechsel werden von einer SRAM GX-Eagle 12-fach-Gruppe verwaltet, die mit ihrer 11–50-Kassette eine großzügigere Bandbreite und kleinere Gangsprünge als die EX1-Schaltung bietet.

Federgabel FOX 36 Float Performance 150 mm
Dämpfer FOX Float DPS Performance 150 mm
Bremsen Magura MT Trail Sport 203/203
Schaltung SRAM GX Eagle
Akku Shimano 378 Wh
Motor Shimano STEPS E8000
Sattelstütze Kindshock E30I 100 mm
Lenker BBB Alu Di2 Riser 780 mm
Vorbau BBB Alu Di2 50 mm
Läufräder Mavic E-XA Drifter
Reifen Maxxis Minion DHF 2,5″ / Maxxis Minion DHR 2,8″
Gewicht 21,84 kg
Preis 4.999 €

Vokuhila 2.0
Vorne groß, hinten klein: Gemischte Laufradgrößen sind gerade der letzte Schrei und auch im JAM² DRIFTER geht das Konzept auf.
Look at me
Die Optik des JAM² kann nach wie vor überzeugen, kaum ein E-MTB bietet eine ähnlich schlanke Silhouette.
Super Grip
Die griffigen MAXXIS Minion-Reifen konnten wieder einmal überzeugen. Da kommt unweigerlich die Frage auf, warum nicht auch die anderen JAM²-Modelle auf diese Kombination setzen …
Führungserfahrung
Das JAM² 6.9 DRIFTER besitzt als einziges Bike der Modellpalette auf eine super steife FOX 36 Performance-Federgabel, die mit hoher Präzision und vielen Reserven punktet.

Die Geometrie des FOCUS JAM² 6.9 DRIFTER

Größe S M L XL
Sattelrohr 410 mm 440 mm 470 mm 500 mm
Oberrohr 582 mm 602 mm 622 mm 647 mm
Steuerrohr 120 mm 120 mm 140 mm 160 mm
Lenkwinkel 66,5° 66,5° 66,5° 66,5°
Sitzwinkel 74,5° 74,5° 74,5° 74,5°
Kettenstrebe 470 mm 470 mm 470 mm 470 mm
Tretlagerabsenkung 20 mm 20 mm 20 mm 20 mm
Radstand 1195 mm 1215 mm 1230 mm 1261 mm
Reach 410 mm 430 mm 445 mm 460 mm
Stack 618 mm 618 mm 636 mm 654 mm
Helm Troy Lee Designs A1 | Brille 100% Speedcraft | Jersey Leatt DBX 5.0 All-Mountain | Shorts ION Bikeshorts Traze_Amp | Schuhe ION Rascal

Das FOCUS JAM² 6.9 DRIFTER auf dem Trail

Auf dem Trail wirkt das FOCUS JAM² 6.9 DRIFTER sofort vertraut, das neue Reifenkonzept ist für sportliche Fahrer deutlich spürbar, macht das JAM² aber nicht zu einem wirklich neuen Rad. In der Ebene verliert das Bike etwas die Balance, die hohe Front sorgt für flachere Lenk- und Sitzwinkel, wodurch der Schwerpunkt besonders bei großen Fahrern noch weiter nach hinten wandert. Im Gelände kann das Konzept seine Vorteile dagegen voll ausspielen, die Front ist spürbar agiler und präziser als beim Plus-Modell, der voluminöse Hinterreifen bietet gleichzeitig exzellente Traktion. Insgesamt vermittelt das JAM² mit seinem flacheren Lenkwinkel, der potenten Gabel und den griffigen Reifen mehr Sicherheit denn je, ohne dabei sein wendiges Naturell zu verlieren.

Das Fahrwerk arbeitet wie gehabt und bietet mit seinem feinen Ansprechverhalten viel Komfort und Traktion im technischen Gelände. Ambitionierte Fahrer werden aber nicht voll auf ihre Kosten kommen, denn sowohl bergauf als auch bergab hängt das JAM² tief im Federweg und bietet wenig Progression. Der relativ kurze Hauptrahmen verleiht ihm einen verspielten Charakter, bei Highspeed-Passagen erfordert die kompakte Geometrie aber eine geübte Hand und einen aktiven Fahrstil.

Die Modellpflege haucht dem JAM² neues Leben ein

Das T.E.C.-Konzept bleibt Geschmackssache. Ohne das T.E.C. Pack ist man mit dem 21,84 kg leichten JAM² 6.9 DRIFTER sehr leichtfüßig unterwegs, muss sich dann aber mit einer begrenzten Reichweite begnügen. Montiert man den 499 € teuren Zusatzakku, ist die Reichweite beeindruckend, doch leider verschiebt sich der Schwerpunkt dann deutlich nach oben und das Handling und die Optik leiden spürbar. Wer sein E-Mountainbike vorwiegend für kurze Feierabendrunden und/oder lange Touren am Wochenende nutzt, wird das System lieben – hier muss letztlich jeder selbst entscheiden.

Fazit

Das FOCUS JAM² 6.9 DRIFTER ist zwar kein grundlegend neues Rad, doch dank neuem Laufradkonzept und cleverer Ausstattung ist es das beste JAM², das wir je gefahren sind. Das Akkukonzept bleibt Geschmackssache: Ohne Zusatzakku muss man sich mit eingeschränkter Kapazität begnügen, mit T.E.C Pack leiden Optik und Handling, dafür steigt die Reichweite enorm.

Stärken
  • Laufradkonzept geht auf
  • gelungene Ausstattung
  • wendiges Handling (ohne T.E.C. Pack)
Schwächen
  • durchwachsene Hinterbauperformance
  • nervös bei höheren Geschwindigkeiten
  • kippeliges Handling (mit T.E.C. Pack)

Mehr Infos unter: focus-bikes.com

Dieser Artikel ist aus E-MOUNTAINBIKE Ausgabe #015

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Words: Photos: Valentin Rühl