Neues E-Mountainbike aus der Schweiz: Das FLYER Uproc X 8.70 2024 versteht sich als Alleskönner und möchte vom flowigen Singletrail bis hin zum Abstecher in den Bikepark alles mitmachen, ohne Kompromisse auf langen Touren in den Schweizer Bergen einzugehen. Aber kann das FLYER Uproc sein Versprechen halten?

FLYER Uproc X 8.70 | Bosch Performance Line CX/750 Wh | 150/150 mm (v/h) | 29”/27,5” (v/h) | 25,1 kg in Größe M | 7.999 € | Hersteller-Website

Die Uproc-Modellreihe gibt es schon lange im Portfolio von FLYER. Los ging alles im Jahr 2014 mit dem FLYER Uproc 6. Seit diesem Zeitpunkt bringt FLYER regelmäßig neue Uproc-Modelle und wir die passenden Testberichte dazu. Der letzte ist mit dem FLYER Uproc EVO:X 9.50 noch nicht mal ein Jahr her. Diese ganzen Modelle teilen sich neben dem Namen nur, dass sie euch bergauf wie bergab mit einem E-Motor unterstützen. Nicht einmal einem bestimmten Motorhersteller bleibt das Uproc treu. Zwar setzte FLYER meistens auf die Motorsysteme von Bosch, wie auch bei unserem neuen Test-Bike. Aber es kamen auch schon Exoten wie Motoren von Panasonic zum Einsatz. Dazu schwankt das Einsatzgebiet vom entspannten Tourer bis hin zum potenten Baller-Bike und somit auch der Federweg. Das neu vorgestellte FLYER Uproc X 8.70 2024 möchte als Alleskönner verstanden werden und setzt deshalb auf 150 mm Federweg vorne wie hinten. Aber eine Sache hat das erste FLYER mit dem heutigen noch gemeinsam. Beide, und die vielen anderen Uproc-Modelle, basieren auf einem Mullet-Setup, also großes Laufrad an der Front und kleineres am Heck. 2014 war das allerdings noch 27,5″ vorne mit einem 26” kleinen Hinterrad. Heute rollt das Uproc mit einem großen 29”-Vorderrad und einem 27,5”-Hinterrad. Preislich geht FLYER einen Schritt zurück und ruft für das 25,1 kg schwere Topmodell 7.999 € auf.

Das neue FLYER Uproc X 8.70 2024 im Detail

Über die Jahre hat sich das Uproc stark verändert: Von dem anfänglichen Alu-Bike ist nicht mehr viel geblieben. Jetzt zeichnet sich das FLYER Uproc X 8.70 2024 durch einen modernen Vollcarbon-Rahmen mit geraden Kanten und markanten Linien aus. Nur die interne Leitungsführung ist geblieben. Genau wie 2014 verschwinden die Leitungen weiterhin durch Kabel-Ports im Rahmen und nicht durch den Steuersatz. Im Rahmen bleiben sie dann klapperfrei versteckt bis zu ihrem Bestimmungsort. Auch der große Gummischutz auf Ketten- und Sitzstreben hilft gegen nervige Geräusche und verhindert lautes Kettenschlagen effektiv.

Ein Feature, das man in letzter Zeit zwar häufiger, aber immer noch viel zu selten an E-Mountainbikes findet, ist verstecktes Werkzeug. Im Steuerrohr des FLYER findet sich ein kleines Multitool von Granit, das neben den wichtigsten Innensechskant-Größen auch ein T25-Werkzeug hat. Aus der hinteren Steckachse lässt sich zudem ein 6er-Inbus entnehmen. So vergesst ihr nie mehr euer Multitool zu Hause und müsst euren Ride nicht wegen eines kleinen Defekts abbrechen.

Aber das war es noch nicht. Mit zwei MonkeyLink-Halterungen könnt ihr einfach Lampen an euer Uproc clippen und so sicher die letzten Meter einer Tour durchs dunkle Stadtgetümmel nach Hause fahren oder es zum Pendeln nutzen.

Die Leitungen verschwinden klassisch durch Kabel-Ports im Rahmen, und nicht durch den Steuersatz.
Einfach Licht anstecken und sicher weiterfahren, egal ob auf dem einsamen Feldweg oder im dunklen Stadtgetümmel.
Immer griffbereit, um euch aus der Patsche zu helfen, ist das kleine Multitool im Steuersatz.

Das Motorsystem des neuen FLYER Uproc X 8.70 2024

Beim Motor vertrauen die Schweizer auf den Bosch Performance Line CX-Motor. Der 85 Nm starke E-Motor wird von einem 750 Wh großen Akku gespeist, der nach unten aus dem Unterrohr des FLYER Uproc X 8.70 2024 entnommen werden kann. Dafür müsst ihr nur eine Schraube öffnen, und dann kann der Akku problemlos in der Wohnung geladen werden, falls im Keller keine Steckdose vorhanden ist. Um die Akku-Entnahme zu ermöglichen, hat das Entwicklerteam den Motor nicht horizontal eingebaut, sondern etwas nach oben rotiert – freie Bahn für den Akku. Das Laden des Akkus im Bike ist natürlich auch möglich. Der Ladeport sitzt dafür gut erreichbar im Rahmendreieck, etwas über dem Motor. Auch auf große Tagestouren, auf denen eine Akku-Kapazität von 750 Wh eng werden könnte, ist FLYER mit dem Bosch PowerMore Range Extender vorbereitet. So habt ihr optional 250 Wh mehr dabei. Abgerundet wird die Hardware des Motorsystems mit der schnurlosen Mini Remote am Lenker, dem minimalistischen Bosch System Controller im Oberrohr und dem Bosch Kiox 300-Display links neben dem Vorbau. Das war es aber noch nicht: Mit den Bosch Smart Systemen erschwert ihr es Langfingern und könnt entspannt eine Rivella auf einer Schweizer Alm genießen. Denn mit der eBike Lock-Funktion kann ganz easy der Motor mit Bluetooth gesperrt werden. Wem das nicht genug ist, kann sein FLYER mit dem serienmäßig verbauten Bosch Connect-Modul wieder aufspüren, wenn ihr die Funktion aktiviert.

Das Bosch Kiox 300-Display sitzt gut geschützt neben dem Vorbau.
Der Ladeport ist von jeder Seite gut erreichbar.
Der Akku kann, nachdem ihr eine Schraube geöffnet habt, nach unten herausgezogen werden. Damit der Motor dabei nicht im Weg ist, wurde er etwas gedreht.

Die Ausstattung unseres neuen FLYER Uproc X 8.70 2024

Bei der Ausstattung unseres Uproc Test-Bikes hat FLYER versucht, einen guten Preis mit maximaler Trail-Performance zu verbinden. Darum kommt ein FOX Performance-Fahrwerk zum Einsatz. An der Front arbeitet eine FOX 36 Performance mit GRIP-Kartusche und im Heck ein FOX FLOAT X Performance. Beide verbinden leichte Einstellbarkeit mit guter Trail-Performance.

Geschaltet wird mit einer mechanischen Shimano XT 12-fach-Schaltgruppe. Die passt perfekt in das Preis-Leistungskonzept des FLYER. Auch die Vierkolbenbremse kommt aus der Shimano XT-Reihe. Kombiniert ist diese mit 203 mm großen Bremsscheiben und sorgt damit für ausreichende Brems-Power auch auf langen Abfahrten in den Schweizer Bergen.

Das FOX Performance-Fahrwerk lässt sich einfach einstellen und bietet eine gute Trail-Performance.
Für genug Brems-Power sorgen die Shimano XT-Vierkolbenbremsen mit großen 203-mm-Bremsscheiben.

Bei den Reifen vertraut FLYER auf die Schweizer Firma ONZA, genauer gesagt auf die ONZA PORCUPINE, vorne mit Trail Casing, während hinten das Gravity Casing zum Einsatz kommt. Für unser Test-Bike waren die PORCUPINE-Reifen leider noch nicht verfügbar, und FLYER hat deshalb auf den stabilen DT Swiss H1900 Mullet-Laufradsatz die gröber profilierten ONZA AQUILA-Reifen mit GRC Casing aufgezogen.

Der SATORI Ursa-Vorbau wird mit einem 810 mm breiten Hayes ProTaper Carbon-Lenker kombiniert. Für eine Rahmengröße M finden wir die 810 mm zu breit. Darum haben wir ihn während unseres Testzeitraums auf 780 mm gekürzt. Die KS LEV Integra Vario-Sattelstütze hat einen Hub von 150 mm. Das ist für ein modernes E-Mountainbike auch in Größe M zu wenig und schränkt die Bewegungsfreiheit stark ein.

Den Lenker haben wir von sehr breiten 810 auf 780 mm gekürzt.
Mit einem Hub von 150 mm schränkt euch die absenkbare Sattelstütze in eurer Bewegungsfreiheit ein.

Tuning-Tipp: Volumenspacer in die Gabel, um die Endprogression zu steigern

FLYER Uproc X 8.70

7.999 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 750 Wh
Display Kiox 300
Federgabel Fox 36 Performance GRIP 150 mm
Dämpfer Fox Float X Performance 150 mm
Sattelstütze KS LEV Integra 150 mm
Bremsen Shimano XT 203/180 mm
Schaltung Shimano XT 1x12
Vorbau Satori Ursa 35 mm
Lenker Hayes ProTaper Carbon 810 mm
Laufradsatz DT Swiss H1900 29"/27,5"
Reifen Onza Porcupine, TRC/Onza Porcupine, GRC 2,4"/2,6"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 25,1 kg

Die verschiedenen Ausstattungsvarianten des neuen FLYER Uproc X 8.70 2024

Neben der von uns getesteten Ausstattungsvariante gibt es noch zwei günstigere Versionen und eine limitierte Special-Edition zum selben Preis wie das von uns getestete Modell. Alle Versionen setzen zwar auf dasselbe Motorsystem, aber beim günstigsten FLYER Uproc X 2.10 für 5.999 € ist nur ein kleinerer 625-Wh-Akku verbaut. Beim Fahrwerk setzt dieses Modell auf eine SR Suntour AION36-Federgabel, kombiniert mit einem RockShox Deluxe Select-Dämpfer. Gebremst wird mit einer MAGURA MT4-Zweikolbenbremse. Für den Laufradsatz kombiniert FLYER DT Swiss H552-Felgen mit Formula-Naben.

Die mittlere Ausstattungsvariante bekommt ihr für 6.999 €. In dem FLYER Uproc 6.10 federt eine Fox 36 Rhythm-Gabel mit einem RockShox Deluxe Select-Dämpfer. Bei den Bremsen wird auf eine MT5 mit Vierkolben geupgradet.

Für die limitierte Special Edition kommt ein FOX Factory-Fahrwerk mit edler Kashima-Beschichtung zum Einsatz. Im Gegenzug wurde bei ein paar anderen Komponenten gespart, wie etwa bei der Schaltung, bei der jetzt anstelle einer reinen XT-Schaltgruppe eine XT/DEORE-Kombi arbeitet.

Die Geometrie des neuen FLYER Uproc X 8.70 2024

Das FLYER Uproc X 8.70 2024 ist in vier Größen von S–XL erhältlich. Bei unserem Test-Bike in Größe M hatten wir einen für einen Allrounder recht flachen Lenkwinkel von 64°. Der Reach ist mit 465 mm auf der eher längeren Seite. Auch die Reach-Sprünge sind mit 30 mm recht groß. Damit deckt FLYER zwar eine große Bandbreite an Fahrern ab, aber es erhöht die Wahrscheinlichkeit, zwischen zwei Größen zu liegen, von denen keine so richtig passt. Die Kettenstreben wachsen nicht mit und sind mit 445 mm auch auf der längeren Seite, was sich in dem langen Radstand widerspiegelt. Das Sitzrohr ist mit 408 mm angenehm kurz, was viel Bewegungsfreiheit ermöglicht, vorausgesetzt, es ist eine Dropper Post mit ausrfeichend Hub verbaut.

Größe S M L XL
Oberrohr 567 mm 600 mm 632 mm 664 mm
Sattelrohr 388 408mm 438 mm 483 mm
Steuerrohr 95 mm 110 mm 125 mm 140 mm
Lenkwinkel 64° 64° 64° 64°
Sitzwinkel 75,5° 75,6° 75,7° 75,8°
Kettenstrebe 445 mm 445 mm 445 mm 445 mm
Tretlagerabsenkung 35 mm 35 mm 35 mm 35 mm
Radstand 1.210 mm 1.246 mm 1.283 mm 1.319 mm
Reach 435 mm 465 mm 495 mm 525 mm
Stack 611 mm 624 mm 638 mm 652 mm

Das neue FLYER Uproc X 8.70 2024 auf den Trails

Schnappt ihr euch das FLYER Uproc X 8.70 2024 und macht euch auf eure nächste E-MTB-Tour auf, empfängt es euch mit einer angenehmen und aufrechten Sitzposition. Auch dass man leicht handlastig sitzt, schadet der Tourentauglichkeit nicht und erlaubt lange Tage im Sattel. Im Uphill profitiert man davon und hat immer genug Druck auf der Front. So steigt das Vorderrad auch nicht, wenn ihr die steilste Schotterrampe rauf wollt, die ihr während eures Schweizer Bergurlaubs finden könnt. Dabei unterstützt der Bosch Performance Line CX-Motor kraftvoll und schon bei niedrigen Trittfrequenzen.

Auch wenn die letzten Meter zur Hütte bergauf über einen technischen Singletrail führen, kann das FLYER überzeugen. Dank der ausgewogenen Balance ermöglicht das Uproc euch, die Linie zu halten und sicher über Stufen und zwischen Wurzeln hindurch zu navigieren. Der Hinterbau bleibt dabei aktiv und generiert Traktion und ausreichend Komfort.

Wenn man nach einem Stück Rüeblitorte und etwas Erholung auf der Hütte bergab in den Trail rollt, fühlt man sich schnell auf dem Bike wohl und braucht durch das intuitive Handling nur wenig Eingewöhnungszeit. Das Fahrwerk des FLYER Uproc X zeigt sich gut ausgeglichen, zwischen sportlich straff und komfortabel. Dieses Verhalten macht das Bike besonders auf natürlichen Trails sicher und ist sowohl für Trails als auch Touren ein guter Kompromiss.

Was besonders für weniger erfahrene Fahrer von Vorteil ist: Die initiale Einstellung der Fahrwerkskomponenten erfordert weniger Know-how, und grobe Schläge werden gut gefiltert, wobei immer noch ausreichend Feedback vom Untergrund erhalten bleibt. Allerdings zeigt sich ein Manko in der Gabel, der es deutlich an Endprogression mangelt. Beim Abrollen von hohen Stufen oder Drops neigt die Front dazu, tief einzutauchen, was Sicherheitsgefühl kostet. Ein Volumenspacer in der Gabel sollte hier Abhilfe schaffen.

Die Performance des Uproc X ist besonders bei trockenen und griffigen Bedingungen überzeugend, während matschige und lose Untergründe die Reifen an ihre Grenzen bringen. In solchen Situationen reißt der Grip schnell und oft unvermittelt ab. Trotzdem zeigt das Uproc X seine Stärken als guter Allrounder auf bewährten Touren, bietet jedoch aufgrund der Federgabel eine etwas eingeschränkte Spaßgarantie in sehr steilen Passagen. Es agiert dafür mit sinnvollen Features wie Licht und integriertem Multitool als treuer Begleiter auf vertrauten Strecken, anstatt als Coach, der zu immer schnelleren und anspruchsvolleren Trails anspornt.

Für wen ist das neue FLYER Uproc X 8.70 2024?

Das FLYER Uproc X 8.70 2024 ist für alle Tourenfahrer, die mit einem kraftvollen Motor gerne steile Anstiege erklimmen oder auf technischen Singletrails zu einer einsamen Hütte in den Bergen klettern wollen. Bergab kann es mit seinem intuitiven Handling und Wohlfühlfaktor überzeugen und spricht so jedermann an, der nicht Topspeed sucht und am Wochenende das nächste E-MTB-Rennen gewinnen möchte. Vielmehr ist es ein solider und spaßiger Begleiter für die meisten Trails und auf langen Touren. Auch wenn ihr euer E-MTB öfter im Alltag nutzen wollt, kann das Bike mit den integrierten Lampenhaltern und dem Multitool im Steuerrohr überzeugen.

Das Fazit zum neuen FLYER Uproc X 8.70 2024

Auf den ersten Blick ist das FLYER Uproc X 8.70 2024 ein gutes Gesamtpaket. Aber auch beim genaueren Hinsehen kann es mit einer hohen Trail-Performance überzeugen und macht Spaß. Es spricht gleichzeitig eine große Bandbreite an Fahrern an. Dabei lässt es die Tourentauglichkeit nicht aus den Augen und überzeugt mit viel Komfort und einem kräftigen Motor. Für einen fairen Preis von 7.999 € bekommt man so eine durchdachte und einsteigerfreundliche Ausstattung.

Tops

  • einsteigerfreundliches Handling
  • Tool im Steuersatz
  • guter Allrounder

Flops

  • Gabel mangelt es an Endprogression
  • kurze Sattelstütze

Mehr Infos findet ihr auf der Website von FLYER.

Der Vorgänger ist in unserem letzten Vergleichstest nicht sonderlich gut weggekommen. Aber wie würde sich das aktuelle FLYER Uproc X 8.70 gegen die 27 aktuellsten und spannendsten E-Mountainbikes schlagen?

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Words: Sebastian Dirscherl Photos: Peter Walker