Vergleichsweise preiswert, gutmütig und auch für kleine Fahrerinnen zu haben: Ist das Canyon Neuron:ON WMN 7.0 die perfekte Einstiegsdroge für alle Frauen, die mit dem E-Mountainbiken anfangen wollen? Wir haben das Canyon Neuron:ON für euch im Dauertest auf die Probe gestellt.

Canyon Neuron:ON WMN 7.0 | Shimano STEPS E8000 | Shimano 504Wh | 22,90 kg | 3.699 € | Canyon Bikes

Als kleine Fahrerin ist es gar nicht so leicht, ein passendes E-Mountainbike zu finden. Wenn dann auch noch das Budget limitiert ist, weil man z.B. gerade erst mit dem Sport beginnt, ist die Suche noch mal deutlich schwerer. Ein Bike, das gerade für Einsteigerinnen in unseren Sport interessant ist, ist das Canyon Neuron:ON WMN. Der Direktversender bietet das Rad in den Größen XS und S mit 27,5”-Laufrädern an, die Variante in M rollt dann auf 29”. Unser Einstiegsmodell Neuron:ON WMN 7.0 verfügt über 130 mm Federweg an der Federgabel und am Heck und wird von einem Shimano STEPS E8000-Motor mit internem 504-Wh-Akku angetrieben. Wir gehen davon aus, dass der Rahmen für die neue Saison auf den kürzlich vorgestellten Shimano EP8-Motor upgedatet wird. Dann kann vor allem bei den Größen XS und S gerne weiterhin ein 504 Wh-Akku zum Einsatz kommen, denn unsere kleine und leichte Testfahrerin hatte auch auf ausgedehnten Touren keine Reichweitenprobleme.

Wie viel kostet ein gutes E-Mountainbike? Das Neuron:ON WMN 7.0 im Detail

Bei unserem letzten Vergleichstest von acht bezahlbaren E-Mountainbikes lag der Durchschnittspreis bei 5.224 €. Das Neuron:ON WMN 7.0 liegt mit 3.699 € deutlich darunter. Möglich macht den günstigeren Preis zum einen die mit 504 Wh etwas geringere Akkukapazität, aber auch natürlich das Vertriebsmodell. Denn Canyon schickt seine Bikes direkt an die Kundschaft und spart sich so den Zwischenhändler. Dafür wurde eigens ein Karton entwickelt, aus dem das Bike einfach herausgerollt werden kann. Man muss das schwere E-Bike also nicht extra heben. Zur Montage sind nur wenige Handgriffe nötig: Lenker und Pedale montieren, Reifen und Federelemente aufpumpen, Zugstufe einstellen und schon kann’s losgehen! Für den Service von Motor und Akku setzt Canyon auf das Shimano-Service-Netz. Sollte am Rad selbst innerhalb der Garantie ein Defekt auftreten, muss es meist zurück in den Karton und dann verschickt werden.

Überfordert
Der günstige Preis des Neuron:ON WMN 7.0 ist unter anderem wegen der Federgabel möglich. Sie ist für Touren okay, auf Trails kommt sie aber schnell ans Limit.
Gut vormontiert
Das Canyon Neuron:ON kommt in einem extragroßen Karton, aus dem es NICHT herausgehoben werden muss. Vielmehr kann man das Rad darin montieren und dann einfach herausrollen. Das schont den Rücken und die Nerven – genial!
Saftbar
Über den Ladeport am Oberrohr kann man sein Smartphone, das Navi oder eine Lampe mit Energie versorgen: Der USB-C-Anschluss hat auch mit Nässe kein Problem.
Geschmackssache
Der von Canyon selbst entwickelte Sattel ist bei steilen Anstiegen super, auf langen Touren kam er uns aber nicht sehr bequem vor.
Teurer Umstieg
Wer die organischen Bremsbeläge gern gegen haltbare Sinterbeläge tauschen möchte, muss dafür auch die Bremsscheiben ersetzen lassen. Die sind laut Shimano nämlich nicht kompatibel mit metallischen Belägen.

Auch bei der Ausstattung bleibt Canyon Shimano treu und verbaut jede Menge Komponenten der Japaner. Geschaltet wird mit einem Mix aus SLX- und XT-12-fach-Teilen. Verzögert wird das Neuron:ON von einer Shimano MT501-Vierkolbenbremse mit 200 mm großen Bremsscheiben an der Front und einem Zweikolben-Modell mit 180-mm-Bremsscheiben am Heck. An der Front geht die Bremspower klar, am Heck hätten uns wir ein standfesteres Modell gewünscht. Außerdem sind bei unserem Test die organischen Beläge schnell verschlissen. Wer gern auf Metallbeläge wechseln möchte, muss außerdem die Scheiben tauschen lassen, die verbauten Modelle sind leider nicht kompatibel. Der niedrige Gesamtpreis des Bikes schlägt sich beim Fahrwerk nieder: Die RockShox Recon RL markiert den Einstieg ins Federgabelsegment. Am Deluxe Select R-Dämpfer sucht man vergebens Verstellmöglichkeiten abseits der Zugstufe. Positiv: Das Neuron:ON kommt bereits mit einer Teleskopsattelstütze, die man vom Lenker aus absenken kann, und einem gut gewählten Cockpit, das aus einem 50 mm langen Vorbau und einem 740 mm breiten Lenker besteht. Das klingt für sportliche Fahrerinnen zunächst schmal, geht bei den Größen XS und S aber klar. Das Rad in Größe Medium besitzt bereits ein 760er-Modell. Bei den Reifen setzt Canyon auf Schwalbe Nobby Nic in 2,6” Breite in der langlebigen Speedgrip-Mischung. Gerade wenn es nass ist, muss man hier aber Abstriche beim Grip in Kauf nehmen.

Einen positiven Eindruck hinterlassen die Griffe, deren Klemmschelle schön integriert ist, die kompakte Shimano STEPS E7000 Motor-Remote und das passende Display wie auch der praktische Ladeport auf dem Oberrohr, über den man entweder eine Lampe oder das Smartphone via USB-C mit Energie versorgen kann.

Canyon Neuron:on WMN 7.0

3.699 €

Ausstattung

Motor Shimano E8000
Akku Shimano 504Wh
Display Shimano Steps E7000
Federgabel RockShox Recon RL 120 mm
Dämpfer RockShox DEluxe Select R 135 mm
Sattelstütze Iridium Dropper 100 mm
Bremsen Shimano MT501 200/180 mm
Schaltung Shimano SLX/ XT 1x12
Vorbau Canyon:on ST0030 50 mm
Lenker Canyon:on HB0056 Riserbar 740 mm
Laufradsatz Race Face Ar30 27,5" (XS/ s)
Reifen Schwalbe Nobby Nic 2,6"/2,6"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 22,90 kg
Zul. Gesamtgewicht 130kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment n/a
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

Ladeport am Oberrohr


Die Geometrie des Neuron:ON WMN im Detail

Die größte Besonderheit des Canyon Neuron:ON WMN ist sicherlich die wechselnde Laufradgröße zwischen der Größe Small und Medium sowie die verfügbare Rahmengröße XS. Das soll auch Fahrerinnen unter 1,60 m den Einstieg in die E-Mountainbike-Welt ermöglichen. Die beiden kleinen Varianten rollen auf 27,5”-Laufrädern, Medium auf 29”. Fahrerinnen, die Rahmengrößen Large oder größer benötigen, müssen zu einem Unisex-Modell greifen. Die Geometrie des Neuron:ON wirkt auf dem Papier ausgewogen und gutmütig. Die Werte scheinen nicht für maximales Trail-Shredden gedacht zu sein, ergeben aber ein rundes Gesamtpaket. Einzig das Sattelrohr könnte mit 420 mm in Größe S noch kürzer ausfallen, um mehr Raum für eine Teleskopsattelstütze mit mehr Verstellweg zu ermöglichen.

Größe XS S M
Sattelrohr 380mm 420mm 440mm
Oberrohr 551mm 559mm 596mm
Steuerrohr 100mm 100mm 120mm
Lenkwinkel 66,5° 66,5° 66,5°
Sitzwinkel 75° 75° 74,5°
Kettenstrebe 435mm 435mm 440mm
Tretlagerabsenkung 20mm 20mm 33mm
Radstand 1128mm 1148mm 1174mm
Reach 405mm 425mm 435mm
Stack 584mm 607mm 625mm

Gutmütig, ausgewogen, agil – Das Neuron:ON WMN im Gelände

Canyon will mit dem Neuron:ON WMN vor allem Frauen ansprechen, die gerade erst den wunderbaren Sport des E-Mountainbikens für sich entdeckt haben bzw. die ihn noch entdecken möchten. Es ist nicht das Rad für extreme Trail-Einsätze, sondern das für entspannten Ausflüge, sportive Afterwork-Runden, effektives Pendeln oder erste Versuche auf schmalen Wegen. Entsprechend ist das Handling des Neuron:ON kein bisschen fordernd, sondern ausgewogen und gutmütig.

Just Smile! Das Neuron:ON sorgt für Fahrspaß auf breiten Wegen und langen Touren!

Richtig gut macht sich das Neuron:ON auf langen Touren, wo es mit einem hohen Fahrkomfort und seiner gelungenen Sitzposition punktet. Die ist angenehm aufrecht, zentral und ausgewogen. Rückenschmerzen? Fehlanzeige. Das Gewicht ist gut zwischen Händen und Gesäß verteilt. Geschmackssache ist wie so oft der Sattel. Das von Canyon verbaute Modell bietet eine extra Kante an der Rückseite, um bei steilen Anstiegen mehr Halt zu bieten, im flachen Gelände war unserer Testerin der Sattel aber zu breit. Apropos steile Anstiege: Die gewählte Übersetzung des Neuron:ON und der verbaute Shimano-Motor nehmen auch den fiesesten Anstiegen ihren Schrecken. Zwar gibt es mittlerweile stärkere Antriebe am Markt, allerdings hatten wir bei dem Rad nie den Eindruck, über zu wenig Power zu verfügen. Wer das Neuron:ON gern auch zum Pendeln nutzen möchte, muss kreativ werden – eine Ständer- oder Schutzblechaufnahme gibt es leider nicht.

Helm MET ROAM | Rucksack THULE Rail Bike 12l | Jacke SCOTT Women’s Trail MTN Dryo Jacket | Hose VOID Pant | Schuhe Ride Concept Womens Helin

Geht es bergab, steht man angenehm zentral im Rad und hat gute Kontrolle. Richtungswechsel setzt das Neuron:ON präzise und direkt um. In engen Sektionen und schnellen Kurven fährt sich das Rad agil und sicher. Das Fahrwerk mit 130 mm Federweg filtert Unebenheiten auf Feldwegen feinfühlig weg. Bei gemäßigter Fahrweise sind auch kleinere Singletrail-Einsätze kein Problem. Lässt man es aber richtig laufen, merkt man, dass die Gabel mit diesem Gebrauch überfordert ist. Und auch die Geometrie ist nicht für Highspeed konzipiert, hier fehlt es dem kompakten Rad mit seiner tiefen Front an Laufruhe. Wenn ihr also beim Kauf schon wisst, das ihr am liebsten auf Trails unterwegs seid und möglicherweise auch mal in einen Bike-Park fahren möchtet, seid ihr mit dem Spectral:ON sicher besser beraten.

Für anspruchsvolle Trails ist das Neuron:ON nicht gemacht – hier ist das Rad überfordert.

Unser Fazit zum Canyon Neuron:ON WMN 7.0

Das Canyon Neuron:ON WMN 7.0 ist ein gutes Touren-E-Mountainbike zum fairen Preis. Es punktet mit hohem Komfort und einem gutmütigen wie agilen Handling und ist obendrein auch für kleine Fahrerinnen empfehlenswert. Die Ausstattung ist größenteils stimmig, der Preis fair. Ambitionierte Pilotinnen, die viel Wert auf maximalen Trail-Spaß legen, sollten besser das sportivere Spectral:ON wählen, müssen dafür aber auch tiefer in die Tasche greifen.

Tops

  • super Preis-Leistung
  • gutmütiges, einfaches Handling
  • durchdachte Ausstattung

Flops

  • Federgabel limitiert das Bike auf dem Trail
  • im Servicefall kein Händler vor Ort
  • fehlende Alltags-Features wie Ständer- und Schutzblechaufnahme

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Words: Antonia Buckenlei Photos: Christoph Bayer