E-Mountainbikes sind die Eintrittskarte ins Abenteuerland. Aber damit euch der Kartenverkäufer am Eingang nicht über den Tisch zieht, haben wir sieben der spannendsten vollgefederten Modelle für die neue Saison getestet. Und gemerkt, dass das Abenteuerland mit technischen Raffinessen, qualitativen Enttäuschungen und Spitzenperformances aufregender ist als jemals zuvor. Welches E-Mountainbike das aktuell beste auf dem Markt ist? Wir haben es herausgefunden!
Update November 2016: Dieser Artikel ist aus 2015, inzwischen haben wir einen aktuelleren Vergleichstest: Die spannensten E-Mountainbikes 2017 im Test
2016 ist die Auswahl und Qualität der E-Mountainbikes besser als je zuvor. Haben es noch vor einigen Jahren nur wenige Hersteller gewagt, auf Räder mit Motorunterstützung zu setzen, hat mittlerweile beinahe jede Marke mehrere Modelle mit unterschiedlichsten Konzepten im Programm. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Außerdem wächst mit der steigenden Vielfalt das Gefahrenpotenzial für Fehlkäufe und die große Bandbreite an Optionen sorgt oft für Verunsicherung wie Verwirrung beim Kunden. Eine Kategorisierung der Räder nach Einsatzbereichen wie z. B. Cross Country, Trail, Enduro und Downhill, wie man sie vom klassischen Mountainbiken kennt, macht für E-MTBs allerdings keinen Sinn – und das ist bei vielen Medien und auch Herstellern leider noch nicht angekommen. Zu gering ist bei den Bikes der prozentuale Gewichtsunterschied, zu groß sind die persönlichen Bedürfnisse eines jeden Fahrers. Die Parameter, die für traditionelle Mountainbikes gelten, verschieben sich bei E-Mountainbikes gewaltig: So spielt beispielsweise das Thema Effizienz aufgrund der kraftvollen Antriebe nur eine untergeordnete Rolle und muss ohnehin völlig neu definiert werden.
[emaillocker id=”8900″]Was zählt, ist die Ausstattung
Dieser Vergleichstest zeigt deutlich: Ein paar Gramm mehr Gewicht können das Fahrverhalten eines Rads durchaus positiv beeinflussen, solange sie an den richtigen Stellen investiert werden. Besonders wichtig: Reifen, Bremsen, Fahrwerk. Bereits vor über einem Jahr haben wir darauf bei unserem ersten Vergleichstest hingewiesen. Umso erfreulicher ist es, dass immer mehr Hersteller das ebenfalls erkannt haben und die Ausstattung ihrer Räder dahingehend optimieren. Dennoch konnten auch diesmal einige Bikes ihr volles Potenzial aufgrund ungeeigneter Anbauteile noch nicht ausschöpfen. Es besteht weiterhin noch Optimierungsbedarf!
Die Bedeutung der Integration
War es bis vor einiger Zeit noch so, dass Räder häufig über ihren Antrieb definiert wurden, wird sich das in Zukunft ändern. Sätze wie „Ich hätte gern ein Bosch-E-Bike“ gehören daher sicher bald der Vergangenheit an. Viel wichtiger als der Name des Motorherstellers wird das Gesamtkonzept des Bikes sein. Hierbei rückt das Thema Integration immer mehr in den Fokus. Wie kann es beispielsweise sein, dass an einem über 5.000 € teuren Rad nach wie vor ein „1-Euro-Artikel“ dazu führen kann, dass die gesamte Motorunterstützung versagt? Die Rede ist vom Speichenmagnet. Specialized zeigt hier mit dem Turbo Levo einige spannende und wegweisende Neuerungen. Die Amerikaner integrieren den Geschwindigkeitssensor kurzerhand an die Scheibenbremsaufnahme und verzichten obendrein komplett auf ein exponiertes Display. Leider war das von uns getestete Rad jedoch noch im Prototypenstatus und konnte daher ebenso wie das brandneue ROTWILD R.X+ nicht in den Vergleich integriert werden. Beide Bikes verfügten zum Testzeitpunkt noch nicht über die finalen Spezifikationen und zeigten Schwachstellen, die bis zur Serienversion behoben werden sollten. Einen Fahrbericht der Räder wollten wir euch dennoch nicht vorenthalten, ihr findet ihn auf den nächsten Seiten.
Plus-Reifen – der Gamechanger für 2016
Drei der sieben Räder in diesem Test besitzen sie bereits: Plus-Reifen. Das sind Reifen mit einer Breite von 2,8″–3,0″, die in Kombination mit einer breiten Felge (zwischen 35–50 mm Felgen-Innenbreite) für ein massives Plus an Traktion, Grip und Fahrsicherheit sorgen sollen. Plus-Reifen gelten als Traktions-, Komfort- und Sicherheitswunder und sollen die Vorteile eines Fatbikes (Reifenbreiten von um die 4″) mit der Agilität traditioneller Reifen kombinieren – klar ist, dass auf dem aktuellen Entwicklungsstand noch große Kompromisse gemacht werden. Entscheidend für die perfekte Performance ist bei Plus-Reifen der korrekte Luftdruck. Bereits Abweichungen von 0,2 bar können zu einem völlig veränderten Fahrgefühl führen. Bei zu viel Luft fährt sich der Reifen hart, das Profil kann dem Untergrund nicht folgen und die gewünschte Traktion nicht aufbauen. Bei zu geringem Luftdruck walgt der Reifen stark und fährt sich extrem undefiniert und schwammig. Bei unserem Test hat sich ein Druck von 1,1–1,2 bar am Vorderrad und 1,2–1,3 bar am Hinterrad bei einem rund 75 kg schweren Fahrer (ohne Ausrüstung) als optimal herausgestellt.
Der große Test
Insgesamt neun E-Mountainbikes, und zwar die interessantesten und vielversprechendsten Modelle der neuen Saison, stellen sich unserem Vergleichstest, darunter noch zwei Prototypen. Die Südtiroler Alpen, Landau in Rheinland-Pfalz und unsere schönen Stuttgarter Hometrails – für diesen Vergleichstest haben wir keine Kosten und Mühen gescheut, unzählige Testkilometer in unterschiedlichstem Terrain absolviert und mit Entwicklern, Designern, Racern und genauso mit E-Mountainbike-Neulingen und weniger versierten Fahrern gesprochen.
Bei der Bestimmung der Testkriterien für diesen Vergleichstest habt ihr mitgeholfen – oder zumindest ein Teil von euch: 1.515 Teilnehmer hatten wir in unserer ersten Leserumfrage. Denn entscheidend für die Testparameter ist nicht der Profi-Mountainbiker, sondern die Mehrheit von euch: Knapp 80 % fahren hauptsächlich auf flowigen Singletrails und Waldwegen. Entsprechend haben wir die Bikes nicht nur in schroffem, alpinem Gelände, sondern auch auf unseren flowigen Hometrails getestet.
Alle Bikes im Test:
Trotz relativ identischem Federweg hätte das Fahrverhalten der Bikes in diesem Vergleichstest nicht unterschiedlicher sein können. Haibike und LAPIERRE setzen auf kompakte Rahmen und machen damit vor allem Fahrer glücklich, die viel Wert auf Komfort und Agilität legen. Das Bergamont E-Line Trailster C8.0 fühlt sich auf eher gemäßigten Wegen und bei langen Touren am wohlsten, bei härterer Gangart wird es durch seine günstige Ausstattung gebremst. Apropos limitiert: das wird auch das KTM MACINA eGnition, und zwar von der schwammigen Front. Wie es richtig geht, zeigen FLYER mit dem Uproc6 und CUBE mit dem Stereo Hybrid 140 HPA SL. Beide begeistern mit ihrer stimmigen Geometrie und der durchdachten Ausstattung in jedem Terrain. Und beide vermitteln viel Sicherheit und zaubern dem Fahrer dank ihrer verspielten Fahreigenschaften innerhalb kürzester Zeit ein dickes Grinsen aufs Gesicht. Durch den deutlich günstigeren Preis sichert sich das CUBE in diesem Vergleich den begehrten E-MOUNTAINBIKE-Kauftipp! Für den gleichen Preis, nämlich für exakt 5.499 €, erhält man bei SCOTT das E-Genius 710 Plus und kauft damit ein neues Level an Grip und Fahrsicherheit. Seine fetten Reifen umschließen Unebenheiten und machen aus wurzeligen Waldwegen wahre Flowtrails. Von diesem völlig neuen Fahrgefühl, in Kombination mit massiver Laufruhe und Sicherheit, profitiert wirklich jeder Biker – egal ob Profi oder Amateur. Dafür und für den auch sonst tadellosen Gesamteindruck gibt es von uns das Siegel: E-MOUNTAINBIKE Magazine-Testsieger.
Tops & Flops
Flops:
Tops:
Alle Bikes im Test: Bergamont E-Line Trailster C 8.0 | CUBE Stereo Hybrid 140 SL | FLYER Uproc6 8.90 | Haibike SDURO AllMtn Pro | LAPIERRE Overvolt FS 900 | ROTWILD R.X+ FS 27,5″ EVO | SCOTT E-Genius 710 Plus | Specialized Turbo Levo FSR Expert 6Fattie | KTM Macina eGnition 11 CX5
Update November 2016: Dieser Artikel ist aus 2015, inzwischen haben wir einen aktuelleren Vergleichstest: Die spannensten E-Mountainbikes 2017 im Test
Text: Christoph Bayer Bilder: Christoph Bayer, Noah Haxel
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