Die französischen Ski-Experten von Rossignol dringen nun auch in die Bike-Welt vor. Mit einem sportlichen E-Mountainbike und 2 analogen Bikes – einem potenten Enduro und einem Trail-Bike – richtet sich das Portfolio an aktive Mountainbiker. Wir haben das Mandate Shift XT 2022 E-Mountainbike mit Shimano EP8-Motor getestet.

Rossignol Mandate Shift XT | Shimano EP8/630 Wh | 150/140 mm (v/h)
24,16 kg in Größe L | 6.399 € | Hersteller-Website

Wer Rossignol in die Suchleiste unserer E-Mountainbike-Website eingibt, wird nichts finden, außer diesem Beitrag. Die französischen Wintersportexperten mischen nämlich erst seit 2018 in der E-Bike-Szene mit und konnten auf dem hart umkämpften Markt bisher noch nicht richtig Fuß fassen. Doch das soll sich mit dem E-Mountainbike Mandate Shift XT 2022 ändern. Es setzt auf einen schlichten Aluminiumrahmen mit dem bewährten EP8-Motor und 630-Wh-Akku von Shimano. Wie sich das Bike auf dem Trail schlägt, haben wir im Test herausgefunden. Gleichzeitig hat Rossignol zwei analoge Bikes vorgestellt, wovon eines schon eine Saison in der Rennserie EWS mitmischt. Wie sich das analoge Rossignol Heretic fährt, erfahrt ihr in unserem Schwestermagazin ENDURO.

Das neue Rossignol Mandate Shift XT 2022 im Detail

Rossignol setzt bei der Mandate Shift-Plattform auf einen Alu-Rahmen mit 29″-Laufrädern und 140 mm Federweg am Heck gepaart mit 150 mm an der Front. Unterstützt wird man auf dem Rossignol Mandate Shift XT 2022 von einem Shimano EP8-Motor mit 85 Nm Drehmoment, der vom standardmäßig eingesetzten 630-Wh-Akku von Shimano gespeist wird. Das SC-EM800-Display ist gut geschützt am Lenker rechts neben dem Vorbau befestigt und verfügt auf dem Farbdisplay über alle nötigen Anzeigeparameter. Während der Motor schön im Rahmen integriert ist, ist der Akku durch eine große Klappe am Unterrohr entnehmbar. Die Klappe sitzt recht locker am Unterrohr und wird nur durch einen Bajonett-Verschluss befestigt. Durch den Spalt an der Abdeckung kann so Wasser und Schmutz eindringen und sie klappert während der Fahrt hörbar. Bei den Kabeln ist die Integration hingegen besser gelungen: Das Kabel der Remote führt direkt in den Lenker und das des Displays folgt den restlichen Zügen ins Oberrohr. Von dort laufen alle Leitungen clean in den Hauptrahmen, sind aber unzureichend geklemmt, was für ein Klappern bei der Fahrt sorgt. Am Hinterbau sind die Leitungen lediglich von außen mit Kabelbindern befestigt, was dem Bike eine unruhige Optik verleiht.

Die Wahl des Motors fiel mit dem Shimano EP8-Motor auf das kraftvolle Aggregat aus Fernost.
Die Ladebuchse ist am Unterrohr denkbar ungünstig positioniert und sammelt ab der ersten Abfahrt ordentlich Schmutz.

Die Ausstattung des neuen Rossignol Mandate Shift XT 2022

Das Rossignol Mandate Shift XT 2022 ist das Top-Modell der Rossignol E-Bike-Palette und kommt für 6.399 € mit sehr solider Ausstattung. Die Federelemente sind von RockShox: An der Front bietet die dicke ZEB Federgabel eine breite Einstellbarkeit in High- und Low- Speed-Kompression sowie Rebound. Der Super Deluxe Select + Dämpfer verzichtet hingegen auf die Kompressionseinstellung und hat stattdessen einen Lockout-Hebel. Bei geöffneten Dämpfer soll das Bike feinfühlig auf den Untergrund ansprechen, während das Verschließen am Hebel ein effizientes Pedalieren ohne große Wippbewegung ermöglichen soll. In Summe lassen sich die Federelemente dank der RockShox-typischen visuellen Skala auf den Standrohren leicht einstellen.

Rossignol Mandate Shift XT

6.399 €

Ausstattung

Motor Shimano EP 8 85 Nm
Akku Shimano 630 Wh
Display Shimano SC-EM800
Federgabel RockShox ZEB Ultimate E-MTB 150 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Select + 140 mm
Sattelstütze KS Lev Integra 150 mm
Bremsen Shimano M8120 200/200 mm
Schaltung Shimano XT/SLX 1x12
Vorbau Rossignol 35 mm
Lenker Rossignol 800 mm
Laufradsatz e*thirteen LG 1+ 29"
Reifen MAXXIS MINION DHF/DHR 2,4"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 24,16 kg
Zul. Gesamtgewicht 136 kg
Anhänger-Freigabe Ja
Ständeraufnahme Nein

Bremsen und Antrieb kommen, wie der Modellname des Bikes bereits verrät, aus Shimanos XT-Baugruppe – außer an der Kassette, hier wird auf ein etwas günstigeres SLX-Teil zurückgegriffen. Die XT-Bremsen wirken auf standfeste 203 mm ICE-TECH-Bremsscheiben ein – top! Als Reifen kommen die grob profilierten MAXXIS Minion DHF an der Front und Minion DHR II am Heck zum Einsatz.

Gut gedacht, aber schlecht ausgeführt: Die Kabelführung sorgt für eine cleane Optik, klemmt die Züge aber nicht ausreichend, was zum Klappern führt.
Hier endet die unauffällige Zugverlegung – Leitungen sind frei zugänglich und mit Kabelbindern am Rahmen befestigt.
Kann das Klappern nicht verhindern: Der passende Kettenstrebenschutz aus Gummi dämpft zwar die Geräusche der schlagenden Kette, Akku-Cover und Leitungen klappern dennoch nervig während der Fahrt.
Das XT-Schaltwerk verrichtet unauffällig, aber zuverlässig seine Arbeit, …
… zusammen mit den XT-Bremsen bietet Shimano eine gute Einheit zur Beschleunigung und Verzögerung.

Weitere Ausstattungsvarianten und Verfügbarkeit des neuen Rossignol Mandate Shift

Wer ein etwas günstigeres Modell sucht, wird bei Rossignol auf zwei weitere Mandate Shift-Varianten stoßen: das Mandate Shift DEORE 12 und DEORE 11. Wie der Name auch hier verrät, sind sie mit der DEORE 12-fach- bzw. 11-fach-Schaltung ausgestattet. Das Rossignol Mandate Shift DEORE 12 kommt für 5.399 € immer noch sehr sinnvoll ausgestattet mit dem gleichen Dämpfer wie das Top-Modell und einer ZEB-Select-Federgabel mit etwas einfacherer Charger RC-Dämpferkartusche mit weniger Einstellmöglichkeiten. Die Shimano DEORE-Bremsen bieten eine gute Bremspower und verzichten dabei auf die Rändelschraube, um die Hebelweite einzustellen. Beim günstigsten Modell für 4.399 € muss auf deutlich mehr verzichtet werden: Statt dem Shimano EP8-Motor kommt hier ein Shimano STEPS E7000 mit kleinerem 504-Wh-Akku zum Einsatz. Der kleine Bruder des Shimano EP8-Motors hat mit einem maximalen Drehmoment von 60 Nm zwar deutlich weniger Wumms, verbraucht aber auch weniger Strom und soll dadurch sparsamer mit der geringeren Akku-Kapazität haushalten. Rossignol wird ab 01. März 2022 als Direktversender agieren und liefert die Bikes gut verpackt mit sinnvollem Begleitmaterial aus. Darunter befinden sich Dämpferpumpe, Drehmomentschlüssel und Tubeless-Umbau-Kit, um sich so sein neues Bike schnell und problemlos aufbauen zu können. Außerdem wollen die Franzosen ein ausgedehntes Test-Bike-Netz in ganz Europa über entsprechende Bike-Verleih-Partner etablieren. So kann jeder, der möchte, einfach ein Bike seiner Wahl Probe fahren.

Die Geometrie des neuen Rossignol Mandate Shift 2022

Der Rahmen des Rossignol Mandate Shift 2022 ist in Sachen Geometrie-Auslegung ausgewogen und stößt nicht in neue Extreme vor. Positiv fällt die geringe Tretlagerabsenkung von 25 mm in Verbindung mit den 165 mm kurzen Kurbeln in Rahmengröße L auf, was für ordentlich Bodenfreiheit sorgt.

Größe S M L XL
Sattelrohr 375 mm 425 mm 445 mm 485 mm
Oberrohr 582 mm 611 mm 636 mm 660 mm
Steuerrohr 105 mm 110 mm 120 mm 135 mm
Lenkwinkel 65° 65° 65° 65°
Sitzwinkel 78° 78° 78° 78°
Kettenstrebe 450 mm 450 mm 450 mm 450 mm
Tretlagerabsenkung 25 mm 25 mm 25 mm 25 mm
Radstand 1214 mm 1228 mm 1255 mm 1281 mm
Reach 439 mm 455 mm 475 mm 493 mm
Stack 613 mm 617 mm 626 mm 640 mm
Helm Sweet Protection Trailblazer | Brille Alpina Bonfire | Hippack Dakine Hot Laps 2l | Shirt Rapha Trail Long Sleeve Technical | Hose Rapha Trail Shorts | Knieschoner Troy Lee Designs Stage | Schuhe ION Scrub Amp | Socken Stance | Handschuhe Bluegrass Union

Das neue Rossignol Mandate Shift XT 2022 auf dem Trail – Schnee carven oder Trails surfen

Das E-Bike von Rossignol bietet einen hohen Tourenkomfort, man sitzt satt im Sattel und es lastet wenig Gewicht auf den Händen. Bergauf zeigt das Bike sehr gute Klettereigenschaften und man kann auch steile, technische Anstiege gut meistern. Positiv wirkt darauf auch die hohe Bodenfreiheit des Bikes ein. Kommt es zur Abfahrt, wird es laut auf dem Rossignol: Das nicht besonders stramm sitzende Batterie-Cover sowie die schlecht geklemmte Kabelverlegung fordern ihren Tribut und klappern munter. Lässt man sich davon nicht beirren, stellt man fest, wie satt das Rad auf dem Trail liegt. Es erfordert lediglich in offenen Kurven etwas mehr Druck auf dem Vorderrad, damit man nicht so schnell an die Gripgrenze des Reifens stößt. Geht es steil bergab, fällt die schwere Front des Bikes auf. Sie lässt sich nur schwer über Hindernisse oder langsam gefahrene Drops hinwegziehen, was sicher auch auf die 450 mm langen Kettenstreben zurückzuführen ist. Zudem wird das Vorderrad auf schnell gefahrenen, sehr groben Trails durch die steife Front unruhig und verlangt eine gute Linienwahl und schnelle Gegenreaktionen des Piloten.

Unser Fazit zum Rossignol Mandate Shift XT 2022

Das Debüt des französischen Skiherstellers im Mountainbike-Sektor ist auf breiter Front gelungen. Das E-Bike fährt sich besonders auf Touren und im gemäßigten Trail-Einsatz sehr gut und stellt bergauf seine soliden Kletterqualitäten unter Beweis. Der Vollgas-Pilot wird das Mandate Shift auf sehr rauen Trails hingegen schnell ans Limit bringen. Dennoch stellt das Bike einen guten Kompromiss aus Preis und sinnvoller Ausstattung dar und ist auf jeden Fall einen Blick wert.

Muskeln vs. Motorpower – Rossignol bietet zwei analoge Modelle und ein E-Bike an.

Für mehr Informationen, besucht rossignol.com, den Testbericht des analogen Rossignol Heretic findet ihr in unserem Schwestermagazin hier.


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!

Words: Julian Schwede Photos: Mike Hunger