Die österreichische Marke Woom präsentiert mit dem Woom UP 6 ihr erstes Kids-Bike mit Elektroantrieb. Wie sinnvoll ist ein Motor an einem Kinderfahrrad? Kann das Woom UP auch auf dem Trail überzeugen und für zufriedene Stunden abseits von Spielekonsole und Bildschirm sorgen? Alle Infos und einen ersten Test findet ihr hier!

Woom UP 6 | 16,5 kg | 2.999 € | Hersteller-Website

Woom hat den Sprung gewagt und auf der EUROBIKE 2019 zum ersten Mal ein motorisiertes Kids-E-Mountainbike (zum Artikel) präsentiert. Der neueste Sprössling hört auf den kurzen Namen UP und soll eben genau beim Uphill und auf Touren den Fahrspaß der Kleinen erhöhen. Wenn gemeinsame Familienausflüge bisher auf kurze Runden mit wenigen Höhenmetern limitiert waren oder ein Anhänger als Backup mitgezogen werden musste, um die schlappen Zwerge einzusammeln, dann vorab die gute Nachricht: Mit dem Woom UP 6 gehört das der Vergangenheit an! Längere Touren und gerade auch viele vertikale Meter sind nun realisierbar. Denn seien wir mal ehrlich: Mit einem weiteren Ausflug den öden Fluss-Radweg entlang können wir niemanden mehr aus dem Haus locken. Es sind vor allem die nun möglichen Tiefenmeter, die dem Nachwuchs (und selbstverständlich auch uns) ein Grinsen aufs Gesicht zaubern und die Leidenschaft fürs Zweirad wecken.

Wald und Action statt geteertem Radweg und Eintönigkeit: Da leuchten nicht nur die Sonnenstrahlen, sondern auch die Kinderaugen!
Testfahrer Freddy: 13 Jahre alt, 158 cm groß

Das Woom UP 6 im Detail

Das Team von Woom hat bei der Entwicklung des UP 6 sein komplettes Kinderbike-Know-how einfließen lassen, um ein leichtes und sportliches Alu-Bike mit einfachem Handling auf die 26” großen Räder zu stellen. Der leichte FAZUA-Motor wurde bewusst für das UP gewählt, denn bei einem Kids-Bike ist nicht eine möglichst hohe Power entscheidend. Stattdessen stehen ein geringes Gewicht und ein sanfter Antrieb im Fokus. Wer möchte schon die jungen Teenies in zwei Sekunden von null auf 25 km/h beschleunigen und um die nächste Kurve fliegen sehen?

Am UP 6 kann man sowohl Akku als auch Motor entnehmen. Dadurch wird das Bike um 3,3 kg leichter. Das separat erhältliche Akku-Cover wiegt rund 500 g und macht aus dem Unterrohr ein kleines Stauraumwunder.

Optisch sehr schön abgestimmt, präsentiert sich das UP im zweifarbigen Gewand. Die silberne Lackierung des Hinterbaus wird auch bei Kurbel, Gabel und Lenker weitergeführt; das Resultat ist ein sehr gelungenes Finish, das nicht nur bei den Kids Anklang findet. Der 250 Wh starke Akku ist unauffällig ins Unterrohr integriert und verleiht dem Bike mit den intern verlegten Kabeln einen sauberen und aufgeräumten Look.

Nice and clean. Die Kabel sind klapperfrei im Rahmen verlegt und gehen in einem schönen Bogen vom Lenker ab.

Woom UP 6: Ausstattung

Sowohl das Woom UP 6 als auch das kleinere UP 5 werden mit der SRAM NX 11-fach-Schaltgruppe ausgeliefert. Neben der 150-mm-Kurbel (130 mm beim UP 5) für kurze Beine sind auch die Bremshebel und die Silikon-Griffe kindgerecht dimensioniert. Das Konzept geht beim UP 5 (für Kids von 128 bis 145 cm) voll auf. Die meisten Kids, die das UP 6 (140 bis 164 cm Körpergröße) fahren können, wären jedoch vermutlich mit Standard-Komponenten besser bedient und könnten sich von der Rahmengröße her auch schon im Erwachsenenbereich bei XS- oder S-Bikes umschauen.

SRAM NX 11-fach mit 11–42T hinten …
… und 28T vorne. Warum nicht gleich eine 12-fach-Schaltgruppe für müde Kinderbeine?
Auch die kürzesten Finger erreichen den kindgerechten Bremshebel, der breite 680-mm-Lenker gibt den Knirpsen viel Kontrolle

Federgabel RST 90 mm (UP 5: 80 mm)
Motor/Akku FAZUA Evation 250 Wh
Schaltung SRAM NX 1 x 11, 28T
Kassette SRAM NX 11–42T
Bremsen Promax, hydraulisch 160/140 mm
Sattelstütze Alu 27,2 mm, hydraulische Sattelstütze mit externer Leitungslegung nachrüstbar
Vorbau Alu 50 mm
Lenker Alu 680 mm (UP 5: 600 mm)
Laufradsatz Woom DISCO TEC Doppelkammer-Felgen aus Alu (100 x 15 / 135 x 12 mm)
Reifen Schwalbe Rocket Ron 26″ x 2,35″ (UP 5: 24″ x 2,35″)
Gewicht 16,5 kg (UP 5 laut Hersteller: 15,3 kg)
Gewichtsbegrenzung 80 kg (Fahrer und Gepäck)
Preis 2.999 € (UP 5: 2.890 €)
Verfügbarkeit Mitte 2020 über Onlineshop und Händler

Größe UP 5 UP 6
Oberrohr 531 mm 572 mm
Lenkwinkel 66° 68°
Sitzwinkel 67° 70°
Radstand 992 mm 1.055 mm
Reach 313 mm 364 mm
Stack 556 mm 605 mm
Cockpithöhe 890 mm 950 mm
min. Sattelhöhe 715 mm 785 mm
max. Sattelhöhe 850 mm 950 mm

Der Preis von 2.999 € scheint für ein E-Hardtail mit Basisausstattung auf den ersten Blick hoch angesetzt, für 100 € weniger gibt es z. B. schon das vollgefederte Ben-E-Bike (zum Artikel). Stellt man die Summe aber den unzähligen Stunden Spaß mit der Familie und Action im Wald gegenüber, klingt sie schon gleich weniger hoch! Ihr müsst auch im Hinterkopf haben, dass der Markt und auch die produzierten Stückzahlen an Kids-E-Bikes aktuell noch sehr überschaubar sind. Dort wird in den nächsten Jahren definitiv viel passieren!

Der mitgelieferte Akku bietet mit 250 Wh Kapazität ungefähr die Hälfte eines E-Bikes für Erwachsene, die Reichweite ist stark von Fahrergewicht, Terrain und Unterstützung abhängig. In den meisten Fällen ist aber nicht die Akkukapazität der begrenzende Faktor bei der Tourenplanung, sondern die Lust der Kleinen. Normale Halbtagestouren, wie man sie mit Kids in dem Alter fahren kann, sind überhaupt kein Problem.

Massig Reifenfreiheit auch für 2,35” breite Pellen

Das Woom UP 6 im ersten Test

Sattelhöhe eingestellt, Motor an und ab geht’s! Der FAZUA Evation-Motor schiebt das Bike sehr gleichmäßig nach vorne. Für Kiddies, die das erste Mal auf einem E-Bike sitzen, ein Wahnsinnsgefühl! Endlich mit den Großen mithalten und nicht mehr hechelnd hinterher hängen. Die Kombination aus der SRAM NX 11–42T-Kassette hinten und dem 28T-Kettenblatt vorne ist für die meisten Situationen ausreichend. In sehr steilen Uphills ist die Bandbreite jedoch zu gering, um mit dem 250 W starken FAZUA-Motor entspannt zu klettern – auch wenn ihn das FAZUA-Update (zum Artikel) auf die neue Firmware-Version 2.0 deutlich kraftvoller laufen lässt. Eine 12-fach-Schaltgruppe wäre für lange und steile Rampen aber eine super Alternative gewesen.

Mit dem FAZUA-Update auf die Firmware-Version 2.0 läuft der Motor kraftvoller und kann auch mit „größeren“ E-Mountainbikes der Bosch-Liga mithalten

Geht es von der Waldautobahn auf einen flowigen Singletrail, fühlt sich das UP sehr präzise an und lässt sich gut kontrollieren. Für kleine Runden oder das komplette Auspowern der Kids können Akku und Motor entnommen werden. Das Bike gewinnt dadurch an Leichtfüßigkeit und Agilität und fährt sich ziemlich genau wie ein nicht motorisiertes Hardtail. Die RST-Federgabel kann man gut auch auf sehr leichte Fahrer abstimmen; sie bietet eine tolle Performance auf Trails ohne größere Schläge. Ihr werdet überrascht sein, wie schnell die Kids werden! Für eine zuverlässige Entschleunigung sorgt die Promax-Bremsanlage, hier gab es während der Testdauer keinerlei Probleme.

Auf flowigen Singletrails fühlt sich das Woom UP 6 zu Hause und zaubert dem Nachwuchs ein fettes Grinsen ins Gesicht!
Die Schwalbe Rocket Ron-Reifen rollen ordentlich, sind mit ihrem Grip aber im Gelände etwas geizig

Gelegentlich kann es im Wiegetritt dazu kommen, dass das linke Knie das Touchpad der FAZUA-Steuerung am Oberrohr berührt und dadurch versehentlich die Motorunterstützung verstellt wird. Hier schafft die FAZUA-Toolbox Abhilfe, die es auf der FAZUA-Website kostenlos zum Download gibt. Dort könnt ihr die Remote-Berührungsempfindlichkeit runterregeln, damit eure Kids die Unterstützung nicht schon bei einem leichten Kontakt verstellen. Ein weiterer Nachteil der Remote-Lage ist das schwierige Umschalten auf dem Trail. Es muss dafür immer eine Hand vom Lenker genommen werden, was automatisch zu weniger Kontrolle über das Bike führt.

Die Touchscreen-Remote ist zwar optisch schick ins Oberrohr integriert, man kann aber beim Fahren aus Versehen an sie drankommen. Außerdem muss man immer eine Hand vom Lenker nehmen, um sie zu bedienen.

Wird der Trail ruppiger und gesellen sich größere Steine und Wurzeln dazu, kommt das Woom UP schnell ans Limit – 90 mm Federweg vorne und 0 mm Federweg hinten stehen natürlich nicht für absolute Downhill-Performance … Das UP 6 ist für den Einstieg, Touren und Uphill ein tolles Bike. Sobald die Kids aber ordentlich heizen wollen, macht ein leichtes Fully wie das Ben-E-Bike (zum Artikel) deutlich mehr Spaß! Kleinere Sprünge mit Landungen sind jedoch absolut im Bereich des Möglichen, auch auf Pumptracks kommt mit dem Bike richtig Freude auf. Dort fühlt es sich fast so an wie ein Dirtjump-Bike!

Kleinere gebaute Sprünge mit Landungen machen mit dem Woom UP 6 sichtlich Laune

Unser Fazit zum Woom UP 6

Mit dem neuen UP 6 ist Woom ein toller erster Entwurf eines E-Mountainbikes für den Nachwuchs gelungen. Das Bike überzeugt vor allem auf technisch einfachen Singletrails und gibt euch als Familie die Chance, gemeinsam größere Ausflüge zu starten. Die Komponenten sind größtenteils kindgerecht gewählt, einzig beim Antrieb hätten wir uns 12 statt 11 Gängen gewünscht. Der FAZUA-Motor ist für die Ansprüche und das Gewicht der kleinen Fahrer perfekt, müde Beine und frustrierte Kids gehören mit dem Woom UP 6 der Vergangenheit an!

Mehr Informationen zum UP 6 findet ihr zum Verkaufsstart am 03.Juni 2020 unter woombikes.com


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Words: Photos: Robin Schmitt