Ausgabe #035 Test

LIMOTEC E1P Sattelstütze im Test – die erste speziell für E-Bikes designte Dropperpost

Ihr habt euch schon immer gefragt, warum ein externer Akku eure Sattelstütze mit Strom versorgt und warum das nicht der große Akku erledigt, den ihr sowieso dabei habt? So ging’s auch dem Entwicklungsteam von LIMOTEC. Herausgekommen ist dabei die E1P, die erste Dropper speziell für E-Bikes. Aber kann sie auch mit den anderen elektrischen Droppern mithalten?

LIMOTEC E1P | Gewicht: 722 g (bei 170 mm) |Hub: 125/150/170/200 mm Einstecktiefe: 535 mm (bei 170 mm Hub) | Preis: nur für Erstausrüster Hersteller Website

In unserem Testformat „The Lab“ durchlaufen die Produkte für gewöhnlich einen rigorosen Dauertest, bei dem wir sie auf Herz und Nieren prüfen. Aber dieses Mal wollen wir euch ein spannendes Produkt vorstellen, das bereits als Prototyp den Weg in unser Office gefunden hat: die LIMOTEC E1P. Sie soll die erste elektrische Vario-Sattelstütze speziell für E-Bikes sein. Der recht überschaubare Markt für elektrische Sattelstützen wird von wenigen Playern dominiert. Da ist natürlich die Rock Shox Reverb Axs. Magura hat vor kurzem ihre neue Vyron MDS-V3 vorgestellt, und dann gibt es noch eine Handvoll Exoten wie zum Beispiel die Switch WRLS. Elektrische Sattelstützen stehen sowohl bei Bike-Herstellern als auch bei Hobbyschraubern hoch im Kurs. Kein Wunder: eine mühselige Zugverlegung durch den sowieso schon überfüllten Rahmen wird damit überflüssig. Außerdem bleibt das Ansprechverhalten der Sattelstütze auf Tastendruck gleich und entwickelt mit der Zeit weder ein Spiel noch einen Leerweg im Hebel. Der nicht vorhandene Seilzug kann nicht mehr schwergängig werden und zu einem Totalausfall der Dropper führen.

Die bisherigen elektrischen Sattelstützen haben eines gemeinsam: Sie ziehen ihren Strom aus kleinen Akkus oder Batterien. Bei Rock Shox ist das der kleine AXS-Akku, bei Magura eine handelsübliche CR2-Batterie. Hier kommt die Besonderheit der LIMOTEC ins Spiel: sie wird über eine simple zweiadrige Leitung mit einer stromführenden Leitung des Motorsystems verbunden. Das ist zwar umständlicher als bei den komplett batteriebetrieben Varianten, aber immer noch deutlich einfacher, als einen mechanischen Zug einmal quer durch Unterrohr und Sattelrohr zu fummeln. An Strom benötigt die LIMOTEC Sattelstütze 12V und 2A – laut LIMOTEC kein Problem bei den meisten E-Bike-Motorsystemen. Zum Ein- und Ausbauen der Sattelstütze reicht es, einen kleinen Stecker ans untere Ende der Sattelstütze zu knipsen. Alle Hobbyelektriker, die nun direkt zum Multimeter greifen möchten, um eine geeignete Stromquelle für das Y-Kabel am eigenen E-Bike zu suchen, müssen wir vertrösten: Die neue LIMOTEC-Sattelstütze wird vorerst nur an Erstausrüster geliefert. Im Laufe des nächsten Jahres soll sie auch auf dem Endkundenmarkt erscheinen. Intern peilt man einen Preispunkt von 400 € an, wodurch die LIMOTEC E1P gegenüber der Magura- und der RockShox-Sattelstütze einen Preisvorteil besitzen würde. LIMOTEC plant außerdem, ein Nachrüstkit mit einer batteriebetriebenen Version für 2025 auf den Markt zu bringen. Ein Problem, das die mit eigener Batterie betriebene Version dann sicher nicht mehr hat, ist, dass die LIMOTEC-Sattelstütze nur bei eingeschaltetem E-Bike funktioniert. Das ist besonders ärgerlich beim Verladen der Bikes in einen niedrigen Abstellplatz, wie z. B. im Campervan unters Bett im Heck: Dafür muss beim jetzigen Prototyp der Motor eingeschaltet sein und man muss kurz warten, bis das System läuft.

Zum Ausbauen der Sattelstütze muss nur der Stecker getrennt werden, der die Sattelstütze mit dem Hauptakku des E-Bikes verbindet.
Unsere Remote ist ein Prototyp und verbraucht wegen des noch fehlenden Standby-Modus über den Testzeitraum mehrere Sätze Batterien.

Die Dropper wird mit einem Hub von 125 mm, 150 mm, 170 mm oder 200 mm ausgeliefert und hat einen Durchmesser von 30,9, 31,6 oder 34,9 mm. Unser Testmodell hat 170 mm Hub und einen Durchmesser von 31,6 mm. Die digitale Waage blieb bei 722 g stehen (ohne die Remote). Eine vergleichbare Reverbe AXS bringt 702 g auf die Wage. Für Leichtbaufetischisten fällt die LIMOTEC dadurch womöglich bereits durchs Raster. Für Freunde eines elektrisch angesteuerten, maximalen Verstellwegs wird sie jedoch wieder interessant, denn die Variante mit 200 mm besitzt mehr Hub als die längste Variante ihrer elektrischen Konkurrenz aus dem Hause Rock Shox und Magura. Was nicht so ganz dazu passen will, ist die Gesamtlänge, die bei unserer Sattelstütze mit 170 mm Hub ganze 535 mm beträgt. Zum Vergleich hat eine mechanische Stütze aus dem Haus One Up mit dem gleichen Hub nur 470 mm Länge und selbst die elektronische Konkurrenz von Rock Shox ist mit 480 mm ein gutes Stück kürzer. Die Gesamtlänge (535 mm bei 170 mm Hub) setzt sich aus der Einstecktiefe und dem nicht im Rahmen versenkbaren Bereich mit Hub, Kragen und Sattelaufnahme zusammen. Dank des wegfallenden Akkus an der Sattelaufnahme hat diese im Vergleich zu mechanischen Stützen eine normale Größe. Beim Kragen sieht es anders aus, denn dort ist der Empfänger untergebracht.

Da die Einstecktiefe bei vielen E-Mountainbikes sehr gering ist, kann das den nutzbaren Hub beschränken. So kann die Stütze unnötig weit aus dem Rahmen ragen. Und selbst wenn sich die Stütze komplett versenken lässt, steht der Sattel wegen des Kragens hoch, was die Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Dank des wegfallen des Akkus ist die Sattelaufnahme eher klein und man muss sich keine Gedanken um die Freiheit des Hinterrades machen.
Anders als bei der Sattelaufnahme fällt der Kragen sehr groß und breit aus. Hier versteckt sich der Empfänger für die Funkverbindung zur Remote und beeinflusst die Bauhöhe der Sattelstütze negativ.

Wir konnten die noch nicht ganz serienreife LIMOTEC Sattelstütze an einem Conway Xyron S mit Bosch Smart System testen. Dazu kommt die Remote im Prototypenstatus, die sich über Funk mit der Sattelstütze verbindet. Das bedeutet, dass ihr um einen Batteriewechsel der Knopfzellen nicht herumkommt. In unserer Prototyp-Remote finden zwei LR44-Zellen Platz. Von diesen verbrauchten wir im Test einen Einkaufswagen voll, weil sich unsere Remote noch nicht selbst in einen Standby-Modus versetzte und die Batterien deshalb am nächsten Morgen immer leer waren. Neben einem haptisch gut ansprechenden Haupttaster besitzt die Remote noch zwei weitere Taster auf der Seite.

Die zwei Tasten auf der Seite deuten eine weitere Innovation an: Die LIMOTEC E1P kommt mit einer Memory-Funktion daher. Ihr könnt nun neben der ganz ausgefahrenen Position eurer Sattelstütze 2 Punkte definieren, an denen sie beim Hochfahren stehen bleibt.Das funktioniert auch bei einer nicht vollständig eingefahrenen Stütze; es reicht aus, dass sie sich unterhalb der abgespeicherten Position befindet. Das kam uns vor allem dann entgegen, wenn nach einem Trail ein technischer Gegenanstieg kam und wir den Sattel in einer mittleren Position nutzen wollten. Aber auch wenn sich mehrere Familienmitglieder ein Rad teilen, kann diese Funktion – wie die Memory-Funktion bei Autositzen – das Leben leichter machen, weil sich der kleinere Mitbenutzer des E-Bikes nicht immer aufs Neue die perfekte Sitzposition suchen muss. Ein Tastendruck genügt!

Stopp – bis hierher und nicht weiter! Das ist kein Fehler sondern die Memory-Funktion der neuen LIMOTEC-Sattelstütze.

Beim ersten Betätigen unserer Remote, fiel der große und gut platzierte Hauptbutton auf. Die zwei Tasten für die Memory-Funktionen sind auf der Innenseite angebracht und darum schwerer zu erreichen. Hier sollte die finale Remote noch überarbeitet werden, damit die Tasten auch im hitzigen Trailgefecht leicht zu erreichen sind. Nachdem wir das Motorsystem eingeschaltet hatten, konnten wir den Sattel bewegen. Hier war der laute Motor, der das Ventil schaltet, besonders auffällig. Es gibt auch kleine Verzögerungen zwischen dem Drücken des Controllers und dem Absenken des Sattels. Diese fallen geringer aus als bei der Magura Vyron, aber ganz an die lückenlose Performance der Rock Shox Reverbe AXS kommt die LIMOTEC leider nicht ran. Das ist besonders markant, wenn die Sattelstütze nur teilweise ausgefahren werden soll. Während bei der Rock Shox mit Übung das Timing in das motorische Gedächtnis des Daumens übergeht, ist das bei der LIMOTEC wegen ihres trägen Ansprechverhalten mehr ein Glücksspiel. Die Ausfahrgeschwindigkeit ist angenehm: schnell, aber nicht so schnell, dass die Stütze mit einem hörbaren Anstoßen oben anschlägt. Somit eignet sich die Stütze vor allem für entspannte Trailbiker, die keine Lust auf das Laden eines zusätzlichen Akkus haben. Für alle, die das letzte bisschen Performance aus ihrem E-Mountainbike holen wollen, gibt es bessere Stützen auf dem Markt, die einen größeren Hub erlauben und ohne Verzögerung im Ansprechverhalten funktionieren. Dank der Memory-Funktion wird die Stütze für alle mit einem SUV E-Bike interessant.

Unser Fazit

Die LIMOTEC-Sattelstütze funktioniert gut und überzeugt mit nützlichen Detaillösungen wie der Stromentnahme aus dem Hauptakku für alle E-Mountainbikefahrer, die keinen zweiten Akku laden wollen. Aber auch im Bereich der E-SUVs kann sie mit ihrer Memory-Funktion punkten. Durch die 200 mm Hub kommen auch sportliche Fahrer auf ihre Kosten, solange sie diese in ihr Rad bekommen.

Tops

  • kein extra Akku
  • aufgeräumtes Cockpit
  • kann unterschiedliche Höhen anfahren

Flops

  • schwierigere Montage als komplette Wireless-Stützen
  • keine Funktion bei ausgeschaltetem Motorsystem
  • lange Gesamtlänge

Mehr infos: limo-tec.com


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Words: Sebastian Dirscherl Photos: Antonia Feder