GIANT ist einer der weltgrößten Fahrradhersteller und hat natürlich auch zahlreiche E-Bikes im Programm. Überraschend ist , dass auf den Motoren größtenteils auch GIANT draufsteht. Yamaha liefert zwar die Motoren, doch setzen die Taiwanesen auf einige Speziallösungen. Was der GIANT SyncDrive Pro 2 kann, erfahrt ihr in unserem E-Bike-Motoren-Vergleich.

Dieser Test ist Teil unseres großen E-Bike-Motoren-Vergleichstest. Einen Überblick über alle 13 von uns getesteten Motorensysteme, spannende Hintergrundinfos und eine Kaufberatung, worauf ihr beim E-MTB-Kauf achten solltet, erhaltet ihr hier!

GIANT SyncDrive Pro2 | 85 Nm | 2,75 kg | Hersteller-Website

GIANT ist wohl so gut wie jedem E-Mountainbiker ein Begriff. Die Taiwanesen gehören nicht nur zu den größten Fahrradherstellern der Welt, sondern verbauen auch im Großteil ihrer E-Bikes einen eigenen Motor. Der GIANT SyncDrive Pro2 wurde 2021 vorgestellt und basiert auf dem Yamaha PW-X3, den wir ebenfalls in unserem großen Motoren-Vergleich für euch getestet haben. Mit Yamaha arbeitet GIANT schon seit vielen Jahren im Bereich der SyncDrive-Motoren zusammen – ähnlich wie man es von Specialized mit Brose bzw. MAHLE kennt. GIANT betreibt hier zwar nicht den gleichen Aufwand wie Specialized, entwickelt aber dennoch eigene Motorabstimmungen und eigene Hardware-Komponenten wie Remote, Akku oder Display. Auch eine eigene App gibt es. Der GIANT SyncDrive Pro2 kommt nur an E-MTBs, E-SUVs und Trekkingbikes aus dem Hause GIANT zum Einsatz, unter anderem auch am GIANT Trance X Advanced E+, das in unserem großen Vergleichstest gegen 29 andere E-Mountainbikes angetreten ist.

GIANT SyncDrive Pro2: Der GIANT E-Bike-Motor im Detail – Alles aus eigener Hand?

Auch wenn sich GIANT auf der Hülle des Motors mit dem eigenen Schriftzug verewigt, kann der SyncDrive Pro2 seine Herkunft nicht leugnen. Die Bauform ähnelt dem Yamaha PW-X3, auf dem er basiert. Ebenso setzt er bis zu 85 Nm Drehmoment frei und besitzt 400% Motorunterstützung im stärksten Modus. Das bedeutet, tretet ihr mit 100 Watt in die Pedale, steuert der Motor 400 Watt bei. In Sachen Gewicht gehört er mit 2,75 kg zu den leichteren Motoren im Testfeld und hält sich mit dem Yamaha PW-X3 und dem Bosch Performance Line CX-Race die Waage.
Bei der Hardware rund um den Motor setzt GIANT auf selbst entwickelte Komponenten und nicht auf Anbauteile von Yamaha – wobei die Japaner hier eh nicht viel zu bieten hätten. GIANT hat verschiedene Akku-Größen im Portfolio: Der kleinste EnergyPak Smart kommt mit 400 Wh im GIANT Light-E-MTB Trance X Advanced E+ Elite; dazu 500, 625, 750 Wh und seit neustem auch der große EnergyPak Smart 800 mit 800 Wh, der durch den Einsatz von neuen 22700er- statt den weit verbreiteten 21700er-Zellen insgesamt 50 Wh mehr Kapazität bietet – bei einem vergleichbaren Formfaktor zum bisherigen Akku. Für lange Etappen ohne Lademöglichkeit kann man den Range Extender GIANT EnergyPak Plus mit einem Flaschenhalteradapter auf dem Unterrohr befestigen. Mit seinen zusätzlichen 250 Wh erhöht er die Gesamt-Akkukapazität auf beachtliche 1.050 Wh.
Überwacht wird der Akkustand über das ins Oberrohr integrierte GIANT RideControl Go-Display. Wie beim Bosch System Controller zeigen die LEDs den Akkustand und den gewählten Fahrmodus an. Gesteuert wird das Motorsystem über die schön integrierte GIANT RideControl Ergo 3-Remote, die sich ohne große Fingerakrobatik mit dem Daumen bedienen lässt und mit einer guten Haptik überzeugt. Diese Kombination aus minimalistischem Display und Remote ist vor allem an sportlichen E-MTBs eine gute Wahl.

Die minimalistische GIANT RideControl Ergo 3-Remote sorgt für eine cleane Optik und lässt sich einfach und intuitiv bedienen.
Das ins Oberrohr integrierte GIANT RideControl Go-Display zeigt die wichtigsten Infos wie Akku-Stand und Fahrstufe über farbige LEDs an.

Wer seinen Wissenshunger mit mehr Informationen stillen will, kann auf das GIANT RideControl Dash 2 in 1, eine Remote mit integriertem Display, oder direkt auf das RideDash Evo-Display zurückgreifen, das z. B. im Zusammenspiel mit der RideControl-App Navigationshinweise anzeigt. Allerdings sind sie nur mit Bikes kompatibel, die über die 2021 eingeführte Smart Gateway-Funkschnittstelle verfügen, wie etwa das GIANT Stormguard. Mit einer separat erhältlichen Halterung auf dem Vorbau oder dem GIANT-eigenen winkelverstellbaren Vorbau mit Display-Halterung sitzt es gut integriert im Cockpit und ist bei Stürzen etwas geschützter als die Displays mit exponierter Halterung wie z. B. von FIT.

Das GIANT RideDash Evo-Display sitzt bei Stürzen etwas geschützter auf dem Vorbau.

Auch in Sachen Connectivity machen die Taiwanesen ihr eigenes Ding und haben ihre eigene App für das GIANT SyncDrive Pro2-Motorsystem entwickelt. Mit der GIANT RideControl kann man die jeweiligen Fahrstufen in einem bestimmten Bereich anpassen, sodass immer ein Unterschied zu den angrenzenden Fahrmodi spürbar bleibt. Leider werden die Auswirkungen auf das Fahrerlebnis nicht erklärt, und Einsteiger bleiben im Ungewissen, ob die vorgenommene Einstellung nun wirklich den richtigen Effekt erzielt. Routen lassen sich bequem über die App planen, für die Navigation dient dann entweder das GIANT RideDash Evo-Display oder das Smartphone als Display. Wechselt man die Fahrmodi, wird jeweils die voraussichtliche Restreichweite angezeigt.

Über die GIANT RideControl-App können die Unterstützungsstufen in einem bestimmten Bereich angepasst werden.
Routen lassen sich in der App planen und auf das GIANT RideDash Evo-Display übertragen, das dann Navigationshinweise anzeigt.

Das GIANT SyncDrive Pro2-Motorsystem im Test – Mit der Tür ins Haus

Im Sattel hat man die Wahl aus den fünf Unterstützungsstufen Eco, Basic, Active, Sport und Power, die jeweils über unterschiedliche Motorcharakteristiken verfügen und den dynamischen Smart Assist-Modus. Im höchsten Modus, dem Power-Modus, zeigt der Motor eine direkte Kraftentfaltung. Damit kommt man auch an steilen Rampen, wenn man mal zum Stehen gekommen ist, wieder vom Fleck. Auch wenn man mit einer niedrigen Trittfrequenz unterwegs ist, stellt der Motor viel Power zur Verfügung. Allerdings muss man sich darauf vorbereiten, einen guten Schub nach vorne zu bekommen, da der Power-Modus in der Standardeinstellung einen stürmischen Charakter besitzt. Aber im Vergleich zum Yamaha PW-X3 kann man die forsche Motorcharakteristik in der GIANT RideControl-App etwas entschärfen, sodass auch weniger erfahrene Fahrer die Kraft des Motors bändigen können. Er ist deutlich kraftvoller als der Shimano EP801 und mit dem Yamaha PW-X3, auf dem er basiert, gleichauf. Mit der direkten Kraftentfaltung des Bosch Performance Race-Motors kann er nicht mithalten.

Der Wechsel in den dynamischen Smart Assist-Modus geht beim GIANT SyncDrive Pro2 im Vergleich zum Yamaha PW-X3 durch die intuitivere Bedienung an der Remote schneller und einfacher von der Hand. Hier wechselt nicht nur der Fahrmodus, sondern auch der Charakter von direkt und reaktionsschnell zu eher zurückhaltend. Die Kraftentfaltung setzt deutlich zögerlicher und später ein als im vergleichbaren eMTB-Modus von Bosch. So hat man hohe Kraftreserven durch den E-Bike-Motor, wenn man stärker in die Pedale tritt. Die Kehrseite: Beim Anfahren im Smart Assist-Modus fehlt es dem Motor in steilen Sektionen etwas an Power, und auch im technischen Uphill haben wir den Power-Modus für mehr Bumms bevorzugt. Bei GIANT sieht man, dass der Motor nur so gut ist wie das Bike, in dem es steckt. In den letzten Generationen hat uns ein ausbalanciertes Fahrverhalten gefehlt, die Front war meist sehr tief, und dadurch ist der Einsatzbereich von Bikes wie dem GIANT Trance X Advanced E+ LTD ziemlich schmal. Der kraftvolle Motor passt jedoch zu den guten Klettereigenschaften des Bikes.

Fazit

Mit dem SyncDrive Pro2 hat GIANT ein Motorsystem im Programm, das viele Dinge besser umsetzt als die Basis Yamaha PW-X3. Der GIANT SyncDrive Pro2 überzeugt mit viel Power, braucht aber eine erfahrene Hand, um die direkte Kraftentfaltung zu bändigen. Die Displays und Remotes überzeugen zwar nicht mit viel Informationsgehalt, dafür aber mit intuitiver Bedienung und schlanker Integration. Auch in Sachen Connectivity macht GIANT vieles besser als die Yamaha-Basis, kann aber mit den besten im Test nicht mithalten.

Tops

  • viel Kraft beim Anfahren durch direkte Kraftentfaltung
  • geschlossenes System, das auf eigene GIANT-Bikes abgestimmt ist

Flops

  • stürmischer Power-Modus überfordert Einsteiger

Für mehr Informationen besucht giant-bicycles.com


Das Testfeld

Einen Überblick über unseren großen E-Bike-Motoren-Vergleichstest erhaltet ihr hier

Alle Motoren im Test: Bosch Performance Line CX | Bosch Performance Line CX Race (zum Test) | Bosch Performance Line SX (zum Test) | Brose Drive S Mag (zum Test) | FAZUA Ride 60 (zum Test) | GIANT SyncDrive Pro2 | Panasonic GX Ultimate (zum Test) | Pinion MGU E1.12 (zum Test) | Shimano EP801 (zum Test) | Specialized SL 1.2 (zum Test) | Specialized 2.2 (zum Test) | TQ HPR 50 (zum Test) | Yamaha PW-X3 (zum Test)


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Words: Mike Hunger Photos: Diverse

Über den Autor

Mike Hunger

Von Slopestyle und Landschaftsfotografie, hin zu Enduro und Actionfotografie. Mike probiert gerne neue Dinge aus und hat eine Vorliebe für Action. Und Handwerk: So zieht es ihn mit seinem Syncro-Van, den er selbst restauriert und umgebaut hat, regelmäßig auf verschiedenste Roadtrips. Natürlich immer mit dabei ist sein Bike und seine Kamera, um die feinsten Trails von Italien bis in die Alpen unter die Stollen zu nehmen und die schönsten Momente festzuhalten. Durch seine Ausbildung als Industriemechaniker, seiner Erfahrung aus dem Radsport und seinen Foto-Skills kann er das Know-How perfekt in den journalistischen Alltag umsetzen und testet jetzt als Redakteur die neuesten Bikes und Parts. Als “Foto-Nerd” hält er außerdem die Tests fotografisch fest und sorgt im Magazin für geiles Bildmaterial.