Die Bikes im direkten Vergleich – was ist der beste E-Downhiller?

Das Einsatzgebiet eines E-Downhillers ist extrem vielfältig, da sich weder Gewicht noch Reichweite noch Uphillfähigkeiten signifikant von E-Mountainbikes mit weniger Federweg unterscheiden. Die zwei verglichenen Modelle haben beide ihre Stärken und Schwächen, die teils leicht zu beheben, teils durch das Konzept bedingt sind. E-Downhiller haben das Potenzial, Lifte in Bikeparks zu ersetzen oder zu ergänzen, indem sie als Reichweiten und Horizont erweiternde Lösung dienen. Letzten Endes ist die Antwort auf die Frage, welches Bike die bessere Wahl ist, sehr stark vom Fahrertyp und Einsatzgebiet abhängig.

Braucht es einen spezifischen Antrieb für E-Downhiller?

Im Vergleich zum Bosch-Motor im Haibike fährt sich der Brose-Antrieb im ROTWILD natürlicher und leiser, außerdem entkoppelt er über 25 km/h komplett. Interessanterweise ist das bei einem E-Downhiller weniger entscheidend: Im Uphill bleibt man easy unter der Marke von 25 km/h, in der Ebene rollt man wie auf einem Chopper gemütlich vor sich hin und auf steilen Downhillstrecken wie in Bad Wildbad beschleunigt man mehr mit der Bremse als mit der Tretkraft. Auffällig ist zudem, dass man mit einem E-Downhiller deutlich mehr in der stärksten Unterstützungsstufe fährt – ein Schiff braucht nunmal etwas mehr Bums, um bewegt zu werden. Hier punktet das Haibike mit mehr Durchzugskraft! Wer steilere Anstiege hinauf möchte, der sollte bei beiden Bikes die serienmäßig verbaute 36-Zahn-Kassette wechseln und auf die 46-Zahn-Variante setzen (Achtung, das Schaltwerk muss dazu auch getauscht werden!). Denn ein solcher Umbau verhindert nicht nur, dass der Motor im untertourigen Bereich abgewürgt wird, sondern sorgt auch dafür, dass man mit einer höheren Trittfrequenz länger im optimalen Effizienzbereich des Motors sein kann und so Akkukapazität spart.

Apropos Akku – während man den 500 Wh starken Bosch-Akku des Haibike XDURO Dwnhll einfach herausnehmen kann, ist beim ROTWILD der 518 Wh starke Akku fest ins Carbonunterrohr integriert. Auch wenn die Integration optisch ein Knaller ist, stellte sich beim Testen in Bad Wildbad bereits zur Mittagszeit eine wichtige Frage: Was bringt das beste Handling, wenn nach vier Abfahrten Schluss ist, wir noch nicht mal mittagessen waren und es noch zu früh fürs Bier ist (11 Uhr!)? Denn so langsam wie das ROTWILD lädt, kann man seinen Downhill-Döner gar nicht essen.

So langsam wie der Akku lädt,…
…kann man seinen Downhill-Döner gar nicht essen

Das Downhill-Fazit

In Sachen Ausstattung, Trail-Handling und Design hat das ROTWILD R.G+ die Nase vorn. Die tiefe Front und die insgesamt aggressivere Geometrie machen den 8.999 € teuren Boliden vor allem für versierte Fahrer interessant, die Wert auf eine optimale Downhill-Performance legen und sich nicht daran stören, nur eine begrenzte Akkukapazität zu besitzen. Die Ausstattung ist sehr durchdacht und zeigt viel Liebe zum Detail. Für alle anderen ist das Bike weniger geeignet, auch weil das recht tiefe Tretlager auf tretlastigen Strecken schnell gefährlich werden kann und man auf seine Pedalstellung achtgeben muss – wer mit voller Wucht mit dem Pedal aufsetzt, riskiert einen fiesen Sturz! Kürzere Kurbeln könnten hier Abhilfe schaffen.

Das Haibike besitzt noch Potenzial in der Ausstattung, mit einigen Verbesserungen würde das Bike noch mal an Abfahrtssicherheit gewinnen. Das höhere Tretlager sowie die Möglichkeit, den Akku schnell auszuwechseln, eignen sich super für Tourenfahrer und Bikepark-Enthusiasten, die mehr als nur eine Akkuladung verballern wollen und nicht riskieren möchten, mit dem Pedal an Steinen oder Wurzeln hängen zu bleiben. Handling und Abfahrtsperformance sind auf weniger verwinkelten und schnellen Kursen tadellos. Das kurze Sitzrohr, in dem man die Sattelstütze nicht komplett versenken kann, limitiert in Kombination mit dem Sattel allerdings die Bewegungsfreiheit.

Welcher E-Downhiller gewinnt also diesen Vergleich? Die Entscheidung fiel uns wirklich schwer, letzten Endes waren wir uns aber einig: keiner! Die Konzepte sind in diesem Fall so unterschiedlich, dass es absolut auf die Vorlieben des Fahrers ankommt – verdammt viel Spaß kann man mit beiden Bikes haben.

Text: Robin Schmitt Fotos: Christoph Bayer Video: Maximillian Eckmann


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