Continental ist neben Schwalbe der zweite deutsche Hersteller in diesem Vergleichstest. Fahrradreifen machen zwar nur noch einen kleinen Geschäftsteil des riesigen Automobilzulieferers aus, trotzdem hat Conti bei Fahrradreifen Tradition: Legendäre Reifen wie der Kaiser und der BlackChili Compound sind fast jedem Biker ein Begriff. Alle Reifen mit BlackChili Compound werden in Deutschland von Hand gefertigt. Leider konnten wir die schwere Downhill-Apex-Karkasse aufgrund der geringen Verfügbarkeit bei den meisten Reifenmodellen nicht ausführlich genug testen.

Hier findest du alles, was du über Reifen wissen musst: Der beste E-Mountainbike-Reifen – … und der Grund, warum es ihn nicht gibt

Karkasse

Bei Continental achtet man aufs Gewicht: ProTection Apex, das Modell für richtig ruppige Trails, ist in diesem Vergleich die leichteste Karkasse mit diesem Einsatzgebiet. Auch die anderen Karkassen gehören in ihrer Kategorie zu den Klassenbesten, wenn es ums Gewicht geht. Ähnlich wie bei WTB benötigen einige Conti-Karkassen aber deutlich mehr Tubeless-Milch als im Regelfall, um die Luft im Reifen zu halten.

ProTection

Die ProTection-Karkasse ist Continentals Reifenkonstruktion für den Allround-Einsatz. Ihr Rückgrat bilden zwei Lagen Karkassengewebe auf der Seitenwand und eine zusätzliche Lage unter der Lauffläche, die durch Überlappung entsteht. Eine weitere Schnittschutzeinlage umspannt den Reifen von Wulst zu Wulst. In Sachen Gewicht und Rollwiderstand ist die ProTection-Karkasse zusammen mit der Kenda ATC ganz vorne mit dabei. Beim Thema Durchschlagschutz findet sie sich aber am anderen Ende des Spektrums wieder. Wer auf ProTection-Reifen unterwegs ist, muss sich wie mit Schwalbes SnakeSkin TLE-Karkasse bei höheren Geschwindigkeiten vor spitzen Steinen in Acht nehmen.

ProTection Apex

Die ProTection Apex ist die zweitstärkste Karkasse von Continental. Entgegen der weit verbreiteten Annahme ist die Apex-Karkasse (ohne ProTection-Zusatz) noch stabiler und wurde von Continental als reine Downhill-Karkasse entworfen. Die ProTection Apex ist hingegen speziell für den härteren Einsatz auf dem Trail konzipiert. Die Karkasse ist aus zwei Lagen Gewebematerial aufgebaut, das sich unter der Lauffläche noch einmal mehr überlappt und eine dritte Gewebeschicht bildet. Wie beim ProTection-Aufbau umspannt ein Schnittschutzgewebe die Karkassenlagen von Wulst zu Wulst. Zur weiteren Verstärkung setzt Conti auf einen Apex, der zwischen den Karkassengewebelagen in der Seitenwand sitzt und die Kurvenstabilität sowie den Durchschlagschutz erhöhen soll. Auf dem Trail hätten wir uns von der ProTection Apex jedoch einen besseren Pannenschutz gewünscht. Durchschläge gehören auch mit der ProTection Apex auf steinigen Trails und ab einem Körpergewicht von 85 kg leider zur Tagesordnung.

Gummimischung

Bei den Gummimischungen lässt Continental dem Kunden keine allzu große Wahl. In den High-End-Reifen kommt der BlackChili Compound zum Einsatz, der je nach Reifen über eine unterschiedliche Zusammensetzung verfügt. Bei einigen günstigeren Modellen des Trail King oder Mountain King wählt Continental die härtere PureGrip-Mischung.

PureGrip

PureGrip: Der Name kann täuschen. Wer bei Continental griffige Mountainbike-Reifen möchte, muss unbedingt zum BlackChili Compound greifen. Bei PureGrip stehen ein geringer Rollwiderstand und lange Haltbarkeit ganz oben auf der Prioritätenliste. Bei feuchten Bedingungen kann der PureGrip daher am Vorderrad nicht ausreichend Grip generieren: weder auf der Bremse noch auf den Seitenstollen. Bei trockenen und warmen Bedingungen kann er aber am Hinterrad vor allem auf langen Touren sinnvoll sein, um bergauf oder auf flachen Trails schneller unterwegs zu sein und den Akku zu schonen.

BlackChili Compound

Mit dem Namen BlackChili beschreibt Continental vielmehr ein Herstellungsverfahren der Gummimischung als einen konkreten, unveränderlichen Compound. Je nach Anforderung an den Reifen unterscheidet sich der BlackChili-Compound in seiner Härte und der Priorisierung nach Grip, Rollwiderstand und Haltbarkeit. Ein kurzes Beispiel: BlackChili kommt auch am Rennrad zum Einsatz, aber in einer total anderen Zusammensetzung und viel härter als beim Downhill-Reifen Der Kaiser. Beim gleichen Reifen in der gleichen Karkasse kommt jedoch immer die gleiche Abstimmung von BlackChili zum Einsatz. Reifenkombinationen mit weicherem Vorder- und härterem Hinterrad sind folglich nicht möglich.

Profile

Bei Continental muss man bei den Profilen aufpassen: Je nach Reifenbreite variiert nicht nur das Volumen des Reifens, teilweise kommen ganz andere Stollenanordnungen zum Einsatz. Bestes Beispiel: Der Baron in 2,6” hat ein komplett anderes Profil als der Baron in 2,4”. Reifen mit speziellem Einsatzzweck am Vorder- oder Hinterrad sucht man bei Continental vergebens. Kombinationen mit griffigem Vorderrad und leicht rollendem Hinterreifen findet man trotzdem.

Der Kaiser 2.4 Projekt

Ihr fahrt gerne im Park? Dann ist der Der Kaiser 2.4 Projekt genau der richtige Continental-Reifen für euch! Die super breiten Seitenstollen sind so gut abgestützt, dass sie das Wort „wegknicken“ schon vor Jahren aus ihrem Wortschatz gestrichen haben. Darüber hinaus rollt der Pneu dank der angewinkelten Mittelstollen auch auf harten Baggerstrecken richtig schnell auf den nächsten Table zu. Im technisch steilen Terrain können die Kanten der Mittelstollen dennoch genug Bremstraktion generieren. Auch wenn man auf der Bremse mal quer auf den Anlieger zufährt, ziehen die Mittelstollen das Hinterrad wieder gerade. Der Übergang von den Mittel- auf die Seitenstollen gestaltet sich ähnlich wie beim MAXXIS Minion DHR II und benötigt eine geübte Hand. In weiche Böden können sich die Seitenstollen dank der ausgeprägten inneren Kante aber auch tief eingraben und selbst auf natürlichen Trails viel Traktion geben.


Der Baron 2.4 Projekt

Der Continental Der Baron 2.4 Projekt ist der Grip-Meister für natürliche Trails. Bei seinem offenen Profil hat Matsch keine Chance, haften zu bleiben! Auf weichen Waldböden fühlt er sich deutlich wohler als auf hartem Untergrund. Hier überzeugen die kompakten Mittelstollen mit direktem Fahrgefühl, allerdings können die Seitenstollen in harten Anliegern und auf Steinplatten nicht mithalten und generieren ein schwammiges Fahrgefühl. Das offene Profil merkt man allerdings auch beim Rollwiderstand. Wer lange Touren fährt, setzt ihn am besten nur am Vorderrad ein. Das Wow-Erlebnis auf der Bremse, wie man es vom Der Kaiser kennt, kann er nicht bieten. Dafür gelingt ihm der Übergang von den Mittel- auf die Seitenstollen spürbar spielerischer.


Der Baron 2.6 Projekt

Mit dem Der Baron 2.6 Projekt erscheint Continental eigentlich schon zu spät zur Party. Als jüngstes Mitglied in der Conti-Familie hat er den großen Hype um Plus-Reifen fast verschlafen. Obwohl er sich mit dem Der Baron 2.4 Projekt den Namen teilt, unterscheidet sich sein Profil grundlegend von seinem schlanken Bruder. Conti hat die Profiltiefe beim Der Baron 2.6 drastisch reduziert und einen weiteren zentralen, aber minimalistischen Mittelstollen hinzugefügt. Auch die Seitenstollen durften nicht am Fleck bleiben und sind nun abwechselnd leicht nach innen und außen versetzt. Dadurch gelingt der Übergang von den Mittel- auf die Seitenstollen etwas einfacher. Gefühlt ist man mit dem Baron allerdings eher auf der gesamten Lauffläche des Reifens als auf einzelnen Stollen unterwegs. Dadurch kann er auf trockenem, hartem Untergrund viel Traktion generieren und ist für einen so breiten Reifen erstaunlich präzise. Abseits planierter Flowtrails kann er aber in Sachen Grip nicht mit seinem Namensvetter mithalten.


Trail King

Der Trail King ist Continentals Allround-Reifen. Beim harten Trail-Einsatz sehen wir ihn aber höchstens am Hinterrad. Das Besondere am Trail King: Die relativ flachen Mittelstollen sind sehr offen angeordnet, während die Seitenstollen deutlich massiver ausgelegt sind und enger beieinanderstehen. Der Trail King baut super rund und lässt sich ähnlich wie der Hans Dampf spielerisch in Kurven legen. Tiefe Schneisen wird er in Off-Camber Sektionen mit den kleineren Stollen aber nie schneiden. Auch auf der Bremse braucht man viel Gefühl, um ihn am Ausbrechen zu hindern. Dafür rollt er auf jeglichem Untergrund hervorragend. Aufpassen: Trotz der großen Abstände zwischen den Stollen auf der Reifenmitte setzt er sich schnell mit nassem Matsch zu und verliert dann schlagartig an Grip.


Mountain King

Den Mountain King hat Continental vor allem für Tourenfahrer entwickelt, an vielen E-Mountainbikes kann er am Hinterrad aber eine noch schneller rollende Alternative zum Trail King sein. Wenn wir Hinterrad sagen, meinen wir das auch: Am Vorderrad hat der Mountain King nichts verloren. Er mag vor allem trockene, harte Böden und kann dort mit seinem direkten Fahrgefühl und hoher Präzision punkten. Die minimalen Seitenstollen sind mit offenen Wiesenkurven und höheren Geschwindigkeiten jedoch überfordert. Wer bei feuchten Bedingungen eher langsam unterwegs ist, wird auf der Bremse aber mehr Traktion bekommen als vom Trail King. Der Mountain King ist ihm in Sachen Selbstreinigung voraus. Pannenschutz und Dämpfung gehören allerdings nicht zu den Stärken des 2,3” schmalen Pneus.

Unsere Empfehlung

Traileinsatz – Allround (v/h): Der Kaiser 2.4 Projekt, BlackChili, ProTection Apex / Der Kaiser 2.4 Projekt, BlackChili, ProTection Apex
Traileinsatz – Grip (v/h): Der Baron 2.4 Projekt, BlackChili, ProTection Apex / Trail King, BlackChili, ProTection Apex
Tour – schnell rollend (v/h): Trail King, BlackChili, ProTection Apex / Trail King, BlackChili, ProTection Apex


Mehr Informationen findet ihr unter continental-reifen.de

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Words: Felix Stix Photos: Valentin Rühl