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BUND Bayern: E-Mountainbikes im alpinen Gelände sollen stark eingeschränkt bzw. verboten werden

In einem Diskussions- und Forderungspapier, spricht sich der BUND Naturschutz dafür aus, für alpines Gelände das freie Befahrungsrecht im alpinen Gelände auf geeigneten Wegen nur „unmotorisierten Fahrrädern“ zuzugestehen.

Bergsport darf kein Motorsport werden

Der BUND Naturschutz in Bayern e.V. forderte in einem Pressetermin am 18.10.2019 die Nutzung von E-Mountainbikes im alpinen Raum stark einzuschränken bzw. sogar ganz zu verbieten und legte hierzu ein Diskussions- und Forderungspapier zu E-Mountainbiking im alpinen Gelände vor:

“E-Bikes sind klimafreundliche Verkehrsmittel, die einen wichtigen Mosaikstein zur Verkehrswende darstellen können. Doch im alpinen Gelände, insbesondere in den touristisch intensiv genutzten bayerischen Alpen, entstehen durch E-Bikes völlig neue Raumnutzungsmuster. Bisher kaum genutzte Ruheräume kommen unter Druck. Es kommt zu zunehmenden Konflikten zwischen Wanderern und E-MTB-Nutzern. Die Wegeerosion nimmt zu.

Der BUND Naturschutz hat ein Diskussionspapier „Das E-Bike in alpinen Räumen“ verfasst. Aus den dort dargelegten Problembereichen leitet sich nach Ansicht des BUND Naturschutz rechtlicher Handlungsbedarf ab.”

Kein Kaiserschmarrn für E-Mountainbiker?

Von der Deutsche Initiative Mountainbike e.V. (DIMB e.V.) liegt uns eine Stellungnahme vor, in der den Argumenten des BUND Naturschutz sachlich entgegnet wird, bzw. Klarstellungen erfolgen:

Stellungnahme der DIMB zur Behauptung des BUND Bayern „Bergsport darf kein Motorsport werden“

“Der BUND Bayern behauptet in seiner Presseeinladung zum 18.10.2019 „Bergsport darf kein Motorsport werden“. Dabei wird auf Pedelecs Bezug genommen, welche rechtlich Fahrrädern gleichgestellt sind. Gegenüber Fahrrädern zeichnen sich Pedelecs lediglich durch eine zusätzliche Trethilfe aus, die bis 25 km/h mit maximal 250 Watt unterstützt. Damit ist eine eindeutige Abgrenzung zu zulassungspflichtigen Kraftfahrzeugen gegeben.

Mit Schreiben des Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit vom 22.08.2012 wurde diese Sichtweise besonders im Zusammenhang mit dem Naturschutzrecht bekräftigt: „Entscheidender Grund für den Ausschluss von „Fahrzeugen mit Motorkraft“ in Art. 28 Abs. 1 Satz 1 BayNatSchG dürften insbesondere die mit solchen Fahrzeugen verbundene Lärm- und Emissionsbelastung, die Nutzungsintensivierung sowie Fragen der Verkehrssicherheit und des Eigentumsschutzes gewesen sein. Pedelecs sind unter diesen Gesichtspunkten unproblematisch; sie sind nahezu geräuschlos, emissionsfrei und durch die Begrenzung der Tretunterstützung bis maximal 25 km/h auch von der Verkehrssicherheit her ähnlich wie klassische Fahrräder zu beurteilen.“

Auch die Bundesplattform Wald – Sport, Erholung, Gesundheit (WaSEG), eine Arbeitsgemeinschaft der deutschen Spitzenverbände aus Forst, Waldbesitz, Jagd, Wandern und Sport, formuliert dies deutlich. Das lesenswerte Empfehlungspapier, das Bundesministerin Julia Klöckner überreicht wurde, steht auf der Webseite der WaSEG zum Abruf bereit unter.

Mit der Formulierung Motorsport stellt der BUND Bayern die rechtliche Gleichstellung von Pedelecs mit Fahrrädern in Frage. Unbeachtet bleibt hierbei jedoch, dass dies gravierende Auswirkungen überall dort hätte, wo mit Pedelecs in der Natur gefahren wird. Betroffen wären unter anderem auch beliebte Flussradwege und Freizeit- und Pendlerrouten, denn auch diese verlaufen über weite Strecken oftmals auf nicht gewidmeten Feld- und Waldwegen.

Soweit der BUND Bayern in seiner Argumentation Naturschutzgründe anführt, sind diese aus zweierlei Sicht nicht haltbar. Zum einen sind Wildtiere an Wege, an die auch Radfahrer gebunden sind und die durch sie genutzt werden, gewöhnt. Nur eine Nutzergruppe von diesen Wegen auszuschließen und ansonsten weiter die gleichen Wege nutzen zu lassen, bringt für den Lebensraum der Wildtiere keine nennenswerten Vorteile. Zum anderen ist auch beim Blick auf das Thema Bodenerosion durch eine Feldstudie der International Mountain Bicycling Association belegt, dass Pedelecs keine höhere Bodenerosion als klassische Fahrräder aufweisen, die wiederum vergleichbar mit der von Fußgängern ist.

Wer sensible Hochlagen beruhigen will, muss über die allgemeine Wegführung, vorhandene Liftanlagen oder das Hüttenwesen nachdenken. Radfahrer mit Pedelecs kommen selten in diese Regionen, da dies sehr gute Kondition und entsprechendes Fahrkönnen voraussetzt sowie die Akkukapazität begrenzt ist. Oft finden sich im hochalpinen Raum auch Tragepassagen, die mit den schweren Pedelecs kaum zu bewältigen sind. Eine Zunahme des Verkehrs mit Pedelecs ist hingegen in den unteren Hanglagen ab dem Talboden zu erwarten. Diese Regionen werden jedoch heute schon durch die Alm- und Forstwirtschaft intensiv genutzt. Weder für Pedelecs noch klassische Mountainbikes besteht in der Fläche die Notwendigkeit neu zu schaffender Infrastruktur. Die vorhandenen Wege können mitgenutzt werden für die zumeist ab der Haus- oder Hoteltür beginnenden Touren. Damit wird der Naturraum vom Kfz-Verkehr entlastet. Das Pedelec ist damit ein wichtiger Baustein zum angestrebten naturverträglichen Ganzjahrestourismus.

Soweit der BUND Bayern soziale Konflikte anführt, liegt er damit im Widerspruch zu den Wander- und Bergsportverbänden. Tourismusverbände, DAV und DIMB sehen nur ein geringes Konfliktpotential und werben für das gemeinsame Miteinander, wie zahlreiche Kampagnen zeigen. Auch der Deutsche Wanderverband sieht Pauschalverbote nicht als zielführend an. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass das Konfliktpotential in der Regel auf wenige Wochenzeiten an beliebten Hotspots beschränkt ist. Pedelecs können hier sogar für eine Entzerrung sorgen, da damit die Hotspots leichter umfahren werden können. Die überwiegende Mehrzahl der Fahrer von Pedelecs sind erfahrene Umsteiger vom normalen MTB, so dass es kaum eine Erhöhung der Nutzerzahlen in der Summe gibt. Für Neueinsteiger empfehlen wir Kurse, damit diese die grundlegenden Fahrtechniken erlernen können.” – Heiko Mittelstädt | DIMB Fachberatung

Unsere Meinung

Das 24-seitige Statement zum Thema E-Mountainbike des BUND Naturschutz Bayern e.V. entbehrt einer objektiv geführten Analyse und ist für eine seriöse Diskussion leider nicht geeignet: Neben viel Polemik und rechtlichen falschen Fakten werden in dem Papier auch viele unzutreffende Aussagen getroffen und als vermeintliche Fakten dargestellt. Es ist offensichtlich, dass das als Diskussionsbeitrag getarnte Statement darauf abzielt mit zum Teil dramatischen Szenarien das E-Mountainbike zu verteufeln, um E-Mountainbiken im alpinen Raum stark einzuschränken bzw. sogar ganz zu verbieten. Für eine erste Stellungnahme zu den Forderungen des BUND durch die DIMB e.V. sind wir sehr dankbar, da sie für eine neutrale und unemotional geführte Diskussionsgrundlage dienen könnte.

Hier findet ihr Statements von Bosch eBike Systems, dem Deutschen Alpenverein e.V. (DAV), dem Mountainbike Tourismusforum Deutschland, sowie dem Industriedesigner Lutz Scheffer, der fast täglich mit seinen Mountainbikes im Alpenraum unterwegs ist.


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Words: Manne Schmitt Photos: E-MOUNTAINBIKE-Team

Über den Autor

Manne Schmitt

Als stolzer Daddy von Robin und Max-Philip ist Manne der Mann der ersten Stunde und die „graue Eminenz“ im Redaktionsteam. Sein erstes Rad-Rennen gewann er im Grundschulalter beim Schulfest. Nach weniger erfolgreichen Versuchen im Fußball fand er über den Ausdauersport (Marathon) im Jahr 1989 seine Passion fürs Biken! Das Thema Racing verfolgt ihn noch immer, niemand im Team kennt die EWS-Profis besser als Manne. Als ehemaliger Chef-Analyst einer Landesbehörde weiß er, wie man richtig recherchiert, und findet exklusive News, die sonst niemand hat. Als Prokurist unterstützt er seine Söhne erfolgreich im Alltag – viva la familia!