Ausgabe #033 Test

YAKIMA JustClick 2 im Test

Drei Fummelarbeiten treiben uns zur Weißglut: Züge durch einen Rahmen verlegen, Batterien am Rauchmelder tauschen und Fahrrad-Heckträger montieren. Für Letzteres will Yakima mit dem JustClick 2 ein technisches Wunderwerk kreiert haben, das die Montage revolutioniert. Wir haben den 599 € teuren Anhängekupplungsträger für euch getestet.

Yakima JustClick 2 | Gewicht: 17,3 kg | Preis 599,00 € | Hersteller-Website

Ist euch das auch schon mal passiert, dass ihr euren leeren Fahrrad-Heckträger durch die Gegend kutschiert habt, weil ihr zu faul wart, ihn von der Anhängerkupplung zu nehmen und im Keller zu verstauen? Yakima sagt solchen Heckträger-Freifahrten zukünftig den Kampf an. Mit dem JustClick hat der Fahrzeuggepäckträger-Experte zwei Modelle im Programm, die sich innerhalb von wenigen Sekunden an- und wieder abbauen lassen, so das Versprechen. Wir machen den Test mit der Stoppuhr.

Der JustClick 2 ist ein robuster Anhängerkupplungsträger für 2 Fahrräder, auf dem größeren JustClick 3 finden drei Fahrräder Platz. Beide Modelle lassen sich mit der optionalen JustClick+1-Biketräger-Erweiterung für 160 € um einen zusätzlichen Stellplatz aufrüsten. Dazu benötigt ihr noch einen dritten extra langen Befestigungsarm für weitere knapp 20 €. Für unseren Test greifen wir zum kleineren JustClick 2-Modell. Es wiegt inklusive der beiden Befestigungsarme 17,3 kg und würde sich mit seinem Gewicht ins Mittelfeld unseres Heckträger-Vergleichstests einreihen. Zieht ihr die 17,3 kg von der Stützlast eurer Anhängerkupplung ab, erhaltet ihr die freigegebene Zuladung am Heck, die ihr mit euren E-Bikes ausreizen dürft. Yakima selbst gibt für den JustClick 2-Heckträger ein maximales Fahrradgewicht von 60 kg an. Die Verarbeitung von Gestell, Bügel und Mechanismus ist sehr solide. Yakima gewährt dem Heckträger eine 5-jährige Garantie.

Der Umklappmechanismus erlaubt den Zugang zum Heck. Im Test ist es uns sogar gelungen, die Heckklappe eines VW ID. Buzz zu öffnen. Wären unsere Lenker jedoch nur einen Millimeter breiter gewesen, hätte der Platz nicht mehr ausgereicht.

Geht es nun darum, den JustClick 2 zu montieren, kann Yakima mit mehreren cleveren Lösungen punkten. Im zusammengeklappten Zustand liefert der Fahrradträger mit 100 x 77 x 35 cm zwar nicht das kompakteste Paket auf dem Markt ab – Yakima selbst hat einen nochmals kompakteren FoldClick-Heckträger im Portfolio – dennoch ist der JustClick 2 handlich genug, um in einem kleinen Kofferraum Platz zu finden. Praktisch ist er auch dann, wenn ihr ihn über weitere Strecken zum Parkplatz eures Autos befördern müsst. Der Heckträger steht von alleine aufrecht und kann über zwei kleine Röllchen und den kurzen Bügel, wie ein Trolley mit einem verklemmten ausziehbaren Tragegriff hinter sich hergezogen werden. Damit große Menschen nicht zu gebückt laufen müssen, können sie den JustClick 2 an einem der längeren Befestigungsarme hinter sich herziehen. Bei der Hochzeit zwischen Anhängerkupplung und Heckträger schlägt dann die Sternstunde der Handlichkeit. Der JustClick 2 wird einfach vertikal auf die Kugelkopfkupplung aufgesetzt und heruntergeklappt. Ein Indikatorfenster zeigt an, ob der Heckträger richtig arretiert ist: “Rot ist tot, Grün ist gut”. Einfacher könnte die Montage nicht laufen. Der JustClick 2 fällt im Bereich um die Kugelkopfkupplung auch durch die kleinen Transportröllchen etwas breit aus, wodurch er im Test nicht mit allen Autos kompatibel war, bei denen der Stromstecker direkt neben der Kupplung sitzt. Zum Demontieren hebt man die Fahrradschiene nach oben an und der namensgebende Verriegelungsmechanismus klickt spürbar aus. Das Nummernschild wird von zwei Plastikclips gehalten – falls mal einer abbrechen sollte, sind zwei Ersatzclips direkt an der Halterplatte angebracht.

Beim Einrasten auf der Kugelkopfkupplung wechselt das Statusfenster die Farbe von Rot auf Grün. So könnt ihr euch sicher sein, dass der Heckträger richtig sitzt.

Die Befestigung der Fahrräder ist ebenfalls intuitiv, allerdings nicht ganz so clever und auf hohem Niveau wie der einzigartige Montagemechanismus. Die Radschienen lassen sich in beide Richtungen auf eine Länge von 130 cm ausziehen. Yakima gibt den Gepäckträger für Fahrräder mit einem Radstand bis 1.250 mm frei, das entspricht heutzutage einem Mountainbike in Größe M bis L und ist zu wenig. Will man Bikes mit einem längeren Radstand transportieren, greift man zu längeren Riemen, die optional für weitere 20 € erhältlich sind. Sie sollen auch den Transport von Fatbikes möglich machen. Mit ihnen konnten wir Mountainbikes mit einem Radstand von 1.280 mm ohne Probleme auf dem Heckträger verladen. Während Yakima den zulässigen Radstand eher konservativ angibt, ist der Hersteller bei der Reifenbreite dagegen großzügig: Bis zu 3,25” breite Schlappen sollen auf dem Heckträger laut Yakima Platz finden. In unserem Test hatten wir jedoch bereits bei stark profilierten Reifen mit 2,6” Probleme, das Rad in die Schiene zu versenken. Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt etwas Luft aus den Reifen und zieht die Reifenriemen fest an. Die Riemen werden mit einer Ratsche gespannt und fixiert, an der sich ein zusätzlicher Hebel befindet, um die Fixierung wieder zu lösen. Die Ratschen wirken im Vergleich zum restlichen Heckträger weniger hochwertig und sind etwas fummelig in der Bedienung. Der Rahmen des Bikes wird mit einem Greifarm mit gummierter Kralleninnenseite fixiert. Das gelingt bei klassischen Stahl- und Alurahmen problemlos, treibt uns bei Carbonrahmen mit eckigem Oberrohr aber den Angstschweiß auf die Stirn, da die Krallen nur punktuell aufliegen und viel Druck auf den Rahmen ausüben. Ein Befestigungsarm mit einem Riemen statt einer Kralle wäre uns in diesem Fall lieber. Der Bügel, auf dem die Greifarme sitzen, ist an seiner Oberseite schön breit dimensioniert. Er läuft nach unten hin allerdings etwas eng zusammen und sitzt für besonders große Bikes zu tief. Für Biker, die ihren Rahmen mit dem Greifarm z.B. nur am Sattelrohr oder an der Sattelstütze zu fassen bekommen, könnte das zum Problem werden. Allen Besitzern eines Tiefeinsteigers ohne Oberrohr bietet Yakima eine optionale Haltestange an (Yakima ClickTop, 30 €), die zwischen Sattel und Steuerrohr angebracht wird und an der sich der Befestigungsarm anbringen lässt. Die Befestigungsarme sowie der Träger selbst lassen sich natürlich per Schlüssel abschließen.

Die Radschienen fallen recht eng aus. Ab 2,8” breiten Stollenreifen muss man etwas Luft ablassen, um sie hinein zu zwängen.

Die zwei Schienen des JustClick 2 haben von Mitte zu Mitte einen Abstand von 28 cm, wodurch auch zwei üppig dimensionierte E-Bikes nebeneinander Platz finden. Die äußere Schiene ist nach oben versetzt, was den Vorteil hat, dass der Weg des Befestigungsarms vom zweiten Bike nicht so leicht durch das Oberrohr des inneren Bikes limitiert wird. Hat man Probleme damit, ein schweres E-Bike auf die Schiene zu heben, kann die optional erhältliche ClickRamp-Rampe für 57 € Abhilfe schaffen. Für eine optimale Gewichtsverteilung sollte das schwerere, und dadurch in den meisten Fällen das größere Bike auf der inneren Schiene sitzen. Der Abstand von der Kupplung bis zur ersten Schiene ist eng bemessen, sodass ein breiter Lenker mit der Rückseite mancher Fahrzeuge, z.B. bei einem Van oder VW Caddy, in Kontakt kommt – hier hilft nur: Lenker verdrehen. Kombi- und Stufenheckfahrer hingegen erfreuen sich am einfachen Kippmechanismus, mit dem der Heckträger umgeklappt werden kann und der den Zugang zum Kofferraum frei gibt. Ein Tritt auf die hintere Fußraste genügt. Ein kleines Manko ist noch, dass der Bereich zwischen äußerer Schiene und Nummernschild sehr dicht ist und man auch sonst keine Ösen hat, um die untere Hälfte einer Warntafel (die in mehreren europäischen Ländern Vorschrift ist) am Träger zu befestigen.

Die Gummilamellen in den Greifarmen schützen euren Lack vor Kratzern. Für Carbonrahmen mit eckigen Querschnitten hätten wir uns jedoch Greifarme mit flexiblen Riemen statt Klemmen gewünscht.

Fazit

Der Yakima JustClick 2-Heckträger ist solide, durchdacht und hat eine der besten Montagemechanismen auf dem Markt. Der Preis ist fair und der Zubehörkatalog groß genug, um den Träger an die eigenen Vorlieben anzupassen. Bei der Befestigung von Rädern kann sich der JustClick 2, abgesehen von der nach oben versetzen zweiten Schiene, nicht von der Masse abheben und ist für besonders große Bikes ohne zusätzliches Zubehör unterproportioniert.

Tops

  • intuitiver Montagemechanismus
  • praktische Transportrollen
  • vertikal versetzte Schiene für vereinfachte Befestigung von zwei Bikes
  • viel (optionales) Zubehör

Flops

  • Radstandfreigabe von 1.250 mm zu gering
  • Ratschenriemen fummelig
  • eingeschränkte Kompatibilität mit eckigen (Carbon-)Rahmenrohren

Für mehr Infos, besucht yakima.com


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Words: Rudolf Fischer Photos: Diverse