Was sind die heißesten E-Mountainbike Trends 2024? Warum steigt die Vielfalt, aber auch die Anzahl an Defekten, und warum werden Bikes wieder leichter? Was müsst ihr vor dem Kauf eines E-Bikes unbedingt wissen und welche Fehler gilt es zu vermeiden? Nach dem Test von 27 E-Mountainbikes haben wir die 5 wichtigsten Erkenntnisse für euch gesammelt.
Die Qual der Wahl: Modulare Akku-Konzepte am E-Mountainbike?
Das Wettrüsten um den größten E-Bike-Akku rückt in den Hintergrund. Getrieben von Reichweitenangst ist die Kapazität der Akkus in den letzten Jahren stetig gestiegen. Die Industrie hat mit immer größeren Energiespeichern nachgelegt und dem Kunden vermittelt, dass große Akkus unerlässlich sind. Für ein Umdenken der Hersteller haben wir uns bereits die letzten Jahre eingesetzt. Jetzt haben die Hersteller erkannt, dass die individuellen Bedürfnisse der Käufer und ein passendes Konzept des Bikes ausschlaggebend sind. In unserem Vergleichstest finden sich zwar weiterhin E-MTBs mit riesigen Akkus, wie das Canyon Torque:ON mit 900 Wh oder das ROTWILD R.X1000 ULTRA mit massiven 960 Wh. Aber viele Hersteller bieten mittlerweile verschiedene Akkugrößen beim Kauf des E-MTBs zur Auswahl an. Zudem sind die meisten Bikes mit einem Range Extender kompatibel. Das modulare Konzept ermöglicht einem Bike ein besseres Handling. Aber das heißt noch lange nicht, dass leichte Bikes per se ein besseres Handling haben. Vielmehr bedeutet es, dass bei Bedarf die Reichweite per Plug-and-Play durch den Range Extender erhöht werden kann – praktisch!
Bei E-Bike Motoren ist die Bandbreite größer denn je!
Es gibt nicht einfach den besten E-Bike Motor, stattdessen ist die Bandbreite bei Motorsystemen größer denn je: Von kleinen, fast unsichtbaren Motoren mit geringer oder mittlerer Unterstützung bis zu Kraftprotzen ist alles vertreten. Unterschiedlichste Ansätze werden von den Motoren-Herstellern verfolgt. So findet sich ein nahezu unsichtbarer TQ-HPR50 mit einem besonders natürlichen Fahrgefühl ebenso auf dem Markt wie ein kraftvoller Bosch Performance Line CX. Neue Konzepte, wie das des Bosch Performance SX-Motors lassen die Kategorien Light-E-Bikes und Full-Power-E-MTBs noch weiter verschwimmen. Auch Player mit innovativen Herangehensweisen wie Pinion mit ihrem neuen MGU E1.12-Modell erweitern die Vielfalt. Durch einen Motor mit Getriebe in einer Einheit wollen die baden-württembergischen Entwickler die Wartungsarmut auf ein neues Level heben. Außerdem sind Motorsysteme längst viel mehr als nur der Rückenwind bergauf. Nützliche Features sollen dem Rider das Leben erleichtern, z. B. eine Navi-Funktion oder ein Diebstahlschutz wie Bosch eBike-Lock, der die Motorfunktionen lahmlegt.
Oldschool vs. Newschool – Die clevere Schaltung am E-Bike
Sind mechanische Schaltwerke im High-End-Bereich tot? Noch im letzten Jahr hatten einige Topmodelle eine mechanische Schaltung verbaut. Übrig geblieben sind davon noch 22 % in unserem diesjährigen E-Mountainbike-Test. Die restlichen 78 % der E-MTBs setzen auf elektrische Schaltwerke. Diese bieten Vorteile in der Präzision und sorgen für einen cleanen Look. Vor allem aber ermöglichen sie es auch den Herstellern, weitere Funktionen in ihr E-Bike zu implementieren, die durch eine mechanische Schaltung nicht möglich wären. SRAM realisiert mit ihrem Eagle Powertrain-Motor ein automatisches Schalten durch Auto-Shift oder Gangwechseln, ohne dass ihr in die Pedale treten müsst. Shimano war hier bereits Vorreiter und geht einen ähnlichen Weg: Mit dem EP801-Motor und der elektrischen XT Di2-Schaltung bieten sie die gleichen Funktionen wie die Konkurrenz von SRAM. Ein großer Schritt in die E-Bike-Zukunft – auch wenn die integrierten Schalt-Features ihr Potenzial momentan nur auf gemütlichen Touren nutzen können. Bei komplexen Situationen auf dem Trail kommt die automatische Schaltung schnell ans Limit, da dem Schaltalgorithmus oft die Zeit nicht ausreicht, um in einen passenden Gang zu wechseln. Auch die Schwaben von Pinion verpassen ihrer MGU E1.12 Motor-Getriebe-Einheit neben einer riesigen Bandbreite nützliche Funktionen. Die Start.Shift- und Pre.Shift-Funktion wählt einen präferierten Startgang, den man über die App wählt, und eine Semi-Automatik, die während dem Rollen den passenden Gang zur vorher eingestellten Kadenz auswählt.
Leichter, schneller, stärker? Die Entwicklung des Gewichts bei E-Mountainbikes
Das Gewicht bei E-Mountainbikes ist seit jeher ein heiß diskutiertes Thema und das Gewicht hat in den letzten Jahren aufgrund des Wettstreits um immer größere Akkus stetig zugenommen. Im aktuellen E-MTB-Vergleichstest überschreiten sogar vier der getesteten Bikes die 25-kg -Grenze. Der Trend geht aber in die andere Richtung: Das Durchschnittsgewicht ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 kg gesunken. Der Grund dafür: Die Akkugrößen haben sich zwischen 600 Wh und 800 Wh eingependelt. Bei unserem letzten großen E-MTB-Vergleichstest lag die durchschnittliche Akku-Kapazität noch bei ca. 630 Wh, dieses Jahr ist sie auf 600 Wh gesunken. Zudem ermöglicht die stetige technologische Weiterentwicklung den Herstellern, leichtere Motorkomponenten zu verbauen, ohne dabei Performance einzubüßen. Die meisten modernen E-Mountainbikes kommen mit einem Carbonrahmen. Während im letzten E-MTB-Vergleichstest noch 4 Bikes auf Alu-Rahmen setzten, finden sich unter der 27 getesteten Bikes dieses Jahr nur noch 2 Alu-Vertreter, das FOCUS SAM² 6.9 und das Moustache Samedi 29 Game 11 FOX. Das FOCUS ist mit 27,1 kg das schwerste Bike im Test, das Moustache bringt mit 24,6 kg weniger auf die Wage als manche E-MTBs mit Carbonrahmen. Die Vorteile von Carbon liegen auf der Hand: Die leichten Fasern ermöglichen in der Regel leichtere Rahmen, bieten mehr Gestaltungsfreiraum in Sachen Design und sorgen für eine höhere Steifigkeit. Aus ökologischer Sicht gibt es bei Carbonrahmen allerdings gespaltene Meinungen. Bei der Fahr-Performance muss das Gewicht immer in den Kontext des Gesamtkonzepts gestellt werden. Das Gewicht eines E-MTBs lässt sich nicht an einzelnen Punkten festmachen, sondern eine Vielzahl an verschiedenen Faktoren beeinflusst das Gewicht der Bikes.
Pleiten, Pech und Pannen – Warum gibt es so viele Defekte am E-Mountainbike?
Die Hersteller haben noch einiges an Arbeit vor sich. E-MTBs sind zwar deutlich komplexer als analoge MTBs und haben erheblich mehr Komponenten verbaut, aber verglichen mit analogen MTBs ist in Sachen Haltbarkeit und Ausstattung noch viel Luft nach oben. Die Defekte sind im Vergleich zum letzten E-MTB-Vergleichstest zwar weniger geworden, dennoch hatten wir mit einigen Problemen zu kämpfen: von abgebrochenen Lampen, zerbrochene Motorcover, lockeren Speichen an Laufrädern und kaputten Kurbeln über Akkus, die nicht geladen haben, bis hin zu Bikes, die erst gar nicht gestartet sind. Manche Bikes haben uns am Ende eines Testtages so manchen Schlaf geraubt, um sie für den nächsten Tag wieder flott zu bekommen. Da hat niemand Bock drauf! Auch dieses Jahr mussten wir wieder feststellen, dass viele Komponenten nicht robust genug produziert sind oder die Qualitätskontrolle bei manchen Herstellern vernachlässigt wird bzw. die Prozesse noch nicht ganz ausgereift sind. Gerade in eurem hart verdienten Urlaub will sicher keiner von euch den Abend mit Schraub-Sessions vertreiben, sondern sich lieber mit einer Pizza aus dem Holzofen stärken.
E-MTBs sind vielfältiger und die Unterschiede größer denn je. Egal ob Trail-Shredder oder gemütlicher Tourer, heutzutage kann jede und jeder das passende E-MTB für sich finden. Die Bikes werden schlauer und verbauen clevere Features wie automatisches Schalten und lassen sich durch modulare Akku-Konzepte noch mehr auf das eigene Einsatzgebiet anpassen. Neben sehr guten E-MTBs finden es aber auch einige Bikes, die ihr teures Versprechen nicht halten! Hier gibt es noch große Defizite, was die Komponentenwahl bei der Ausstattung und die Zuverlässigkeit der Motorsysteme angeht.
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Words: Mike Hunger Photos: Mike Hunger, Peter Walker