Für das neue RADON DEFT 9.0 2022 E-MTB soll keine Abfahrt zu schwer sein. Es kommt mit dem neuesten Bosch Smart System mit 750-Wh-Akku und sinnvoller Ausstattung. Alles gepackt in einen Carbon-Hauptrahmen mit Alu-Hinterbau und üppigen 170 mm Federweg. Ob das Bike mit einem Kampfpreis von 5.999 € zur potenten Abfahrtsmaschine wird, verrät unser Test.

RADON DEFT 9.0 | Bosch Smart System/750 Wh | 170/170 mm (v/h)
24,71 kg in Größe L | 5.999 € | Hersteller-Website

Das RADON DEFT steht optisch ziemlich ähnlich da wie das kleinere RENDER mit 160 mm Federweg an der Front und 140 mm am Heck. Statt dem kleineren 625-Wh-Akku des älteren Bosch Systems kommt das neue DEFT ausschließlich mit großem 750-Wh-Akku und Bosch Smart System. Zum Einstieg ist das DEFT bereits ab 5.199 € erhältlich und stellt damit eine Kampfansage für alle langhubigen E-Mountainbikes dar.

Das neue RADON DEFT 9.0 2022 im Detail

Bisher bestand das E-Mountainbike Fully-Portfolio von RADON nur aus einem Modell, dem RADON RENDER, doch das soll sich ab diesem Jahr ändern. RADON erweitert sein Programm um einen langhubigen Ableger. Die Zugehörigkeit zur RADON E-MTB-Familie wird auf den ersten Blick deutlich: Wie beim Mitte Januar vorgestellten neuen RADON RENDER sitzt auch beim RADON DEFT der Dämpfer parallel zum Oberrohr. Es verfügt über einen Carbon-Hauptrahmen mit Alu-Hinterbau. Als abgrenzendes Design-Element hat das neue DEFT einen Überwurf am Oberrohr, der sich ungefähr einen halben Zentimeter hoch absetzt. Das Sitzrohr macht einen leichten Knick unterhalb der Dämpferwippe und begrenzt dadurch die Einstecktiefe der Teleskop-Sattelstütze. Spoiler: Alle Rahmengrößen werden nur mit 150-mm-Dropperposts ausgeliefert. Der Carbon-Hauptrahmen kommt beinahe ohne Cableports aus, die Leitungen laufen vom Lenker aus direkt in den Acros-Steuersatz.

Macht dicht und ist leicht zugänglich – Der Ladeport überzeugt mit stabilem und wertigem Drehverschluss.
Das Kiox 300 kommt nur am DEFT 9.0 – Exponiert vor dem Lenker ist es bei Stürzen, oder wenn man das Bike auf den Kopf stellt, stets in Gefahr.

Am etwas rudimentär wirkenden Aluminium-Hinterbau sind die Leitungen hingegen komplett offen verlegt und mit Kabelbindern befestigt. Dank dem Materialmix mit leichtem Carbon-Hauptrahmen kommt das RADON auf leichte 24,7 kg in Größe L.

Kettenstrebenschutz nötig – Am Test-Bike hat die Rückschlagkupplung der Schaltung nur mäßig das Kettenschlagen unterbunden.
Die offene Kabelverlegung am Sitzrohr vermeidet einen zu engen Knick.
Kein Schlüssellocheffekt – Das Bosch-Akku-Schloss ist ebenfalls unter dem Akku-Cover versteckt.
Nicht schön aber funktional – Die Gummilasche hält das Akku-Cover an Ort und Stelle und nichts klappert.

Das Akku-Cover am Unterrohr wird am oberen Ende hinter einer Schraube eingeschoben und unten mit einer Gummilasche gehalten. Es liegt durch eine umlaufende Gummilippe satt auf, ohne zu klappern. Unter dem Cover verbirgt sich das Standard Bosch-Schloss für die Akkuentnahme mit Schlüssel. So bleibt der Hauptrahmen clean und ohne Bohrungen. Trotz neuem Carbon-Rahmen wird das neue DEFT 9.0 nicht als Stilikone in die E-MTB-Geschichte eingehen. Der Rahmen ist funktional, das Motorsystem und der Akku sind gut integriert, aber gleichzeitig wirkt der Hinterbau unaufgeräumt und es wird weiterhin der Bremsscheibenmagnet verwendet. Dieser benötigt einen kabelgebundenen Drehzahlsensor, der am Hinterbau befestigt wird – obwohl Bosch das Drehzahlsignal auch schon kabellos durch einen Magneten am Ventil abnehmen könnte.

Die Ausstattung unseres RADON DEFT 9.0 Test-Bikes

Die Ausstattung unseres RADON DEFT 9.0 Test-Bikes ist sinnvoll und für volle Performance ausgelegt. Bis auf den Hinterreifen entspricht sie komplett der Serienausstattung. Das FOX Performance Elite-Fahrwerk, bestehend aus FOX 38-Federgabel an der Front und FLOAT X-Dämpfer am Heck, lässt sich umfangreich einstellen und verzichtet einzig auf die goldene Kashima-Beschichtung der teureren Factory-Variante am Top-Modell RADON DEFT 10.0. Der SRAM GX-Eagle-Antrieb bringt das Bike auf Touren und schaltet schonend und zuverlässig per 1-Klick-Schalthebel. Für die Verzögerung sorgen MAGURA MT 5-Bremsen mit 200-mm-Bremsscheiben vorne wie hinten. Diese packen gut zu und sind leicht zu dosieren. Schwere und schnelle Fahrer würden von einer 220-mm-Bremsscheibe vorn profitieren – am Top-Modell gehören sie übrigens zur Serienausstattung. Die Verbindung zum Untergrund soll durch MAXXIS ASSEGAI-Reifen vorn und DHR II hinten garantiert werden – am Test-Bike in einer ungewohnten Kombination mit der robusteren EXO+ Karkasse vorn und der pannenanfälligen EXO-Karkasse hinten. In Serie kommen beide Reifen mit EXO+ Karkasse. Auch hier sollten schwere und schnelle Fahrer ein Upgrade auf die stärkere Doubledown-Karkasse in Erwägung ziehen. Dadurch kann man bei gleichem Pannenschutz einen geringeren Luftdruck fahren und von der gewonnenen Traktion profitieren!

Radom DEFT 9.0

5.999 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX Gen4
Akku Bosch Powertube 750 Wh
Display Bosch LED Remote / Bosch Kiox 300
Federgabel Fox 38 Performance Elite, FIT GRIP2, E-Tuned 170 mm
Dämpfer Fox Float X Performance Elite 170 mm
Sattelstütze RADON Competition Dropper
Bremsen Magura MT5 200/200 mm
Schaltung SRAM GX Eagle 1x12
Vorbau Race Face Turbine R 35 mm
Lenker Race Face Turbine R 780 mm
Laufradsatz SUNringlé Düroc SD37 Expert 29"
Reifen MAXXIS ASSEGAI EXO+/ MINION DHR II EXO 2,5"/2,4"

Technische Daten

Größe M L XL
Gewicht 24,71 kg
Zul. Gesamtgewicht 135 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Weitere Modelle und Verfügbarkeit des RADON DEFT

Neben der von uns getesteten Variante RADON DEFT 9.0 gibt es noch das RADON DEFT 8.0 und das Top-Modell RADON DEFT 10.0. Die unterschiedlichen Modelle grenzen sich neben verschiedenen FOX-Fahrwerken und den Skinwall-Reifen am 8.0 durch die Displays des Bosch Smart Systems ab.

RADON DEFT 8.0 | Bosch Smart System/750 Wh | 170/170 mm (v/h)| 5.199 € | Hersteller-Website

Das Einstiegsmodell RADON DEFT 8.0 für 5.199 € verzichtet gänzlich auf ein Display und setzt auf einen cleanen Look. Die Bosch Lenker-Remote zeigt über Farben und 5 LED-Balken Ladestand und Unterstützungsstufe an – auch ohne Kiox-Display kann das Bike per Bluetooth mit dem Handy gekoppelt werden. Das von uns getestete DEFT 9.0 kommt mit dem Bosch Kiox 300-Display. Beide Bike-Varianten, DEFT 8.0 und DEFT 9.0, werden ab August verfügbar sein, das Top-Modell mit der Nummer 10 ab Oktober.

RADON DEFT 10 | Bosch Smart System/750 Wh | 170/170 mm (v/h)
24,49 kg in Größe XL | 6.799 € | Hersteller-Website

Auffällig beim Modell DEFT 10.0 ist, dass es über kein Display verfügt, jedoch eine Aussparung im Oberrohr hat. Dass hier bald ein neues Bosch-Display positioniert werden könnte, lässt nur mutmaßen, die Position bietet sich jedoch an, wie sie auch beim neuen UNNO BOÖS oder dem Trek Rail vorzufinden ist. Das RADON DEFT 10.0 kommt in jedem Fall mit top Ausstattung samt FOX Factory-Fahrwerk mit Kashima-Beschichtung und FOX-Dropperpost zu fairen 6.799 €.

Vorbereitung ist alles: Die Aussparung im Oberrohr könnte bald ein weiterentwickeltes Bosch-Display beherbergen. Ein höheres Maß an Integration würde dem Smart System gut stehen.

Die Geometrie des neue RADON DEFT 2022

Das neue RADON DEFT kommt mit einer langen und flachen Geometrie daher. Auffallend sind vor allem die relativ langen Kettenstreben von 459 mm über alle Rahmengrößen hinweg. Erhältlich ist das DEFT in den drei Größen M, L und XL. Nervig für große Fahrer: Der Hub der Vario-Sattelstütze wächst bei den verschiedenen Größen nicht mit, die 150 mm sind für alle Bikes gesetzt. Hier ist Nachrüsten angesagt – aber vorher unbedingt die erforderliche Einstecktiefe eures Modells checken, denn der Knick im Sattelrohr bietet nicht viel Spielraum für langhubige Dropper!

Größe M L XL
Sattelrohr 425 mm 455 mm 490 mm
Steuerrohr 105 mm 115 mm 135 mm
Lenkwinkel 64,6° 64,6° 64,6°
Sitzwinkel 76° 76° 76°
Kettenstrebe 459 mm 459 mm 459 mm
BB Drop 20 mm 20 mm 20 mm
Radstand 1243 mm 1262 mm 1286 mm
Reach 455 mm 470 mm 485 mm
Stack 622 mm 631 mm 649 mm

Das Neue RADON DEFT 9.0 2022 auf dem Trail

So satt und massiv wie das DEFT im optischen Eindruck dasteht fühlt es sich auch beim ersten Draufsetzen an. Das Bike ist recht lang und positioniert den Fahrer gestreckt mit Druck auf den Händen. Dazu muss gesagt werden, dass unser Testfahrer mit 1,77 m am unteren Ende der Skala für ein Bike in L steht – Downsizing könnte hier sinnvoll sein. Sobald es bergauf geht, wird die Sitzposition komfortabler und der Bosch Smart System-Motor schiebt gut an. An steilen Uphills generiert der Hinterbau gut Traktion und die langen Kettenstreben sorgen dafür, dass die Front sicher am Boden bleibt.

Bergab machen sich die langen Kettenstreben in engen Kehren allerdings bemerkbar, das DEFT will ohne Drift oder Hinterrad versetzen kaum um enge Kurven gehen. Stattdessen bevorzugt das Bike gebaute Anlieger und weitläufige offene Kurven umso mehr. Durch das ausbalancierte Fahrwerk behält das DEFT auch in Kompressionen seine Geometrie bei und positioniert den Fahrer zentral im Bike. Das sorgt für ein intuitives Handling und vermittelt Sicherheit. So lässt es sich mühelos von einem Anlieger in den nächsten fliegen.

Aber nicht nur auf gebauten Strecken mag es das DEFT schnell. Auch im rauen Terrain blüht das Bike auf und das feinfühlige FOX Performance Elite-Fahrwerk lässt sich perfekt auf euren Fahrstil und den Untergrund anpassen. Dabei bietet das DEFT auch bei harten Trails stets ausreichend Reserven und verzeiht dadurch auch so manche Fahrfehler.

Fazit zum neuen RADON DEFT 9.0 2022

Das Debüt des RADON DEFT ist gelungen: Es ist ein potentes E-MTB für abfahrtsorientierte Fahrer, die die hohen Fahrwerksreserven gern voll ausreizen. Vor allem auf gebauten Trails mit Anliegern und Sprüngen blüht das Bike auf. Dabei performt es nicht nur bergab, sondern bringt euch auch steile Anstiege gut hinauf. Wem die offene Kabelverlegung am Alu-Hinterbau nicht stört, der bekommt ein Bike mit modernster Bosch-Technik und hochwertiger Ausstattung zu einem fairen Preis.

Tops

  • ausbalanciertes Fahrwerk
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Flops

  • rudimentäre Integration am Hinterbau

Mehr Infos unter radon.de


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Words: Julian Schwede Photos: Christian Kneip/Julian Schwede

Über den Autor

Julian Schwede

Juli ist es gewohnt, mit großen Kalibern umzugehen. Er schraubt nicht nur gerne an seinem Bike, sondern hat nach seiner Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker an der Königsklasse der Kraftfahrzeuge – Omnibussen – getüftelt und gewerkelt. Als ihm die Entwicklung auf Elektroantriebe im Großformat zu langsam ging, hat er technische BWL studiert und nebenher Tische aus Carbon gebaut. Während sein Dirtbike aus dicken Alu Rohren geschweißt ist, besteht sein Fully ebenfalls aus den schwarzen Fasern und hat ihn schon auf einige Gipfel gebracht. Doch auch angeseilt erklimmt er Berge gern über Klettersteige oder senkrecht an der Wand. Mittlerweile fährt er statt seinem eigenen Bike fast nur noch Bikes aus dem Office-Keller und testet sie auf Leib und Lenker. Neben Bike Reviews kümmert Juli sich auch um das tägliche Newsgeschäft und bezeichnet sich selbst als rasenden Reporter “Carlos Columbus”.