M1 Sporttechnik entwickelt bereits seit 1990 Mountainbikes aus Carbon. Inzwischen hat sich die deutsche Marke auf E-MTBs spezialisiert und bietet ein breites Portfolio mit verschiedenen Motorsystemen und Akkukapazitäten an. Wir haben das EN.400.SX getestet, das auf den Bosch SX-Motor mit 400-Wh-Akku setzt. Ist das Bike nur exklusiv oder auch potent?

M1 Sporttechnik EN.400.SX | Bosch SX/400 Wh | 170/160 mm (v/h)
21 kg in Größe L | 9.900 € | Hersteller-Website

M1 Sporttechnik ist ein deutsches Traditionsunternehmen, das vor allem mit seinen wilden Rahmendesigns lange Zeit für Aufsehen gesorgt hat. Ihre neueste E-Bike-Serie, auf die wir bei der EUROBIKE bereits einen ersten Blick werfen konnten, zeigt hingegen eine deutlich mildere Designsprache. Insgesamt hat M1 seit der EUROBIKE 2023 fünf Bikes mit dem Bosch SX-Motor im Programm, die alle auf den gleichen Rahmen setzen, sich aber in Laufradkonfiguration, Federweg und Einsatzbereich unterscheiden. Eingeteilt werden sie im M1-Portfolio als Allterain, Trail, Allmountain, Enduro oder WorldCup Race. Die Allterrain-Variante bietet 160/150 mm Federweg, ein 27,5″ Setup und ist mit Lichtern und Gepäckträger ausgestattet. Das M1 CC SX ist im Portfolio von M1 als „Trail“ eingeordnet und hat zu den 150 mm am Heck eine 150er-Gabel verbaut und rockt ebenso ein 27,5″ Setup. Mit dem Allmountain-Modell hat M1 ein Bike mit 160 mm vorne und hinten, das auf gemischten Laufrädern rollt. Als einziges 29er-Bike im Line-up hat das WorldCup-Modell nur die edelsten Teile verbaut und bietet mit 170 mm vorne und hinten den meisten Federweg der SX-Bikes.
Wir haben die Enduro-Version getestet, die 170 mm Federweg vorne und 160 mm hinten mitbringt und auf einem Mullet Setup mit gemischter Laufradgröße rollt. Unter jedem Namenskürzel – hier „EN“ – gibt es bei M1 aber jeweils auch noch zwei andere Modelle, die mit größeren Motoren ausgestattet und auch als S-Pedelec erhältlich sind. Auch optisch unterscheiden sie sich von unserer getesteten SX-Version, die in Größe L 21 kg auf die Waage bringt und für 9.900 € direkt auf der Website von M1 erworben werden kann. Infos, wie eine detaillierte Beschreibung des Bikes oder sonstige zusätzliche Inputs, findet man hier allerdings nicht, M1 lässt lieber die harten Fakten für sich sprechen.

Das neue M1 Sporttechnik EN.400.SX 2024 im Detail

Das M1 Sporttechnik EN.400.SX hat einen modernen Look, ohne dabei zu ausgefallen auszusehen. Von den geschwungenen Formen der alten Modelle ist M1 weggekommen, das EN.400.SX setzt stattdessen auf cleane, gerade Linien. Der verbaute Bosch SX-Motor schiebt mit einem maximalen Drehmoment von 55 Nm und ist mit einem kompakten 400-Wh-Akku kombiniert. Am Lenker befindet sich die Purion 200-Remote mit einem kleinen Bildschirm, der die wichtigsten Daten auf einen Blick zeigt.

Die Purion 200-Remote ist recht klobig, hat aber dafür alle wichtigen Daten auf einen Blick.
Der kompakte Bosch SX-Motor liefert maximal 55 Nm Drehmoment.

Um den Lack vor herumfliegendem Dreck und Steinen zu schützen, ist das Unterrohr mit einer Gummi-Abdeckung versehen. Die Abdeckung des Akkus am Unterrohr kommt mit einem FIDLOCK-Verschluss, sodass man sie werkzeuglos mit einem Handgriff abnehmen kann. In unserem Test ist sie beim Anbringen durch einen Magneten mühelos in der richtigen Position eingerastet – top! Um den Akku zu entnehmen, muss man ihn allerdings mit einem Schlüssel entriegeln. Der Akku kann entweder ausgebaut oder im Bike geladen werden – der Ladeport dafür ist auf dem Unterrohr in einer kleinen Aussparung des Sattelrohrs schön platziert.

Das eigens entwickelte Schaltauge wirkt etwas klobig.
Der Ladeport ist in einer Aussparung des Sitzrohrs elegant platziert.

Auf dem Unterrohr des EN.400.SX ist ein Flaschenhalter angebracht und auch an der Unterseite kann dort eine Flasche angebracht werden. Der Kettenstrebenschutz ist schick in die Linie der Kettenstrebe integriert und auch wenn er recht dünn ist, hält er das Bike angenehm leise. Hinten am Sattelrohr befindet sich ebenfalls eine Gummierung, die auch hier den Lack schützen soll. Beim Schaltauge setzt M1 Sporttechnik – statt auf das inzwischen sehr weit verbreitete UDH-Interface – auf eine eigene Lösung. Allerdings wirkt sie mit dem großen runden Metallstück am Rahmen etwas klobig.

Die Ausstattung des neuen M1 Sporttechnik EN.400.SX 2024

Das M1 Sporttechnik EN.400.SX ist nur in einer Ausstattungsvariante erhältlich. Diese ist größtenteils sehr edel, hat allerdings auch ein paar Ungereimtheiten. Die FOX 38 Factory-Gabel zum Beispiel hat die FIT4-Dämpfungskartusche verbaut, die zwar ein paar Gramm spart, der GRIP2 aber in Sachen Trail-Performance nicht das Wasser reichen kann. Am Heck arbeitet der FOX FLOAT X Factory-Luftfederdämpfer, der eine einfache Einstellung von Rebound und Compression zulässt. Als Sattelstütze ist die FOX Transfer Factory verbaut, die allerdings nur 150 mm Hub bietet. Das ist für ein Enduro-E-Bike deutlich zu wenig und schränkt eure Bewegungsfreiheit auf dem Bike ein. Zudem ist über alle Größen die gleiche Dropperlänge verbaut, was keinen Sinn ergibt, da größere Fahrer mit längeren Beinen immer mehr Hub gebrauchen können. Zumal die Dropper in größeren Rahmen durch ihre längere Einstecktiefe auch besser reinpasst.

Kein guter Fit: Die FIT4-Dämpfungskartusche bietet nicht die beste Trail-Performance und hat an einem Enduro-E-Bike nichts verloren.
Mit gerade einmal 150 mm Hub bietet die FOX Transfer-Dropper zu wenig Hub. Zumal jede Rahmengröße die gleiche Länge verbaut hat.

Gestoppt wird mit den MT7-Vierkolbenbremsen von MAGURA, die zusammen mit den 220er-Bremsscheiben an der Front und 200ern am Heck ordentlich Verzögerung bieten. Leider sind aber die langen Zwei-Finger-Hebel verbaut, die nicht so recht zu einem sportlichen E-Enduro-Bike passen wollen und nicht sehr ergonomisch sind. Die Schaltung stammt aus dem Hause Shimano mit der edlen XTR-Gruppe. Sie ist mit einer auffälligen, goldenen Kette kombiniert – für unseren Geschmack ein bisschen too much.

Mit der 220-mm-Bremsscheibe an der Front hat man ordentliche Bremspower.
Die goldene Kette springt bei dem eher schlichten Bike sofort ins Auge. Ob positiv oder negativ, ist wohl Geschmackssache.
Die goldene Kette springt bei dem eher schlichten Bike sofort ins Auge. Ob positiv oder negativ, ist wohl Geschmackssache.

Das Cockpit stammt von Reverse mit einem 35-mm-Vorbau und einem 800er Alu-Lenker. Auch die DT Swiss H1900-Laufräder sind aus Alu. Diese eher günstigen Laufräder passen irgendwie nicht so ganz zu der restlichen High-End Ausstattung des M1. Dabei sind Laufräder Teile, an denen man eigentlich nicht sparen sollte, um eine gute Performance und Haltbarkeit zu bekommen. Auf ihnen sind 2,6 Zoll breite Eddy Current-Schlappen von Schwalbe gezogen. Beide in der härteren Soft-Gummimischung, vorne mit Super Trail-Karkasse, hinten mit robuster Super Gravity-Karkasse. Der stabile Reifen am Heck gefällt uns sehr gut, wer noch mehr Grip an der Front haben möchte, kann zudem einen Reifen mit weicherer Ultra Soft-Gummimischung verbauen.

Die günstigen H1900-Laufräder von DT Swiss passen nicht ganz zur sonstigen High-End-Ausstattung des M1.
Die breiten Schwalbe Eddy Current-Reifen bieten in der robusten Super Gravity-Karkasse am Hinterrad starken Pannenschutz.

M1 Sporttechnik EN.400.SX

9.900 €

Ausstattung

Motor Bosch SX 55 Nm
Akku Bosch PowerTube 400 Wh
Display Bosch Purion 200
Federgabel FOX 38 Factory FIT4 170 mm
Dämpfer FOX Float X Factory 160 mm
Sattelstütze FOX Transfer Factory 150 mm
Bremsen MAGURA MT7 220/200 mm
Schaltung Shimano XTR 1x12
Vorbau Reverse 35 mm
Lenker Reverse Alu 800 mm
Laufradsatz DT Swiss H1900 Alu 29"/27,5"
Reifen Schwalbe Eddy Current, Super Trail, Soft/Schwalbe Eddy Current, Super Gravity, Soft 2,6"/2,6"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 21 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 109 kg
Anhänger-Freigabe Nein
Ständeraufnahme Ja

Tuning-Tipp:
– Sattel nach vorne schieben
– Reifen mit weicher Ultra Soft-Gummimischung an der Front

Die Geometrie des neuen M1 Sporttechnik EN.400.SX 2024

Das M1 Sporttechnik EN.400.SX wird in vier Größen von S bis XL angeboten. Vorschläge für die Rahmengröße anhand der Körpergröße gibt M1 noch keine. Das Sitzrohr ist mit 470 mm bei einem Reach von 465 mm in Größe L sehr hoch, was eure Bewegungsfreiheit zusätzlich zu der kurzen Dropperpost weiter einschränkt. Die Kettenstreben sind über alle Größen hinweg 445 mm lang und verändern sich nicht abhängig von der Rahmengröße.

Größe S M L XL
Oberrohr 616 mm 620 mm 654 mm 687 mm
Sattelrohr 430 mm 430 mm 470 mm 510 mm
Steuerrohr 120 mm 120 mm 130 mm 140 mm
Lenkwinkel 65,6° 64,4° 64,4° 64,4°
Sitzwinkel 75,2° 74° 74° 74°
Kettenstrebe 445 mm 445 mm 445 mm 445 mm
Tretlagerabsenkung 20 mm 10 mm 10 mm 10 mm
Radstand 1.223 mm 1.235 mm 1.268 mm 1.301 mm
Reach 448 mm 434 mm 465 mm 496 mm
Stack 639 mm 648 mm 658 mm 668 mm
Helm Troy Lee Designs Flowline SE | Brille Melon Optics Alleycat | Shirt Troy Lee Designs Ruckus 3/4 Jersey Camber | Hose Troy Lee Designs Ruckus Cargo Pants | Schuhe Crankbrothers Mallet Lace | Handschuhe Troy Lee Designs Flowline

Das neue M1 Sporttechnik EN.400.SX auf dem Trail

Tritt man die ersten Meter auf dem M1 Sporttechnik EN.400.SX, fühlt sich das Bike trotz des moderaten Reach relativ lang an. Man sitzt relativ weit über dem Hinterrad, in einer etwas gestreckten Position. Dennoch lastet nicht zu viel Druck auf den Händen und so sitzt man dennoch sehr bequem und das Bike bietet einen hohen Tourenkomfort. Der Bosch SX-Motor schiebt ordentlich an, saugt aber dafür auch den kleinen 400-Wh-Akku ziemlich schnell leer. Mit der Motorpower sind auch sehr steile Rampen locker zu bewältigen, man muss sein Gewicht allerdings stark nach vorne verlagern, damit das Vorderrad am Boden bleibt und man weiterhin Lenkimpulse geben kann. Wir raten euch deshalb, den Sattel nach vorne zu schieben, um den Schwerpunkt weiter in Richtung Front zu bekommen. Das Fahrwerk des M1 wippt beim Treten nur minimal mit, den Griff zum Climb-Switch kann man sich also getrost sparen, zumal man ja auch den Motorsupport hat.

Neigt sich der Trail dann in Richtung Tal, ist man mit dem EN.400.SX schnell eins. Man steht gut zentriert zwischen Vorder- und Hinterrad und fühlt sich gut in das Rad integriert. In den ersten Kurven lässt sich das Bike dann erst mal recht träge steuern und in engen Kurven braucht das M1 viel Input vom Fahrer. So fühlt es sich in langsamen Sektionen etwas sperrig an und lässt sich trotz des kleinen Hinterrads nur mit Mühe durch enge Parts manövrieren.

Wird der Trail dann schneller, kommt das M1 in Fahrt. Schnelle Anlieger und Roller machen mit dem Bike richtig Laune! Das Bike bietet eine hohe Laufruhe und fühlt sich bei hohen Geschwindigkeiten sehr wohl. Der Dämpfer bietet ausreichend Gegenhalt, sodass man auf flowigen Trails nicht im Federweg versinkt, und so lässt sich ordentlich Schwung durch Pumpen generieren. Auch Pop bietet das EN.400.SX reichlich und es kann trotz des vielen Federwegs leicht in die Luft befördert werden. Man vergisst schnell, dass sich ein E-Bike mit über 20 kg unter einem befindet. Die Gabel mit der FIT4-Dämpfungskartusche kann hier allerdings nicht mithalten. Sie rauscht in starken Kompressionen durch und dadurch wird das Fahrergewicht noch weiter auf die Front gezogen. Hier sind starke Schultern gefragt! Indem man die Compression der Gabel etwas schließt, kann hier gegengesteuert werden, allerdings leidet dadurch wiederum das Ansprechverhalten.

Wird das Gelände steiler, bietet das M1 ein hohes Sicherheitsgefühl. Es kommen keine Überschlagsgefühle auf und das Heck bietet viel Traktion – zumindest solange der Untergrund einigermaßen eben ist. Wird der Trail allerdings rougher, verhärtet das Fahrwerk und kommt nicht ganz hinterher, wodurch man öfter den Bodenkontakt verliert – und somit die Möglichkeit, das Bike präzise zu steuern. Das schränkt das Sicherheitsgefühl in ruppigen Sektionen wieder spürbar ein.

Für wen ist das M1 Sporttechnik EN.400.SX?

Das M1 Sporttechnik EN.400.SX ist ein spezielles Bike, das einen speziellen Käufer anspricht. Fans der Traditionsmarke kommen hier sicher auf ihre Kosten und bekommen ein schickes Bike mit moderner Motortechnologie. Auf dem Trail kann man es mit dem M1 EN.400.SX ordentlich laufen lassen, allerdings fühlt sich das Bike eher auf schnellen, flowigen Trails wohl und das Fahrwerk kommt nicht hinterher, wenn es zu rough wird. Es ist ein Bike, das Liebhaber anspricht, die gerne ein seltenes Bike einer Marke mit Geschichte fahren möchten.

Unser Fazit zum M1 Sporttechnik EN.400.SX

Mit dem EN.400.SX wagt M1 Sporttechnik eine neue Formsprache, die weniger außergewöhnlich ist als bei ihren bisherigen Modellen, aber dennoch einiges hermacht. Die Ausstattung setzt auf Bling-Bling, spart dafür aber an essenziellen Teilen wie der Gabel oder den Laufrädern. Auf schnellen Flowtrails ist das EN.400.SX durch das straffe Fahrwerk eine wahre Rakete und liebt Highspeed. Wird es zu ruppig, verhärtet das Fahrwerk allerdings und das Bike ist etwas überfordert.

Tops

  • Fahrwerk mit viel Pop und guten Reserven
  • Flowtrail-Rakete
  • viel Sicherheit in steilem Gelände

Flops

  • etwas träges Handling
  • Fahrwerk verhärtet bei schnellen Schlägen
  • Schwächen in der Ausstattung

Mehr Infos findet ihr auf der Website von M1 Sporttechnik.


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Words: Simon Kohler Photos: Simon Kohler, Jan Richter, Antonia Feder, Julian Schwede

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“