Das Kona Remote 160 DL erweitert das E-Mountainbike-Portfolio der Kult-MTB-Marke. Es basiert auf dem bereits bekannten Remote 160, besitzt aber den neuen Shimano EP8-Motor und rollt komplett auf 29”-Laufrädern. Ob es seinem hohen Preisschild von 6.999 € gerecht wird, verrät unser Test.

Kona Remote 160 DL | Shimano EP8|504 Wh | 160/160 mm | 24,56 kg | 6.999 €

Das Kona Remote 160 DL im Detail

Kona ist eine Marke mit Geschichte: Es ist noch gar nicht so lange her, da war das Kona Stinky in den Bike-Parks dieser Welt omnipräsent. Letztes Jahr haben die Kanadier das vollgefederte Remote 160-E-Mountainbike vorgestellt und mit dem Remote 160 DL präsentieren sie nun eine neue Top-Version mit Shimano EP8-Motor und 29”-Laufrädern. Trotz des neuen Motors verbaut Kona nur einen 504 Wh kleinen Akku, der mithilfe eines Inbus nach unten aus dem Rad entnommen werden kann. Kona hat sich bewusst für den kleinen Akku entschieden um ein agileres Handling zu garantieren. Der größere Energiespeicher passt mit seinen größeren Abmessungen, leider nicht in den Rahmen. Abgerundet wird das Antriebspaket von der neuen kompakten SW-EM8000-L-Remote und dem neuen EM800-Farbdisplay welches nun auch die volle Konnektivität mit allen Shimano App bietet. Die Remote wurde in Sachen Ergonomie überarbeitet und lässt sich nun noch etwas besser bedienen. Der neue Shimano Motor ermöglicht es, die drei Fahrmodi, Eco, Trail und Boost via App zu individualisieren und zwei Profile mit Einstellungen zu hinterlegen. So kann man schnell zwischen zwei konfigurierten Motor-Abstimmungen wählen. Noch mehr Details zum neuen Motor sowie unsere Lieblingseinstellungen erfahrt ihr in einem Extra Artikel zum neuen EP8.

Angetrieben wird das Kona Remote 160 DL vom neuen Shimano EP8-Motor mit 504-Wh-Akku
Die neue EM8000-Remote ist noch ergonomischer und lässt sich sehr gut bedienen
Endlich hat auch das Farbdisplay die nötigen Konnektivitäts-Optionen um alle Apps von Shimano zu nutzen und den Motor mit Drittanbieter-Geräten zu koppeln.
Push the button: Gestartet wird das Kona Remote 160 DL mit dem Knopf am Oberrohr.
Grobschlächtig – für einen so hohen Preis hätten wir einen etwas formschöneren Rahmen erwartet. Viele Schweißnähte wirken hier rustikal, die Proportionen unstimmig.
Ein absolutes No-Go ist der Speichenmagnet. Shimano selbst bietet einen gut integrierbaren Speedsensor für die Bremsscheibe an.
Der Akku kann mithilfe eines 4-mm-Inbus nach unten aus dem Rahmen entnommen werden

Die Ladebuchse sitzt gut erreichbar am Sitzrohr, der Startknopf ist auf dem Oberrohr positioniert. Die Züge des Kona laufen größtenteils im Rahmen, speziell der Schaltzug hätte aber am Hinterbau deutlich eleganter verlegt werden können – er wirft hier eine große Schlaufe und ist dadurch sehr exponiert. Auch der klassische Speichenmagnet ist deplatziert, vor allem weil Shimano eine eigene schicke Lösung zur Integration an der Bremsscheibe anbietet. Der wuchtige Eindruck des Rahmens wird von großen Lagern abgerundet, die eine lange Lebensdauer garantieren sollen. Die grün-blaue Lackierung mit gelben Schriftzug sticht sofort ins Auge und sorgt für viel Gesprächsstoff auf dem Trail.

Der Kettenstrebenschutz fällt ziemlich kurz aus. Lackplatzer hatten wir aber keine und das Rad ist insgesamt angenehm leise.
Bei der Verlegung des Schaltzugs gibt es allerdings deutliches Verbesserungspotenzial, er macht eine Riesenschlaufe kurz vorm Schaltwerk und ist dadurch exponiert

Die Rahmendetails und die Ausstattung des Kona Remote 160 DL werden dem hohen Preis leider nicht gerecht!

Auch die Reifenfreiheit ist leider verbesserungswürdig – mit dem 2,5” breiten ASSEGAI wird es ganz schön eng im Heck
Praktisch: Im Rahmen ist ausreichend Platz für einen Flaschenhalter

Die Ausstattung des Kona Remote 160 DL

Die Ausstattung des Kona Remote 160 DL fällt, gemessen am hohen Preis von 6.999 €, sehr einfach aus. Sie gibt zwar funktional kaum Raum für Kritik, aber wer so viel Geld für ein Bike ausgibt, sollte deutlich mehr erwarten dürfen – zumal auch auf einen teureren Carbon-Rahmen verzichtet wurde. Geschaltet wird mit einem Mix aus SRAM GX- und NX-Komponenten, wobei Kona hier genau die falschen Prioritäten setzt und ein teures Schaltwerk mit einem einfachen Schalthebel kombiniert und noch dazu eine Kassette mit geringerer Übersetzungsbandbreite verbaut. Besonders ärgerlich: Da hier ein HG-Freilaufkörper zum Einsatz kommt, kann man zu einem späteren Zeitpunkt nur dann auf eine hochwertige SRAM- oder Shimano-Kassette umrüsten, wenn man richtig Geld in die Hand nimmt. Verzögert wird das 24,56 kg schwere Bike von einer SRAM CODE R von 200 mm großen Scheiben. Das ist an sich in Ordnung. Allerdings hätte an die ZEB-Federgabel auch eine größere Scheibe gepasst und mit Blick auf das Einsatzgebiet des Bikes hätten wir uns tatsächlich eine 220er-Version gewünscht.

Kona setzt auf ein RockShox-Fahrwerk mit ZEB Select+ Federgabel …
… und einem Super Deluxe Select-Dämpfer. Verstellmöglichkeiten sucht man am Federbein bis auf die Anpassung der Zugstufe aber vergeblich.
Bei der Schaltung setzt Kona die falschen Prioritäten und kombiniert das GX-Schaltwerk mit einer einfachen Kassette und einem günstigen Schalthebel
Die NX-Kassette ist zwar robust, bietet aber eine geringere Übersetzungsbandbreite und setzt auf den ansonsten wenig kompatiblen HG-Freilaufkörper
Das Schaltgefühl wird maßgeblich vom Schaltgriff geprägt – doch auch hier spart Kona und verbaut den NX-Trigger
Die SRAM CODE R-Bremsen verzögern zuverlässig. Wir hätten uns bei dem hohen Preis aber das feinfühlige und besser zu dosierende RSC-Modell gewünscht. Auch 220er-Bremsscheiben stünden dem Kona gut zu Gesicht.

Beim Fahrwerk verbaut Kona eine RockShox ZEB Select+ Federgabel und einen Super Deluxe Select-Dämpfer. Bei der Federgabel muss man leider auf die Highspeed-Druckstufe verzichten, beim Dämpfer kann man nur die Zugstufe einstellen und sonst gibt es gar keine Hebel – wer den Dämpfer bergauf gern verhärtet, schaut hier in die Röhre. So viel sei aber schon vor dem Testeindruck verraten: Das ist auch nicht nötig. MAXXIS ASSEGAI-Reifen mit EXO-Karkasse in Front und EXO+ am Heck sollen für ausreichend Grip sorgen. Das Kona-eigene Cockpit versprüht zwar keinen Glanz, geht funktional aber in Ordnung. Anders sieht das bei der sehr günstig anmutenden TranzX-Sattelstütze aus. Sie fährt nur sehr langsam aus dem Rahmen und bleibt gern auch mal auf halbem Weg hängen – hier kann man für einen so hohen Preis mehr erwarten.

Die TranzX-Sattelstütze passt gar nicht ins Gesamtbild, sie funktioniert nur stockend und fährt dabei sehr langsam aus
Die MAXXIS ASSEGAI-Reifen punkten mit gutem Grip. Wer es mit dem Kona aber richtig stehen lässt, wird hier schnell eine Variante mit robusterer Karkasse verbauen müssen. Sonst unterbrechen Platten häufig die Tour.

Die Geometrie des Kona Remote 160 DL

Nicht nur optisch erinnert das Kona Remote stark an das nicht motorisierte Modell Process, auch in puncto Geometrie ähneln sich die Bikes stark. Am auffälligsten am Remote 160 DL sind die für ein E-Mountainbike sehr kurzen Kettenstreben mit einer Länge von 435 mm. Der Reach ist mit 467 weder super lang noch zu kurz und der Lenkwinkel ist mit 64° auf der flachen Seite. Um ein optimales Handling mit den 29”-Laufrädern zu garantieren, hat Kona das Tretlager im Vergleich zum bisherigen Remote-Bike weiter abgesenkt. Es befindet sich jetzt 25 mm unter der Radachse, wodurch man angenehm integriert im Rad stehen soll.

Die gesamte Geometrie auf einen Blick:

Größe S M L XL
Sattelrohr 385 mm 410 mm 450 mm 485 mm
Oberrohr 582 mm 609 mm 638 mm 677 mm
Steuerrohr 115 mm 120 mm 130 mm 140 mm
Lenkwinkel 64° 64° 64° 64°
Sitzwinkel 75.1° 75.2° 74.9° 74.8°
Kettenstrebe 435 mm 435 mm 435 mm 435 mm
Tretlager Höhe 350 mm 350 mm 350 mm 350 mm
Radstand 1198 mm 1225 mm 1254 mm 1294 mm
Reach 417 mm 442 mm 467 mm 502 mm
Stack 620 mm 625 mm 635 mm 644 mm

Das Kona Remote 160 DL auf dem Trail

Anschalten, aufsteigen, Spaß haben! So lautet die Devise beim KONA Remote 160 DL. Ab den ersten Metern punktet das Rad mit einer sehr komfortablen Sitzposition. Für Fahrer, die gern steile Anstiege erklimmen oder lange Beine haben, lohnt es sich, den Sattel nach vorn zu schieben, denn der Sitzwinkel ist mit 74,9° nicht super steil und flacht durch den starken Knick im Sitzrohr auch zunehmend mehr ab. Trotz der kurzen Kettenstreben steigt die Front aber nicht und bleibt souverän am Boden. Der neue Shimano EP8-Motor ist im Profil 1 gelungen abgestimmt. Er lässt sich gut dosieren, fühlt sich sehr natürlich an und schiebt bei Bedarf dennoch angenehm kraftvoll an. Alle Details zum Antrieb findet ihr in unserem großen Extraartikel rund um den EP8 mit allen spannenden Informationen und einem ausführlichen Fahreindruck. Das Fahrwerk sackt im Uphill nicht weg und liefert gleichzeitig enorme Traktion – dadurch vermisst man auch den fehlenden Druckstufenhebel nicht. Während unseres Tests hatten wir mehrfach den Eindruck, mit zu wenig Reifendruck unterwegs zu sein, so feinfühlig überrollt das Remote 160 Hindernisse und generiert dabei enorme Traktion – top! Kombiniert man das mit der ausgewogenen Geometrie des Kona und dem neuen EP8-Motor, erhält man ein Bike, das auch fiese Uphills problemlos emporklettert.

Die Sitzposition ist komfortabel und das Fahrwerk sehr gut abgestimmt, dadurch klettert das Kona souverän
Das Kona ist wie dafür gemacht, neue Orte zu erkunden

Neigt sich der Trail bergab und man senkt den Sattel ab, steht man angenehm integriert im Remote 160 DL und fühlt sich ab dem ersten Meter als Herr der Lage. Grund sind unter anderem die vielen Spacer unterm Vorbau, die die Front angenehm erhöhen. Der Hinterbau spricht feinfühlig an, liefert viel Traktion und bietet dennoch guten Gegenhalt. Dank dem kurzen Heck und der ausgewogenen Geometrie fährt sich das Remote 160 DL trotz seines nicht gerade rekordverdächtigen Gewichts von 24,56 kg sehr agil und verspielt.

Tuning-Tipp: größere Bremsscheiben und robustere Reifen

Bergab begeistert das Remote 160 DL mit massig Fahrspaß

Schnelle Richtungswechsel meistert das Bike genauso willig wie enge Sektionen. Wer gerne mit dem Terrain spielt, Wellen als Absprung nutzt und das Rad generell sehr aktiv fährt, wird das Kona lieben! Gleichzeitig ist das Rad sehr ausgewogen und gutmütig zu fahren und setzt Lenkimpulse direkt und präzise um – we like!

Das Fahrwerk des Remote 160 DL ist eine Klasse für sich!

Würde es einzig und allein um das Handling und die Fahreigenschaften gehen, wäre das neue Kona Remote 160 DL jeden Cent wert. Schließlich klettert es souverän und komfortabel, punktet bergab mit massig Fahrspaß, hoher Sicherheit und einem top Fahrwerk und überzeugt mit einem gelungenen Motor-Setting. Leider ist die Ausstattung für den Preis zu schwach und viele kleine Details trüben den sonst so positiven Eindruck des Kona Remote.

Tops

  • super Kletterer
  • sehr ausgewogen und spaßig bergab
  • gelungenes Motor-Setting

Flops

  • Ausstattung dem Preis nicht angemessen
  • Rahmendetails offenbaren wenig Liebe zum Detail
  • Motor klappert
Helm Specialized Ambush | Brille Oakley Jawbreaker | Jersey VOID Pro | Short Specialized Enduro

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