Im Jahr 2010 hat Haibike nicht nur den Bosch-Motor, sondern gleich die gesamte Fahrradindustrie auf den Kopf gestellt. Es war die Geburtsstunde des E-Mountainbikes, wie wir es heute kennen. Seitdem ist viel passiert, auch bei Haibike.

Die Erfolgsgeschichte beginnt in einer überfüllten, stickigen Messehalle auf der EUROBIKE im Jahr 2010. Wie jedes Jahr versuchen Hunderte Hersteller auf der wichtigsten Messe des Jahres, ihre im Grunde ähnlichen Produkte mit verschiedenen Marketing-Versprechungen unters Volk zu bringen. Die Konkurrenz ist riesig, Haibike zum damaligen Zeitpunkt nur eine eher durchschnittliche Fahrradmarke und doch herrscht an ihrem Stand enormer Andrang. Warum?

Der Grund sind drei Bikes, die an Stahlseilen von der Decke hängen. Das schwarz-weiße eQ XDURO-Fully, ein E-Mountainbike-Hardtail und ein E-Trekkingrad. Die Besonderheit: Anders als damals bei klassischen Pedelecs üblich, hat Haibike den Bosch-Antrieb nicht unter dem Rahmen befestigt, sondern in das Rahmendreieck hinein rotiert. Durch diesen Clou ist der Motor besser geschützt und das Rad kann erstmals auch im Gelände genutzt werden. Eine Revolution!

Die Konkurrenten spotten über das neue Konzept, Journalisten schenken ihm kaum Beachtung. Die Branche trägt Scheuklappen und erkennt das Potenzial abseits des bekannten Performance-Markts nicht. Nur eine Gruppe interessiert sich brennend für die Räder: die Endverbraucher. Innerhalb kürzester Zeit sind die 2.000 produzierten Bikes ausverkauft und für Haibike beginnt der Wandel von einer Fahrradmarke wie jeder anderen zum Innovationsmotor einer gesamten Branche.

  Haibike hat das Mountainbiken revolutioniert und innerhalb von 8 Jahren die gesamte Bike-Branche verändert.

Für Haibike öffnet das E-Mountainbike die Tür zu einem bis dato komplett unbekannten Markt ohne Konkurrenz. Die hohe Nachfrage macht dem damaligen Team um CEO Susanne Puello und Designer Alex Thusbass sofort klar, dass hier etwas ganz Großes begonnen hat. Eine Reaktion ist gefragt, und so wird im Jahr 2011 ein erweitertes Produktportfolio mit 11 Modellen erschaffen.

Im Lauf der Jahre springen immer mehr Fahrradhersteller auf den Erfolgszug auf und präsentieren ebenfalls ihre ersten E-Mountainbikes. Das Team von Haibike erkennt: Um erfolgreich zu sein, muss es innovativ bleiben. Und so präsentiert es in den Folgejahren das erste 29er-E-MTB, das erste Elektro-Rennrad, das erste E-MTB mit elektronischem Fahrwerk, das erste Carbon-E-MTB-Fully, das erste E-Downhillbike und mit eConnect das erste System als Baustein smarter E-Bikes, über das man automatisch Notrufe absetzen oder das Bike orten lassen kann.

Um mit dem eigenen Erfolg mitzuhalten, braucht es zusätzliche fähige Mitarbeiter mit frischen Ideen. Aus diesem Grund wird 2016 das Haibike Design Center München (HDCM) gegründet. Eine Ideenschmiede, die sich zusätzlich auch um das Thema Marketing und Design kümmert und im stetigen Austausch mit der Entwicklungsabteilung in Schweinfurt steht. Das loftartige Büro bietet nicht nur das perfekte Ambiente für kreatives Arbeiten, sondern mit dem Standort München auch den perfekten infrastrukturellen Rahmen, um geeignete Mitarbeiter anzuwerben.

Im März letzten Jahres dann die Überraschung: Susanne Puello, ihr Mann Felix – seinerzeit Produktmanager bei Haibike – und Alex Thusbass verlassen Haibike. Für viele Außenstehende ein Schock, denn der Erfolg der Marke schien fest mit diesen drei Personen verbunden. Für das restliche Team ist es ein Abschied mit Ansage, der dennoch vieles verändert.

Wer steckt hinter Haibike?

Lange Jahre war Susanne Puello das Gesicht von Haibike. Wer führt nun die Marke in die Zukunft, wer ist verantwortlich für Entwicklung, Design und Produkt-Management? Die folgenden Personen sind maßgeblich für den Erfolg von Haibike in der Zukunft verantwortlich.

Vor allem die Entscheidungsfindung ist mit dem jetzigen Team eine andere, wie wir bei unserem Besuch erfahren. Es sitzen mehr Leute am Tisch, es wird mehr intern abgesprochen und diskutiert. Dabei orientiert sich das Team stark an Simon Sineks Theorie des goldenen Kreises: Im Mittelpunkt steht immer die Frage „Warum machen wir etwas?“ und nicht „Was machen wir?“ oder „Wie machen wir es?“.

„Wir wollen auch weiterhin die innovativste E-Mountainbike-Marke sein“, erklärt Benjamin Tuck, einer der beiden Leiter des Haibike Design Centers München. „Jeder, der eines unserer Bikes fährt, soll damit maximalen Fahrspaß erleben. Wir wollen, dass Kunden stolz sind, ein Haibike zu besitzen. Dafür ist es wichtig, weiterhin außerhalb bekannter Normen zu denken und so das E-Mountainbike aufs nächste Level zu heben.“

  Wir wollen auch weiterhin die innovativste E-Mountainbike-Marke sein

Für dieses Ziel arbeiten mittlerweile rund 70 Mitarbeiter in der Entwicklung, im Produktmanagement, Design und Marketing bei Haibike, strategisch abgestimmt an den beiden Standorten Schweinfurt und München. Trotz der räumlichen Trennung steht das Team dank moderner Kommunikationsmittel im ständigen Austausch. Die Zeiten, in denen man in einem Raum sitzen musste, um eine neue Idee durchzusprechen, sind vorbei: Jeder Arbeitsplatz ist mit einer Webcam ausgestattet, regelmäßig gibt es Skype-Calls.
Genau diese digitalisierte Wirklichkeit hat auch auch Christian Malik, Head of R&D and Product Management, im Hinterkopf, wenn er über die Zukunft von E-Mountainbikes spricht. Für ihn spielt das gesamte Ökosystem rund ums Rad eine immer größere Rolle: „In Zukunft werden wir einfach Siri fragen, ob wir unser Bike für die Tour am nächsten Tag laden müssen.“

Haibike selbst wappnet sich für die Zukunft, indem es weiter investiert: Das Firmengelände in Schweinfurt wächst und Ende des Jahres entsteht ein neuer Komplex auf dem Gelände, der noch mehr Platz bietet – Platz für Veränderung, Entwicklung und das nächste Kapitel der Haibike-Geschichte.

Visionen für mehr Connectivity und Nutzerfreundlichkeit haben derzeit viele Hersteller. Doch Haibike ist einer derjenigen, der seinen Worten auch Taten folgen lässt. Dafür gewappnet ist die Firma durch ihr wachsendes Team und die räumliche Erweiterung – aber das eigentlich Beeindruckende an Haibike ist die Atmosphäre, die hier herrscht: Trotz der Größe des Unternehmens spürt man bei Haibike Start-up-Feeling und wir sind sehr gespannt, was die Pioniere des E-Mountainbikes als Nächstes präsentieren.


Dieser Artikel ist aus E-MOUNTAINBIKE Ausgabe #013

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