Mit einer neuen Mittelmotoren-Generation möchte der japanische Hersteller Yamaha wieder ein konkurrenzfähiges Produkt im hart umkämpften Antriebsmarkt der E-Mountainbikes anbieten. Was kann der neue Yamaha PW-X im Vergleich zu Shimano, Bosch und Brose?
Im Rahmen der Präsentation der 2017er Haibike SDURO-Modelle hatten wir bereits die Möglichkeit, den neuen Yamaha PW-X-Motor zu testen.
Doch vorab die Fakten: Der neue Yamaha PW-X-Antrieb stellt die nächste Evolutionsstufe des PW-Antriebs dar und übertrifft den Vorgänger in jeder Disziplin. Im Vergleich zum alten Modell ist die neue Yamaha PW-X-Serie kompakter, leichter und soll dabei eine deutlich bessere Motoransteuerung bzw. Abstimmung besitzen. Weitere Highlights sind ein fünfter Modus, das integrierte Display und die neue 500-Wh-Batterie, die auch mit den Vorjahrsmodellen kompatibel ist.
Hard- und Software-Updates
Insgesamt 500 g wollen die Japaner durch eine hohle Achswelle und eine kompaktere Bauweise der Antriebszahnräder und des Gehäuses gespart haben Dadurch wurde auch das Volumen um 13 % verkleinert und die Waage bleibt nun bei schlanken 3,1 kg stehen.
Eine feinere Freilaufrastung und doppelte Sperrklinken sollen für reduzierten Kurbelfreilauf sorgen, um ein direkteres und sensibleres Fahrgefühl zu bewirken.
Der neue Yamaha PW-X-Motor soll 80 Nm Drehmoment liefern, wobei die Besonderheit hier in der Motorenabstimmung liegt. So soll ein von uns häufig kritisiertes Manko deutlich verbessert worden sein, nämlich die extreme Leistungsabhängigkeit von der Trittfrequenz. Verzeichnete der bisherige Yamaha-Antrieb, insbesondere bei höheren Trittfrequenzen jenseits der 80 Umdrehungen pro Minute, einen deutlichen Leistungsabfall, so sollen beim neuen PW-X-Modell die 250 W Unterstützung bis zu einer Kadenz von 120 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung stehen. Eine weitere Besonderheit ist der fünfte Unterstützungsmodus nach +Eco, Eco, Standard und High, der auf den Namen „Extra Power Modus“ hört.
Das Interface
Deutlich kompakter und robuster im Aufbau gibt sich das neue Display, das über einen kantig designten Remotehebel angesteuert wird und ähnlich dem Shimano Steps MTB E8000-Antrieb zwischen Vorbau und Lenker sehr gut geschützt positioniert ist. Haibike hat zudem für sein SDURO ein in den Vorbau integriertes Display entwickelt.
Erster Fahreindruck Yamaha PW-X-Motor
Was für ein Quantensprung! Bereits auf den ersten Metern merkt man die Verbesserungen des Yamaha PW-X deutlich. Sowohl bei niedrigen Trittfrequenzen als auch bei höheren Trittfrequenzen jenseits der 75 Umdrehungen pro Minute unterstützt der Motor deutlich besser. Im Vergleich zum aktuellen Yamaha-Modell fühlen sich +Eco- und Eco-Modus quasi unverändert an, bei den Unterstützungsmodi Standard, High und Extra Power hingegen spürt man deutlich die bessere Unterstützungsleistung. Die Motoren-Sensibilität ist gelungen, so glättet der Motor unrunden Tritt tadellos aus, ohne reaktionsträge zu wirken.
Der Extra Power Modus ist mit seinen 80 Nm sehr stark fürs Gelände, insbesondere für steile Auffahrten mit losem Untergrund. Im Vergleich zum Turbo des Bosch Performance CX erfolgt die Kraftentfaltung deutlich linearer und weniger aggressiv.
Die Haptik des neuen Remotehebels ist solide, wobei aus ergonomischen Gesichtspunkten der Hebel recht hoch gebaut ist. Der sehr definierte Druckpunkt der Tasten gefällt – deutlich besser als beim neuen Purion von Bosch; die Tatsache, dass die Infotaste umständlich am oberen Ende der Bedieneinheit liegt, gefällt eher weniger.
Bei dem von uns getesteten Haibike SDURO war das Display noch ein Funktionsmuster mit Plexiglas, bei dem die Lesbarkeit noch nicht optimal und der Kontrast zu gering war. In Serie soll sich dies jedoch noch einmal deutlich verbessern.
Fazit
In summa gelingt es Yamaha, mit dem PW-X die Lücke zu den Konkurrenten zu schließen und die meisten bisherigen Kritikpunkte zu beseitigen. Das Fahrgefühl liegt zwischen Brose und Bosch: etwas aggressiver als Brose und etwas natürlicher als der Bosch Performance CX – der perfekte Kompromiss also? So weit wollen wir uns nicht aus dem Fenster lehnen. Wir sind gespannt auf weitere Stunden mit dem neuen Yamaha-Antrieb und einen Direktvergleich der Systeme.
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Words: Robin Schmitt Photos: Moritz Dittmar, Piers Spencer Phillips