Die Vorstellung des neuen Shimano Steps-MTB E8000-Antriebs im Frühjahr hat ordentlich für Furore gesorgt, Erwartungen geweckt und Fragen aufgeworfen: Wie fährt sich der neue Antrieb der Japaner? Und ist er besser als der Bosch-Motor? Jetzt liefern wir euch exklusiv den ersten echten Fahrbericht.

Die technischen Daten des Shimano Steps MTB E8000 E-Mountainbike-Motor
Nachdem wir euch in diesem Artikel bereits mit allen technischen Information zum 70 Nm starken Shimano Steps MTB E8000 versorgt haben, folgt nun der erste Testbericht. Beim STEVENS Plus-Hardtail fällt direkt die kompakte Bauweise des Motorgehäuses auf, welche die Integration des Antriebs deutlich vereinfacht. Wie wichtig dieser Faktor ist, wird deutlich, wenn man z. B. betrachtet, mit welchem Aufwand Cannondale den Bosch-Motor in das neue Moterra integriert. Der Akku des Steps-Antriebs bietet, wie auch die Akkus der meisten Konkurrenten, 500 Wh Leistung.

Die Bedienung des Shimano Steps MTB E8000 E-Mountainbike-Motor
In unserem First-Look-Artikel haben wir bereits die erstklassige Integration von Display und Remote-Hebel gelobt. Dieser Eindruck bestätigt sich nun auch in der Praxis.
Über den linken „Schalthebel“ lassen sich die drei Unterstützungsstufen anwählen. Die Ergonomie der geriffelten Schalthebel ist exzellent und entspricht den natürlichen Fingerbewegungen. Das Umschalten erfolgt schnell, intuitiv und ohne verkrampfte Finger.


Das Display ist etwas größer als das der elektronischen Di2-Schaltgruppen und sowohl im Wald unter diffusen Lichtbedingungen als auch in der prallen Sonne sehr gut ablesbar – und zwar aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Hier ist schnell klar: Shimano hat mit dem Remote-Hebel und der perfekt geschützten Displayintegration zwischen Vorbau und Lenker eine neue Referenz im Antriebssegment geschaffen. Doch wie fährt sich der Motor in der Praxis?
Shimano Steps MTB E8000 Fahreindruck



Wechselt man zwischen den einzelnen Stufen, wechselt auch die Schriftfarbe auf dem Display.
Während die ersten zwei Modi Eco und Trail eine moderate Unterstützung liefern und deutlich unter der Power eines Bosch Performance CX auf Sport-Modus liegen, ist der Boost-Modus – wie der Name schon sagt – sehr aggressiv. Laut Shimano ist der Boost-Modus nur als Boost für steile Anstiege und Situationen gedacht, in denen man maximale Unterstützung braucht, während Trail und Eco die Hauptmodi darstellen sollen. Löblich: Der Shimano Steps MTB-Motor liefert eine sehr konstante Kraftentfaltung über einen sehr breiten Trittfrequenzbereich – damit überholt er die Konkurrenz von Yamaha und Brose, wo genau dieser Aspekt häufig kritisiert wird. Brose zeigt sich sehr abhängig von der Trittfrequenz und unterstützt vor allem bei hohen Umdrehungen optimal, wohingegen Yamaha die volle Unterstützung nur in einem relativ geringen Trittfrequenzbereich rund um 75 Umdrehungen pro Minute liefert. Doch zurück zu Shimano.

Insgesamt würden wir uns mindestens einen Modus mehr bzw. feinere Abstufungen zwischen Trail und Boost wünschen. Der Schalthebel besitzt eine super Ergonomie und macht es einfach, durch die Modi zu wechseln, wodurch man rein theoretisch stets das exakte Maß an Motorenunterstützung einstellen könnte. Mehr Abstufungen würden zu geringerem Batterie-Verbrauch führen, da man problemlos und schnell die gewünschte Unterstützungsstufe einstellen könnte und so keine Energie verschwenden würde.

Bei sehr steilen Anstiegen sorgt die enorme Leistung des Boost-Modus für Traktionsverluste, während der Trail-Modus tendenziell zu schwach ist. Auch der relativ lange Nachlauf bedarf etwas Eingewöhnung.
Wir hoffen hier auf die E-Tube-App, welche ab Juli für iPad, ab September für iPhone und ab November für Android verfügbar sein soll und möglicherweise in Zukunft dem Fahrer eine individuelle Anpassung des Motors erlaubt. Vorreiter ist hier ganz klar die Mission Control-App von Specialized.
Blickt man auf die letzten Generationen des Bosch-Antriebs und die stetigen Verbesserungen zurück, wird klar, wie viel Potenzial in der Software bzw. der Abstimmung des Motors steckt. Hier hat Shimano noch Potenzial – nicht nur bis zur Serienreife der ersten Charge, sondern auch in der Zukunft. Und diese wird sicherlich hochspannend. Die Connectivity und Integration mit der Di2-Schaltung eröffnet viele Möglichkeiten!

Fazit Shimano Steps MTB E8000
Was ist besser: Shimano oder Bosch? Diese Frage werden wir im Rahmen eines Vergleichstests in der kommenden E-MOUNTAINBIKE Ausgabe #007 beantworten. Fakt ist, Shimano hat in puncto Ergonomie und Integration die Nase vorn, verfolgt mit der Motorenabstimmung jedoch einen recht speziellen Weg. Bosch bietet hier für den Mountainbike-Einsatz deutlich geeignetere Modi.
Bislang liefert noch kein Hersteller die perfekte Lösung, die Ansätze und Detaillösungen gehen aber alle in eine sehr gute Richtung! Insbesondere bei Shimano bleibt spannend, welche Anpassungen noch bei der Motoren-Konfiguration und den Schaltkomponenten kommen. Schließlich ist der Motor nur eine Komponente am E-Mountainbike. Ein stimmiges Gesamtkonzept – dazu gehören spezielle Schaltkomponenten, die Rahmenintegration, Geometrie und Komponenten – entscheidet letzten Endes über den Fahrspaß!
Einen direkten Vergleich zwischen Bosch- und Shimano-Antrieb findet ihr in der nächsten E-MOUNTAINBIKE Ausgabe #007.
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Words: Robin Schmitt Photos: Christoph Bayer