Das ROTWILD R.X750 ist die Antwort der deutschen E-Bike-Hersteller auf die steigende Konkurrenz im E-Mountainbike-Segment. Mit ihm sollen sich dank 750-Wh-Akku und top Handling selbst die entferntesten Berg-Gipfel erklimmen lassen – wir haben es bereits auf unseren alpinen Hometrails gefahren.

Das neue ROTWILD R.X750 verfügt über 150 mm Federweg und ist ab September 2019 in drei Ausstattungsvarianten von 6.499 € – 9.999 € erhältlich

Das Konzept hinter dem ROTWILD R.X750

Um das ROTWILD R.X750 besser zu verstehen, muss man zunächst wissen, aus wessen Feder es stammt. Lutz Scheffer ist nicht nur Bike-Designer, er ist selbst auch begeisterter E-Mountainbiker. In einem Selbstversuch vor drei Jahren hat er in seiner Wahlheimat Garmisch-Partenkirchen mehr als 250.000 Höhenmeter (pro Jahr!) mit dem E-Mountainbike gesammelt – vorwiegend im alpinen Terrain. Das ROTWILD R.X750 hat er gemeinsam mit seinen Kollegen speziell für das Fahren in diesem anspruchsvollen Gelände konzipiert. Wichtig war ihm neben einem großen Akku, einem passenden Antrieb und einer stimmigen Geometrie vor allem das Fahrwerk. Doch auch bei den Details und dem Design des Bikes hat sich ROTWILD viele Gedanken gemacht.

Das ROTWILD R.X750 wurde zum für alpines Gelände konzipiert

Integration steht beim R.X750 klar im Fokus

Herzstück des ROTWILD R.X750 ist sein Vollcarbon-Rahmen. Bei dessen Entwicklung war das Thema Integration sehr wichtig. So sitzt nicht nur der 750 Wh große Akku voll integriert und dennoch herausnehmbar im Unterrohr, sondern es kommt auch eine Eightpins-Sattelstütze zum Einsatz. Sie nutzt das Sattelrohr als Außenhülle und ist so nicht nur super clean im Rahmen integriert, sondern bietet auch einen enormen Verstellbereich von bis zu 228 mm.

Ein echtes Highlight: die Eightpins Sattelstütze mit bis zu 228 mm Verstellbereich (Größe XL).
Der futuristische Vorbau verfügt über eine Halterung, um das Smartphone darauf zu befestigen. Wird diese nicht genutzt, wird sie mit der kleinen Gummiabdeckung verschlossen,
Die Abdeckung der Ladebuchse lässt sich via Magnet direkt am Motorgehäuse befestigen

Außerdem hat ROTWILD einen eigenen Vorbau entwickelt, der perfekt zur voluminösen Optik des Rahmens passt. Kleine Details wie der Magnet am Motorgehäuse der die Abdeckkappe der Ladebuchse während des Ladens fixiert, zeugen von viel Liebe zum Detail. Außerdem wird das Kabel des Displays im Lenker geführt und der Speichenmagnet sitzt direkt an der Bremsscheibe.

An der MonkeyLink-Aufnahme lässt sich im Handumdrehen eine Lampe montieren
Es ist selbstverständlich, dass die Züge im Inneren des Rahmens geführt werden
Das Kabel des Displays wird direkt in den Lenker geführt. Bei dieser ausgeklügelten Integration hätten wir uns allerdings eine andere Display-Option als das in die Jahre gekommene BLOKS-Modell gewünscht.

Das ROTWILD R.X750 – für Performance konzipiert

Rückblick ins Jahr 2014. Beim Bike-Festival in Riva präsentiert ROTWILD den ersten Prototyp eines E-Mountainbikes mit Brose-Antrieb. Bis heute hält ROTWILD an dem deutschen Motorenhersteller fest und verbaut beim R.X750 das neueste Brose-Aggregat, den Drive S Mag. Dieser besitzt nicht nur massig Power, sondern soll sich auch besonders feinfühlig dosieren lassen und ein natürliches Fahrgefühl bieten. Seine Energie erhält er von einem 750-Wh-Akku, der mit den Zellen des Typs 21700 bestückt ist.

Der Akku mit satter 750 Wh Kapazität sitzt im schlanken Unterrohr des ROTWILD R.X750 und kann nach unten entnommen werden
Serienmäßig kommt das ROTWILD mit einem Schnellverschluss am Akku – wer will, kann hier aber auch ein Schloss nachrüsten
Der Energiespeicher setzt auf den neuesten 21700-Zellentyp und fällt angenehm kompakt aus

Doch die ganze Power nützt nichts, wenn sie nicht auf den Boden gebracht werden kann. Speziell bei anspruchsvollen Uphills lautet das Zauberwort: Traktion. Aus diesem Grund hat ROTWILD bei der Hinterbau-Kinematik des R.X750 den Pedal-Rückschlag bewusst reduziert. Bei unmotorisierten Bikes ist dieser oft höher, damit der Hinterbau beim Antritt nicht unnötig wippt und so möglichst effizient ist. Durch die konstante Kraft des Motors ist das Problem eines wippenden Hecks allerdings ohnehin reduziert und Schlupf von durchdrehenden Rädern ist laut Lutz Scheffer ein größerer Energiefresser.

Unsichtbar ist die Verschraubung des Hauptlagers ein echtes Highlight am ROTWILD R.X750
Sichtbar wird sie auf dieser Zeichnung. Die Zähne der Achse greifen ineinander und schaffen so ein sehr steife und feste Verbindung.

Für eine Erhöhung der Traktion setzt ROTWILD auf ein 27,5”-Hinterrad mit 2,6” breiten Reifen. Um ausreichend Platz für den Reifen zu haben, und gleichzeitig das Heck dennoch kurz zu gestalten, setzt ROTWILD auf eine spezielle Achse am Hauptlager, die eine zusätzliche Verstrebung überflüssig macht. Dort greifen von beiden Seiten Zähne ineinander, welche die Achse verdrehsicher und selbstzentrierend fixieren. An der Front kommt ein 29”-Laufrad zum Einsatz, das dort mit besseren Überrolleigenschaften und einem präziseren Handling punkten soll.

Das ROTWILD R.X750 setzt auf ein Laufrad-Konzept mit großem 29”-Vorder- und traktionsstarkem 27,5”-Hinterrad

Die Geometrie des ROTWILD R.X750

Das ROTWILD R.X750 ist in insgesamt vier Rahmengrößen von S–XL erhältlich. Auffallend bei allen Bikes ist der sehr große Verstellbereich der Teleskopsattelstütze, der viel Bewegungsspielraum auf dem Rad ermöglicht. Reach, Lenkwinkel und Kettenstrebenlänge wirken alle auf den ersten Blick stimmig und wie man sie für ein Bike dieser Klasse erwarten würde. Der Federweg an Front und Heck beträgt je 150 mm. Nachfolgend alle Daten auf einen Blick.

Größe S M L XL
Sattelrohr 413 mm 444 mm 473 mm 509 mm
Oberrohr 588 mm 617 mm 654 mm 688 mm
Steuerrohr 110 mm 110 mm 130 mm 140 mm
Lenkwinkel 66° 66° 66° 66°
Sitzwinkel 74° 74° 74° 74°
Kettenstrebe 445 mm 445 mm 445 mm 445 mm
Tretlager Höhe 350 mm 350 mm 350 mm 350 mm
Radstand 1.172 mm 1.198 mm 1.236 mm 1.270 mm
Reach 405 mm 437 mm 468 mm 500 mm
Stack 610 mm 617 mm 637 mm 648 mm

Die Ausstattung und Verfügbarkeit des ROTWILD R.X750

Das ROTWILD R.X750 wird ab September 2019 in drei Ausstattungsvarianten zu Preisen ab 6.499 € verfügbar sein. Alle Modelle verfügen über den gleichen Carbon-Rahmen, Brose Drive S Mag-Antrieb und 750-Wh-Akku. Das günstige Core-Modell verzichtet auf die Eightpins-Sattelstütze – hier kommt eine Crankbrothers Highline zum Einsatz.

Alle Modelle des R.X750 verfügen über ein FOX-Fahrwerk, doch nur beim Topmodell kommen die Factory-Komponenten zum Einsatz
Außerdem setzten alle Modelle auf eine Schaltung aus dem Hause Shimano
Für die Verzögerung sorgen Shimano-Vierkolben-Bremsen von Deore (Core) bis XTR (Ultra)
Alle Modelle verfügen über eine E13-Kurbel mit 34 Zahn-Direct-Mount-Kettenblatt. Je nach Rahmengröße variiert die Kurbellänge von 160 mm (S), über 165 mm (M/L) bis zu 170 mm (XL)

Die verschiedenen Modelle im Überblick

R.X750 Ultra

Federgabel FOX 36 FIT4 LSC Factory E-Bike+150 mm
Dämpfer FOX FLOAT DPX EVOL Factory150 mm
Motor/Akku Brose Drive S MAG 750 Wh
Schaltung Shimano XTR
Bremsen Shimano XTR
Sattelstütze 8Pins Pin Lock 228 mm
Vorbau S35 Al6061
Lenker B35 AL7075 780 mm
Laufradsatz DT Swiss HXC 1200 Spline Carbon
Reifen Continental Baron Projekt Protection 2,4″ / 2,60″
Preis 9.999 €

R.X750 Pro

Federgabel FOX 36 GRIP Performance E-Bike+150 mm
Dämpfer FOX FLOAT DPX EVOL Performance 150 mm
Motor/Akku Brose Drive S MAG 750 Wh
Schaltung Shimano XT
Bremsen Shimano XT
Sattelstütze 8Pins 228 mm
Vorbau S35 Al6061
Lenker B35 AL7075 780 mm
Laufradsatz DT Swiss HX 1501 Spline One
Reifen Continental Baron Projekt Protection 2,4″ / 2,60″
Preis 7.999 €

R.X750 Core

Federgabel FOX 36 GRIP Performance Rhythm E-Bike150 mm
Dämpfer FOX FLOAT DPX EVOL Performance 150 mm
Motor/Akku Brose Drive S MAG 750 Wh
Schaltung Shimano XT
Bremsen Shimano 520
Sattelstütze Crankbrothers Highline 150 mm
Vorbau S35 Al6061
Lenker B35 AL7075 780 mm
Laufradsatz DT Swiss HX 1900 Spline
Reifen Continental Baron Projekt Protection 2,4″ / 2,60″
Preis 6.499 €

Das ROTWILD R.X750 auf dem Trail

Wir hatten bereits die Möglichkeit, das ROTWILD R.X750 auf unseren alpinen Hometrails rund um die Kampenwand in Aschau zu testen – allerdings nur für wenige Fahrten. Die Sitzposition fällt mit einer Körpergröße von 180 cm in Größe Medium zwar etwas kompakt, aber durchaus komfortabel aus. Trotz des großen Auszugs der Sattelstütze hat man auch bei sehr steilen Anstiege nicht den Eindruck, zu weit über dem Hinterrad zu sitzen.

Der schmale Single-Trail-Uphill ist deutlich steiler, als er auf dem Bild aussieht – mit dem ROTWILD R.X750 meistert man ihn gelassen!

Auffallend ist, wie unauffällig der Hinterbau des Bikes arbeitet. Er filtert im technischen Uphill selbst kleine Unebenheiten sehr feinfühlig weg, ohne zu tief in den Federweg zu sacken und generiert gleichzeitig eine enorme Traktion. Fährt man im Sitzen, ist kein störendes Wippen zu spüren. Wechselt man allerdings in den Wiegetritt, kann man ein Pumpen des Hecks provozieren – allerdings fährt man mit einem E-Bike kaum im Wiegetritt. Der Brose Drive S Mag begeistert mit einem sehr natürlichen Fahrgefühl, schiebt in der höchsten Stufe aber ungestüm an. Hier lohnt es sich, den Finger an der Bremse zu halten. Gleichzeitig stellt das Aggregat im höchsten Modus schon bei sehr geringer Trittfrequenz viel Power zur Verfügung – bei sehr technischen Anstiegen äußerst praktisch. Wir hätten uns einen allerdings einen progressiven Modus à la Bosch eMTB-Mode gewünscht.

Eine der größten Stärken des ROTWILD R.X750 – die enorme Traktion, die es dank des aktiven Fahrwerk bergauf bietet

Senkt man den Sattel ab, steht man sehr zentral und super integriert zwischen den Laufrädern. Das eher frontlastige Fahrgefühl wie man es von den Vorgängermodellen von ROTWILD kennt, ist trotz der tiefen Front beim R.X750 nicht mehr gegeben. Im Gegenteil, man steht super integriert im Rad und in Kombination mit dem großen Bewegungsspielraum dank des tiefen Oberrohrs vermittelt das ROTWILD ein sehr souveränes und sicheres Handling. Richtungswechsel setzt das Bike bereitwillig und direkt um und wirkt selbst in engen Sektionen angenehm agil. Dennoch gerät es auch in schnellen Trail-Abschnitten nicht aus der Ruhe – ein sehr positiver erster Eindruck!

Bergab steht man sehr zentral im Rad und überrollt Hindernisse gelassen

Unser erstes Fazit zum neuen ROTWILD R.X750

Für ein finales Fazit zum neuen ROTWILD R.X750 ist es nach unserem bisher kurzen Testeindruck leider zu früh. Dennoch lässt sich festhalten, dass ROTWILD sehr vieles sehr richtig macht. Die Integration wirkt gelungen, der Rahmen hochwertig, die Details durchdacht. Das Fahrwerk weiß bergauf wie bergab zu überzeugen und die enorme Akku-Kapazität sollte langen Trail-Spaß garantieren. Das Bike wurde zwar maßgeblich für alpines Gelände konzipiert, macht aber dank seiner hohen Agilität auch auf gemäßigteren Trails viel Spaß. Wer ein Highend-E-Mountainbike sucht, sollte sich das ROTWILD R.X750 einmal genauer ansehen.

Mehr Infos findet ihr unter: rotwild.de

Es war nur ein erster Test, doch den hat das neue ROTWILD R.X750 mit Bravour bestanden


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