Das BULLS SONIC EVO AM-Team Carbon 2023 soll BULLS’ neues E-MTB fürs Grobe sein. Ausgestattet mit dem neuen Bosch Performance Line CX Race Limited Edition 2023-Motor wurde es für die harten Stages der EWS-E gebaut. Hat BULLS hier eine reine Rennmaschine entwickelt oder ein alltagstaugliches Schaf im aggressiven Wolfspelz?

BULLS Sonic EVO AM-Team Carbon | Bosch Performance Line CX Race/750 Wh | 150/150 mm (v/h)
23,9 kg in Größe M | 11.199 € | Hersteller-Website

Während man BULLS und Racing – dank Karl Platt – bisher eher mit Marathon und Etappenrennen in Verbindung gebracht hat, hat sich das mit den Erfolgen des deutschen Enduromeisters Christian Textor (Spitzname Texi) grundlegend geändert. Der geht für BULLS erfolgreich bei der Enduro World Series (EWS) und der motorisierten Schwester EWS-E an den Start. Um Texi das bestmögliche Arbeitsgerät zur Verfügung zu stellen, stattet BULLS das SONIC EVO AM-Team Carbon 2023 mit dem brandneuen Bosch Performance Line CX Race Limited Edition 2023-Motor aus. Denn die EWS-E vereint die höchsten Ansprüche nicht nur in der Abfahrt, sondern auch im Uphill: Adrenalin und maximale Herzfrequenz garantiert – bergab und bergauf! Für das Bike, das laut BULLS bereits für die Weltspitze ausgestattet ist, müsst ihr 11.199 € auf den Tisch legen.

Lässt man sich nicht allzu sehr vom Werbeversprechen voller Superlative blenden, macht das Bike beim zweiten Hinsehen gar keinen so extremen Eindruck. 150 mm Federweg vorne wie hinten klingen nach Allround-Eigenschaften und der große 750-Wh-Akku, der mehr Sinn auf Touren als auf kurzen Rennstages macht, unterstreicht das nochmal zusätzlich. Dazu kommen noch Details, wie Vorbereitungen für ein Lichtsystem, ein Adapter für einen Seitenständer oder die Anhängerfreigabe, hinzu. Ist das SONIC EVO AM-Team Carbon 2023 also ein alltagstauglicher Vollblutracer? Oder wird es dank dem neuen Bosch Performance Line CX Race Limited Edition 2023-Motor zu Unrecht als Rennmaschine wahrgenommen? Ein Schaf im Wolfspelz also? Wir haben das Bike genauer unter die Lupe genommen und uns mit Texi zusammengesetzt, um von ihm zu erfahren, wie er das Bike für EWS-E-Rennen optimiert hat.

Der Bosch Performance Line CX Race Limited Edition 2023-Motor

Der neue Bosch Performance Line CX Race Limited Edition 2023-Motor ist von den technischen Eckdaten zwar zum großen Teil identisch mit dem bisherigen Bosch Performance Line CX-Motor, wurde jedoch per Software speziell an die Racing-Bedingungen angepasst. Dafür wurde viel Input der Teamfahrer eingeholt. Die Magie passiert in der neuen Unterstützungsstufe RACE. Hier gibt’s einen längeren Nachlauf, eine schnellere Kraftübertragung und -entfaltung und eine maximale Tretunterstützung von satten 400 %. Wie der Name schon vermuten lässt, gibt es den Motor nur in limitierten Kontingenten und soll von den Herstellern ausschließlich in rennlastigen Bikes verbaut werden. BULLS kombiniert den Bosch Performance Line CX Race Limited Edition 2023-Motor mit dem großen 750-Wh-Akku. In Größe S gibt’s den kleineren 625-Wh-Akku – der kostet dann aber auch 200 € weniger, cool!

Hier stecken einige Pferdchen unter der Haube …

Das BULLS SONIC EVO AM-Team Carbon 2023 im Detail

Der Rahmen BULLS SONIC EVO AM-Team Carbon 2023 kommt sehr bullig und kantig daher. Dabei setzt BULLS bei dem Mullet mit gemischten Laufrädern auf einen Carbon-Hauptrahmen, der mit einem 27,5”-Alu-Hinterbau kombiniert wird. Oberrohr und Sitzstrebe bilden dabei ab dem gewöhnungsbedürftigen Höcker an der Front eine gerade Linie, was dem Bike trotz seines massiven Auftretens eine gewisse Eleganz verleiht. Für eine cleane Optik führt BULLS die Züge durch den Rahmen. Im Oberrohr ist das Bosch System Control-LED-Display integriert und am Lenker befindet sich die Bosch Mini Remote. Diese ist zwar sparsam gehalten, lässt sich aber mit dem Daumen einfach und präzise bedienen. Wer ein großes Display sucht, wird hier jedoch nicht fündig.

Kamel oder Dromedar? Auf jeden Fall erinnert uns dieser Höcker auf dem Oberrohr an ein gewisses Wüstentier.
Die schlanke Bosch Mini Remote lässt sich easy bedienen und fällt nicht groß auf. Mehr braucht es nicht!

Auf dem Unterrohr hat BULLS einen Fidlock-Flaschenhalter integriert. Doch der ist nicht nur für die Wasserversorgung da: Klappt man ihn zur Seite, kann man das Akkucover abnehmen. Der Akku selbst ist nochmal mit einem Schlüssel gesichert und muss zur Entnahme aufgesperrt werden. Die Möglichkeit, den Akku zu entnehmen und zu wechseln, ist für ein Racebike ein cooles Feature! Wir hätten uns für schnelle Boxenstopps aber eine Lösung ohne Schlüssel gewünscht. Während es für den normalen Alltagseinsatz schon nervig ist, immer an den Schlüssel denken zu müssen, bricht im Fahrerlager bei leerem Akku und Zeitdruck schnell die nackte Panik aus, wenn mal wieder jemand den Schlüssel verlegt hat.

Diese etwas auffällige Fidlock-Flaschenhalterung verbirgt ein kleines Geheimnis: Sie dient auch als Verschluss für das Akkucover. Wenn man sie seitlich wegklappt, kann das Cover werkzeuglos entfernt werden. Der Akku darunter ist mit einem Schlüssel gesichert und wird im 45° Winkel nach oben entnommen.

Auch einige weitere Details machen einen eher skeptisch, wie weit die Renn-Gene beim BULLS SONIC EVO AM-Team Carbon 2023 durchscheinen. Am Lenker ist eine MonkeyLink-Lampenhalterung verbaut, an der an unserem Testbike unserienmäßig auch direkt eine Lampe angebracht ist. Hier können sonst alle kompatiblen MonkeyLink-Lampen mit einem Griff werkzeuglos angeknipst werden. Dazu kommen integrierte Rücklichter am Hinterbau. Während die Lampenhalterung für Pendler oder Tourenfahrer ein cooles Feature ist, kann man sich hier schon fragen, wie ernst es BULLS mit den Rennambitionen meint. Denn noch gibt es bei der EWS-E keine Nachtstages und die Tunneltransfers beim Rennen in Petzen/Jamnica vor einigen Jahren waren auch eine exotische Ausnahme. Und wer auf den Rennstages mit anfahrendem Überholverkehr rechnet, sollte vielleicht eher an der eigenen Fahrtechnik arbeiten, statt an schicken Rücklichtern.

Die Supernova M99 Mini-Frontleuchte kommt nicht in Serie, die MonkeyLink-Halterung am Lenker jedoch schon. Daran lässt sich mit einem Handgriff eine kompatible Leuchte anschließen, die mit Strom aus dem Hauptakku versorgt wird. Praktisch für die Abendstunden und wenn vielleicht in Zukunft Nachtstages bei einem EWS-E-Rennen eingeführt werden.
Das SONIC EVO AM-Team Carbon ist ähnlich gut beleuchtet wie ein Flugzeug … Praktisch für den Alltag, eher unnötig für die Rennstrecke.

Eine Ständeraufnahme über einen mitgelieferten Adapter und die Anhängerfreigabe rücken das Bike noch weiter in die Touren- bzw. Alltagsecke. Aber welcher Racer kennt es nicht? Morgens noch schnell die Kids im Anhänger in den Kindergarten chauffiert, Anhänger schnell wieder zuhause abgestellt und um 10 Uhr pünktlich zum Rennstart an der Startlinie. Mit dem BULLS SONIC EVO AM-Team Carbon 2023 kein Problem ;).

Die Ausstattung des BULLS SONIC EVO AM-Team Carbon 2023

BULLS gibt in der Beschreibung des SONIC EVO AM-Team Carbon 2023 das selbstbewusste Versprechen, dass Kompromisse beim Material ausgeschlossen sind. Eines vorweg: Wir sind da nicht ganz der gleichen Meinung.

BULLS Sonic EVO AM-Team Carbon

11.199 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX Race 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 750 Wh
Display Bosch System Controller
Federgabel RockShox Lyrik Ultimate 150 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Select+ 150 mm
Sattelstütze Eightpins NGS2 192 mm
Bremsen TRP DH-R EVO 220/203 mm
Schaltung SRAM XX1 Eagle AXS 1x12
Vorbau BULLS MTB-SLS 50 mm
Lenker BULLS Enduro Carbon 800 mm
Laufradsatz e*thirteen TRS Race Carbon 29"/27,5"
Reifen Schwalbe Magic Mary Super Trail Soft/Super Gravity Soft 2,4"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 23,9 kg
Zul. Gesamtgewicht 150 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 126 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

MonkeyLink-Lichthalterung
integrierte MonkeyLink Twinlight Rücklichter

Beim Fahrwerk vertraut BULLS voll auf RockShox. An der Front kommt die Lyrik Ultimate-Gabel mit 150 mm Federweg und 35 mm Standrohren zum Einsatz. Diese ist zwar eine der vielseitigsten Gabeln im RockShox-Line-up, wird aber in der Abfahrt noch von der großen Schwester ZEB übertrumpft. Am Heck hält der Super Deluxe Air Select+ RT-Dämpfer die 150 mm Federweg im Zaum. Der Luftdämpfer ermöglicht ein einfaches Setup und funktioniert ohne Murren. Sehr versierte Piloten und vor allem Racer vermissen aber die getrennte Einstellung von High- und Lowspeed-Druckstufe, um das letzte bisschen Performance aus dem Hinterbau zu kitzeln.

Mit getrennt verstellbarer High- und Lowspeed-Druckstufe bietet die RockShox Lyrik Ultimate auch für Setup-Nerds genug Einstellmöglichkeiten.
Der RockShox Super Deluxe Air Select+ muss dagegen ohne getrennt einstellbare Druckstufe auskommen. Was Könner traurig dreinschauen lässt, macht Anfängern das Setup unkomplizierter.

Am Antrieb hat BULLS nicht gespart und verpasst dem SONIC EVO AM-Team Carbon 2023 die edle elektronische 12-fach SRAM XX1 AXS-Gruppe. Hier ist auch drin, was draufsteht: BULLS verbaut keine Kassette oder Schalthebel aus günstigeren Gruppen, wie es andere Hersteller gerne tun – top! Das elektronische AXS-Schaltwerk ist trotz Funkübertragung verkabelt: Statt einem kleinen AXS-Akku bezieht es seinen Strom aus dem Hauptakku. Die verbauten TRP DH-R EVO-Bremsen sind auf europäischen Trails noch Exoten, haben aber ordentlich Power. Kombiniert mit einer 220-mm-Bremsscheibe vorne und 200 mm hinten, kommt man damit auch auf den steilsten Rennstages verlässlich zum Stehen. Verlässlich auf und ab geht auch die an unserem Testbike verbaute EightPins NGS 2-Sattelstütze. Die 192-mm-Hub lassen sich mit einem Rädchen am Sattelstützenkopf verstellen, was vor allem Fahrer unterschiedlichster Schrittlängen freuen wird.

Bling-Bling: Die edle SRAM XX1 AXS-Schaltung kommt auch mit der nicht gerade unauffälligen Regenbogenkassette. Statt einem AXS-Akku führt ein Stromkabel direkt zum Hauptakku.
Die EighPins NGS 2-Sattelstütze bietet 192 mm Hub.
Exotische Stopper: Die TRP DH-R EVO-Bremsen sind in Europa immer noch eher selten anzutreffen. Kombiniert mit großen Bremsscheiben machen sie auch schweren Piloten Spaß!

Bei der Shoppingtour in der Edelabteilung der Komponentenhersteller hat BULLS auch beim Laufradsatz zugeschlagen. Das SONIC EVO AM-Team Carbon 2023 rollt auf den edlen ethirteen TRS Race Carbon-Laufrädern, die mit Reifen aus dem Hause Schwalbe kombiniert werden: Vorne wie hinten sorgen die Magic Mary-Reifen für Grip. Wie sich das gehört, verbaut BULLS den Hinterreifen mit der dickeren Super Gravity-Seitenwand, was gut zum Einsatzzweck passt. Am Vorderrad kommt leider nur die leichte Super Trail-Karkasse zum Einsatz. Diese bietet weniger Dämpfung und Pannenschutz, was gerade in Kombination mit den edlen Carbon-Laufrädern schnell zu teuren Missgeschicken führen kann. Deswegen sollten ambitionierte Piloten oder Fahrer mit unsauberer Linienwahl der Felgen zuliebe über ein Upgrade nachdenken. Die ADDIX Soft-Gummimischung, die vorne wie hinten für Traktion sorgen soll, ist für die meisten Fahrer ein guter Kompromiss aus Grip und Langlebigkeit. Wer das letzte bisschen Performance herausholen will, kann am Vorderrad auf die noch weichere Super Soft-Gummimischung umsteigen.

Hier kommen bei Schäden schnell die Tränen: Auf die edlen Carbon-Felgen sollte man besser gut aufpassen, sonst klafft nicht nur ein Loch im Laufrad, sondern auch im Geldbeutel. Vor allem, wenn man sie mit Reifen mit der dünnen Super Trail-Karkasse kombiniert.

Die Geometrie des BULLS SONIC EVO AM-Team Carbon 2023

Das BULLS SONIC EVO AM-Team Carbon 2023 gibt’s in vier Größen von S bis XL. Dabei liegt der Reach bei allen Größen eher auf der kürzeren Seite: Unser Testbike in Größe M hat 450 mm Reach und das Ende der Fahnenstange ist Größe XL mit 490 mm Reach. Die Kettenstreben sind in allen Größen 450 mm lang und wachsen nicht mit. Der Lenkwinkel fällt mit 65,5° ziemlich steil aus und wirkt etwas oldschool. Andere moderne E-MTBs liegen hier eher im Bereich von 64°. Die in allen Größen langen Sitzrohre schränken die Bewegungsfreiheit ein. Das macht es kleinen Fahrern oder Fahrern mit kurzen Beinen besonders schwer, auf eine größere Größe „upzusizen”. Somit muss man beim BULLS die Größe anhand der Schrittlänge und nicht nach persönlicher Vorliebe am Fahrverhalten wählen. Die Geometrie des SONIC EVO AM-Team Carbon 2023 fällt in Summe sehr moderat und schon fast etwas oldschool aus – eher das Gegenteil von rennlastig.

Größe S M L XL
Oberrohr 586 mm 616 mm 634 mm 658 mm
Sattelrohr 410 mm 440 mm 470 mm 510 mm
Steuerrohr 110 mm 110 mm 120 mm 130 mm
Lenkwinkel 65,5° 65,5° 65,5° 65,5°
Sitzwinkel 75° 75° 75° 75°
Kettenstrebe (kurz/lang) 450 mm 450 mm 450 mm 450 mm
Tretlagerabsenkung 15 mm 15 mm 15 mm 15 mm
Radstand 1.193 mm 1.218 mm 1.238 mm 1.269 mm
Reach 420 mm 450 mm 470 mm 490 mm
Stack 632 mm 632 mm 630 mm 640 mm

Der erste Fahreindruck des BULLS Sonic EVO AM-Team Carbon 2023

Wir hatten bereits die Gelegenheit, das BULLS SONIC EVO AM-Team Carbon 2023 für mehrere Wochen über unsere Hometrails zu jagen. Schwingt man sich auf das Bike und startet in Richtung Wald, nimmt man direkt eine zentrale und gut ausbalancierte Sitzposition ein. Das Gewicht liegt leicht auf den Händen, was aber auch auf längeren Touren nicht unangenehm auffällt. In steilen oder technischen Anstiegen macht sich die zentrale Sitzposition dafür positiv bemerkbar. Das Vorderrad bleibt hier auch ohne große Bemühung am Boden und in Verbindung mit dem sehr kraftvollen Motor lassen sich auch die steilsten Anstiege bewältigen. Das direktere Einsetzen und der längere Nachlauf des RACE-Modus sind bei den ersten technischen Anstiegen ungewohnt, nach kurzer Eingewöhnung aber hilfreich. Besonders an Kanten und Absätzen kann man dank des längeren Nachlaufs das Bike noch aktiver entlasten und es damit nach oben ziehen.

Ähnlich wie im Uphill steht man auch auf dem Trail zentral im Bike. Hier fällt die Balance wegen der tiefen Front und dem steilen Lenkwinkel allerdings noch etwas frontlastiger aus. Das macht es einem in flachen Kurven leicht, Gewicht auf das Vorderrad zu bringen und damit Grip zu generieren, allerdings muss man besonders in steilen Stücken oder Kompressionen aufpassen, dass das Gewicht nicht zu weit nach vorne wandert. Das 150-mm-Fahrwerk folgt über kleine Unebenheiten sorgfältig dem Untergrund. Wird der Trail rauer, kommt es allerdings schnell an seine Grenzen und fühlt sich besonders in der zweiten Hälfte des Federwegs undefiniert an. Dadurch verliert das Bike mit zunehmendem Tempo an Traktion und lässt uns größere Reserven vermissen. Je ruppiger die Trails, desto größer fällt am BULLS SONIC EVO AM-Team Carbon 2023 die Geräuschkulisse aus, wobei sich besonders das im Hinterbau verlegte Bremskabel klappernd zu Wort meldet. Einsteiger und leicht Fortgeschrittene freuen sich über das direkte und gutmütige Handling des E-MTBs, wodurch sich das Bike mit wenig Input steuern lässt und bereitwillig die Richtung wechselt.

Christian Textor’s BULLS Sonic EVO AM-Team Carbon 2023

Wir haben uns bei der EWS-E im Bikemekka Finale Ligure natürlich nicht die Chance entgehen lassen, uns Texis Bike mal etwas genauer anzuschauen. Dazu hat er uns noch ein paar Setup-Geheimnisse verraten und erklärt, wie er den Bosch Performance Line CX Race Limited Edition 2023-Motor am effektivsten nutzt.

Die offensichtlichsten Änderungen zur Serienausstattung hat Texi am Fahrwerk vorgenommen. Er setzt auf die steifere RockShox ZEB Ultimate-Gabel mit dickeren 38 mm Standrohren. Für etwas mehr Reserven auf den harten Rennstages hat die Gabel im Vergleich zur Lyrik-Serie 10 mm mehr Federweg. Am Heck vertraut Texi einem RockShox Super Deluxe Coil Ultimate-Dämpfer. Der Stahlfederdämpfer verspricht ein sensibleres Ansprechverhalten und ein satteres Fahrgefühl. Dafür erfordert das Setup im Vergleich zum in Serie verbauten Luftdämpfer mehr Aufwand und Testing. Verschiedene Federhärten zu testen, ist für einen gesponserten Profi wie Texi kein Problem, für die meisten Normalos wird das allerdings schnell aufwändig und kostspielig.

Für ein satteres Ansprechverhalten auf den rauen Strecken der EWS-E setzt Texi auf einen Coil-Dämpfer.

Am Cockpit ersetzt Texi den hauseigenen BULLS-Carbon-Lenker mit dazugehörigem Alu-Vorbau gegen das Gradient-Cockpit seines Sponsors FSA. Auffällig: die montierten Sendhit Nock Handguards V2. Diese verleihen dem Racebike einen ziemlich brachialen Motocross-Look und schützen die Bremshebel vor Beschädigungen im Falle eines Sturzes. Ein weiteres kleines Feature, das für einen Racer wie Texi Gold wert ist, ist das im Steuerrohr integrierte OneUp-Components-Multitool. Dadurch hat der Fahrer das nötigste Werkzeug immer dabei, ohne einen störenden Rucksack oder ein Hipbag tragen zu müssen.

Praktisches Feature: das im Steuerrohr integrierte OneUp-Tool.

Während BULLS in der Serienversion des SONIC EVO AM-Team Carbon 2023 auf einen Carbon-Laufradsatz setzt, zeigt Texi, dass es auch für die Schnellsten der Welt nicht immer Carbon sein muss. Er vertraut auf DT Swiss HX 1501-Alu-Laufräder. Die haben mehr Flex und tragen im Vergleich zu Carbon bei üblen Einschlägen oder Fahrfehlern erst mal Dellen davon, bevor sie ganz brechen. Das kann bei einem Rennen darüber entscheiden, ob man es bis ins Ziel schafft oder ob man mit den Trümmern seines Laufrads im Hinterland sitzen bleibt.

Auch bei den Reifen macht Texi Anpassungen, um im Kampf um Zehntelsekunden auch das letzte Quäntchen Grip herauszuholen. Am Vorderrad vertraut Texi wie am Serienbike einem Schwalbe Magic Mary, am Hinterrad kommt der von Schwalbe extra fürs Hinterrad entwickelte Hinterreifen Big Betty zum Einsatz. Um Defekte so gut es geht zu vermeiden und den maximalen Grip herauszuholen, gibt es vorne wie hinten die stabile Super Gravity-Karkasse und die Ultra Soft-Gummimischung. Im Rennen ist Verschleiß zweitrangig und Texi muss seine Reifen ja auch nicht selbst bezahlen ;). Damit wirklich nichts mehr schief gehen kann, geht Texi sogar so weit, dass er am Hinterrad ein Insert montiert. Das bietet zusätzlichen Schutz für die hintere Felge und erhöht auch die Dämpfung am Hinterreifen. Kleiner Setup-Tipp vom Profi: Bei Rennen fährt Texi am Vorderrad einen Druck von 1,5 Bar und am Hinterrad 1,7 Bar. Für die Uphillstages, wo maximale Traktion am Hinterrad zählt, lässt er vor dem Start etwas Luft aus dem Reifen und pumpt nach der Stage wieder auf.

Den Bosch Performance Line CX Race Limited Edition 2023-Motor fährt Texi übrigens die meiste Zeit im eMTB-Modus. Nur für die Stages greift er auf den brachialen RACE-Modus zurück.

Texi setzt nur auf den Uphill-Power-Stages auf den neuen RACE-Modus des Bosch Performance Line CX Race Limited Edition 2023-Motor.

Unser Fazit zum BULLS Sonic EVO AM-Team Carbon 2023

Vollblutracer oder Alltagskutsche? Das BULLS SONIC EVO AM-Team Carbon 2023 möchte sich nicht entscheiden. Einerseits lässt es mit dem neuen Bosch-Motor und den edlen Parts ordentlich die Muskeln spielen, andererseits wird es durch die moderate Geometrie und Details, wie zum Beispiel die Lampenhalterung, in die Alltags- und Tourenecke gedrängt. Im Race-Trimm konnte es sich unter Texi bereits bei der EWS-E behaupten – ganz der Wolf also – in der gezähmten Serienausstattung trifft es allerdings eher den Geschmack von Otto Normal-E-Mountainbiker.

Weitere Infos zum Bike findet ihr hier


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!

Words: Felix Rauch Photos: Peter Walker, Mike Hunger, Manfred Schmitt