Die aus Andorra stammende Bike-Marke COMMENCAL ist mit dem werkseigenen Enduro- und E-MTB-Team seit Jahren erfolgreich bei Rennen vertreten. Mit dem COMMENCAL META POWER SX will das Profi-Team auch bei E-Mountainbike-Rennen punkten. Wir haben uns das Team-Race-Bike des mehrfachen französischen Enduro-Champions Alex Rudeau näher angesehen.

Kurz vor dem Startschuss des zweiten Renntages der E-Tour du Mont Blanc 2023 hatten wir die Gelegenheit, einen genauen Blick auf das COMMENCAL META POWER SX des französischen Enduro-Fahrers Alex Rudeau zu werfen.

Die E-Tour du Mont Blanc fand bereits zum fünften Mal im Rahmen des Verbier E-Bike Festival statt. Es handelt sich hierbei um ein zweitägiges Rennen, bei dem dieses Jahr 140 km mit mehr als 9.000 Höhenmeter und fast 11.000 Tiefenmeter bewältigt werden mussten. Bei den Herren waren 23 Teams und bei den Damen 7 Teams am Start. Das Fahrerfeld, bestehend aus ein paar wenigen Amateuren, vielen Profis, Ex-Profis und sogar amtierenden UCI World Champions, startete in Zweierteams in die Herausforderung.

Alex RUDEAU | Jahrgang: 1996 | Nationalität: Frankreich | Team: COMMENCAL Enduro Project | Größe: 1,76 m | Gewicht: 70 kg | Bike-Größe: S

Alex Rudeau – Profi-Enduro-Racer

Alex fährt für das COMMENCAL Enduro Project im UCI Enduro World Cup. Er errang dieses Jahr beim Rennen in Leogang/Salzburgerland den dritten Platz und beim darauffolgenden Rennen in Val di Fasso/Trentino den zweiten Platz. Sporadisch fährt er auch E-Enduro-Rennen und gewann 2022 das EWS-E-Rennen (Vorläufer des UCI E-EDR World Cup) in Valberg/Frankreich.

Flatpedal – ja richtig gesehen! Alex ist neben dem mehrfachen Downhill-Weltmeister Sam Hill einer der ganz wenigen Profi-Fahrer, der nicht auf Klickpedalen unterwegs ist. Wer noch nicht weiß, für welche Pedale er sich entscheiden soll, findet hoffentlich die richtige Antwort in unserem Artikel Klick- oder Flatpedale? – Was Einsteiger wissen sollten
Alex Rudeau

Das Bike, das es nicht zu kaufen gibt!

„Pimp my Bike” fällt einem beim Anblick des COMMENCAL sofort ein, denn was wir sahen, wich sehr stark vom Serienbike ab. Wir haben uns alle Änderungen genau angeschaut.

Alex mit seinem Team-Bike, welches es so nicht zu kaufen gibt. Die wichtigsten und augenfälligsten Unterschiede zum Serien-Bike sind der Bosch CX Race-Motor, das FOX-Fahrwerk und die Laufradgröße.
Obwohl manche Hersteller noch keine Serienbikes mit dem Bosch Race-Motor im Portfolio haben, fuhren doch fast alle Teams bei der E-Tour du Mont Blanc mit diesem speziell für den Renneinsatz konzipierten Motor, so auch das COMMENCAL Enduro Project Team.

Der Bosch Performance Line CX Race-Motor unterscheidet sich vom normalen CX-Motor durch eine neue Motorsoftware, die oberhalb des Turbo-Modus platzierte Unterstützungsstufe Race sowie ein um ca. 150 g geringeres Motorgewicht. Das Drehmoment von 85 Nm ist identisch, die Motorunterstützung steigt beim Race-Motor jedoch auf 400 %, gegenüber den 340 % beim normalen CX-Motor, an. Was der neue Race-Motor kann, lest ihr in unserem Test.

Alex hat die Breite seines E-Bike-Lenkers RIDE ALPHA POWER von ursprünglich 780 mmm auf 760 mm gekürzt. Der Alu-Lenker hat einen Rise von 27 mm.
Ein richtiger Eyecatcher sind die TRP-Bremsen DH-R EVO in Gold.
Die FOX 38 FLOAT Factory mit 170 mm Federweg wurde von Alex in Verbier mit einem Druck von 94 psi gefahren. Für Fahrwerk-Freaks die genaue Einstellung: 2 Tokens / HSC 5 / LSC 11 / HSR 5 / LSR 14
Der FOX FLOAT X2 Factory-Dämpfer erzeugt 160 mm Federweg und wurde von Alex mit einem Druck von 170 psi gefahren. (For Freaks only: 2 Tokens / HSC 4 / LSC 11 / HSR 5 / LSR 11). Iso-Drink gibt´s aus der FIDLOCK-Flasche.
… als auch am Hinterrad sind Bremsscheiben von TRP mit einem Durchmesser von 220 mm verbaut.
Alex legt beim E-Bike besonderen Wert auf große Bremsscheiben. Sowohl am Vorder- ….
An den 160 mm langen E*thirteen-Kurbelarmen hat Alex die Stamp 11-Flatpedale von Crankbrothers in Größe S montiert. Wer sich für Flatpedale interessiert, sollte den Vergleichstest unseres Schwestermagazins ENDURO lesen.
Die FOX Transfer-Sattelstütze hat einen Hub von 150 mm.
Ja, es gibt neben Shimano und SRAM auch noch andere Schaltwerk-Hersteller. Am Team-Bike von Alex verrichtet ein TRP EVO 12-Schaltwerk in Kombination mit einer SRAM Eagle-Kassette seine Arbeit.
Sowohl auf der Vorder- als auch auf der Hinterradfelge, einer Synthesis E-MTB Carbon von Crankbrothers, ist ein Schwalbe Magic Mary Super Downhill Ultra Soft in der Größe 29×2,4 montiert. Im Vorderrad fuhr Alex mit einem Druck von 21 psi. Das Muc-Off-Ventil zeigt an, dass Alex, wie alle Profis, auf Tubeless unterwegs ist. Wir ihr am besten auf Tubeless umrüstet, erfahrt ihr hier.
Wegen der Durchschlagsgefahr im rauhen Gelände hat Alex im Hinterrad den Reifen-Insert Tubolight EVO HD montiert. In Verbier fuhr er mit einem Luftdruck von 24 psi. Mehr über Reifen-Inserts erfahrt ihr im Testartikel unseres Schwestermagazin ENDURO.

Das COMMENCAL META POWER SX ist eigentlich ein Mullet-Bike mit einem 29”-Laufrad an der Front und einem kleineren 27,5”-Laufrad am Heck. Alex schwört aber auf Bikes mit 29”-Laufrädern, weshalb die Ingenieure von COMMENCAL eine Custom-Anlenkung ausgetüftelt haben, die Alex seinen Wunsch ermöglicht. Der Hinterbau an sich ist aber gleich geblieben, was für ganz schön wenig Luft zwischen Reifen und Hinterbaustreben sorgt.

„I love 29er, more grippy and efficient, the perfect combo to perform and be fast.” – Alex Rudeau

Das sieht nicht nur eng aus, sondern ist es auch. Schlammig darf die Strecke nicht sein.
Die silberpolierte Custom-Anlenkung sticht beim Betrachten direkt hervor und zeigt, dass hier etwas nicht der Serie entspricht.

Tour de Mont Blanc – Das Rennen

„The best E-Bike Race worldwide”, unter diesem Slogan fand bereits zum fünften Mal die E-Tour du Mont Blanc im Rahmen des E-Bike-Festivals Verbier statt, das von der E-Bike World Tour veranstaltet wird.

Der erste Renntag beinhaltete drei Stages, auf denen die Zeit gemessen wurde. An zwei Stationen (Refuel) konnten innerhalb von 30 Minuten die Batterien gewechselt, Trinkflaschen aufgefüllt und ein kleiner Snack eingenommen werden.
Das Zweier-Team Alex RUDEAU / Louis JEANDEL vom COMMENCAL Enduro Project hatte am ersten Tag einen Vorsprung von 39 Sekunden vor dem Lapierre Werksteam herausgefahren.
Alex mit seinem Teamkollegen Louis Jeandel vor dem Start der zweiten Tagesetappe.

Wir fragten Alex nach dem Rennen, ob er wie viele andere Rennteilnehmer auch, dauernd im Race-Modus gefahren ist: „Ich benutzte den Rennmodus für alle Kletterpassagen und den eMTB-Modus für die Abfahrten, weil der Rennmodus zu nervös ist und man im Steilstück und bei kleinen Serpentinen nicht möchte, dass das Rad zu sehr schiebt.”

 

Alex ist alle Kletterpassagen im Race-Modus gefahren.
Vor dem Rennen wurden alle Motoren auf die max. Geschwindigkeitsunterstützung (25 km/h) überprüft und anschließend mit einem Siegel versehen.
Auch am zweiten Renntag gab es einen Massenstart. Diesmal nicht in Verbier, sondern auf über 2300 m ü. M.
Am zweiten Renntag mussten fast 75 km bewältigt werden, davon 59,34 km im Renntempo aufgeteilt auf 4 Stages.

Alex hat erstmals an der Tour du Mont Blanc teilgenommen und bezeichnet sie als das wahrscheinlich härteste und gleichzeitig schönste Mountainbike-Erlebnis seines Lebens. Das E-Biken auf unbekannten hochalpinen Trails, in einer tollen Landschaft mit grandiosen Ausblicken, aber auch sehr anstrengenden technischen Anstiegen und sehr langen Abfahrten sowie der Stress, die Batterie des Bikes sowie den Körper zu schonen und dann noch mechanische Defekte zu vermeiden, machen das Rennen sehr hart. Unter diesen Bedingungen macht Teamgeist mehr denn je Sinn. Nachdem Alex und sein Teamkollege Louis bis zur 6. Etappe in Führung lagen, wurden sie hitzebedingt durch mechanische und physische Probleme dazu gezwungen, das Tempo zu drosseln, um überhaupt die Ziellinie zu erreichen. Trotz diesen Schwierigkeiten sind beide sehr glücklich, dass sie es geschafft haben.

Wir drücken Alex Rudeau für die nächsten Rennen die Daumen. Alex könnt ihr auf Instagram unter alexrudeau folgen.


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Words: Manne Schmitt Photos: Manne Schmitt

Über den Autor

Manne Schmitt

Als stolzer Daddy von Robin und Max-Philip ist Manne der Mann der ersten Stunde und die „graue Eminenz“ im Redaktionsteam. Sein erstes Rad-Rennen gewann er im Grundschulalter beim Schulfest. Nach weniger erfolgreichen Versuchen im Fußball fand er über den Ausdauersport (Marathon) im Jahr 1989 seine Passion fürs Biken! Das Thema Racing verfolgt ihn noch immer, niemand im Team kennt die EWS-Profis besser als Manne. Als ehemaliger Chef-Analyst einer Landesbehörde weiß er, wie man richtig recherchiert, und findet exklusive News, die sonst niemand hat. Als Prokurist unterstützt er seine Söhne erfolgreich im Alltag – viva la familia!