Während die Abwrackprämie für Diesel-Fahrzeuge in aller Munde ist, haben die wenigsten bislang etwas von einer Abwrackprämie für Mofas gehört. Boris Palmer, überzeugter E-Biker und Oberbürgermeister der Universitätsstadt Tübingen, hat den stinkenden Mofas den Kampf angesagt und eine Umtauschprämie eingeführt.


Würden für Kleinkrafträder mit Zweitaktmotor, also für Mofas, Mopeds und Roller, die gleichen strikten Abgasnormen gelten wie für Pkw, wären sie vermutlich schon weitgehend aus unserem Straßenverkehr verschwunden. Während für Pkw die Abgasnorm Euro 4 bereits vor über 10 Jahren verbindend für alle neuen Fahrzeuge eingeführt wurde, müssen Mofas und Co dieser Norm erst seit Januar 2018 entsprechen. Das könnte den Todesstoß für diese Fahrzeuggattung darstellen. So erreicht z. B. das von Peugeot seit 1977 als Mofa und Moped produzierte Modell Vogue 50 2T nur die Euro-2-Norm.

Zwar ist der Anteil von Mofas und Mopeds mit Zweitaktmotor im Vergleich zu Dieselfahrzeugen in Mitteleuropa verschwindend gering, ihr Anteil an der Luftverschmutzung ist allerdings pro gefahrenem Kilometer überproportional hoch.

André Prévôt vom Paul Scherrer Institut in Villigen/Schweiz und seine Kollegen haben die gesundheitsschädlichen Abgase dieser Zweitakter genauer untersucht. Demnach stellen in vielen Städten Asiens, Afrikas und Südeuropas nicht Autos oder Lastwagen, sondern Mopeds mit ihren Zweitaktmotoren die größte Quelle für Feinstaub und andere Luftschadstoffe dar.

„Wenn man an einer Ampel hinter einem Motorroller wartet, während dieser im Leerlauf läuft, dann kann das bereits hochgradig gesundheitsschädlich sein,“ sagen die Forscher des Paul Scherrer Instituts.

Ob der für seine unkonventionelle Art und praktische Umsetzung bekannte Grünen-Politiker Boris Palmer diese Studie kannte oder nicht, sei dahingestellt. Tatsache ist jedoch, dass Palmer 2015 die Idee einer Abwrackprämie für Kleinkrafträder mit Verbrennungsmotor beim Kauf eines E-Bikes oder E-Rollers aufbrachte. Die Umsetzung erfolgte im Rahmen des kommunalen Klimaschutzprogramms „Tübingen macht blau“ und im Juli 2016 wurde vom Gemeinderat das Programm „Abwrackprämie für fossile Kleinkrafträder“ als Beitrag zur Förderung der Elektromobilität und Luftreinhaltung beschlossen. Dadurch fördert die Universitätsstadt Tübingen als erste Kommune in Deutschland den Umstieg auf ein Zweirad mit Elektroantrieb mittels einer Abwrackprämie.

Tübingens OB Boris Palmer: „Nicht nur reden, sondern auch handeln!“

„Nicht nur reden, sondern auch handeln!“ Nach diesem Motto hat der Tübinger Oberbürgermeister Palmer nicht nur einen Dienstwagen mit Hybridantrieb, sondern auch ein S-Pedelec als Dienstfahrzeug und legt mit ihm die meisten innerstädtischen Wege zurück.

Wer sein altes Mofa oder seinen alten Roller abschafft und sich einen Elektroroller, ein E-Bike oder ein S-Pedelec kauft, kann bei der Stadt einen Zuschuss beantragen. Gezahlt werden zwischen 200 und 500 €. Die Höhe der Prämie ist abhängig von der Schadstoffklasse, also vom Alter des abgewrackten Zweirades.
Für das bis Dezember 2018 laufende Förderprogramm wurden vom Tübinger Gemeinderat 25.000 € bewilligt. Bis Mitte April 2018 wurden für bislang 42 Zweitakt-Zweiräder Abwrackprämien ausbezahlt – insgesamt 19.200 €. Ein halbes Dutzend weitere Anträge sind derzeit angekündigt bzw. noch nicht vollständig eingereicht. Nach Ausschöpfung des bislang bewilligten Gelder ist eine Fortführung des Förderprogrammes vorgesehen.

Oberbürgermeister Palmer ließ es sich nicht nehmen, bei der Verschrottung des allerersten Motorrollers am 12. Oktober 2016 dabei zu sein
Dank der Abwrackprämie rückt das Ende der Mofas in Tübingen näher

Mofas und Mopeds mit Zweitaktmotor verschmutzen mit ihrem Gestank und Lärm die Umwelt übergebührlich und können durch Zweiräder mit E-Antrieb umweltverträglich ersetzt werden. Der Anfang ist gemacht und es bleibt zu hoffen, dass weitere Städte und Gemeinden dem Tübinger Beispiel folgen.

Informationen zur Tübinger Abwrackprämie findet ihr auf der Website der Stadt Tübingen. Ein vergleichbares Förderprogramm bietet die Nachbarkommune Reutlingen an.


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Words: Manne Schmitt Photos: Universitätsstadt Tübingen, Manne Schmidt

Über den Autor

Manne Schmitt

Als stolzer Daddy von Robin und Max-Philip ist Manne der Mann der ersten Stunde und die „graue Eminenz“ im Redaktionsteam. Sein erstes Rad-Rennen gewann er im Grundschulalter beim Schulfest. Nach weniger erfolgreichen Versuchen im Fußball fand er über den Ausdauersport (Marathon) im Jahr 1989 seine Passion fürs Biken! Das Thema Racing verfolgt ihn noch immer, niemand im Team kennt die EWS-Profis besser als Manne. Als ehemaliger Chef-Analyst einer Landesbehörde weiß er, wie man richtig recherchiert, und findet exklusive News, die sonst niemand hat. Als Prokurist unterstützt er seine Söhne erfolgreich im Alltag – viva la familia!