14.000 Teilnehmer unserer letzten Leserumfrage haben guten Kaffee und Reisen als eines ihrer Hauptinteressen aufgezählt. Doch unterwegs gibt es oft nur Kaffee so lala. Wir hatten die Tasse leer und haben deshalb die 9Barista Espressomaschine auf Trail und Herd sowie auf Brühzeit und Geschmack geprüft. Schlechter Kaffee, ade!

Kaffee trinken und Radfahren hat eine Art magische Bindung, wie auch unsere diesjährige Leserumfrage gezeigt hat: Mit 32 % wurde guter Kaffee als eines eurer Hauptinteressen neben Bikes aufgezählt. Grund genug, uns intensiver damit zu beschäftigen. Und praktischerweise würden auch wir uns zu den 32 % zählen. Viele Bike-Areale können mit schicken kleinen Cafés, Bars und auch einigen Röstereien auftrumpfen, die allesamt von Bikern betrieben werden. So ist also die Koffeinzufuhr während einer Ausfahrt gesichert, das Fachsimpeln über Mahlgrade und Extraktionszeiten im vollen Gange und feinster Kaffee und Espresso läuft aus mächtigen Siebträgermaschinen direkt in unseren Magen. Doch am frühen Morgen, wenn man gerade aus seinem Camper kriecht oder im gemieteten Chalet aufwacht, steht einem meist keine dicke Siebträger oder etwas Vergleichbares zur Verfügung und es muss auf semi-geilen Bialetti- oder Filterkaffee zurückgegriffen werden. Das hat jetzt ein Ende.

William Playford ist Kaffeeliebhaber, hat in Cambridge Maschinenbau studiert und ist der Gründer und das Brain hinter 9Barista. Mit dem Wissen aus seinem Studium und der Liebe zum Kaffee – und vor allem zum Espresso – hat er kurzerhand eine Espressomaschine entwickelt, die auf den ersten Blick stark an eine herkömmliche Bialetti-Maschine erinnert. Der Clou: Die 9Barista macht trotz ihrer geringen Packmaße den feinsten Espresso, der jeder hochwertigen Siebträgermaschine den Schneid abkaufen soll. Hintergrund dazu ist – der Name lässt es erahnen –, dass der Espresso bei 9 bar Druck extrahiert wird. Und das auch ganz entspannt auf eurem Campingkocher.

Die Maschine selbst besteht aus drei Hauptteilen aus gegossenem Messing, die sehr hochwertig verarbeitet sind und ordentlich was her machen. Das macht sich dann allerdings auch beim Gewicht von 1,7 kg der Maschine bemerkbar, die die massive und stabile Konstruktion widerspiegelt und in jedem Technik- oder Kaffee-Nerd die Euphorie hochsprudeln lässt – für Gesprächsstoff wird definitiv gesorgt sein. Mit ihrer Höhe von 18 cm haben wir die 9Barista aber immer noch entspannt in der Reisetasche oder dem Camper unterbringen können. Jedoch benötigt ihr zusätzlich zur Maschine – natürlich neben den Espressobohnen – eine geeignete Mühle und eine feine Waage. Habt ihr einen Gas- oder Induktionsherd, ist noch eine Platte nötig, die die Hitze verteilt oder überträgt. Diese Platten und ein kleiner Tamper sind direkt beim Kauf der Maschine und somit auch im Preis von 360 € inbegriffen. Ja, die Maschine ist nicht gerade billig. Wenn man aber auf feinen Espresso und faszinierende Technik steht, ist sie dennoch ihr Geld wert, wie wir finden.

Wie funktioniert die 9Barista Espresso-Maschine?

Die 9Barista Espresso Maschine beruht auf einer patentierten Technologie, die auf den ersten Blick abgefahren wirkt, in Realität aber einfach nur verdammt smart, simpel und faszinierend ist. Das Besondere? Während eine herkömmliche Siebträgermaschine ihren Druck durch eine Pumpe erreicht, generiert die 9Barista ihren Brühdruck durch den Dampfdruck. Dazu wird das Wasser, das sich im untersten der drei Teile befindet, durch das Einschrauben des mittleren Teils mit einer Dichtung in zwei Teile getrennt. Beim Erhitzen verwandelt sich der unterste Teil in einen Hochdruckboiler, ähnlich einem Schnellkochtopf. Das Wasser erhitzt sich stetig, kann durch den geringen Platz jedoch nicht verdampfen und generiert so Druck. Bei einer Temperatur von 179°C entsteht so ein Druck von 9 bar, durch den sich dann ein Federventil in der Maschine öffnet und dem Wasser erlaubt, durch die feine Spirale in den mittleren Teil der Maschine auszuweichen. Das Wasser wäre so jedoch viel zu heiß, um Espresso zu brühen. Deshalb wird es wieder abgekühlt und behält dennoch seinen hohen Druck von 9 bar. Das geschieht durch das Wasser in der mittleren Kammer, welches dank eines Lochs im Gehäuse und dem integrierten Kamin bei 100°C und Atmosphärendruck kocht und sich außerhalb der Spirale befindet. Der umgekehrte Effekt eines handelsüblichen Durchlauferhitzers. Da 100° immer noch ein wenig heiß sind für einen geschmackvollen Espresso, wird über die Kühlrippen weiter Temperatur abgegeben, was der Maschine dann ermöglicht, bei ca. 94°C Espresso zu extrahieren. Der Espresso gelangt dann nach ca. 4 bis 6 Minuten in das obere, offene Gefäß, aus dem man ihn dann samt Crema in die Tasse gießen kann. Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings auch, dass ihr nahezu keinen Einfluss auf den Brühvorgang habt. Zum Schutz besitzt die Maschine natürlich ein Überdruckventil, was auslöst, wenn ihr z. B. die Maschine zu lange der Hitze ausgesetzt lasst oder sie sich zu schnell erwärmen sollte.

Durch diese Technologie sind das Feder- und das Sicherheitsventil die beiden einzigen Teile der Maschine, die sich bewegen können. Da sich auch keine Elektronik oder Ähnliches an der 9Barista finden, sind diese Ventile und die Dichtungen so ziemlich das Einzige, was defekt gehen kann. So solltet ihr lange und wartungsfrei euren Espresso genießen können und für alle Fälle ist bereits ein zweites Sicherheitsventil und eine neue Dichtung beim Kauf der Maschine enthalten 😉

Verwenden könnt ihr die 9Barista Maschine sowohl auf Gas-, Induktion- oder elektronischen Kochern. Für die Verwendung auf einem Campingkocher wird euch eine Adapterplatte mitgeliefert, die die Wärmeverteilung optimieren soll. Für Induktion gibt es eine Platte, die die Hitzeübertragung gewährleistet. Beide sind, wie bereits erwähnt, beim Kauf enthalten.

Für wen ist die 9Barista Espressomaschine geeignet?

Mit der 9Barista Espresso Maschine bekommt ihr feinsten Espresso mit faszinierender Technik in kleinen Packmaßen. Allerdings spuckt sie auch nur einen doppelten Espresso und keine große Stückzahl aus und der Brühprozess inklusive Vorbereitung kann schon mal seine 10 Minuten in Anspruch nehmen. Wollt ihr also den gesamten Campingplatz beglücken oder stundenlang Espresso machen, ist die 9Barista nichts für euch. Steht ihr allerdings auf schöne Technik und möchtet einfach entspannt morgens euren Espresso trinken, bekommt ihr hier ein geniales Maschinchen. Für uns ist es ein kleines Ritual am Morgen geworden. Ihr könnt in Ruhe eure Bohnen mahlen, alles sorgfältig vorbereiten und der Maschine bei ihrer Arbeit zugucken. Gibt es einen besseren Start in einen Bike-Tag?

Unsere Erfahrungen mit der 9Barista Espresso Maschine

Bis der erste gelungene Espresso aus der Maschine kommt, braucht es etwas Zeit. Der richtige Mahlgrad für eure Bohnen muss gefunden werden und die richtige Hitze eures Kochers ist essenziell dafür, dass die Maschine zur gewünschten Zeit extrahiert. Habt ihr euer Setup einmal gefunden, lässt sich ein guter Shot leicht reproduzieren. Sobald ihr mit der Handhabung etwas vertrauter seid, könnt ihr den gesamten Prozess auch etwas beschleunigen und das Wasser bereits zum Kochen bringen, während ihr noch die Bohnen mahlt und euer gewonnenes Pulver im obersten Teil der Maschine platziert. Wir sind auf unseren Reisen und Produktionen viel mit der 9Barista Maschine unterwegs und dabei ist uns der ein oder andere Versuch gescheitert, bis man an der jeweils neuen Kochstelle die richtige Temperatur gefunden hat. Aber auch hier gilt: Habt ihr den Dreh einmal raus, lässt sich der Prozess leicht wiederholen. Um mehrere Espresso hintereinander zuzubereiten, könnt ihr die Maschine unter kaltem Wasser kühlen und so den Prozess schneller wiederholen. Habt ihr Platzprobleme oder möchtet nicht so viel Equipment mit euch transportieren, lohnt es sich, die Bohnen bereits im Vorhinein zu wiegen und in kleine Gefäße zu verpacken. So erspart ihr euch die Mitnahme der Waage und unnötigen Bohnen und beschleunigt den Prozess ein weiteres Mal. Aber das Genießen nicht vergessen 😉

Unser Fazit zur 9Barista Espresso Maschine

Die 9Barista ist eine faszinierende, handliche und verdammt schön gemachte Espresso Maschine mit geringen Packmaßen. Vor allem Technik- und Kaffee-Nerds kommen hier voll auf ihre Kosten und Gesprächsstoff ist garantiert. Große Mengen Espresso könnt ihr mit ihr nicht produzieren, dafür ist sie allerdings auch nicht gedacht. Habt ihr den Dreh einmal raus, gibt es für uns keinen besseren und entspannteren Start in den Tag, egal wo ihr gerade seid.

Mehr Informationen findet ihr auf der Website von 9Barista.


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Words & Photos: Peter Walker

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist als technischer Redakteur nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!