Cannondale bietet mittlerweile eine recht gute Palette an unterschiedlichen E-Bikes, die E-MTB Ecke ist allerdings noch sehr klein. Genau genommen besteht sie aus nur einem Modell. Nun muss eine geringe Auswahl natürlich nicht zwangsläufig Mangel an Expertise bedeuten – zumal Cannondale nun ganz und gar nicht dafür bekannt ist, schlechte Mountainbikes zu produzieren. Wir haben das Tramount 29er 1 etwas genauer unter die Lupe genommen und wollten sehen, ob das Hardtail mit der schicken Lefty-Federgabel vom Know How seiner unmotorisierten Brüder profitieren konnte.

Cannondale Tramount 29er 1, 19,2 kg schwer und 3.799 € teuer.
Cannondale Tramount 29er 1, 19,2 kg schwer und 3.799 € teuer.

Ganz in Schwarz und Grau mit dezenten weißen Akzenten, wirkt das 19,2 kg schwere Cannondale Tramount 29er 1 sehr edel. Die hauseigene Lefty-Federgabel – hier mit 100 mm Federweg – ist mittlerweile zum Markenzeichen von Cannondale avanciert und unterstreicht die Optik gekonnt. Wie der Name vermuten lässt, steht das Bike auf 29”-Laufrädern, bestehend aus WTB i23-Felgen, einer speziellen Lefty-Nabe vorn und einer Shimano XT-Nabe hinten. Ebenfalls aus dieser Gruppe stammen die Schaltung samt Hebel sowie die Bremsanlage mit ihren 180-mm-Scheiben. Die restlichen Komponenten stammen aus dem Hause Cannondale. Hervorzuheben ist hier auf jeden Fall die Carbon-Sattelstütze, die durch ihre besondere Form einen gewissen Flex erlaubt und so gröberen Stößen wirkungsvoll ihre Härte nimmt.

Ganz in Schwarz, Weiß und Grau gehalten ist das Tramount unauffällig aber schick.
Ganz in Schwarz, Weiß und Grau gehalten ist das Tramount unauffällig aber schick.
Die Lefty ist trotz des einen Stand- und Tauchrohrs ausreichend steif und überzeugt mit guter Performance.
Die Lefty ist trotz des einen Stand- und Tauchrohrs ausreichend steif und überzeugt mit guter Performance.
Allgemein kann das Cannondale mit einer rundum guten Ausstattung punkten.
Allgemein kann das Cannondale mit einer rundum guten Ausstattung punkten.
Der Aufkleber irritiert etwas: Von DT Swiss sind hier nur die Speichen. Die Schwalbe Nobby Nic sind eine gute Wahl für ein E-MTB-Hardtail.
Der Aufkleber irritiert etwas: Von DT Swiss sind hier nur die Speichen. Die Schwalbe Nobby Nic sind eine gute Wahl für ein E-MTB-Hardtail.
Nettes Detail: Die Carbon-Sattelstütze bietet mehrere Millimeter Flex und sorgt so für spürbar mehr Fahrkomfort. Allerdings braucht man, wie in der Zwischenzeit bei vielen Mountainbikes zum Verstellen der Sattelhöhe einen Imbus.
Nettes Detail: Die Carbon-Sattelstütze bietet mehrere Millimeter Flex und sorgt so für spürbar mehr Fahrkomfort. Allerdings braucht man, wie in der Zwischenzeit bei vielen Mountainbikes zum Verstellen der Sattelhöhe einen Imbus.

Einmal Platz genommen, fällt sofort auf: das Cannondale ist hoch. Das liegt nicht nur an den 29”-Laufrädern, sondern auch an der damit verbundenen Geometrie mit einem Stack von 648 mm. Man sitzt gefühlt eher auf, als im Rad, aber aufgrund des recht langen Vorbaus dennoch nicht wirklich aufrecht sondern schon sportlich gestreckt. So richtig wohl fühlen wir uns mit dieser Sitzposition nicht. Das mag auch am gefühlt zu schmalen Lenker liegen, der mit seinen 700 mm zwar gar nicht so extrem schmal ist, aber gerade bei einem 29er, vor allem bei einem so hoch bauenden, würde man umso mehr von einem noch etwas breiten Lenker profitieren.

Der 700 mm schmale Lenker will nicht gefallen – an einem 29er wünschen wir uns ein noch etwas breiteres Modell Der Vorbau muss aufgrund der Lefty leider so lang ausfallen.
Der 700 mm schmale Lenker will nicht gefallen – an einem 29er wünschen wir uns ein noch etwas breiteres Modell. Der Vorbau muss bauartbedingt aufgrund der Lefty leider so lang ausfallen.

Doch wir lassen uns natürlich nicht entmutigen und sind gespannt wie sich das Rad im Gelände schlägt. Schließlich ist ein Bike ja zum fahren gebaut und so rollen wir los. Auf Schotterstraßen und Waldwegen macht das Tramount trotz der hohen, etwas vorderlastigen Sitzposition richtig Spaß. Vor allem bergauf kann es glänzen und auch die Schwalbe Nobby Nic Reifen geben Sicherheit in den Kurven. Doch bergab und erst recht nach dem ersten Trail verfliegt der Spaß dann doch recht schnell. Die Lefty-Gabel ist zwar ausgesprochen steif und bietet wie gewohnt eine sehr gute Performance, doch der steile Lenkwinkel (70,5°) und die Sitzposition zusammen mit dem schmalen Lenker machen das Handling des Cannondale Tramount 29er 1 zwar wendig, aber leider auch sehr nervös. Für die Bergabfahrt erscheint die Geometrie des Tramount eher ungeeignet.

Sieht gut aus, ist aufgrund des hohen Schwerpunkts und dem steilen Lenkwinkel aber ein gar nicht so einfacher Balanceakt.
Sieht gut aus, auch wenn die schnelle Talfahrt nicht seine beste Disziplin ist.
Ganz schön steil der Lenkwinkel – vor allem wenn dann noch die Gabel einfedert.
Ganz schön steil, der Lenkwinkel – vor allem wenn dann noch die Gabel einfedert.

Das Cannondale Tramount 29er 1 ist bei einem Preis von 3.799 € gut und durchdacht ausgestattet und überzeugt auf jeden Fall durch seine außergewöhnliche Optik und die schönen Details. Allerdings fühlt es sich trotz, gut fürs Gelände geeigneter, Komponenten auf befestigten Wegen, wenn nicht sogar im urbanen Geläuf, deutlich wohler. Hier kann es seine Wendigkeit auch deutlich besser ausspielen und überzeugt mit hoher Agilität. Mit seiner steilen Geometrie ist es auf anspruchsvollen Trails schnell überfordert.

Weitere Informationen unter cannondale.com.

Text: Andreas Maschke Bilder: Klaus Kneist


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