Wer kennt es nicht, das Gefühl, dass ein erst kürzlich gekauftes Produkt auf einmal schon wieder veraltet wirkt, weil der Nachfolger plötzlich alles noch besser kann? Dem deutschen Radhersteller ROTWILD ist das mit seiner neusten Hybrid-Baureihe eindrucksvoll gelungen. Die Dieburger lassen mit ihrem jüngsten Produkt die gesamte E-Mountainbike-Industrie alt aussehen!

Wunderschön: Durch die integrierte Bauform Motor und Akku hebt sich das ROTWILD R.Q1+ FS 27.5 Pro optisch gekonnt von seinen Mitbewerber ab.
Wunderschön: Durch die integrierte Bauform Motor und Akku hebt sich das ROTWILD R.Q1+ FS 27.5 Pro optisch gekonnt von seinen Mitbewerber ab.
Das R.Q1+ ist agiler, wendiger und spaßiger zu fahren als jedes von uns bisher getestete E-Mountainbike.
Das R.Q1+ ist agiler, wendiger und spaßiger zu fahren als jedes von uns bisher
getestete E-Mountainbike.

Was zeichnet ein gutes E-Mountainbike aus? Der Motor? Das Fahrwerk? Der Rahmen oder die Optik? Die Antwort ist einfach: Natürlich das Zusammenspiel aus allen einzelnen Komponenten. Doch eines hat bisher noch kein anderer Hersteller geschafft: Den Motor und den Akku so in das E-Mountainbike zu integrieren, dass das Bike nicht nur wie aus
einem Guss aussieht, sondern sich auch genauso fährt. Vielmehr wirken die Antriebe immer wie ein Fremdkörper in der Mitte des Bikes, um den der Rahmen herumgebaut werden musste. Dabei sind es dann Faktoren wie der große Platzbedarf des Kraftpakets oder das winzige Antriebsritzel, die optimale Geometrien und Hinterbaukinematiken fast unmöglich machen! Die Ingenieure von ADP Engineering, dem Konstruktionsbüro hinter der Marke ROTWILD, waren mit diesem Umstand alles andere als zufrieden und haben gemeinsam mit dem Antriebsexperten Brose ein völlig neues Gesamtkonzept entwickelt.

„Zielsetzung war die Entwicklung eines kompromisslosen E-MTB, ohne Einbußen in der Geometrie, Kinematik und Ergonomie in Kauf nehmen zu müssen. Am Ende steht die perfekte Integration von Fahrer/in in das Gesamtsystem Fahrrad. Uns widerstrebt es, ein MTB um einen Elektromotor herumzubauen. Wir wollen das System integrieren, damit die Funktion im Einsatzbereich am Ende zu 100 % stimmt. Unsere Radmodelle tragen das + im Namen, um ihren Anspruch deutlich zu machen: hochfunktionelle Mountainbikes mit dem Plus der Motorunterstützung“, sagt Peter Böhm, Leiter der Entwicklungsabteilung von ADP Engineering über die neue ROTWILD-Produktpalette.

Das Ergebnis sind drei Modelle, die sich rein optisch nur durch ein deutlich voluminöseres Unterrohr von den Varianten ohne E-Antrieb unterscheiden. Dort ist der Akku als tragendes Bauteil fest ins Rad integriert und geht nahtlos in den kompakten Brose-Antrieb „Made in Germany“ über.

Der zu 100 % entkoppelte Antrieb ermöglicht es, mit dem Rad auch über die Motorabriegelung von 25 km/h hinaus noch effektiv zu pedalieren, ohne dabei Energie in einem Getriebe zu verlieren.
Der zu 100 % entkoppelte Antrieb ermöglicht es, mit dem Rad auch über die Motorabriegelung von 25 km/h hinaus noch effektiv zu pedalieren, ohne dabei Energie in einem Getriebe zu verlieren.
Sämtliche Kabel und Züge verlaufen in einem Kabelkanal oberhalb des Unterrohrs, das vom Akku gebildet wird. Details wie diese Lösung unterstreichen den technischen Anspruch der Ingenieure und sorgen für eine edle und aufgeräumte Optik des Bikes.
Sämtliche Kabel und Züge verlaufen in einem Kabelkanal oberhalb des Unterrohrs, das vom Akku gebildet wird. Details wie diese Lösung unterstreichen den technischen Anspruch
der Ingenieure und sorgen für eine edle und aufgeräumte Optik des Bikes.
Sowohl die Entwicklung des Rahmens als auch die des Motors findet in Deutschland statt. Außerdem werden alle Räder hier von Hand aufgebaut, was dem Bike das Siegel „Made in Germany“ einbringt.
Sowohl die Entwicklung des Rahmens als auch die des Motors findet in Deutschland statt. Außerdem werden alle Räder hier von Hand aufgebaut, was dem Bike das Siegel
„Made in Germany“ einbringt.
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Auf dem Trail

Bereits nach den ersten Metern mit dem neuen R.Q1+ fällt vor allem eines auf: Der Antrieb arbeitet nahezu geräuschlos. Ist auf Asphalt noch ein leichtes Summen zu hören, wird dies im Gelände durch das Abrollgeräusch der Reifen auf losem Untergrund bereits übertönt, während der Motor das Rad kraftvoll nach vorne schiebt. Durch die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Limitierung des Antriebs auf 250 W unterscheidet sich dieser bei seiner gefühlten Leistung nur marginal von den Antrieben der Konkurrenz aus dem Hause Bosch oder Yamaha. Seine drei Leistungsstufen sind sinnvoll gestaffelt und lassen sich über den kompakten und ergonomisch positionierten Verstellhebel am Lenker wählen, über den sich auch eine Schiebehilfe ansteuern lässt. Das schicke Display sitzt zentral über dem Vorbau und ist dort deutlich weniger exponiert als direkt über dem Lenker wie es bei der Konkurrenz der Fall ist. Es versorgt den Fahrer mit allen relevanten Informationen.

Das Display versorgt den Fahrer nicht nur mit allen nötigen Informationen, es sitzt auch nach hinten versetzt über dem Vorbau und ist so deutlich weniger exponiert als direkt über dem Lenker angebrachte Anzeigen.
Das Display versorgt den Fahrer nicht nur mit allen nötigen Informationen, es sitzt auch nach hinten versetzt über dem Vorbau und ist so deutlich weniger exponiert als direkt über dem
Lenker angebrachte Anzeigen.
So muss das sein! Alle Verstellhebel sind mit einem Finger supereinfach und absolut intuitiv zu erreichen! Auf überflüssige Lockout-Lösungen wurde verzichtet. Good Job, ROTWILD!
So muss das sein! Alle Verstellhebel sind mit einem Finger supereinfach und absolut
intuitiv zu erreichen! Auf überflüssige Lockout-Lösungen wurde verzichtet. Good Job, ROTWILD!

Aber ganz ehrlich: Die Funktion des Motors oder der Look des Displays sind zwar wichtig, aber beim neuen ROTWILD nur die halbe Miete. Viel entscheidender ist die technische Umsetzung des Antriebsgehäuses und der voll integrierte Akku. Denn diese beiden Faktoren haben einen viel entscheidenderen Einfluss auf das Handling des Rads als der Kraftfluss des Antriebs. Und es sind diese beiden Eigenschaften, durch die sich das R.Q1+ von allen anderen E-Mountainbikes auf dem Markt unterscheidet.

ROTWILD schafft es wie kein anderer Hersteller, das Fahrverhalten eines E-Mountainbikes an das eines Rads ohne Motor anzulehnen. Das R.Q1+ ist agiler, wendiger und spaßiger zu fahren als jedes von uns bisher getestete E-Mountainbike. Durch den voll entkoppelten Motor kann man mit ihm auch bei Geschwindigkeiten über 25 km/h effektiv treten und das Bike lässt sich selbst mit ausgeschaltetem Motor noch einigermaßen fortbewegen (so gut das mit einem Gesamtgewicht von rund 19 kg eben geht).

1.110 Höhenmeter auf 12 km mit voller Unterstützung und der Akku ist immer noch halbvoll. So macht das Spaß!
1.110 Höhenmeter auf 12 km mit voller Unterstützung und der Akku ist immer noch halbvoll. So macht das Spaß!

Doch das sollte selten der Fall sein, denn auch die Akku-Kapazität überzeugt! Am Ende eines 12 km langen Anstiegs mit über 1.100 m Höhendifferenz war dieser laut Anzeige auf
dem Display noch fast bis zur Hälfte gefüllt – und das bei fast ausschließlicher Nutzung der höchsten Unterstützungsstufe. Respekt, ROTWILD! Und wem das nicht reicht, der kann über ein optional erhältliches Extension-Pack, das im Flaschenhalter Platz findet, die Reichweite um weitere 250 Wh erweitern.

Das Rotwild bietet viel Sicherheit trotz agilem Handling.
Das Rotwild bietet viel Sicherheit trotz agilem Handling.

In der Abfahrt vermittelt das Rad trotz des sehr agilen Handlings viel Sicherheit und der tiefe Schwerpunkt macht sich positiv bemerkbar. Mit dem R.Q1+ meistert man selbst technisch anspruchsvolle Schlüsselstellen souverän! Einzig die FOX 32-Federgabel lässt etwas an Feedback vermissen, hier wäre ein Modell mit 34-mm-Standrohren sicher die bessere Wahl und würde die Abfahrtsperformance noch einmal deutlich erhöhen, ebenso ein stärker profilierter Vorderreifen.

Kaiserwetter am Gardasee.
Kaiserwetter am Gardasee.

Das sind aber wirklich die beiden einzigen Kritikpunkte, die wir während unseres Tests feststellen konnten. Ansonsten begeistert das Rad durch etliche technische Raffinessen und wunderbare Detaillösungen wie beispielsweise den Kabelkanal, der für eine supercleane Optik des Bikes sorgt und sämtliche Kabel und Züge sicher über das Unterrohr führt.

ROTWILD setzt neue Maßstäbe im E-Mountainbike-Segment!
ROTWILD setzt neue Maßstäbe im E-Mountainbike-Segment!

Ausstattung

  • Rahmen: R.Q1+ FS27.5
  • Gabel: Fox 32 Float 140 FIT CTD Factory Kashima
  • Dämpfer: Fox Float CTD BV Factory Kashima
  • Bremsen: Shimano XTR
  • Antrieb: Shimano XTR
  • Motor: Brose 2.0
  • Akku: Rotwild Power Pack 4P10S

Fazit

Das ROTWILD R.Q1+ läutet eine neue Ära von E-Mountainbikes ein. Kein Hersteller hat es bisher geschafft, herausragende Fahreigenschaften mit einer wirklich guten Sytemintegration zu verbinden – und dadurch ein so stimmiges Gesamtkonzept zu erzielen. Es ist aktuell das vermutlich beste Hybridbike auf dem Markt und gemessen an der Fahrperformance zu einem absolut fairen Preis ab 4.999 € erhältlich. Klare Kaufempfehlung!

Weitere Informationen unter rotwild.de.

Text & Fotos: Christoph Bayer


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