Kryptische Abkürzungen sollen hinter den Modellnamen vieler Bikes in geheimnisvoller Art auf besondere Technologien und Innovationen aufmerksam machen. Im Fall des Bergamont Contrail C MGN haben es sich die Hamburger leicht gemacht: MGN steht für „Mehr Geht Nicht“ und signalisiert, dass die Ingenieure alle Hebel betätigt haben, um das ultimative Bike zu erschaffen. Wir haben das Topmodell Contrail C MGN ausführlich getestet und uns gefragt: Geht da noch mehr?

Schwarz mit einem Hauch von Rot – Understatement pur beim Bergamont Contrail C MGN.
Schwarz mit einem Hauch von Rot – Understatement pur beim Bergamont Contrail C MGN.
In Verbindung mit dem kraftvollen Bosch-Mittelmotor wird das Rad zur wahren Bergziege.
In Verbindung mit dem kraftvollen Bosch-Mittelmotor wird das Rad zur wahren Bergziege.

Das Bike

Bergamont paart beim Contrail C ein 120-mm-Fahrwerk mit großen 29″-Laufrädern und verpackt das ganze in einem schicken Aluminiumrahmen, der optisch sehr stark an das gleichnamige Modell ohne Antrieb angelehnt ist. Details wie der X-Link genannte Umlenkhebel kommen bei beiden Bikes zum Einsatz und sorgen für ein einheitliches Erscheinungsbild und eine stimmige Formsprache. Durch diesen Umlenkhebel ist es nicht nur gelungen, die Rahmensteifigkeit zu erhöhen, er verlängert auch optisch das Oberrohr und lässt es fließend in die Sitzstreben im Hinterbau übergehen. Bei der Farbgestaltung setzt Bergamont auf Understatement. Schwarz ist die bestimmende Farbe, die durch etliche rote Akzente sowohl am Rahmen als auch an den Komponenten aufgelockert wird.

Eines macht das 21,25 kg schwere Bergamont Contrail C bereits beim ersten Aufsitzen klar: Es ist wie gemacht für lange Ausfahrten! Aufgrund des langen Reach von 434 mm (Gr. M) sitzt man mit einer Körpergröße von 180 cm angenehm gestreckt auf dem Rad und kann dank des steilen Sitzwinkels von 73,5° viel Druck auf die Pedale bringen. In Verbindung mit dem kraftvollen Bosch-Mittelmotor wird das Rad zur wahren Bergziege. Die großen 29″-Laufräder sorgen in Kombination mit den griffigen Schwalbe Nobby Nic-Reifen für massig Traktion und so verlieren selbst lange und technisch anspruchsvolle Uphills schnell ihren Schrecken. Das einzige, das die Performance noch steigern könnte, wäre ein 11-fach-Antrieb mit größerer Übersetzungsbandbreite, wie er beim Contrail MGN ohne Motor verbaut ist.

Souverän – Trotz des geringen Federwegs von lediglich 120 mm erledigt die RockShox Pike an der Front des Contrail C einen souveränen Job und bügelt kleine bis mittlere Unebenheiten sauber weg.
Souverän – Trotz des geringen Federwegs von lediglich 120 mm erledigt die RockShox Pike an der Front des Contrail C einen souveränen Job und bügelt kleine bis mittlere Unebenheiten sauber weg.
Das Shimano XTR-Schaltwerk sorgt zwar oft für feuchte Augen am Schaufenster des Bikeladens, unterscheidet sich in seiner Funktion aber nur marginal von der eines XT-Schaltwerks und ist aufgrund seiner exponierten Position für Beschädigungen prädestiniert.
Das Shimano XTR-Schaltwerk sorgt zwar oft für feuchte Augen am Schaufenster des Bikeladens, unterscheidet sich in seiner Funktion aber nur marginal von der eines XT-Schaltwerks und ist aufgrund seiner exponierten Position für Beschädigungen prädestiniert.
Die Hinterradbremse platziert Bergamont formschön in das Dreieck des Hinterbaus. Das sorgt für eine aufgeräumte Optik und schützt auch den Stopper und das Bremskabel.
Die Hinterradbremse platziert Bergamont formschön in das Dreieck des Hinterbaus. Das sorgt für eine aufgeräumte Optik und schützt auch den Stopper und das Bremskabel.
Die Bremsleitung und das Kabel des Tachos bündelt Bergamont und verlegt es oberhalb der Kettenstreben und des Motors.
Die Bremsleitung und das Kabel des Tachos bündelt Bergamont und verlegt es oberhalb der Kettenstreben und des Motors.
Die Kette führt Bergamont über eine Umlenkrolle zur Kassette. Das unterbindet nicht  nur Antriebseinflüsse, sondern verhindert auch ein Klappern und schützt vor Lackabplatzern am Rahmen.
Die Kette führt Bergamont über eine Umlenkrolle zur Kassette. Das unterbindet nicht
nur Antriebseinflüsse, sondern verhindert auch ein Klappern und schützt vor Lackabplatzern am Rahmen.

Bei der E-Variante setzt Bergamont jedoch auf Komponenten aus dem Hause Shimano und mixt das Schaltwerk der Top-Gruppe XTR mit Schaltgriffen und der Kassette der niedrigeren Gruppe XT, was auch Anstandslos funktioniert. Für die Verzögerung sind Shimano XT-Bremsen zuständig, die ihren Job kraft- wie gefühlvoll dank guter Dosierbarkeit hervorragend erledigen.

Kritikpunkte sucht man an der Ausstattung des Bikes vergebens, denn auch das RockShox-Fahrwerk, die SUNringlé-Laufräder oder die verbaute Teleskopsattelstütze überzeugen. Klar geht es immer teurer und noch etwas leichter, aber gemessen an dem äußerst fairen Preis in Höhe von 4.999 € können wir Bergamont nur Recht geben und sagen: Mehr geht nicht!

Wie gemacht für Touren – das Contrail in den Hügeln der Provence.
Wie gemacht für Touren – das Contrail in den Hügeln der Provence.

Doch was nützt die beste Ausstattung, wenn am Ende das Handling des Bikes nicht stimmt? Aber keine Angst, auch hier haben die Hamburger ihre Hausaufgaben gemacht und dem Contrail C eine zu den Komponenten passende Geometrie spendiert. Um die durch den großen Bauraum des Motors und der 29″-Laufräder extrem langen Kettenstreben von 490 mm Länge zu kompensieren und dem Rad dennoch ein ausreichend agiles Handling zu spendieren, setzt Bergamont auf einen steilen 69,5°-Lenkwinkel. Damit verliert das Rad zwar in wirklich ruppigen Passagen etwas an Souveränität, doch dort ist es mit den 120 mm Federweg sowieso nicht wirklich zu Hause.

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Geht dank dem performanten RockShox-Fahrwerk gut bergab – soweit es die 120 mm Federweg halt zulassen.
Geht dank dem performanten RockShox-Fahrwerk gut bergab – soweit es die 120 mm Federweg halt zulassen.

Die RockShox Pike-Federgabel wie auch der RockShox Monarch-Dämpfer sprechen sehr feinfühlig an, sorgen so für viel Komfort und vermitteln ein gutes Feedback. Mithilfe des breiten Lenkers ist man stets Herr der Lage und kann das Bike auch durch enge Sektionen manövrieren. Wirklich wendig ist das Bergamont mit seinen großen Laufrädern jedoch nicht, das will es aber auch nicht sein.

Kritik gab es von den Testern lediglich für den nur schwer zu erreichenden Remotehebel der Teleskopsattelstütze. Er ist in Kombination mit dem Bedienelement des Motors einfach zu weit vom Griff entfernt. Details wie der sauber in den Rahmen integrierte Akku oder die durchdachte Zugführung sorgten dagegen für Pluspunkte.

Strahlend blauer Himmel, Dornenbüsche, geile Trails – Ça, c’est la Provence!
Strahlend blauer Himmel, Dornenbüsche, geile Trails – Ça, c’est la Provence!

Spezifikationen:

Rahmen: 29″ E-MTB Bergamont Contrail aus 6066 Aluminium Super Lite Rohrsatz
Dämpfer: RockShox Monarch RT3
Gabel: RockShox Pike RCT3
Bremsen: Shimano XT

Antrieb: Shimano XT/XTR-Mix

Preis: 4699,00 €
Gewicht: 21,0 kg

Fazit

Anstatt jetzt weiter aufzuzählen, was das Contrail C nicht ist, ist es deutlich einfacher, zu sagen, was es ist: ein waschechtes, ehrliches Tourenbike mit gutmütigem Fahrverhalten, das vor allem auf langen Ausfahrten und im Uphill seine Stärken voll ausspielt und mit einer sehr guten Ausstattung zum fairen Preis überzeugen kann. Mehr geht fast nicht!

Mehr Informationen zum Rad gibt es unter bergamont.de.

Text & Foto: Christoph Bayer


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