Das SCOTT E-Spark 700 Plus Tuned war eines der interessantesten Bikes der letztjährigen EUROBIKE. Dabei war das Rad damals noch hinter einer Glasscheibe eingesperrt. Anfassen verboten! Probefahrt unmöglich! Sieben Monate später ist jetzt ein erstes fahrbares Modell verfügbar – und wir haben es für euch exklusiv einem ersten Test unterzogen.

Der Rahmen des SCOTT E-Spark im Detail
Nino Schurter hat im letzten Jahr alles gewonnen, was es im Cross-Country-Profisport zu gewinnen gab. Sein Arbeitsgerät: ein SCOTT Spark. Das E-Spark ähnelt in Sachen Optik und Fahrwerk der Rennmaschine des Profis, aber dank des voll in den Rahmen integrierten Shimano E8000 STEPS-Antriebs können mit ihm nun auch Normalsterbliche Anstiege mit der Power des Olympiasiegers erklimmen.








Das E-Spark Plus verfügt über 130 mm Federweg in Front und 120 mm am Heck, die sich mithilfe der TwinLoc-Technologie in zwei Stufen vom Lenker verhärten lassen. Der kompakte FOX Nude-Dämpfer verfügt über eine Trunnion-Mount-Aufnahme, die den Bauraum reduziert und so eine größere Überstandshöhe ermöglicht. Im voluminösen Unterrohr des voll aus Aluminium gefertigten Rahmens sitzt ein 504 Wh großer Akku, der nach unten entnommen werden kann. Das schafft im Rahmendreieck Platz für einen Flaschenhalter. Ein weiteres smartes Detail ist der fix an der Bremsscheibe integrierte Speedsensor – nice! Die Züge laufen im Inneren des hochwertig anmutenden Rahmens, das sorgt für eine cleane Optik. Gerade im Fall der Bremse ist der Tausch der Leitung im Falle eines Services/Defekts aber sehr zeitaufwendig.
Die Ausstattung des SCOTT E-Spark 700 Tuned Plus
Da es sich beim E-Spark 700 Tuned Plus um das Top-of-the-Line-Modell handelt, war bereits im Vorfeld klar, dass SCOTT hier keine Kompromisse eingeht. Das edle FOX Factory-Fahrwerk besteht aus einer für E-Bikes optimierten 34 FLOAT-Federgabel mit 130 mm und dem Nude-Dämpfer – und es weiß genauso zu gefallen wie der Shimano XT Di2-Antrieb, der Gangwechsel extrem schnell und knackig erledigt. Die Shimano XT-Bremse mit 200 mm großen Scheiben an beiden Laufrädern sorgt für zuverlässige Verzögerung. Besonders schön ist die Verlegung der Kabel im Inneren des Syncros-Carbonlenkers. Die flach profilierten MAXXIS Rekon-Reifen unterstreichen den vortriebsorientierten Charakter des Bikes.







Federgabel FOX 34 Float Factory 130 mm
Dämpfer FOX NUDE Trunnion 120 – 85 mm – Lockout Shock
Motor / Akku Shimano STEPS E8000 / 500 Wh
Bremsen Shimano XT
Schaltung Shimano XT
Sattelstütze FOX Transfer
Vorbau Syncros 31.8 mm
Lenker Syncros Carbon 760 mm
Reifen MAXXIS Rekon+
Laufräder Syncros
Die Geometrie des SCOTT E-Spark
SCOTT hat dem E-Spark eine stark an klassische Mountainbikes angelehnte Geometrie mit kurzen Kettenstreben und einem tiefen Tretlager verpasst. Gepaart mit einem moderaten Lenkwinkel und langem Hauptrahmen, begeistert das E-Spark so vor allem bergab mit einem sehr ausgewogenen Handling. Hier die Geometrie im Überblick.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Oberrohr | 580 mm | 610 mm | 640 mm | 660 mm |
Sattelrohr | 400 mm | 440 mm | 490 mm | 540 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 120 mm | 130 mm | 140 mm |
Lenkwinkel | 67,5° | 67,5° | 67,5° | 67,5° |
Sitzwinkel | 73,8° | 73,8° | 73,8° | 73,8° |
Kettenstreben | 445 mm | 445 mm | 445 mm | 445 mm |
Bottom Bracket Height | 337 mm | 337 mm | 337 mm | 337 mm |
Radstand | 1.142 mm | 1.173 mm | 1.204 mm | 1.226 mm |
Reach | 406 mm | 433 mm | 460 mm | 478 mm |
Stack | 597 mm | 607 mm | 616 mm | 625 mm |
Das SCOTT E-Spark 700 Tuned Plus auf dem Trail
Schon vor der ersten Kurbelumdrehung punktet das E-Spark mit seiner extrem aufgeräumten und vollintegrierten Optik. Die Sitzposition auf dem Testbike in Größe Medium ist mit einer Körpergröße von 180 cm sehr komfortabel. Leicht gestreckt und zentral nimmt man Platz. Der Shimano E8000 STEPS-Antrieb unterstützt gewohnt kraftvoll und stellt seine Kraft im Trailmode gewohnt gefühlvoll zur Verfügung. Tritt man leicht, gibt es wenig Support, tritt man dagegen kräftiger, schiebt er mächtig an! Selbst bei steilen Anstiegen hält das Vorderrad des E-Spark dank des steilen Sitzwinkels zuverlässig Bodenkontakt. Kritisch wird es erst bei sehr technischen Uphills, hier sorgt das tiefe Tretlager (26 mm Drop) dafür, dass man die Augen bei der Linienwahl offen halten sollte, um einen Pedal-Wurzel- bzw. Stein-Kontakt zu vermeiden.

In der Abfahrt sorgt das tiefe Tretlager allerdings für ein extra dickes Grinsen. Als Fahrer steht man hier sehr gut integriert zwischen den großen 27.5+ Laufrädern – speziell in Kurven ein großer Vorteil. Wie auf Schienen fräst man durch Anlieger und auch an mit Wurzeln durchsetzten Schräghängen hat man volle Kontrolle. Vorausgesetzt, der Boden ist nicht zu matschig oder lose, denn die flach profilierten MAXXIS Rekon+ Reifen setzen sich schnell zu und bieten dann nicht die Traktion, die wir uns für ein solches Bike wünschen würden. Gerade am Vorderrad ist ein Upgrade auf einen Minion DHR II+ absolut empfehlenswert.



Trotz lediglich 130 mm Federweg an der Front und 120 mm am Heck vermittelt das Fahrwerk des E-Spark viel Sicherheit und arbeitet sehr feinfühlig und definiert. Allerdings spürt man bei schnellen, harten Schlägen, dass man mit etwas wenig Federweg unterwegs ist. Als sportlich-aggressiver Fahrer liebt man das definierte Handling und das progressive Heck, mit dem sich das E-Spark willig durch das Gelände manövrieren und pushen lässt. Bei Absprüngen katapultiert einen das Rad förmlich in die Luft, trotz des mit über 22 kg nicht gerade leichten Eigengewichts. Die Geometrie ist sehr ausgewogen, die Gewichtsverteilung sehr gut. Dank der 445 mm kurzen Kettenstreben gelingen Richtungswechsel spielerisch und so motiviert einen das E-Spark ständig dazu, noch eine weitere Kurve zu fahren und nicht nach der schnellsten Linie zu jagen. Als weniger versierter Fahrer liebt man das sehr ausgewogene und berechenbare Handling, lediglich etwas mehr Federwegsreserven wären wünschenswert, um auch in anspruchsvollerem Terrain sicher auf Kurs zu bleiben.

Fazit
Das neue SCOTT E-Spark überzeugt beim ersten Test mit seinem sehr agilen Handling, dem verspielten Fahrwerk und der komfortablen Sitzposition. Trotz geringem Federweg macht es im Gelände richtig Spaß, könnte mit einer etwas abfahrtslastigeren Ausstattung bergab aber noch mehr, ohne Einbußen im Uphill in Kauf nehmen zu müssen! Wird es anspruchsvoller, bleibt das E-Genius mit dem Plus an Federweg die bessere Wahl.
Mehr Informationen findet ihr unter scott-sports.com
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