SRAM hat mit seiner 1×12 Eagle-Schaltgruppe den Mountainbike-Markt revolutioniert. Nun bekommt die GX-, X01- und XX1-Gruppe ein Update und ist wahlweise auch mit einer noch größeren Kassette mit 520 % Übersetzungsbandbreite verfügbar. Aber ist mehr Bandbreite wirklich besser? Wir haben die SRAM GX Eagle 52 für mehrere Wochen getestet.

Herzstück der neuen SRAM GX Eagle 520-Gruppe ist die Kassette mit einem noch größeren Ritzel

Was ist bei der SRAM Eagle 52-Schaltung alles neu?

Auf den ersten Blick sehen die neuen SRAM Eagle 52-Komponenten von GX, X01 und XX1 fast genauso aus wie die bisherigen Eagle-Komponenten. Auf dem ersten Blick verbirgt sich neue die Technik hinter dem auffälligen Finish und den Farben der verschiedenen Gruppen. Technische Änderungen hat SRAM vor allem an der Kassette und an der Architektur des Schaltwerks vorgenommen. Wie es der Name vermuten lässt, verfügen die Eagle-52-Kassetten nun über zwei Zähne mehr beim größten Ritzel – die weiteren Ritzel bleiben unangetastet. Die Gangsprünge auf der Kassette sind bis auf den letzten also weiterhin gleich. Mit dem neuen Ritzel steigt die Übersetzungsbandbreite auf satte 520 % und liegt somit wieder 10 % vor Shimano.

Mit Ritzeln von 10–52 Zähnen erzielt SRAM jetzt eine Übersetzungsbandbreite von 520 %

Um einen optimalen Gangwechsel vom vorletzten zum größten Ritzel zu gewährleisten, hat SRAM die Schaltwerke überarbeitet – der Rest des Schaltwerks, wie z. B. die Dämpfung, bleibt unangetastet. Bisherige Schaltwerke sind leider nicht mit der neuen Kassette kompatibel, die einzige Ausnahme sind die SRAM AXS-Schaltwerke – sie wurden bereits für die neuen Kassetten konzipiert.

SRAM hat die Architektur des Schaltwerks überarbeitet. Das bedeutet: Die Umlenkrollen stehen jetzt etwas anders positioniert zueinander, um den größeren Sprung an der Kassette optimal zu bewältigen.
Der kleine Zusatz am neuen Schaltwerk verrät, dass das Schaltwerk mit der neuen Kassette kompatibel ist. Bisherige Schaltwerke funktionieren nicht mit der großen Kassette – ausgenommen AXS-Modelle.

Gleicher Preis und fast gleiches Gewicht!

Trotz der erhöhten Übersetzungsbandbreite hat sich am Preis und dem Gewicht der SRAM GX Eagle, die wir zum Test erhalten haben, fast nichts geändert. Der Preis für die Kassette bleibt mit 220 € unverändert. Das Gewicht klettert nur marginal von 450 auf 452 g – absolut vernachlässigbar. Auch das Schaltwerk und weitere Produkte bleiben preislich und in Sachen Gewicht unverändert. So liegt ein GX-Schalthebel bei 41 €, das Schaltwerk kostet 124 €. Die gesamte GX-Gruppe geht für 555 € über den Ladentisch.

Alt vs. neu – in Sachen Gewicht und Preis unterscheiden sich die Eagle 500 (449,5 g) und die Eagle 520 (451,8 g) nur marginal

Ein neues Tool erleichtert das Einstellen der Schaltwerksvorspannung

Außerdem neu vorgestellt mit der überarbeiteten Eagle 520 ist eine neue Lehre zur Einstellung des Kettenabstands, auch Chain-Gap genannt. Um den Abstand korrekt einzustellen, schaltet man in den vorletzten Gang, schiebt die Lehre auf das größte Ritzel und justiert dann den Abstand, sodass der Pfeil direkt mittig auf der oberen Schaltwerksrolle liegt. Wichtig: Da sich die Kette bei vollgefederten Rädern beim Einfedern meist längt, muss die Einstellung hier im SAG durchgeführt werden. Im Vergleich zu den bisherigen Lehren von SRAM ist die neue Lehre mit allen Eagle-Komponenten kompatibel.

Dieses weiße Tool soll die Einstellung des Chain-Gap in Zukunft noch einfacher machen
Dazu wird die Kette auf das vorletzte Ritzel geschalten und das Tool auf das größte Ritzel aufgesteckt

Dann die Vorspannung so einstellen, dass der Pfeil am unteren Ende der Schablone direkt auf der Mitte des oberen Ritzels liegt. ACHTUNG: Bei einem vollgefederten Bike sollte die Einstellung sitzend auf dem Rad im SAG erfolgen. Dazu ist eine zweite Person nötig.

50 oder 52 Zähne – In Zukunft hat man die Wahl!

Die neue SRAM 52-Kassette soll die aktuelle 50er Version nicht ersetzen, sondern wurde als Ergänzung vorgestellt. Als Kunde hat man daher in Zukunft bei der GX, X01 und XX1 Eagle die Wahl zwischen den verschiedenen Kassetten. Das neue Schaltwerk ist auch rückwärts kompatibel und funktioniert sowohl mit der 52er- als auch 50er-Kassette.

Neue Farben und ein noch schickeres Finish für individuelle Bikes

SRAM hat nicht nur das Schaltwerk und die Kassette überarbeitet, sondern der GX, X01 und XX1 Eagle auch neue Farboptionen verliehen. Wie gewohnt sind die verschiedenen Eagle-Komponenten in ihrem Eco-System miteinander kompatibel. Das SRAM X01-Schaltwerk und der X01-Schalthebel sind in einer roten und schwarzen Variante verfügbar. Bei der Highend-X01/XX1-Kassette und -Kette stehen jetzt vier Farben zur Verfügung: Schwarz, Regenbogen, Gold und Kupfer – damit lässt sich das Bike noch besser individualisieren und an die eigenen Vorlieben anpassen.

Die SRAM X01/XX1-Kassette ist ab sofort in vier Farbvarianten erhältlich – Gold, Kupfer, Rainbow und Schwarz
Passend dazu gibt es auch die Kette in vier Farben
Die SRAM X01-Gruppe ist neben einer schwarz/grauen Version auch in einer roten Variante erhältlich.

Ist die neue SRAM Eagle Kassette mit 52er-Ritzel mit meinem bisherigen Antrieb kompatibel?

Für die neue größere Übersetzungsbandbreite der SRAM Eagle benötigt man neben der neuen Kassette auch ein neues Schaltwerk. Die weiteren Komponenten wie Schalthebel, Kette und Kurbel können weiterhin genutzt werden – vorausgesetzt sie sind nicht verschlissen oder defekt. Einzig die SRAM AXS-Modelle sind bereits jetzt komplett mit der neuen Gruppe kompatibel – hier benötigt man nur eine neue Kassette.

Die einzigen Komponenten, die direkt mit der neuen 52er-Kassette kompatibel sind, sind die elektronischen SRAM AXS-Teile. Hier kann die neue Kassette ohne weitere Teile nachgerüstet werden.

Passt die neue 52er-Kassette auch auf eine SRAM NX- oder SX-Schaltung?

Die Antwort lautet leider: Nein! Die neuen Kassetten mit 520 % Übersetzungsbandbreite funktionieren nur mit den Schaltgruppen ab SRAM GX aufwärts. Da die SRAM NX und SX Eagle auf Kassetten für klassische HG-Freilaufkörper setzen, sind sie leider nicht kompatibel. Sie verfügen weiterhin über eine 11–50 Abstufung und somit über 455 % Übersetzungsbandbreite.

Mit der SRAM NX und SX Eagle ist die neue 520er-Kassette leider nicht kompatibel

Wie schlägt sich die neue SRAM GX Eagle 52 2021 auf dem Trail?

Genug der Theorie! Wie performt die neue GX Eagle auf dem Trail? Wie schaltet die Kette auf das neue, große Ritzel? Wie sind die Gangsprünge und wer wird mit der neuen Eagle 52 glücklich?

Wir haben die Schaltung über knapp zwei Monate an einem Specialized Turbo Levo gefahren und sind mit ihr sowohl bei extrem staubigen als auch matschigen Bedingungen unterwegs gewesen. Trotz der 90 Nm Drehmoment mit denen der kraftvolle Brose Drive S Mag-Motor an der Kette zerrt beschränkten wir die Pflege der Schaltung auf ein Minimum.
Schon vor der Montage hat uns das neue Finish der SRAM GX Eagle überzeugt. Die Schaltgruppe wirkt nun deutlich hochwertiger als das Vorjahresmodell, verfügt aber weiterhin über die gleichen Features und Technologien. Die Montage funktioniert genauso, wie man es von den bisherigen Schaltungen gewohnt ist. Die Kettenlänge ist trotz des größeren Ritzel identisch. Nur Fahrer, die ihre Kette bisher auf ein absolutes Minimum gekürzt haben, müssen möglicherweise extra Glieder montieren. Das Einstellen des Chain Gaps gelingt mit dem neuen Tool leichter und nachdem man die Spannung des Schaltzugs und die Endanschläge eingestellt hat, kann es auch schon losgehen.

Die neue SRAM GX Eagle 520 haben wir über mehrere Wochen mit minimaler Pflege an einem Specialized Turbo Levo getestet
Trotz zwei Zähnen mehr an der Kassette muss man in der Regel keine längere Kette verbauen. Nur wer seine Kette bisher extrem gekürzt hatte, sollte hier besser zwei Glieder mehr montieren.
Der Single-Click-Shifter lässt immer nur einen Gangwechsel auf einmal zu. Das macht in Anbetracht der teilweise brachialen Motorpower von E-Mountainbikes aber auch Sinn.

Die Schaltperformance ist genauso, wie man sie von SRAM gewohnt ist. Schnell, knackig und präzise. Hier hat sich im Vergleich zum Vorgänger nichts geändert. Kein Wunder – die die kleineren Ritzel der Kassette und der Schalthebel sind auch weiterhin unverändert. Hier setzt SRAM – wie auch schon zuvor – bei E-Mountainbikes auf einen speziellen Single-Click-Shifter. Mit ihm kann immer nur ein Gang auf einmal gewechselt werden, sodass der Antrieb nicht zeitgleich mit der Motorpower und doppelten Gangsprüngen fertig werden muss. In Sachen Schalt-Performance bleibt also nur die große Frage: Wie schaltet sich die Kette auf das größere Ritzel? Auch nach Wochen hat dies in unseren Tests super zuverlässig, schnell und auch im Turbo-Modus gut funktioniert. Einen Unterschied zum 50er Ritzel können wir nicht ausmachen – top! Der Gangsprung selbst fällt logischerweise etwas größer aus. Bei der Eagle 50 beträgt dieser vom 42er- auf das 50er-Ritzel 16 %. Bei der neuen Eagle 52 sind es jetzt rund 19 %. Den super leichten 52er-Gang benötigt man beim E-Mountainbike aber tatsächlich nur selten. Wer allerdings das Maximale bergauf rausholen will und regelmäßig fast unfahrbare Uphills in Angriff nimmt, der freut sich über das Plus an Bandbreite. Auch für super lange Touren im ECO-Modus bietet sich der leichte Gang an, um auch bei wenig Motorunterstützung mit einer hohen Trittfrequenz – und somit im effizienten Bereich des Motors – unterwegs zu sein.

Auch wenn der Sprung riesig erscheint, wandert die Kette ohne spürbare Kraftunterbrechung vom vorletzten auf das letzte Ritzel – top!

Was die Dämpfung des GX-Schaltwerks angeht, hat SRAM nichts verändert. Aktuell haben wir bei Dauertests schon mehrfach den Eindruck gehabt, die Spannung der Clutch würde mit der Zeit nachlassen. Ob das auch bei der neuen GX 52 der Fall ist, können wir zum heutigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Fest steht aber: Auch am überarbeiteten Schaltwerk lässt sich die Dämpfung nicht nachstellen.

An der Dämpfung des Schaltwerks hat SRAM nichts verändert. Sie lässt sich weiterhin nicht verstellen – schade!

Unser Fazit zur neuen SRAM GX Eagle 52 2021

Das Update der neuen SRAM GX Eagle 2021 konnte uns überzeugen. Das Plus an Übersetzungsbandbreite macht einem speziell bei sehr technischen Anstiegen, oder aber beim Akku-Sparen mit niedriger Unterstützungsstufe das Leben noch etwas leichter – ohne dass dafür Kompromisse bei der Schalt-Performance eingegangen werden müssen. Das neue Finish der GX wirkt sehr hochwertig und auch nach einigen Wochen hat sich die Schaltung keine Schwächen geleistet. Was wir uns für die Zukunft noch wünschen würden, wäre eine noch stärkere Dämpfung des Schaltwerks, um Kettengeräusche noch effektiver zu unterdrücken.

Für weitere Informationen klickt auf sram.com


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Words: Photos: Christoph Bayer, Felix Stix