Trek hat uns die exklusive Möglichkeit gegeben, das Trek Rail als Custom-E-MTB zu gestalten. Da haben wir natürlich nicht nein gesagt! Die gute Nachricht: Ihr könnt das auch – und zwar mit dem Project One-Programm. Wir geben euch Einblicke in den Entstehungsprozess sowie in die Project-One-Manufaktur bei Trek in den USA und haben das Custom Rail natürlich über unsere Hometrails gejagt.

Erinnert ihr euch noch an euer erstes Mal? Den Moment, als ihr mit eurem neuen Bike auf Jungfernfahrt wart oder es stolz wie Oskar den Buddies präsentiertet? Jedes Jahr testen wir zwischen 50 und 100 E-Mountainbikes und – ganz ehrlich – manchmal stumpft man in Anbetracht der Masse an geilem Material etwas ab. Bei unserem eigens konfigurierten Rail mit Project One ICON Lackierung sah die Sache jedoch anders aus. Hier herrschte die gleiche Gefühlslage zwischen Aufregung und Anspannung wie beim ersten Mal (E-Mountainbiken): Würde das Bike so sein, wie wir uns das vorgestellt hatten?

Eins, einmalig oder einzigartig? Die Idee hinter Project One

Wie viel Geduld habt ihr, wenn ihr auf Amazon etwas bestellt? Wie groß ist dabei eure Vorfreude? Auch wenn wir es im Kaufrausch der heutigen schnelllebigen, von sofortiger Verfügbarkeit und Massenproduktion geprägten Zeit selten merken, ist es wissenschaftlich bestätigt, dass der emotionale Wert eines Produkts und die Beziehung zum Hersteller immer weiter an Bedeutung verliert. Vieles ist ersetz- oder austauschbar geworden: 1-Click-Buy auf Amazon, Prime-Lieferung, Ding-Dong – keine 24 Stunden vergehen mehr zwischen Bestellung und Lieferung.

Als Bike-Unternehmen, dessen Umsatz die Milliarden-Dollar-Marke geknackt hat, könnte man denken, dass bei Trek vieles dem Diktat der Effizienz, Kostenersparnis und somit der Massenproduktion unterliegt. Doch genau hier schwimmt Trek mit Project One gegen den Strom. Die Möglichkeit, sein Bike zu konfigurieren und zu individualisieren, schafft eine persönliche Beziehung, erzeugt Spannung, Vorfreude und das Gefühl, etwas Einzigartiges zu erhalten – das alles ist weit mehr wert als ein Klick auf Amazon.

Man kennt das Phänomen: Je mehr Geld man in die Hand nimmt, desto mehr Wahlmöglichkeiten hat man in den meisten Branchen. In der Bike-Industrie verhält es sich aber genau umgekehrt. Warum also kommt es uns normal vor, dass wir bei einem Bike für 10.000 € weniger Auswahl an Farben, Komponenten und Laufrädern haben als bei einem für 2.000 €? Project One ist Treks Antwort auf die steigende Nachfrage an Individualität und Custom-Bikes.

Das Trek Rail ist das erste E-Mountainbike des amerikanischen Unternehmens, das in Treks Project One-Programm verfügbar ist – bislang haben sich nur ausgewählte Rennräder und Mountainbikes in Sachen Lackierung und Ausstattung individualisieren lassen, wobei es unterschiedliche Individualisierungs-Level gibt: Project One, Project One ICON und Project One Ultimate – bei letzterem kann das Bike schon mal 25.000 € kosten.

If you got in trouble for coloring on the walls as a kid, then you’ll love our Project One custom bike program. – Trek

Während Project One Ultimate für die krassesten Individualisten gedacht ist, für die die Devise gilt „geht nicht, gibt’s nicht!“, haben wir uns für das Project One ICON entschieden. Hier stehen – wie der Name schon sagt – die neuen ICON-Lackierungen im Vordergrund, die famose Namen wie Cosmos, Brushed Liquid Metal, Prismatic Pearl, Refliptive, Black Gold oder Molten Marble tragen und für die perfekte Dosis #bikeporn sorgen. Was die ICON-Designs ausmachen? Eine besondere Textur, Tiefe und Stimmung, die in Handarbeit erzeugt wird.

Die Produktion unseres Custom Trek Rail

Die Project One-Bikes werden am Hauptsitz von Trek in Waterloo, Wisconsin, produziert. Wer für sein Bike die Werksabholung bucht, erhält tiefe Einblicke in das Herz des US-amerikanischen Unternehmens, inklusive VIP-Werksführung, einem persönlichen Treffen mit dem Trek Entwicklungsteam, dem Trek Precision Fit und Lunchride auf den privaten Trails des Unternehmens (in unserem ersten Test zum Trek Rail verraten wir euch, wie es sich auf dem Trail schlägt). Das fertige Bike haben wir uns in unser deutsches HQ bei Stuttgart schicken lassen, die Eindrücke und Einblicke in die Project One-Manufaktur haben wir dennoch für euch.

Im Atrium des Firmensitzes finden sich unter anderem Treks Firmen-Prinzipien, auf die man besonders stolz ist: „Born in a barn“ ist eine Hommage an den Ort, wo die ersten Trek-Bikes unweit des heutigen Hauptsitzes gebaut wurden und wo aus dem 5-Mann-Unternehmen ein milliardenschwerer Konzern wurde. „Raised on rocket science“ steht dafür, wie die Gründer Dick Burke und Bevil Hogg seit den Anfängen 1976 kontinuierlich nach Wegen suchten, ihre Produkte neu zu denken und immer wieder eine neue Benchmark zu erschaffen. Eine kleine Ausstellung zeigt Highlights der Firmengeschichte, die vom ersten Carbon-Rahmen 1991 beim Trek 2500 bis zum aktuellen Project One-Programm reichen.

Where the magic happens – die Lackiererei befindet sich im Herzen des Firmengebäudes von Trek. Hier wirkt alles großzügig konzipiert und klinisch steril. In Handarbeit und mit viel Fingerspitzengefühl erhalten die Project One-Rahmen ihren Look. Doch bevor es soweit ist, wolen die Carbon-Rahmen natürlich vorbereitet und die Farben gemischt werden.

Vor dem Lackierprozess werden Rahmen und Akku-Cover vorbereitet und die Decals platziert
Yes – hier wird gerade unsere Farbe gemischt
Ab in die Lackierkabine, Lackierpistole laden und Feuer frei!
Das Akku-Cover in ICON Reflipitive – je nach Lichteinstrahlung verändert sich die Farbe des Bikes von Grün bis Lila.
Stolzer Mann …
… geiler (Paint-)Job
Hier hängt unser lackiertes Rail – direkt neben einem Rennrad. Bei Project One-Bikes gibt es keine Fertigungslinien, sondern hier handelt es sich um Einzelanfertigungen.
Unser Rahmen =) Wie ihr am Datum seht, braucht das Bike etwas Vorlaufzeit.
Bevor es in die Montage geht, muss der Rahmen natürlich noch kontrolliert werden und sein Finish erhalten

Trek Rail – Project One ICON: Preise, Optionen und Verfügbarkeit

Das Trek Rail ist im Gegensatz zu den Rennrädern und unmotorisierten Mountainbikes nur für Project One ICON und Ultimate verfügbar. Für ein ICON-Modell muss man rund 1.000 € Aufpreis im Vergleich zum Serienbike einkalkulieren. Dank Online-Kalkulator behält man leicht den Überblick, wie viel jedes bisschen Individualisierung kostet.

Im Anschluss geht es in die Montage-Abteilung, wo unser Project One-Rahmen seinen individuellen Aufbau erhält

In Sachen Ausstattung beschränken sich die Individualisierungsmöglichkeiten aktuell auf diverse Optionen bei der Schaltung, sowie einzelne Komponenten. Je nach Saison liegt die Produktionszeit bei nur zwei Wochen, in der Hochsaison kann es natürlich auch deutlich länger dauern. Wir haben unser Bike perfekt für die letzten Sonnenstrahlen des Herbstes erhalten.

Unter projectone.trekbikes.com könnt ihr direkt loslegen und euer eigenes Bike konfigurieren.

Individualismus auf den Hometrails des Königs

Die Sektkorken knallen, der Tester-König verlässt seinen mit rotem Samt bezogenen Thron, lässt den Pelzmantel links liegen und schlüpft in sein Purple-Green-Outfit. Heute wollen die Hometrails geknechtet werden – und dazu hat seine Majestät feinstes Material aus den USA importiert, das zum Style der E-MOUNTAINBIKE-Dynastie passt: wild, aufregend, vielseitig und ein bisschen geil einfach … Viel Spaß mit den folgenden Fotos!

Party Time – ready to shred!
Refliptive lautete unsere ICON-Wahl
Zsssssssss … einfach hot!
FIST Handwear Handschuhe…
… im passenden Miami-Style

Wer steht nicht auf einzigartige Bikes? Bling bling ist die eine Sache, aber wenn man weiß, wieviel Arbeit, genauer gesagt Handarbeit in einem Bike steckt, dann entwickelt man einen ganz anderen Bezug zu seinem Bike – vor allem, wenn man es sich selbst gestaltet hat. Man sagt, das erste Mal ist weit entfernt von perfekt, doch in diesem Fall war es ein Hautnah-Konzert – einfach nur perfekt!

Mehr über das Project One-Programm erfahrt ihr unter trekbikes.com. Unseren ausführlichen Testbericht zum Rail findet ihr im größten Vergleichstest unserer Geschichte.


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Words: Robin Schmitt Photos: Robin Schmitt, Trek

Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.