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First Look: Ducati MIG-RR in Bologna vorgestellt

Ein E-Mountainbike von der exklusiven italienischen Motorradmarke Ducati? Das Ducati MIG-RR basiert auf dem THOK MIG-R und wurde durch mehr Federweg, unterschiedliche Laufradgrößen und eine hochwertigere Ausstattung auf Trail-Performance getrimmt. Und der Alu-Rahmen strahlt in Ducati-Rot!

Ducati Mig RR | Shimano E8000/504 Wh | 170 mm/160 mm (v/h) | 22,5 kg | 6.250 €

Auf der Grundlage des vor 2 Jahren vorgestellten THOK MIG-R entstand unter Mitwirkung des Designers Aldo Drudi und des Ducati Design Centers das Ducati MIG-RR. Mit Bedacht wurde deshalb der offizielle Presse-Launch in den Räumen des Ducati-Museums in Bologna zelebriert, bei dem sich einige Pressevertreter als wahre Ducati-Fans outeten. Doch welche Qualitäten und Gene stecken tatsächlich im Ducati MIG-RR?

THOK-Gründer und Ex-Downhill-Profi Stefano Migliorini bei der Präsentation des Ducati MIG-RR im Ducati-Museum in Bologna

Ducati – mehr als nur eine Motorradmarke

Nur wenige Marken haben es geschafft, eine weltweite Fan-Gemeinde zu kreieren, die weit über ihren eigenen Kundenstamm hinaus eine starke Faszination ausübt. Ducati ist eine dieser Marken und sie hat sich diesen Status erarbeitet durch eine Symbiose von purer (Motor-)Leistung mit italienischem Design und Erfolgen auf den Rennstrecken der Welt. Mit der Rennabteilung Ducati Corse ist Ducati seit Jahrzehnten aktiv im Motorradrennsport tätig. Das mehr als 90-jährige Unternehmen hat nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1946 mit der Fertigung seines ersten motorisierten Rades Cucciolo begonnen – und diesem Modell sah man die Verwandtschaft zum Fahrrad auch noch deutlich an. Nach und nach etablierte sich das Unternehmen dann als Motorradhersteller.

Die Ähnlichkeit mit einem Fahrrad ist beim ersten Motorrad von Ducati, dem Cucciolo aus dem Jahre 1946, augenfällig

Im Jahre 2012 kaufte der VW-Konzern, genauer gesagt Audi, die italienische Motorradmarke Ducati. Der damalige Aufsichtsratschef Ferdinand Piech galt als erklärter Fan der rassigen Motorräder von Ducati und das Unternehmen wechselte zum 75. Geburtstag des Patriarchen für 860 Millionen Euro den Besitzer.

Und heute? Mit 6.250 € war der Eintritt in die exklusive Welt der Ducati-Fahrer noch nie so günstig wie jetzt. Für dieses Eintrittsgeld bekommt man allerdings kein extravagantes Motorrad, sondern ein E-Mountainbike namens Ducati MIG-RR mit einem 250-W-Elektromotor von Shimano zur Unterstützung der eigenen Pedalkraft. Die Preisspanne bei den Motorrädern von Ducati reicht von 7.790 € für die Ducati Sixty2, einem Scrambler mit 399 cm³ und 41 PS, bis zur Ducati 1299 Paginale R Finale Edition, einem Rennboliden für 39.990 €.

Die Scrambler von Ducati sind eine Reminiszenz an die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Die neueste Version der Scrambler-Familie ist der Café Racer mit 803 cm³ und 73 PS, der ab 11.590 € dem Kaffeehausbesuch eine ganz andere Bedeutung gibt.
Der Ducati Ur-Scrambler aus dem Jahre 1973 steht im Ducati-Museum
Die Ducati 959 Panigale Corse in MotoGP-Lackierung ziert den Vorraum des Museums

Wie kommt Ducati zum E-Mountainbike?

Ducati ist nicht der erste Motorradhersteller, der eine Rolle rückwärts macht – oder sich vielleicht seiner Wurzeln besinnt – und in den E-Mountainbike-Markt einsteigt. FANTIC und KTM haben es ja bereits vorgemacht. Im Falle des Ducati MIG-RR waren das Livio Suppo und Stefano Migliorini. Die beiden Freunde haben vor ein paar Jahren zusammen die E-MTB-Marke THOK gegründet, dabei kommen beide eigentlich aus ganz unterschiedlichen Ecken. Stefano fuhr früher als erster Italiener für ein amerikanisches Downhill-Team und holte sich an der Seite der Downhill-Legenden Tomac, Vouilloz, Furtado und Lopes mehrere Weltcup-Siege, vor allem aber den dritten Rang im Gesamt-Weltcup 1993. Geschmack an E-Mountainbikes fand er erst durch seinen Freund Livio, der im Gegensatz zu ihm aus der Welt des Motorrad-Enduro-Sports kommt und aus seiner früheren Karriere noch Verbindungen zu Ducati hat. Denn Livio führte Ducati 2007 als Rennleiter zum bisher einzigen Motorrad-WM- Titel. Als Teamchef beim japanischen Motorradhersteller Honda durfte er fünf MotoGP-Titel in der Fahrerwertung und sechs Konstrukteurs-Titel feiern. Ende 2017 stieg Livio vorzeitig aus seinem Vertrag mit Honda aus, um sich mehr um seine Familie kümmern zu können – und tat sich beruflich mit seinem Freund Stefano zusammen. In der Zusammenarbeit von THOK und Ducati verbinden sich also Livios Vergangenheit und seine Gegenwart, um etwas ganz Neues zu schaffen.

Im Zusammenspiel von Stefano und Livio von THOK sowie dem Ducati Design Center und dem italienischen Designer Aldo Drudi (D-Perf), der für seine ausgefallen Helmdesigns von Valentino Rossi bekannt ist, entstand das Ducati MIG-RR. Seine Fertigung erfolgt übrigens in der Fabrik von THOK in Alba, südöstlich von Turin.

Stefano Migliorini (links) und Livio Suppo sind nicht nur Geschäftspartner, sondern auch Freunde

Wie das zusammenpasst? Motorräder und E-Mountainbikes seien durch die Erfolgsgeschichte des E-Bikes näher zusammengerückt, beide verbinde die Faszination der Technik und Fahrperformance, erklärte uns Livio. Das sei eine große Chance für die Ducati-Händler, ihr Angebot zu erweitern und neue Kunden zu gewinnen. Doch Livio räumt auch ein, dass die Ducati-Händler den Motorradfahrern in der Regel erklären müssen, weshalb sie für ein „Fahrrad mit Hilfsmotor“ 6.250 € bezahlen sollen.

Der Fingerabdruck des Designers Aldo Drudi ziert das Oberrohr des Ducati MIG-RR

Das Ducati MIG-RR im Detail

Beim Ducati MIG-RR springt sofort die sehr gelungene Lackierung ins Auge. Auf den zweiten Blick fällt die unkonventionelle Unterbringung des Akkus unterhalb der Unterrohrs auf, die für einen tiefen Schwerpunkt sorgt. Eine Parallele hierzu sind die V-Motoren von Ducati, die nach vorne geneigt und liegend im Motorradrahmen eingebaut sind.

Auffälligstes Detail des Ducati MIG-RR ist der 504-Wh-Shimano-Akku unterhalb des Rahmens, der durch ein neu designtes Kunststoff-Cover geschützt wird

Der Rahmen des Ducati MIG-RR ist identisch mit dem des THOK MIG-R – bis auf ein paar kleine Änderungen, wie einem anderen U-Link für den Rocker, um den längeren Dämpfer mit mehr Federweg aufnehmen zu können. Im Unterschied zum THOK MIG-R verfügt das Ducati MIG-RR über 20 mm mehr Federweg an der Front und über ein 29″-Laufrad vorne, wodurch sich der Lenkwinkel von 66° auf 65,7° ändert. Außerdem erhöht sich dadurch die Tretlagerhöhe um 8 mm auf 358 mm und der Radstand wird länger. Während sich Stefano beim THOK MIG-R für eine 27,5”-Bereifung entschieden hat, wurden für das Ducati MIG-RR sowohl 27,5”- als auch 29”-Laufräder getestet. Letztendlich wurde es ein Mix aus einem 29”-Vorderrad und einem 27,5”-Hinterrad. Bei den Felgen entschieden sich die Entwickler für die Mavic E-XA Drifter-Felgen, die für die speziellen Ansprüche und Belastungen von E-MTBs ausgelegt sind.

Gabel FOX 36 FLOAT 29 Factory Series Kashima 170 mm
Dämpfer FOX DPX2 Factory Serie 160 mm
Motor/Akku Shimano STEPS E8000 504 Wh
Schaltung Shimano XT 11–46
Bremsen Shimano Saint M820 203/203 mm
Lenker Renthal 35 Fatbar Lite Carbon 780 mm
Vorbau Ducati Design, CNC-gefräst 35 mm
Sattelstütze Race Face Turbine Dropper post
Laufräder Mavic E-XA Drifter 29″ x 30 mm/27,5“ x 35 mm
Reifen MAXXIS Minion DHF 29 x 2,6 EXO+/Minion DHR II 27,5 x 2,8 EXO+
Zulässiges Gesamtgewicht 120 kg
Gewicht 22,5 kg (Herstellerangabe in Größe M)
Preis 6.250 €

Die exklusive Lackierung des Bikes wurde von Aldo Drudi in Zusammenarbeit mit dem Ducati Design Center entworfen. Der gebürstete Aluminium-Rahmen wurde in Ducati-Rot lackiert und mit einem Klarlack überzogen. Laut Stefano würde der gleiche Rahmen in Carbon-Ausführung ca. 700 g Gewicht einsparen, aber bei dem Gewicht eines E-Mountainbikes von ca. 22 kg mache das keinen signifikanten Unterschied aus. Als ehemaligem Downhill-Profi ist Stefano im Falle eines Sturzes Alu als Rahmenmaterial lieber als Carbon. Im Vergleich zum THOK-Pendant ist das Ducati mit seiner hochwertigeren Ausstattung exakt 1.000 € teurer.

Mittels einer Schraube lässt sich das Akkucover leicht entfernen
Nach dem Entfernen des Akkucovers kann der mit einem Schloss gesicherte 504-Wh-Shimano-Akku zum Laden entnommen werden
Am Vorderrad arbeitet eine FOX 36 FLOAT 29 Factory Kashima mit 170 mm
Das Hinterrad wird mit einem FOX DPX2 Factory mit 160 mm Federweg gedämpft
Natürlich lässt sich der Akku auch bequem im eingebauten Zustand aufladen
Die Unterbringung des Akkus unterhalb des Unterrohres schafft Platz für eine kleine Trinkflasche im Rahmendreieck
Der Motor-/Unterfahrschutz schützt den Motor im harten Geländeeinsatz wirkungsvoll
Die Mavic E-XA Drifter-Felgen sind für die speziellen Ansprüche und Belastungen von E-MTBs ausgelegt
Verschraubte Lenkergriffe mit Ducati-Schriftzug wissen zu gefallen, weniger gut gefiel uns der große Shimano-Remote. Hier würde der einfachere und näher am Lenker montierbare E 7000-Remote besser passen.

Die Geometrie des Ducati MIG-RR

Größe S M L XL
Oberrohr 560 mm 585 mm 615 mm 650 mm
Sattelrohr 400 mm 435 mm 470 mm 520 mm
Steuerrohr 100 mm 100 mm 130 mm 150 mm
Lenkwinkel 65,7° 65,7° 65,7° 65,7°
Sitzwinkel 74,5° 74,5° 74,5° 74,5°
Kettenstreben 450 mm 450 mm 450 mm 450 mm
Tretlagerhöhe 358 mm 358 mm 358 mm 358 mm
Radstand 1.172 mm 1.197 mm 1.228 mm 1.265 mm
Reach 405 mm 426 mm 450 mm 479 mm
Stack 596 mm 606 mm 624 mm 642 mm

Nur eine kurze Testfahrt …

Wir konnten das Ducati MIG-RR beim offiziellen Presse-Launch bereits in der Größe M fahren. Bei einer Fahrergröße von 177 cm wäre aber auch die Größe L einen Versuch wert, zumal der Reach mit 426 mm bzw. 450 mm eher gering (kurz) ist. Entsprechend fällt die Sitzposition sehr aufrecht aus. Für einen Testbericht war unsere Testfahrt zu kurz, allerdings haben die durchdachte, hochwertige Ausstattung und der erste Eindruck eindeutig Lust auf mehr gemacht. Wir freuen uns auf einen richtigen Test des neuen Ducati! Verkauft wird das Ducati MIG-RR bei 136 Ducati-Händlern in Europa. Außerdem kann man das Bike auch über die Ducati-Website online bestellen.

Helm iXS Trigger AM | Brille Adidas Evil Eye Halfrim S | Jersey Fox Felxair | Shorts GORE WEAR C5 All Mountain Shorts | Schuhe VAUDE AM Moab

Mehr Informationen findet ihr unter ducati.com/de/de/motorraeder/mig-rr


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Words: Manne Schmitt Photos: Marco Campelli, Manne Schmitt

Über den Autor

Manne Schmitt

Als stolzer Daddy von Robin und Max-Philip ist Manne der Mann der ersten Stunde und die „graue Eminenz“ im Redaktionsteam. Sein erstes Rad-Rennen gewann er im Grundschulalter beim Schulfest. Nach weniger erfolgreichen Versuchen im Fußball fand er über den Ausdauersport (Marathon) im Jahr 1989 seine Passion fürs Biken! Das Thema Racing verfolgt ihn noch immer, niemand im Team kennt die EWS-Profis besser als Manne. Als ehemaliger Chef-Analyst einer Landesbehörde weiß er, wie man richtig recherchiert, und findet exklusive News, die sonst niemand hat. Als Prokurist unterstützt er seine Söhne erfolgreich im Alltag – viva la familia!