Haibike hat sich ganz dem E-Bike verschrieben. Doch im sportlichen E-MTB-Sortiment klaffte noch eine Lücke, und zwar bei den Light-E-MTBs. Diese will Haibike nun mit dem neuen LYKE SE mit FAZUA Ride 60-Motor schließen und dabei gleichzeitig das gesamte Markenimage neu ausrichten. Wir verraten euch, ob das leichte LYKE SE das Zeug dazu hat.

Haibike steht synonym für e-Performance: Das Schweinfurter Unternehmen hat sich voll auf die E-Motor-Integration in Mountainbikes spezialisiert. Zum Einsatz kommen Motoren von Bosch, Yamaha und TQ, und zwar vorzugsweise die leistungsstärksten, die die Motorenhersteller im Sortiment haben. Soweit nicht ungewöhnlich. Doch statt mit der Menge an Bike-Herstellern im Strom einfach nur mitzuschwimmen, strebt man bei Haibike lieber disruptive Innovationen an, die bestehende Trends und Technologien auf den Kopf stellen. Paradebeispiel dafür ist das Haibike FLYON, das die Motorintegration sichtbar zur Schau stellt, statt den Motor zu kaschieren. Doch mit dem neuen LYKE schlägt Haibike ein neues Kapitel in der Firmengeschichte auf. Light-E-MTBs liegen dieses Jahr voll im Trend: Mit dem Launch des TQ HPR 50-Motors und dem FAZUA Ride 60-Motor stehen den Herstellern neue Möglichkeiten offen, um noch schlankere, leichtere und unauffälligere E-Mountainbikes zu konstruieren, die in ihrer Optik und ihrem Fahrverhalten nahe an analoge Bikes herankommen. Haibike macht sich beim neuen LYKE den FAZUA Ride 60-Motor samt 430-Wh-Akku zunutze und konstruiert ein agiles und leichtfüßiges E-MTB, das vor allem sportliche Fahrertypen ansprechen will und dabei nicht förmlich “E!”-MTB ruft. Dafür bekommt es von Haibike einen schicken Vollcarbonrahmen, ein Fahrwerk mit 140 mm Federweg und 29” große Laufräder spendiert. In Größe L bringt es nur 18,7 kg auf die Waage. Die Eckdaten sprechen für typisches Light-E-MTB-Understatement, dennoch hält das 10.000 € teure LYKE SE (Special Edition) ein paar Innovationen parat, die das Potenzial haben, an den etablierten Vorstellungen von Light-E-MTBs zu rütteln.

Haibike LYKE SE | Fazua Ride 60/430 Wh | 140/140 mm (v/h)
18,7 kg in Größe L | 9.999 € | Hersteller-Website
Das Haibike XDURO Nduro 10.0 aus der FLYON-Serie nimmt kein Blatt vor dem Motor. Es stellt seine Zugehörigkeit zur Gattung der E-Bikes eindrucksvoll zur Schau.
Das neue Haibike LYKE SE kaschiert die Motorintegration gekonnt.

Das neue Haibike LYKE SE im Detail

Die Formensprache des neuen Haibike LYKE SE besitzt die markanten Wiedererkennungsmerkmale eines Haibike, doch die Proportionen sind deutlich zurückhaltender. Statt opulent und bullig wirkt das neue Haibike LYKE mit seinen stimmigen Formen geradezu dezent. Der Übergang zwischen Steuerrohr und Oberrohr besteht aus mehreren aneinandergrenzenden dreieckigen Flächen und erweckt den Eindruck von Origami-Faltkunst. Um den Anblick der cleanen Silhouette nicht zu stören, verschwinden die Züge vor dem Cockpit durch einen Acros-Steuersatz in den Rahmen. Das Modular Rail System, eine Befestigungsschiene auf dem Unterrohr, ist zugunsten einer aufgeräumteren Optik und eines geschlossenen und dadurch leichten Unterrohrs verschwunden. Trotzdem besitzt der Rahmen einen Flaschenhalter und eine Werkzeugaufnahme auf dem Unterrohr, was heutzutage für sportliche Fahrer schon beinahe unverzichtbar ist. Die Farbakzente von Lack, Decals und selbst den FOX-Fahrwerkskomponenten sind gelungen aufeinander abgestimmt. Unter der stilvollen blauen und kaffeebraunen Lackierung kommt an manchen Stellen Sichtcarbon zum Vorschein, doch das eigentliche Highlight ist die Motorsystemintegration.

Derailed: Das eher praktische statt performante Modular Rail System zur Zubehörbefestigung passt nicht mehr zum angestrebten sportlichen Image. Ab jetzt setzt Haibike auf einen bei sportlichen E-MTBs häufig vorzufindende Toolmount mit zwei Gewindebohrungen auf dem Unterrohr.
Der Übergang zwischen Steuerrohr und Oberrohr besteht aus mehreren aneinandergrenzenden dreieckigen Flächen und erweckt den Eindruck von Origami-Faltkunst.

Mit einem gekonnten Kunstgriff hat Haibike es möglich gemacht, einen entnehmbaren Akku trotz eines geschlossenen Unterrohrs zu realisieren. Die FAZUA Ride 60-Motorhardware besteht hauptsächlich aus dem Akku und dem Motor. Anders als beim Vorgänger lassen sich beide Komponenten unabhängig voneinander im Rahmen platzieren. Im Haibike LYKE steht der Motor hochkant über dem Tretlager und findet komplett im verbreiterten Sitzrohr Platz. Das macht den Weg frei für den 430-Wh-Akku. Er lässt sich entlang seiner Längsachse aus dem Unterrohr ziehen. Dazu muss man zuerst den Unterfahrschutz abschrauben, der durch eine Mini-Steckachse gehalten wird. Der Akku selbst wird von einer weiteren Mini-Steckachse sicher im Rahmen fixiert. Beide Teile lassen sich leicht mit einem 5er-Inbus entfernen.

Um noch ein paar Gramm aus der Gleichung zu streichen, hat man sich für die FAZUA-Akkuvariante ohne eigene Ladebuchse und Haltegriff am Akku entschieden. Will man den Akku extern laden, muss man zwischen Ladegerät und Akku noch einen Adapter anschließen, den Haibike mitliefert. Abgesehen vom geringeren Gewicht besitzt der kürzere Akku ohne Ladebuchse den Vorteil, dass man ihn komplett nach unten entnehmen kann, ohne dabei das E-Bike auf die Seite oder auf den Kopf zu stellen. Das interne Aufladen läuft wie gewohnt über den Ladeport auf dem Tretlager. Naja, fast wie gewohnt: Das LYKE lässt sich erst laden, nachdem es nach circa 5 Minuten Stillstand in den Deep-Sleep Mode fällt – ein kleiner Bug an unserem Test-Bike. Mit dem nächsten Software-Update soll das Problem behoben sein. Das Haibike LYKE wird außerdem mit dem FAZUA Range-Extender kompatibel sein, der anstelle der Trinkflasche seinen Platz auf dem Unterrohr einnimmt und nochmal 210 Wh an Akkukapazität mitbringt. Noch ein heißer Tipp an alle Leichtgewichts-Fans: Die Entwickler von Haibike haben uns verraten, dass sich das LYKE auch nur mit dem Range Extender und ohne Akku fahren lässt. Für eine kurze Feierabendrunde lässt sich so nochmals grob ein Kilogramm Gewicht einsparen.

Der neue FAZUA Ride 60-Motor im Haibike LYKE SE

FAZUA liefert mit dem Ride 60-Motor nicht nur einen kompakten und leichten Antrieb für das Haibike LYKE SE, auch die Fahrcharakteristik passt zum leichtfüßigen E-MTB von Haibike. Mit einem Drehmoment von 60 Nm und einer Leistung von 250 Watt fühlt sich der Motor recht kräftig für so ein kleines Aggregat an. Im Rocket-Modus, dem stärksten der drei Motorunterstützungsstufen, kommt man auf Touren mit leichten Anstiegen nicht ins Schwitzen. Versteckt sich hinter einer uneinsichtigen Kurve eine steile Rampe, lässt sich per FAZUA Ring Control-Remote der Nachbrenner starten. Dann entfaltet der FAZUA-Motor zur regulären 350 Watt Maximalleistung nochmals 100 Watt mehr Leistung und schiebt für einen Zeitraum von bis zu 12 Sekunden beherzt mit an, auch ideal für einen kurzen Überholvorgang. Das für einen Light-E-MTB-Motor relativ kraftvolle Auftreten geht zugunsten des natürlichen Fahrgefühls. In den Standardeinstellungen täuscht am Haibike LYKE SE nichts darüber hinweg, dass man gerade von einem Motor mitangeschoben wird. Der Antrieb setzt spürbar ein und aus, mit einem leichten zeitlichen Versatz zur eigenen Pedalierbewegung. Über die Software und die FAZUA-App lässt sich das Ansprechverhalten noch feintunen und etwas runterregeln. Die Verzögerung beim Einsetzen des Motors ist aber bei unserem Software-Versionsstand noch nicht behoben. Unter Last macht sich der Motor zudem mit einem hellen Summen bemerkbar, was man aber nach etwas Zeit im Sattel gut ausblendet. FAZUA arbeitet derzeit an einem Update, das der Natürlichkeit der Motorcharakteristik und der Lautstärke etwas mehr Feinschliff verpassen soll. Wir halten euch darüber auf dem Laufenden.

Unser Test-Bike: Das Haibike LYKE Special Edition

An unserem 9.999 € teurem Test-Bike verbaut Haibike durch die Bank weg sehr hochwertige Komponenten. Das Fahrwerk, bestehend aus FOX 36 FLOAT Factory- Federgabel und FOX FLOAT X Factory-Dämpfer, generiert jeweils 140 mm Federweg an Front und Heck und lässt ein hohes Maß an Einstellbarkeit zu. Bremsen und Schaltung steuert Shimano bei. Die Shimano XTR-Vierkolbenbremsen sorgt auf 203 mm großen ICE-TECH-Bremsscheiben für gute Dosierbarkeit und Bremspower. Die Schaltung, ebenfalls von Shimano, besteht aus einer nicht ganz lupenreinen XTR-Schaltgruppe, da die Kette und die Kasette aus der XT-Gruppe stammen. Während man für gewöhnlich an einem Haibike viele Anbauteile von der eigenen Hausmarke Haibike Components vorfindet, setzen die Schweinfurter beim LYKE-Topmodell auf Komponenten von externen, namhaften Herstellern. Das Cockpit, bestehend aus Griffen, Vorbau und Carbon-Lenker, steuert Race Face bei und die leichten E-Crossmax Carbon-Laufräder kommen vom Laufradspezialisten Mavic. Etwas bitter stoßen die Reifen auf. Die leichten und relativ schwach profilierten MAXXIS DISSECTOR-Reifen in der harten MaxxTerra-Gummimischung und den schwachen EXO und EXO+ Karkassen vorne und hinten bieten für schwere Fahrer mit agressivem Fahrstil zu wenig Pannenschutz. Zudem können sie auch kein hohes Grip-Niveau für anspruchsvollere Traileinsätze aufweisen.

Let’s face it! Die Komponenten der Haibike-Hausmarke kamen bei Performance-orientierten Fahrern nur selten gut an. Um das Image aufzupolieren, verbaut Haibike am LYKE SE nur Parts von namhaften Herstellern wie ein Cockpit von Race Face.
Stilbruch: Haibike verbaute bisher nur stehende Dämpfer. Für das Haibike LYKE wurde eine neue Kinematik entwickelt und der FOX FLOAT X-Dämpfer dazu horizontal statt vertikal verbaut. Er generiert 140 mm Federweg am Heck.
Kühlen Kopf bewahren: Über dem Ladeport besitzt unser Test-Bike noch eine Belüftungsöffnung für den im Sitzrohr verbauten Motor. In Serie wird diese vielleicht noch dicht gemacht, da der FAZUA-Motor bei bisherigen Tests keine Hitzeproblematik aufweist.
Die Dosis macht das Gift: Die Shimano XTR-Vierkolbenbremsen bieten genug Bremspower, um richtig giftig zuzupacken. Zum Glück sind sie gleichzeitig gefühlvoll dosierbar, um ihre Bremspower sicher auf die Fahrbahn zu bringen.
Leichtbau mit drei Buchstaben? XTR! XTR-Schalthebel und XTR-Schaltwerk erwecken den Eindruck, dass alle Schaltkomponenten aus der Top-Shimano-Schaltgruppe stammen. Kassette und Kette kommen jedoch aus der XT-Gruppe. Die Schalt-Performance lässt nichts zu wünschen übrig, der Unterschied macht sich am deutlichsten auf der Waage bemerkbar.
No Disrespect-or: Der MAXXIS DISSECTOR ist ein schnell laufender Reifen und macht am Heck von vielen E-MTBs eine gute Figur. In der dünnen EXO-Karkasse und der harten MaxxTerra-Gummimischung am Vorderrad liefert er jedoch keine gute Performance ab.

Haibike LYKE SE

9.999 €

Ausstattung

Motor Fazua Ride 60 60 Nm
Akku Fazua Energy 430 Wh
Display Fazua Led Hub
Federgabel FOX 36 Factory 140 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Factory 140 mm
Sattelstütze FOX Transfer Factory 170 mm
Bremsen Shimano XTR 203/203 mm
Schaltung Shimano XTR/XT 1x12
Vorbau Raceface Turbine SL 40 mm
Lenker Raceface Next Carbon 760 mm
Laufradsatz Mavic E-Crossmax XL R Carbon 29"
Reifen MAXXIS DISSECTOR EXO/EXO+ 2,4"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 18,7 kg
Zul. Gesamtgewicht 120 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 101 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

optionaler Range-Extender mit 210 Wh

Die weiteren Ausstattungsvarianten des neuen Haibike LYKE 2023

Neben dem Topmodell LYKE SE bietet Haibike noch das LYKE 11 für 7.500 € und das LYKE 10 für 6.500 € an. Alle Modelle basieren auf dem gleichen Vollcarbon-Rahmen und machen jeweils nur Abstriche bei der Wertigkeit der Komponenten. Das macht sich laut Haibike vor allem auf der Waage bemerkbar. Während das von uns gewogene Topmodell SE in Größe L 18,7 kg wiegt, blieb beim LYKE 11 die Nadel bei 19,22 kg stehen. Dazu sei gesagt, dass sich unsere Test-Bikes noch nicht zu 100 % im Serienzustand befanden und so die finalen Werte um wenige 100 g davon abweichen könnten. Auch die untenstehende Ausstattungsliste ist noch mit einer gewissen Vorsicht zu genießen.

Haibike LYKE 11

7.499 €

Ausstattung

Motor Fazua Ride 60 60 Nm
Akku Fazua Energy 430 Wh
Display Fazua Led Hub
Federgabel FOX 36 Performance 140 mm
Dämpfer FOX FLOAT DPS Performance 140 mm
Sattelstütze Dropper-Post 170 mm
Bremsen Shimano XT 203/180 mm
Schaltung Shimano XT 1x12
Vorbau XLC FlowBy 40 mm
Lenker XLC FlowBy 780 mm
Laufradsatz Mavic E-Crossmax XL S 29"
Reifen MAXXIS DISSECTOR EXO/EXO+ 2,4"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 19,22 kg
Zul. Gesamtgewicht 120 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 100 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

optionaler Range-Extender mit 210 Wh

Haibike LYKE 10

6.499 €

Ausstattung

Motor Fazua Ride 60 60 Nm
Akku Fazua Energy 430 Wh
Display Fazua Led Hub
Federgabel RockShox Lyrik Select 140 mm
Dämpfer RockShox Deluxe Select+ 140 mm
Sattelstütze Dropper-Post
Bremsen Shimano Deore 203/180 mm
Schaltung Shimano SLX 1x12
Vorbau XLC FlowBy 40 mm
Lenker XLC FlowBy 780 mm
Laufradsatz WTB ST i30 TCS 29"
Reifen Schwalbe Wicked Will Evo Super Ground/Trail 2,4"

Technische Daten

Größe S M L XL
Zul. Gesamtgewicht 120 kg

Besonderheiten

optionaler Range-Extender mit 210 Wh

Die Geometrie des Haibike LYKE SE

Das neue Haibike LYKE erscheint in den Größen S bis XL. Durch den relativ steilen Sitzwinkel von 77,3° und der mit 629 mm tendenziell eher niedrigen Front fällt die Sitzposition auf dem Haibike SE etwas frontlastig aus, mit mehr Druck auf den Händen als auf dem Gesäß. Nutzt ihr das Haibike LYKE vorwiegend für lange Touren, empfehlen wir euch, alle Spacer unter den Vorbau zu packen und den Sattel nach hinten zu schieben. Die Sattelstütze mit 170 mm Hub in Größe L lässt sich komplett im Sattelrohr versenken, ohne sich am senkrecht stehenden FAZUA Ride 60-Motor darunter zu stoßen. Das Sattelrohr fällt mit 470 mm in Größe L jedoch relativ lang aus, sodass Fahrer mit kurzen Beinen nicht auf die nächst größere Größe upsizen können, ohne dass ihnen der Sattel in die Quere kommt.

Unharmonische Wohngemeinschaft: Obwohl sich die Sattelstütze und der Motor den Raum im Sitzrohr teilen müssen, lässt sich die FOX Transfer-Dropper komplett im Bike versenken. Mit 170 mm Hub in Größe L würde sie auch genug Bewegungsfreiheit bieten, wenn das Sitzrohr mit 470 mm nicht etwas zu lang wäre.
Größe S M L XL
Oberrohr 562 mm 592 mm 622 mm 652 mm
Sattelrohr 410 mm 440 mm 470 mm 500 mm
Steuerrohr 110 mm 120 mm 130 mm 140 mm
Lenkwinkel 65° 65° 65° 65°
Sitzwinkel 77,3° 77,3° 77,3° 77,3°
Kettenstrebe 450 mm 450 mm 450 mm 450 mm
BB Drop 25 mm 25 mm 25 mm 25 mm
Radstand 1.195 mm 1.227 mm 1.259 mm 1.290 mm
Reach 424 mm 452 mm 479 mm 506 mm
Stack 611 mm 620 mm 629 mm 638 mm

Was kann das Haibike LYKE SE auf dem Trail?

Für Kletterpassagen bietet das leichte Haibike SE eine erstaunlich gute Plattform. Bergauf liegt die größte Herausforderung darin, einen konstanten Druck auf dem Pedal aufrechtzuerhalten, um dem Motor das Signal für den Schub nach vorne zu geben. Pausiert man mit den Pedalen an einer Stufe kurz in der horizontalen Stellung, um danach wieder voll reinzutreten, vergeht eine kurze Gedenksekunde, bis der FAZUA-Motor wieder mit einsteigt. Hält man den Motor und Haibike LYKE in konstanter Bewegung, liefert der FAZUA Ride 60-Motor genug Schub, um selbst knifflige Stellen zu meistern.

Bergab zeigt sich das Haibike von seiner verspielten Seite und verhält sich, wie man es von einem Light-E-MTB erwarten würde. Anders als bei den Allround-E-MTBs in der Gewichtsklasse um 25 kg, die alleine schon durch ihre höhere träge Masse für etwas mehr Fahrstabilität sorgen, ist das Haibike agil und lebendig. Das auffallend hohe Tretlager sorgt in Verbindung mit der relativ niedrigen Front dafür, dass man sich mehr auf dem Bike anstatt tief im Bike integriert fühlt. Wer das passende Fahrkönnen mit sich bringt, kann das wendige LYKE durch Kurven und Wellen pushen. Durch die frontlastige Gewichtsverteilung wird am Vorderrad etwas mehr Druck aufgebaut als auf dem Heck, wodurch sich das Hinterrad ohne große Mühen in engen Kehren von der einen Kurve in die nächste werfen lässt. An Kanten bietet das Fahrwerk genug Gegenhalt, um das LYKE in die Luft zu ziehen, so kommt auf gut gepflegten Flowtrails bereits ab der ersten Sprungeinlage Fahrspaß auf. Auch Bike-Akrobaten, die sich die Wartezeit auf die Buddys auf dem Parkplatz mit Trickeinlagen vertreiben, kommen mit dem LYKE auf ihre Kosten. Für ein E-MTB lässt es sich entspannt aufs Hinterrad ziehen und folgt jedem Manöver.

Helm Sweet Protection Trailblazer Mips | Brille 100% Speedcraft | Rucksack Thule Rail 8 | Shirt ROCDAY Long Sleeve Stage (Custom) | Shorts ROCDAY ROC Black Melange | Knieschoner Troy Lee Designs Stage Knee Guard | Schuhe Shimano AM9

Steigt der Schwierigkeitsgrad des Trails an, sollte man etwas Tempo rausnehmen. Für schmale Wurzelteppiche oder verpatze Landungen nach kleinen Sprüngen bietet das Fahrwerk ausreichend Reserven. Wer kann, überspringt besser ein Hindernis, als es frontal anzusteuern. Bewegt man sich jedoch mit Tempo auf anspruchsvollen und steilen Abfahrten, auf denen man präzise die Linie treffen muss, um das Maximum an Traktion von der Fahrbahn herauszuholen, verlässt das LYKE seine Komfortzone. Auf losem oder nassem Fahrbahnuntergrund gelingt es den nur schwach profilierten MAXXIS DISSECTOR-Reifen nicht, ein hohes Maß an Grip aufzubauen und dann schlägt die anfängliche Agilität in ein nervöses Fahrverhalten um.

Tuning-Tipp: Tourenfahrer schieben den Sattel weit nach hinten und verbauen alle Spacer unter dem Vorbau. Downhill-Rowdies greifen zu robusteren Reifen.

Unser Fazit zum neuen Haibike LYKE SE

Haibike Reloaded! Das neue Haibike LYKE SE definiert das Image der Marke neu. Die geniale Motorintegration rund um den FAZUA Ride 60-Motor und der dezente und gleichzeitig sexy verleihen sowohl dem LYKE als auch Haibike selbst einen ganz neuen sportlichen Anstrich. Die Motorsoftware benötigt zwar noch das ein oder andere Update. Für die heimische Trailrunde jenseits rauer Bikeparkstrecken oder alpiner Endurostrecken ist das LYKE mit seinem leichten und verspielten Handling bereits jetzt eine gute Wahl.

Tops

  • sexy Optik, Haibike neu definiert
  • innovative Motorintegration auf Top-Niveau
  • spaßiges Handling auf Flowtrails

Flops

  • nervös im anspruchsvollen Terrain
  • schwache Reifen

Für mehr Infos besucht haibike.com


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Words: Rudolf Fischer Photos: Peter Walker, Manne Schmitt

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …