Nachdem es kurz nach dem Launch des FAZUA Ride 60 noch viele Unklarheiten gab und einige unserer Testbikes Probleme machten, konnten wir den Ride 60 mit dem neuen Update am Gardasee zum ersten Mal fahren und zeigen euch, wie ihr selbst das Update durchführen könnt. Hier unsere neuen Eindrücke zum neuen Light-Motor und ein erster kurzer Fahreindruck, die hoffentlich für mehr Klarheit sorgen!

FAZUA Ride 60 | 1,96 kg (Motor) 2,3 kg (Akku, entnehmbar) | Hersteller-Website

How to update – Wie bringt man den FAZUA Ride 60 auf den neuesten Stand?

Der neue FAZUA Ride 60-Motor

Motor und Getriebe sind im Tretlagerbereich fest verbaut und leisten maximal 60 Nm Unterstützung, was laut FAZUA für ein natürliches Fahrgefühl sorgt. Dabei unterstützt der neue FAZUA Ride 60 ungefähr so stark wie der gedrosselte Shimano EP8 mit RS-Namenszusatz, der im Orbea Rise und Rise H zum Einsatz kommt. Der Motor von FAZUA wiegt 1,96 kg, was ihn rund 700 g leichter macht als den Shimano EP8. In puncto Systemgewicht unterbietet FAZUA den Shimano EP8 mit kleinem 504-Wh-Akku um knapp ein Kilo. Der FAZUA-Antrieb verfügt über eine Schiebehilfe und drei Fahrmodi: Breeze, River und Rocket. Während Breeze und Rocket die durchgehend niedrigste bzw. höchstmögliche Unterstützung bieten, ist der River-Modus an die Trittkraft gekoppelt und passt sich bestmöglich an den gegebenen Input vom Fahrer an. Außerdem ist noch ein vierter Modus speziell für E-Mountainbikes geplant, der sich ebenfalls dynamisch an die Trittleistung anpasst und speziell auf die Bedürfnisse von Mountainbikern angepasst ist.

FAZUA trennt Drivepack und Getriebe künftig nicht mehr. Das natürliche Fahrgefühl ohne Akku und Drivepack mit geringem Gewicht und klassischem Mountainbike-Feeling ist damit passé.
Die Kühlrippen machen einen Ausschnitt im Tretlagerbereich nötig, können aber mit einem passenden Cover geschützt werden.

Der Akku – Zum hier Essen oder zum Mitnehmen?

Der FAZUA Energy-Akku hat 430 Wh Kapazität und wiegt in der entnehmbaren Variante 2,3 kg. Er verfügt über einen integrierten Griff und kann aufgrund der Position der Steckverbindung nur nach unten entnommen werden. Der Akku rastet spür- und hörbar satt ein und fühlt sich wertig an. Der Griff zum Entnehmen ist mit einer Gummimembran versehen. So drückt man keine Entriegelung am Akku, sondern durch die Membran direkt auf die Lasche der Edelstahlschiene, die den Akku fest in Position hält. Das spart Komplexität und nimmt potenzielle Fehlerquellen.

Im Vergleich zum Ride 50 verzichtet FAZUA auf das feste Cover und überlässt die finale Blende den Bike-Herstellern. Diese können das Cover zwar fix mit dem Akku verbinden, nehmen dem Verbraucher damit allerdings die Möglichkeit, auch mal ohne Akku eine Tour zu unternehmen, wie es beim alten System möglich war. Dadurch können sie den Rahmenausschnitt für die Entnahme so klein wie möglich gestalten und sind noch freier im Design. Wenn die Bike-Hersteller sich dazu entscheiden, den Akku fest zu verbauen, sollen sie dadurch 100 g Gewicht am Akku sparen können und noch deutlich mehr durch den fehlenden Rahmenausschnitt und die damit einhergehende gestiegene Steifigkeit. Die vorherigen FAZUA-Einheiten haben diese Option nicht geboten, dort konnte man den Akku (samt Drivepack) immer entnehmen.

Entnehmbarer Akku mit Steckverbindung, die fest im Bike einrastet – ideal für alle, die im Bike-Keller keine Steckdose haben.
Fest verbauter Akku mit Kabelverbindung. Damit können Bike-Hersteller ein cleanes Rad mit schlanker Silhouette entwerfen.

Das Ride 60-System hat wie seine Vorgänger keinen An-Aus-Schalter, sondern aktiviert sich selbständig, sobald das Bike bewegt wird. Was den Komfort erhöhen soll, entlädt allerdings unnötig den Akku beim Fahrradtransport im Auto.

Der FAZUA LED-Hub – Wenn „Display“ zu viel gesagt wäre

Der LED-Hub ist eine Anzeige im Oberrohr, die über fünf LEDs den Fahrmodus in verschiedenen Farben anzeigt und über den Ladezustand des Bikes informiert. Wer mehr sehen will, kann sich mit der FAZUA-App über Bluetooth oder ANT+ verbinden und die Fahrmodi feintunen. Hier soll der Kunde persönlich abgeholt werden und durch das Beantworten eines umfangreichen Fragenkatalogs der bestmöglich auf ihn abgestimmte Fahrmodus ausgespuckt werden – Top für E-Bike-Einsteiger und alle, die sich nicht gern mit dem Rumschieben von Reglern die Zeit vertreiben wollen! Wer Computern kein Vertrauen schenkt und mehr als ein Fahrszenario regelmäßig wiederholt, kann sich auch selbst Fahrmodi konfigurieren und als Presets abspeichern. „Morgenrund hat Gold im Mund”, „Heimweg mit Kids im Anhänger” oder „Radtour nach dem Joggen” könnten sie zum Beispiel heißen und bleiben auf Abruf für euch in der App gespeichert. Außerdem kann die ganze Anzeige aufgeklappt werden. Dann kommt eine USB-C-Schnittstelle zum Vorschein, über die ihr euer Handy oder einen Fahrradcomputer laden könnt – cool!

Die hochgeklappte FAZUA LED-Hub gibt den USB-C Port zur 430 Wh Powerbank frei.

Die FAZUA Ride 60-Lenkerremote – Drehgriffschaltung neu interpretiert

Die Remote für den Lenker heißt Ring Control und ähnelt ein wenig einer Gangschaltung per Drehgriff. Der Kippschalter wechselt zwischen den Fahrmodi, schaltet optional das Licht ein oder aktiviert die Schiebehilfe des Bikes. Die vielen Funktionen sind durch die drei-direktionale Bedienung möglich: Die Remote lässt sich hoch, runter und nach innen „Richtung Vorbau” drücken. In letztere Richtung gedrückt, schaltet sich beispielsweise das Licht an, wenn eines verbaut ist. Die Remote kann nah am Griff platziert werden und ist ergonomisch zu bedienen. Allerdings fühlt sich der Drehgriff nicht so wertig an und hat keinen festen Druckpunkt. Hier könnte noch nachgebessert werden. Alternativ gibt es den Control Hub, der die genannten Funktionen noch um eine Anzeige von 5 LEDs ergänzt und alle Connectivity-Funktionen des LED-Hub in sich vereint.

Die Ring Control lässt euch alle Funktionen des FAZUA Ride 60 auswählen benötigt aber die LED-Hub auf dem Oberrohr.
Dagegen ist die Control Hub autark und vereint alle Funktionen (samt Anzeige und USB-C Buchse) am Lenker – der Rahmen bleibt clean und ohne zusätzliche Anzeige.

So wird die LED-Hub-Anzeige auf dem Oberrohr überflüssig und das Bike wird zum Undercover-E-Bike. Übrigens verfügen beide Remotes über eine Boost-Funktion, die unabhängig vom Unterstützungsmodus die vollen 450 W aktiviert und euch einen kurzen Zwischensprint ermöglicht.

Der Ladeport ist Pflicht für alle Bikes mit fest verbautem Akku.
Er besteht aus Gummi und schließt sicher via Magnet.

How to update – Wie bringt man den FAZUA Ride 60 auf den neuesten Stand?

Das Update geht relativ einfach und kann selbst durchgeführt werden. Was ihr dazu benötigt? Ein USB-C Kabel, ein Bike mit FAZUA Ride 60 Motor, einen Laptop mit FAZUA Toolbox Software und am besten eine stabile WiFi Verbindung.

Es ist zwar auch Offline möglich, wenn ihr die neueste Firmware zuvor herunterlade und lokal speichert, aber FAZUA empfiehlt das Online Update.

  1. stellt sicher, dass euer FAZUA Ride 60 E-Bike voll geladen ist
  2. stellt eine konstante WiFi Verbindung sicher oder bereitet das Update Lokal vor
  3. startet das E-Bike
  4. startet die FAZUA Toolbox Software
  5. steckt das USB-C Kabel am Bike und am Laptop ein
  6. wählt im linken Menü “Firmware Update”
  7. klickt rechts oben auf RIDE 60 Bundle Update

→ jetzt führt euch der Installations-Assistent durch den Update Vorgang

Nach rund Fünf Minuten ist euer FAZUA Ride 60 E-Bike auf dem neuesten Stand.

Laut FAZUA bewirkt das Update folgendes:

  • Deutlich verkürzte Reaktionszeit des Motors
  • Verbesserte Schiebehilfe
  • Verfeinerte Boost-Funktion
  • ANT+ LEV Integration
  • Aktualisierte LED Animationen (siehe hier)

FAZUA Ride 60 1.8 auf dem Trail – Wie fährt sich der Ride 60 mit Update?

Die Schiebehilfe funktioniert mit dem Update kraftvoller und braucht nicht mehr so lange um auf Touren zu kommen. Das Aktivieren ist immer noch eher umständlich: Hierfür muss in den weißen Support-Mode (kein Support) gewechselt werden und dann die Ring Remote nach innen richtung Vorbau gedrückt und gehalten werden. Dank der nun bestehenden ANT+ LEV Verbindung, kann man den Akkustand einfach und gut lesbar von einem Bike-Computer am Lenker ablesen, statt sich auf die kleinen Lämpchen im LED-Hub verlassen zu müssen. Außerdem kann der Boost-Modus (Ring Remote nach oben halten bis LEDs blinken) nach dem Update ständig reaktiviert werden, auch während ihr schon im Boost unterwegs seid. So müsst ihr nicht erst die 12 Boost-Sekunden ablaufen lassen bis ihr wieder “boosten” könnt. Die Lautstärke des FAZUA Motors hat sich durch das Update nicht geändert, sie ist stark vom Rahmen und Einbauort am Bike abhängig. Was bei allen Bikes hörbar ist, ist das „Einklinken” des Motors zu Beginn der Beschleunigung. In der höchsten Fahrstufe „Rocket” greift der Motor zu Beginn der Unterstützung hart ein und schiebt dann ordentlich an. Hier hat das Update die Gedenksekunde des Motors, vor dem Eingreifen deutlich reduziert. Während beim alten Versionsstand erstmal nichts kam und dann die ganze Power auf einmal, ist die Kraftentfaltung bei Version 1.8 deutlich direkter an den Pedaldruck und die Trittfrequenz gekoppelt – wenn auch der Support im höchsten Modus noch eher ungestüm statt findet. Dahingegen ist das „Ausfädeln” des Motors beim Erreichen der 25-km/h-Grenze natürlich und kaum spürbar.

Bereits bei niedrigen Kadenzen bringt der Ride 60 im Rocket-Modus spürbar viel Drehmoment und damit ordentlich Rückenwind für Schaltfaule. Bis auf das harte Anfahren im Rocket-Modus kommen alle Modi sehr nah an ein natürliches Fahrerlebnis heran. Dabei fühlt sich der leichteste Modus „Breeze” schon beinahe nach keiner Unterstützung an. Und auch wenn man mal ganz ohne fahren will, was ja beim alten System das Alleinstellungsmerkmal war, geht das noch ohne Probleme und spürbare Krafteinbußen… Lediglich das Gewicht des Motors und Akkus (falls dieser nicht entnehmbar ist) müsst ihr dann doch mit euch rumfahren.

Unser Fazit zum FAZUA Ride 60 mit Update 1.8

FAZUA bedient den Zeitgeist in der Bike-Industrie: leichtfüßige E-MTBs mit natürlicher Unterstützung und geringer Baugröße für schlanke Designs. Mit dem Softwarestand Version 1.8 hat der Ride 60 endlich seine Kinderkrankheiten abgelegt und spricht deutlich direkter an. Auch die Connectivity-Möglichkeiten, die schon zum verfrühten Start versprochen wurden, sind jetzt möglich. Wer das Update noch nicht durchgeführt hat sollte dies schnell nachholen.


Für mehr Informationen besucht fazua.com


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Words: Julian Schwede Photos: Julian Schwede, Manne Schmitt, FAZUA

Über den Autor

Julian Schwede

Juli ist es gewohnt, mit großen Kalibern umzugehen. Er schraubt nicht nur gerne an seinem Bike, sondern hat nach seiner Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker an der Königsklasse der Kraftfahrzeuge – Omnibussen – getüftelt und gewerkelt. Als ihm die Entwicklung auf Elektroantriebe im Großformat zu langsam ging, hat er technische BWL studiert und nebenher Tische aus Carbon gebaut. Während sein Dirtbike aus dicken Alu Rohren geschweißt ist, besteht sein Fully ebenfalls aus den schwarzen Fasern und hat ihn schon auf einige Gipfel gebracht. Doch auch angeseilt erklimmt er Berge gern über Klettersteige oder senkrecht an der Wand. Mittlerweile fährt er statt seinem eigenen Bike fast nur noch Bikes aus dem Office-Keller und testet sie auf Leib und Lenker. Neben Bike Reviews kümmert Juli sich auch um das tägliche Newsgeschäft und bezeichnet sich selbst als rasenden Reporter “Carlos Columbus”.