Light-E-Mountainbikes sind nicht nur für ambitionierte Trail-Piloten spannend, sondern auch für viele Touren- und Alltagsfahrer. Das weiß auch Orbea und verfolgt mit dem brandneuen Rise H einen preisbewussten Ansatz. Wir haben das neue Orbea Rise H10 mit Alurahmen, 60 Nm Drehmoment und internem 540-Wh-Akku bereits getestet und sagen euch, was es kann und für wen es das Richtige ist.

Mit dem Orbea Rise haben die Spanier bereits Ende 2020 gezeigt, dass sie es verstehen, die Grenzen zwischen Mountainbike und E-Mountainbike verschwimmen zu lassen. Mit seinem exzellentes Handling, herausragenden Fahreigenschaften, dem durchdachten modularen Akkukonzept und starker Motor-Integration konnte uns das Orbea Rise M-Team begeistern. Auf der Suche nach dem besten Mountainbike 2021 hat sich das Orbea Rise M-Team (zum Test) bei unserem Schwestermagazin ENDURO sogar den Kauftipp gesichert und bewiesen, dass es sich gegen analoge Mountainbikes behaupten kann.

Orbea Rise H10 | Shimano EP8-RS/540 Wh | 150/140 mm (v/h)
20,8 kg kg in Größe L | 7.096 € | Hersteller-Website

Nun bekommt das Rise einen Bruder, das Orbea Rise H. Die Idee von Orbea: Die starke Performance vom großen Carbon-Bruder mit einer größeren Akkukapazität zu vereinen und das Ganze für preisbewusste Kunden zur Verfügung zu stellen. Die vorkonfigurierten Modelle kosten zwischen 4.999 und 6.799 €. Dabei setzt Orbea auf den Shimano EP8 RS-Motor, der bereits in der Carbon-Variante des Rise zum Einsatz kommt. Das E-MTB kommt mit 150/140 mm Federweg und 29”-Laufrädern, Alurahmen und verfügt über 540 Wh im Tank. Das sind ganze 180 Wh mehr als beim Rise aus Carbon. Doch fährt sich das Bike mit größeren Akku und einem Gewicht von 20,8 kg in Größe L noch wie ein Light-E-Mountainbike? Wir haben das Topmodell Orbea Rise H10 getestet und sagen euch nicht nur, wie es sich auf dem Trail fährt, sondern auch, wie ihr mit dem MyO-Konfigurator das Maximum an Performance herausholt.

Das Orbea Rise H10 2022 im Detail

Wow, sieht so Alu aus? Ja! Auf den ersten Blick ähnelt das Rise H dem Rise aus Carbon wie ein eineiiger Zwilling. Erst bei genauerem Hinsehen fallen das etwas dickere Unterrohr und die Schweißnähte im Bereich des Motors und am Hinterbau auf. Am Hauptrahmen sind fast alle Schweißnähte so gut poliert, dass das Rahmenmaterial gekonnt kaschiert wird. Aus optischen Gründen müsst ihr also nicht zwingend zum Carbon-Bike greifen. Die maximale Zuladung beträgt 117 kg. Eine offizielle Anhängerfreigabe gibt es nicht. Das Herzstück des Orbea Rise H bildet der Shimano EP8 RS-Motor mit einem modularen Akkukonzept. Mit dem für 499 € zusätzlich erhältlichen Range Extender bringt es das Rise H auf mehr Wattstunden wie die meisten Bikes mit dem Shimano-Motor oder dem für 2022 neu aufgelegten Bosch Smart System.

Beim Rise H müsst ihr zwar nicht auf den MyO-Konfigurator verzichten, allerdings auf die zahlreichen Farb- und Decal-Optionen, die bei vielen anderen Bikes von Orbea zur Wahl stehen – schade!

Weniger Power und mehr Akkukapazität – Das Shimano EP8 RS-Motorsystem des Orbea Rise H 2022

Das Orbea Rise H lässt sich nicht so einfach in bestehende E-Mountainbike-Kategorien zwängen. Mit 20,8 kg ist es nicht superleicht, aber trotz Trail-orientierter Ausstattung auch nicht schwer. Es ist ein Grenzgänger zwischen den klassischen Kategorien Light-E-Mountainbiken und Allround E-Mountainbiken. Denn die Akkukapazität ist mit 540 Wh höher als bei den meisten Light-E-Mountainbikes und der Shimano EP8 RS-Motor schiebt spürbar stärker an als ein Specialized SL1.1- oder ein FAZUA-System. Mit dem 252 Wh großem und laut Hersteller 1,4 kg schweren Range Extender, der im Flaschenhalter Platz findet, kommt das Rise H trotz einer Akkukapazität von 792 Wh auf ein geringes Gewicht, das deutlich unter den meisten Allround-E-Mountainbikes liegt.

Der spezielle EP8 RS-Motor hat die gleiche Hardware wie der herkömmliche EP8. Die Softwareabstimmung und Drosselung verpassen dem Motor im Orbea Rise seine einzigartige Charakteristik.
Mit dem optionalen Range Extender lässt sich die Akkukapazität auf 792 Wh anheben. So sind sehr ausgedehnte Touren machbar – allerdings ohne Trinkflasche im Flaschenhalter.

Einen großen Unterschied zu den etablierten Light-E-MTBs macht der verbaute Shimano EP8 RS-Motor. Die Hardware basiert auf einem normalen Shimano EP8 und unterscheidet sich mit Ausnahme des RS-Stickers nicht von den herkömmlichen Shimano-Motoren in anderen Bikes. Die Software hingegen wurde speziell auf das Rise abgestimmt und das maximale Drehmoment von 85 auf 60 Nm gedrosselt. So soll das Bike über ein besonders sportliches und natürliches Fahrgefühl verfügen. Wer jetzt denkt, das Rise ist im Uphill eine Qual, der irrt! Trotz reduziertem Drehmoment kann der EP8 RS bei hohen Trittfrequenzen so viel Leistung bereitstellen, dass er problemlos mit dem Standard Shimano- oder auch dem aktuellen Bosch-Motor mithalten kann. Einen Specialized SL 1.1 lässt er bei Anstiegen problemlos hinter sich. Der Unterschied im Drehmoment ist vor allem an ganz steilen Rampen sowie beim Anfahren und Beschleunigen spürbar. Dann erfordert der EP8 RS im Rise beherzten Druck am Pedal. Dadurch fühlt er sich nicht nur sehr natürlich und sportlich an, sondern spart obendrein noch Akkukapazität.

Am Ladeport wird nicht nur der interne Akku geladen, hier wird auch der Zusatzakku über ein fest einrastendes Kabel mit dem System verbunden. Das Ladegerät für das Rise H lädt den internen Akku mit 4A und damit schneller als den den Range Extender, der mit 2A geladen wird.
Die Zugführung ist sauber und klapperfrei gelöst.

Um einen 540-Wh-Akku im Rise H zu realisieren, wurde der elektronische Aufbau, die Verkabelung und die Halterung vom Range Extender im Vergleich zum Carbon-Bruder Rise neu gedacht. Dadurch sind weder das schnellere Ladegerät vom Rise H noch der Range Extender mit dem Rise aus Carbon kompatibel.

Trotz Drosselung des Drehmoments klettert das Rise auf dem Forstweg einfach und kann an herkömmlichen Shimano- und aktuellen Bosch-Systemen dran bleiben. Erst an richtig steilen Rampen wird der Unterschied deutlich. Dennoch ist das Rise H ein guter Kletterer.

Die Ausstattung Orbea Rise H10 2022 im Detail – Mit dem Konfigurator holt ihr das Maximum an Performance heraus

Mit dem MyO-Konfigurator von Orbea könnt ihr euer Rise H größtenteils so ausstatten, wie es zu euch und eurem Fahrstil passt. Beim Fahrwerk, Reifen, Bremsen, Hub der Sattelstütze und Display lässt euch Orbea die Wahl. Wir haben unser 7.096 € teures Rise H auf Trail-Performance getrimmt. Die FOX 36 Factory GRIP2-Gabel verfügt über 150 mm Federweg, während ein FOX FLOAT DPS Factory-Dämpfer die 140 mm Federweg am Heck kontrolliert. Auch die Shimano XT-Bremsen mit Vierkolben sind für Trail-Piloten die bessere Wahl als die vorkonfigurierte Zweikolbenbremse. Die GALFER-Bremsscheiben mit 180 mm Durchmesser am Heck sind allerdings zu klein und bringen die hintere Bremsanlage auf langen Abfahrten zum Überhitzen. Aufpassen müsst ihr auch bei den Reifen, ein MAXXIS DISSECTOR in EXO und Recon in EXO+ sind in unseren Augen nicht die beste Wahl. Wir empfehlen euch ein Upgrade auf eine griffigere Reifen-Kombi aus MAXXIS ASSEGAI an der Front und Minion DHR II am Heck. Beide kommen mit der pannensicheren und robusten DH-Karkasse, was euch zudem erlaubt, sehr niedrige Luftdrücke zu fahren. So holt ihr das Maximum an Performance aus dem Rise H heraus. Ein Wermutstropfen bleibt: Die robusten Reifen mit DH-Karkasse werden genauso wie der optional erhältliche Range Extender erst Anfang 2022 verfügbar sein. Cool finden wir, dass ihr im Konfigurator den Hub der Vario-Sattelstütze kostenlos wählen könnt.

Orbea Rise H10

7.096 €

Ausstattung

Motor Shimano EP8-RS 60 Nm
Akku ORBEA RS Custom 540 Wh
Display Shimano EN100 Junction
Federgabel FOX 36 Factory GRIP2 150 mm
Dämpfer FOX Float DPS Factory 140 mm
Sattelstütze OC MC20 Mountain Control 125-170 mm
Bremsen Shimano XT M8120 200/180 mm
Schaltung XT 1x12
Vorbau Race Face Aeffect 50 mm
Lenker Race Face Next R 780 mm
Laufradsatz Race Face TURBINE R30 29"
Reifen MAXXIS ASSEGAI/Minion DHR II DH-Casing 2,5"/2,4"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 20,8 kg
Zul. Gesamtgewicht 151 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 130 kg
Anhänger-Freigabe nein

Besonderheiten

Range-Extender mit 252 Wh
Konfigurator für Ausstattung

Unser Modell kommt mit Fox 36 Factory Federgabel mit GRIP2-Dämpfungskartusche und ist auch unsere klare Empfehlung für jeden. Der Aufpreis lohnt sich!
Ein Fox FLOAT DPS Factory verwaltet die 140 mm Federweg am Heck.
Gebremst wird unser Testmodell mit einer Shimano XT-Vierkolbenbremse. Die Variante mit vier Kolben muss allerdings im Konfigurator ausgewählt werden, sonst wird vorne und hinten nur mit zwei Kolben gebremst. Die Bremspower ist den Aufpreis wert.
Die 180-mm-Bremsscheibe am Heck ist trotz relativ geringem Gewicht zu klein. Leider gibt es im Konfigurator keine größere.
Im MyO-Konfigurator solltet ihr auf jeden Fall die MAXXIS Reifen-Kombi mit DH-Karkasse wählen. Für abfahrtsorientierte Biker ein Muss, um dem Potenzial des Bikes gerecht zu werden! Aber auch alle anderen profitieren von der Pannensicherheit und im Uphill vom besseren Grip dank der Möglichkeit, sehr niedrige Luftdrücke fahren zu können.
Im Downhill ist das Rise nicht leise. Das liegt aber nicht am Kettenschlagen, denn der Kettenstrebenschutz ist top! Es ist der Shimano EP8 RS-Motor, der wie jeder andere EP8 für Klappern im Downhill sorgt.
Im MyO-Konfigurator könnt ihr zwischen Shimano-Display und EW-EN100-Dongle wählen. So wird das Cockpit des Rise super clean. Die Befestigung des Dongles könnte allerdings besser ins Bike integriert sein.

Weitere Ausstattungsvarianten des Orbea Rise H

Während sich das Rise in der Carbon-Variante komplett per MyO-Konfigurator personalisieren lässt, kommen die Aluminium-Modelle in drei verschiedenen Farben. Personalisieren könnt ihr am Rise H nur die Ausstattung, die Farben sind fix. Performance-orientierte Biker sowie schwerere Fahrer mit einem Gewicht über 85 kg sollten auf jeden Fall zur FOX 36 Factory-Federgabel mit GRIP2-Dämpfungskartusche greifen. Aber auch die leichten Fahrer profitieren von der besseren Performance und der GRIP2-Kartusche. Diese ist leider nicht für die Einstiegsvarante H30 verfügbar. Bei den Reifen solltet ihr unabhängig von eurem Einsatzgebiet und Fahrergewicht zu MAXXIS ASSEGAI und Minion DHR II mit stabiler DH-Karkasse greifen. Das ermöglicht euch nicht nur niedrige Luftdrücke und beugt Plattfüßen vor, sondern erhöht im Uphill und im Downhill euren Grip enorm. Auch solltet ihr zum Upgrade auf eine Vierkolbenbremse greifen. Sie hat deutlich mehr Power als die vorkonfigurierten Zweikolbenbremsen, die in jeder Ausstattungsvariante verbaut sind. Cool ist auch die Wahl des Displays: Das Rise H lässt sich nämlich mit oder ohne den kleinen Bordcomputer fahren und ihr könnt bereits im Konfigurator entscheiden, ob ihr das braucht oder darauf verzichtet und so Geld spart. Dann kommt der unauffällige Dongle mit dem Namen EW-EN100 zum Einsatz, der euch über eine LED die Unterstützungsstufe anzeigt und als Bluetooth Connector fungiert. Die neuen Aluminium-Modelle des Rise werden ab Anfang Dezember erhältlich sein. Neben dem von uns getesteten Topmodell H10 gibt es noch zwei weitere Varianten. Das vorkonfigurierte Orbea Rise H15 geht für 5.799 € über die Ladentheke und das Orbea Rise H30 kostet 4.999 €.

Die Ausstattung des Orbea Rise H15 2022

Orbea Rise H15

5.799 €

Ausstattung

Motor Shimano EP8-RS 60 Nm
Akku ORBEA RS Custom 540 Wh
Display Shimano E7000
Federgabel FOX 36 Performance GRIP 150 mm
Dämpfer FOX Float X Performance 140 mm
Sattelstütze OC MC20 Mountain Control 125-170 mm
Bremsen Shimano MT 6100 200/180 mm
Schaltung SLX/XT 1x12
Vorbau Race Face Aeffect 35 mm
Lenker Race Face Next R 780 mm
Laufradsatz Race Face AR 30c 29"
Reifen MAXXIS DISSECTOR/RECON EXO 2,4"

Technische Daten

Größe S M L XL
Zul. Gesamtgewicht 151 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 130 kg
Anhänger-Freigabe nein

Besonderheiten

Range-Extender mit 252 Wh
Konfigurator für Ausstattung

Die Ausstattung des Orbea Rise H30 2022

Orbea Rise H30

4.999 €

Ausstattung

Motor Shimano EP8-RS 60 Nm
Akku ORBEA RS Custom 540 Wh
Display Shimano E7000
Federgabel Marzocchi Bomber Z2 140 mm
Dämpfer FOX Float DPS Performance 140 mm
Sattelstütze OC MC20 Mountain Control 125-150 mm
Bremsen Shimano MT410 200/180 mm
Schaltung SLX/Deore M6100 1x12
Vorbau Race Face Aeffect 35 mm
Lenker Race Face Next R 780 mm
Laufradsatz Race Face AR 30c 29"
Reifen MAXXIS DISSECTOR/RECON EXO 2,4"

Technische Daten

Größe S M L XL
Zul. Gesamtgewicht 151 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 130 kg
Anhänger-Freigabe nein

Besonderheiten

Range-Extender mit 252 Wh
Konfigurator für Ausstattung

Die Verfügbarkeit des Orbea Rise H 2022: ab sofort!

Orbea hat bereits vor der offiziellen Bekanntgabe des neuen Orbea Rise H 2022 einige Bikes an ihre Händler ausgeliefert. Zudem könnt ihr im online Shop von Orbea euer Rise H ab sofort bestellen. Ihr solltet euch allerdings beeilen, denn aufgrund der aktuellen Lieferschwierigkeiten könnten die Rise H schnell vergriffen sein. Der optionale Range Extender sowie die MAXXIS-Reifen mit DH-Karkasse wird es wegen Lieferengpässen leider erst Anfang 2022 geben.

Die Geometrie des Orbea Rise H

Das Orbea Rise H ähnelt nicht nur optisch dem Rise aus Carbon. Auch in Sachen Geometrie und Fahrwerk hat Orbea das Konzept auf den Alu-Bruder übertragen. Die Geometrie mit einem Lenkwinkel von 65,5° und dem Hauptrahmen mit 474 mm Reach in Größe L sind genau gleich wie beim Rise aus Carbon. Der Sitzwinkel ist mit 76,5° angenehm steil und positioniert den Fahrer zentral im Bike, auch bei zunehmendem Sattelauszug flacht er nicht signifikant ab. Das 457 mm lange Sitzrohr ist nach modernen Verhältnissen zwar nicht kurz, ermöglicht dank seiner Einstecktiefe aber Variostützen mit bis zu 170 mm Hub. Im Konfigurator solltet ihr auch den maximalen Hub auf jeden Fall wählen. Denn 150 mm in Größe L wie an unserem Test-Bike sind zu wenig und schränken die Bewegungsfreiheit im Downhill unnötig ein. Mit den vier verfügbaren Größen soll es für Fahrer von 150 cm bis 198 cm ein passendes Rise H geben.

Größe S M L XL
Oberrohr 565 mm 592 mm 619 mm 659 mm
Sattelrohr 381 mm 419 mm 457 mm 508 mm
Steuerrohr 95 mm 105 mm 120 mm 140 mm
Lenkwinkel 66/65,5° 66/65,5° 66/65,5° 66/65,5°
Sitzwinkel 77°/76,5° 77°/76,5° 77°/76,5° 77°/76,5°
Kettenstrebe 445 mm 445 mm 445 mm 445 mm
Tretlagerhöhe 336 mm 336 mm 336 mm 336 mm
Radstand 1.180 mm 1.205 mm 1.229 mm 1.255 mm
Reach 425 mm 450 mm 474 mm 500 mm
Stack 604 mm 613 mm 627 mm 646 mm

Test: So fährt sich das Orbea Rise H auf dem Trail

Geht es bergauf, spielt das Rise eher in der Kategorie Allround-E-Mountainbike. Denn auf Forstwegen bleibt das Rise bei hoher Trittfrequenz an Allroundern der Bosch-Liga problemlos dran. Und auch Touren zusammen mit Piloten herkömmlicher Shimano-Motoren und des aktuellen Bosch-Systems steht nichts im Weg, wenn ihr an steilen Rampen bereit seid, etwas mehr Input zu liefern als alle anderen in der Gruppe. Auf dem Uphill-Trail überzeugt die Softwareabstimmung des EP8 RS-Motors mit einem sehr natürlichen Fahrgefühl und top Dosierbarkeit. Der flache Sitzwinkel, der euch zentral im Bike positioniert, und der Hinterreifen, der dank DH-Karkasse mit sehr geringen Luftdrücken gefahren werden kann und viel Grip generiert, machen das Rise zu einem guten Kletterer. Beim Beschleunigen vor Kanten, Stufen und Hindernissen fehlt es dem Orbea Rise H im Vergleich zu Allround-E-Mountainbikes allerdings an Punch. Wer technische Herausforderungen mit Cleverness statt mit brachialer Motorpower meistert, kommt dennoch fast überall hoch.

Im Downhill ist das Rise H ganz klar ein Light-E-Mountainbike. Mit 20,8 kg ist es zwar kein Fliegengewicht, im Verhältnis zur Akkukapazität verfügt das Rise H aber immer noch über ein geringes Gesamtgewicht, das sich zusammen mit der ausgewogenen Lastverteilung auf dem Trail positiv bemerkbar macht. Zusammen mit der gelungenen Geometrie, dem gutem Fahrwerk und dem wendigen und verspielter Charakter kommt mit dem Orbea Rise H das typische Fahrgefühl von Light-E-Mountainbikes auf. Mit anderen Worten: reichlich Fahrspaß. Man steht gut integriert im Bike und hat stets volle Kontrolle. In offenen Kurven ist das Grip-Level an beiden Reifen hoch und das Handling ist intuitiv und gutmütig. Der relativ lange Vorbau sorgt besonders bei Anfängern für eine gute Position auf dem Bike und hilft dabei, immer ausreichend Grip am Vorderreifen zu generieren. Erfahrene Piloten, die das Maximum an Fahrspaß und Agilität herausholen wollen, sollten zu einem kürzeren Vorbau greifen.

Das Orbea Rise H ist ein Grenzgänger zwischen den E-Mountainbike-Kategorien. Leichtes Gewicht, gepaart mit einem modularen Akkukonzept mit bis zu 792 Wh, lassen auf dem Papier keine klare Einordnung zu. Der Trail entscheidet.

Tuning-Tipp: lange Dropperpost mit 170 mm Hub und Vierkolbenbremse im Konfigurator wählen |
200-mm-Bremsscheibe am Heck (leider nicht im MyO-Konfigurator wählbar)

Dank der hohen Agilität und dem sportlich straffen Fahrwerk mit viel Gegenhalt und Pop sind Spielereien und Sprünge auf Flowtrails die Paradedisziplin des Rise H. Trotz der straffen Abstimmung fehlt es ihm aber nicht an Traktion und Reserven. Ganz im Gegenteil. Das Orbea Rise H spornt dazu an, mit hohen Geschwindigkeiten über den Trail zu jagen. Kritik erntet das Rise H in unserem Test für seine Variosattelstütze mit nur 150 mm Hub. Sie schränkt den Bewegungsfreiraum im Downhill unnötig ein und mindert das Sicherheitsempfinden im steilen Gelände. Ihr solltet im Konfigurator unbedingt die längere Dropperpost mit 170 mm Hub wählen. Wie bei allen Shimano EP8-Motoren klappert der Motor im Downhill.

Alu oder Carbon, ihr habt die Wahl – Unsere Orbea Rise Kaufberatung

Der Test hat euch gefallen und ihr wollt euch ein Rise kaufen? Dann lautet die große Frage: Alu oder Carbon? Wenn ihr Input über die unterschiedlichen Rahmenmaterialen sucht, findet ihr im Mythos Carbon-Artikel bei unserem Schwestermagazin ENDURO alles, was ihr wissen müsst. Beim Kauf des Rise geht es aber weniger um das Material an sich, sondern mehr um den Fahrertypen. Denn der Hauptunterschied sind das Akkukonzept und das Gesamtgewicht. Während das Carbon-Modell auf einen 360 Wh großen internen Akku setzt, ist beim Rise H aus Alu ein 540-Wh-Akku verbaut. Da sich Geometrie und Fahrwerk zwischen den beiden Bikes kaum unterscheiden, haben das Gewicht und die Größe des Akkus deutlichen Einfluss auf die Performance auf dem Trail und die Tourentauglichkeit. Wenn Geld eher eine untergeordnete Rolle spielt oder euch ein super verspieltes und agiles Handling sowie die beste Performance auf dem Trail am wichtigsten sind, solltet ihr euch das Orbea Rise aus Carbon genauer anschauen. Hier habt ihr zudem noch mehrere Ausstattungsvarianten zur Auswahl und könnt im MyO-Konfigurator die Farbe eures Bikes selbst bestimmen. Wenn ihr hingegen auf die Tourentauglichkeit und Reichweite Wert legt, hat das Rise H aus Alu mit der größeren Akkukapazität die Nase vorne. Die Alu-Modelle sind zudem preisaggressiver und starten bei 4.999 €, während die Carbon-Variante ab 6.299 € erhältlich ist.

Das Orbea Rise lässt die Grenzen zwischen Allround-E-Mountainbikes und Light-E-MTBs weiter verschwimmen. Mit seinem durchdachten modularen Akkukonzept und hauseigener Motorsoftware für den Shimano EP8 vereint es enorme Reichweite und Uphill-Eigenschaften, die typisch für Allround-E-MTBs sind. Im Downhill ist es mit seinem agilen Handling und Fahrspaß dagegen ganz klar ein Light-E-Mountainbike. Egal ob erfahrener (E)-Mountainbiker oder Einsteiger, das Rise H sollte sich jeder genauer anschauen.

Tops

  • Fahrwerk mit Pop, Gegenhalt und Reserven
  • cleveres Gesamtkonzept mit modularem Akkusystem
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Flops

  • eingeschränkter MyO-Konfigurator
  • vorkonfigurierte Bremsen mit nur zwei Kolben
  • Range Extender und Reifen mit DH-Karkasse erst ab 2022 verfügbar

Für weitere Infos besucht orbea.com.


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Words: Photos: Thomas Weiss