Eventbericht | Die Singletrail-Schnitzeljagd in Sölden

„Ein Highlight-Wochenende mit Dauergrinsen im Gesicht. Hammertrails, super Landschaft, nette Menschen und ein geniales Rad, was will man mehr? Schnitzeljagd 2016, ich komme wieder!“ So lautet das Fazit von Tanja, die gemeinsam mit ihrer Freundin Julia die Schnitzeljagd in Sölden absolviert hat – als einziges Team auf einem E-Mountainbike.

Die Schnitzeljagd gilt als Endurorennen der etwas anderen Art. Anstatt auf fest definierten Stages um die Bestzeit zu kämpfen, geht es hier darum, ohne eine vorgegebene Route Missions-Stationen und Checkpoints anzufahren und dort Stempel zu sammeln. Das Team, das als erstes mit dem komplett ausgefüllten Schnitzelpass die Ziellinie überfährt, gewinnt. Darum geht es aber den wenigsten Startern, was wirklich zählt, ist Spaß, die Trails zu rocken und die Region zu entdecken. Für uns waren Tanja und Julia mit zwei nagelneuen SCOTT E-Genius 710 Plus am Start. Hier berichten sie über ihre ersten E-Mountainbike-Erfahrungen und das Rennen.







Als Mädels-Team auf E-Mountainbikes war uns von vornherein klar, dass wir die Schnitzeljagd außerhalb der Wertung fahren würden. Aber machte es dann überhaupt Sinn, an einem Rennen teilzunehmen oder sollte man nicht einfach ohne Rennstress die Trails genießen?

Obwohl wir uns vorgenommen hatten, ohne Zeitdruck zu fahren, waren auch wir spätestens, als der Startschuss fiel, vom Rennmodus angesteckt. Gestartet wurde um 10.30 Uhr mit Le-Mans-Start: 300 auf dem Boden liegende Räder warteten nur darauf, beim Knall der Startpistole von ihren Fahren gepackt und in den nächsten Stunden auf schönen Trails bewegt zu werden. Pünktlich zum Start fing es auf dem ca. 3.000 m hohen Gipfel an zu schneien, was die Rennatmosphäre noch verschärfte. Höchst motiviert starteten auch wir, um möglichst schnell die verschiedenen Stationen abzuhaken.







Die Stimmung während des „Rennens“ war extrem entspannt, das lag unter anderem auch an den spaßigen Stationen, an denen man verschiedene Aufgaben erledigen musste und die dem Rennen den Ernst nahmen. Es herrschte eine lockere Atmosphäre und anstelle von Konkurrenzkampf begegnete man überwiegend hilfsbereiten Mitstreitern. Allerdings waren die Reaktionen auf uns als einziges Team mit E-Mountainbikes nicht nur positiv. Angefangen von „Hey, nehmt uns mit“ über „oh, wie gemein“ durften wir uns sogar „ihr Assis“ und „Bescheißer“ anhören. Wir fühlten uns schon fast etwas schuldig, als wir wieder einmal relativ relaxed an einer Gruppe Biker mit hochroten Köpfen vorbeizogen und in den nächsten Trail einbogen. Natürlich hatten wir nicht erwartet, dass die Reaktionen der anderen Fahrer durchweg positiv wären. Trotzdem waren wir von der zum Teil schlechten Akzeptanz der E-Bikes überrascht.

Als Endurofahrerinnen, die normalerweise den Berg mit eigener Kraft erklimmen und noch nie auf einem E-Mountainbike saßen, waren wir den Bikes gegenüber eher skeptisch eingestellt. Wir erhofften uns eine Unterstützung bergauf und erwarteten gleichzeitig große Kompromisse bergab. Bereits nach wenigen Metern wurde uns aber klar, dass dieses Bild im Kopf ein falsches war.

Schon beim ersten technischen Anstieg zauberten die Bikes uns ein fettes Grinsen ins Gesicht. Und auch bergab waren wir begeistert, wie wenig Einbußen wir im Vergleich zu unseren gut 10 kg leichteren Enduros hinnehmen mussten. Das SCOTT E-Genius Plus war überraschend wendig, lag satt in den Trails und ließ sich trotz des Gewichts auch von uns zierlichen Mädels sehr gut handeln. Begeistert haben uns auch die Plus-Reifen, die durch ihren guten Grip sehr viel Sicherheit geben. Herausfordernd war für uns, die Bremskraft richtig einzuschätzen. Gleich am Anfang ging es fast 1.000 Höhenmeter auf einem Schotterweg bergab und wir merkten sofort, dass man mehr Kraft benötigt, um das E-Bike abzubremsen.


Die Schnitzeljagd war eine sehr lustige und super organisierte Veranstaltung, bei der es für die meisten nicht darum ging, gute Ergebnisse zu erzielen, sondern im Team gemeinsam Spaß auf den Trails zu haben. Und den hatten wir mit den E-Mountainbikes definitiv – sowohl bergauf wie auch bergab! Während die wenigen, die auf Sieg gefahren sind, zum Teil Trails ausgelassen haben, um schneller im Ziel anzukommen, haben wir jeden Meter voll ausgekostet. Wir kommen nächstes Jahr auf alle Fälle wieder: Dann vielleicht aber nicht mehr als die Außenseiter auf dem E-Mountainbike, sondern in einer eigenen Klasse – das Konzept würde zumindest optimal passen.
Text: Tanja Zieffle, Julia Heini, Christoph Bayer | Bilder: Christoph Bayer
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!