Mit dem SmartphoneGrip stellt Bosch eine clevere Smartphone-Halterung für alle Besitzer eines Bosch-Bikes mit Smart System-Antrieb vor, mit der das Smartphone zum Display wird. Was kann die neue Halterung sonst noch, was die Konkurrenz nicht kann? Wir haben es für euch herausgefunden.

Bosch SmartphoneGrip | Preis 49,90 € | Gewicht 60 g | Hersteller-Website

Mit der neuen Bosch SmartphoneGrip-Halterung ersetzt das Smartphone das Display und kann kinderleicht zum Navigieren verwendet werden. Die 49,90 € teure SmartphoneGrip-Halterung ist jedoch ausschließlich mit Bosch-Bikes mit dem neuen Smart System kompatibel. Für alle anderen Bikes und E-Bikes empfehlen wir euch einen Blick in unseren Vergleichstest mit 15 Smartphone-Halterungen zu werfen. Kommt euer Bosch-Bike ohne Kiox 300-Display, müsst ihr zumindest die Halterung nachrüsten. Befindet sich bereits ein Kiox 300-Display an eurem Bike, ist die Montage des SmartphoneGrip denkbar leicht: Einfach das Kiox 300-Display abziehen und das SmartphoneGrip auf die gleiche Halterung aufstecken. Bei manchen E-Bikes muss die Display-Halterung etwas nach oben verdreht werden, weil das SmartphoneGrip mehr Platz braucht als das Kiox 300-Display und das Smartphone nur quer und nicht hochkant in die Halterung eingespannt werden kann.

Das SmartphoneGrip besitzt eine sehr solide Federklemme. In sie kann man laut Bosch Smartphones mit einer Breite von 67 bis 88 mm und einer Länge von 123 bis 175 mm einspannen. Damit hält es so gut wie jedes moderne Smartphone und auch unser 12 Jahre altes Samsung Galaxy 1-Handy mit 4”-Display, das wir noch in der untersten Büroschublade gefunden haben ;). Die Klemmen haben ein weiches Gummi und eine Aussparung in der Mitte, damit nicht versehentlich seitliche Smartphonetasten gedrückt werden. Das Smartphone sitzt bombenfest. Bosch traut dem SmartphoneGrip nur Absätze bis 15 cm zu, keine Sprünge. Uns ist das Smartphone selbst auf Trails nicht verrutscht – aber auch wir halten uns mit Aussagen zurück, da wir nicht für etwaige Handyabstürze haften wollen.
Das Smartphone ist mit nur einem Handgriff samt SmartphoneGrip-Halterung vom Lenker entfernt und im Rucksack verstaut, falls doch mal Zweifel an dem eigenen Fahrkönnen aufkommen und man das exponierte Smartphone vor einer Beschädigung bei einem Sturz schützen möchte. Man kann genauso – je nach Einsatzzweck – zwischen Kiox 300-Display für eine kurze Feierabendtrailrunde und SmartphoneGrip für den Trekking-Ausflug hin und her wechseln. Wer hingegen auf eine dauerhafte Bindung aus ist, kann mit einem Sicherungsstift den Entriegelungsmechanismus des SmartphoneGrip verriegeln, sodass sich das Display nicht auf die Schnelle vom Lenker abziehen lässt.

Das SmartphoneGrip teilt sich die gleiche Montageaufnahme wie das Kiox 300-Display. Der Wechsel zwischen den Displays funktioniert im Handumdrehen.
Ein kleiner Sicherungsstift sorgt dafür, dass man die SmartphoneGrip-Halterung nicht so einfach von der Display-Aufnahme abziehen kann.

Die SmartphoneGrip-Halterung nutzt nicht nur die gleiche Montage wie das Kiox 300-Display, sondern auch dessen elektrischen Anschlüsse. Dadurch konnte Bosch auch eine kontaktlose Ladefunktion in das SmartphoneGrip integrieren. Bosch gibt einen Ladestrom von 1,5 Ampere bei 5 Volt Spannung an. Aus dem Physikunterricht wissen wir noch, dass das einer Ladeleistung von 7,5 Watt entspricht. Davon geht noch mal ein Teil in Übertragungsverluste durch das Induktionspad verloren. Am besten funktioniert das induktive Laden, wenn der Abstand zwischen dem Smartphone und der Halterung möglichst gering ist und das Smartphone in keiner zusätzlichen Schutzhülle verpackt ist. Bei voll aufgedrehtem Display im Navi-Modus lädt die SmartphoneGrip-Halterung euer Smartphone nur recht langsam auf. Wer ein 120-Watt-Schnellladegerät erwartet hat, mit dem er das fast leere Smartphone durch einen kurzen Ladestopp mit genug Strom für den Tag versorgen will, wird enttäuscht. Wird das Smartphone gerade induktiv geladen, poppt in der eBike Flow-App ein Fenster auf und die Diode auf der linken Seite leuchtet dauerhaft Gelb. Wer kein Smartphone mit induktiver Lademöglichkeit besitzt, kann zum Micro-USB-A-Kabel greifen. Die Ladeleistung per Kabel beträgt 5 Watt. Wird das Smartphone per Kabel geladen, wechselt die Diode auf ein blaues Dauerlicht. Grünes Licht bedeutet, das Smartphone ist vollständig aufgeladen, blinkt die LED Rot, liegt ein Fehler vor. Das kann zum Beispiel auf einen metallischen Gegenstand hindeuten, der den Ladevorgang stört, oder das SmartphoneGrip ist heiß gelaufen und braucht ein wenig Abkühlung. Beides ist uns im Betrieb aber noch nicht untergekommen.

Die weichen Gummihalterungen sorgen mit dem festen Federverschluss für einen sehr sicheren Sitz. Dank Aussparungen in der Mitte werden auch keine seitlichen Tasten unbeabsichtigt gedrückt.
Achtung Schwachstrom! Das SmartphoneGrip kann Smartphones per USB-Kabel und per Induktion aufladen. Die Ladeleistung liegt aber nur bei 5 Watt und ein voller Aufladevorgang kann sich länger ziehen als so manch steile Anstiege einer Alpenüberquerung.

Passend zum SmartphoneGrip hat Bosch über ein Software-Update den Ride Screen in die eBike Flow-App implementiert, um ein aufeinander abgestimmtes Nutzererlebnis zwischen Smartphone, E-Bike und Biker zu ermöglichen. Der Ride Screen funktioniert aber auch ohne SmartphoneGrip. Nutzt man das Smartphone in der Halterung und hat die Bosch LED Remote mit dem Smartphone gekoppelt, dann kann man in der Ride-Screen-Ansicht zwischen einer Kartenansicht für Navigation oder einer Standardansicht per Lenkerremote hin und her wechseln. Die Navigationsfunktion funktioniert zwar gut, eine detaillierte Beschreibung würde aber den Rahmen dieses Tests sprengen. Was jedoch stark enttäuscht hat, ist die Bedienung über die Bosch LED Remote. Die war bereits beim Bosch SmartphoneHub und dem COBI.Bike, zwei Smartphone-Halterungssysteme für die Bosch Vorgängermotorengeneration, bereits deutlich ausgereifter und hatte einen größeren Funktionsumfang, wie z. B. eine Fitness-Anzeige, eine Musiksteuerung oder eine Funktion für die Anrufannahme. In der eBike Flow-App lässt sich hingegen wirklich nur zwischen zwei Bildschirmen hin und her wechseln. Hier erwarten wir noch, dass im Laufe des Smart System-Lebenszyklus weitere Funktionen hinzukommen.

Der Ride Screen bietet keine Einstellmöglichkeiten und die Bedienung über die Bosch LED Remote beschränkt sich auf den Wechsel zwischen zwei Ansichten. Hier besteht noch viel Luft nach oben für mehr Funktionalität.
Die kleine LED am linken Rand dient als Status-Indikator. Gelb bedeutet, das Smartphone wird induktiv geladen

Die Bosch SmartphoneGrip-Halterung bietet einen super Sitz und eine taugliche Ladefunktion für das Smartphone. Die schnelle Montage macht sie besonders flexibel einsetzbar und den Tausch zwischen Kiox 300-Display und dem SmartphoneGrip kinderleicht. Nur die (noch) geringe Funktionalität der Bosch eBike Flow-App im Ride-Screen-Modus verpassen dem sonst so gut aufeinander abgestimmten System einen kleinen Dämpfer.

Tops

  • einfache Montage und Demontage
  • guter Sitz
  • Ladefunktion

Flops

  • bislang stark eingeschränkter Software-Funktionsumfang für das Smartphone

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Words: Rudolf Fischer Photos: Mike Hunger

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …