ABS ist bei Autos und Motorrädern nicht mehr wegzudenken. An E-MTBs fristet das System jedoch ein Nischendasein. Dabei ist richtiges Bremsen essenziell für die Fahrsicherheit. Blubrake hat mit dem ABS G2 eine intelligente Bremse im Programm, die die Sicherheit erhöhen und mit jedem E-Bike funktionieren soll. Wie gut sie das tut, haben wir für euch getestet.

Einmal nicht richtig aufgepasst und schon liegt man mit dem E-Bike im Staub – Aua! In Gefahrensituationen, etwa wenn sich ein unvorhergesehenes Hindernis vor einem auftut, neigen nicht nur ungeübte E-Biker dazu, eine Schreckbremsung auszuführen. Man zieht mit voller Kraft an der Bremse. Zum Abschätzen der Reibung unter dem Vorderrad bleibt keine Zeit. Das Resultat: Entweder blockiert das Vorderrad bei schlechten Fahrbahnverhältnissen und schiebt unkontrolliert nach vorne oder – noch häufiger – man versucht, gleichzeitig zu bremsen und zu lenken, wobei das Vorderrad seitlich wegrutscht. Ein Sturz ist fast unausweichlich. Ein weiteres unerwünschtes Ausgangsszenario einer Schreckbremsung ist der „OTB“ (over the bar – über den Lenker). Man steigt voll in die Eisen, das Vorderrad legt sich dabei richtig ins Zeug, um den Grip aufrechtzuerhalten und verzögert mit voller Kraft. Wandert dabei der Körperschwerpunkt nach vorne, droht das Hinterrad abzuheben und der Sattel wird zum Schleudersitz. Das Bike kommt rechtzeitig zum Stehen, wirft aber den Fahrer über den Lenker ab. Ein Antiblockiersystem am E-Bike hat die Aufgabe, genau diese beiden Szenarien einer Schreckbremsung durch kontrolliertes Abbremsen zu verhindern. Dass das technisch nicht nur an Autos und Motorrädern, sondern auch am E-MTB machbar ist, hat das Bosch eBike ABS bei uns im Test bereits eindrucksvoll bewiesen. Ein Kritikpunkt war jedoch, dass das System zum Testzeitpunkt nur mit Bosch-Bikes und einer sehr stark begrenzten Anzahl an MAGURA-Bremshebeln kompatibel war. Hier will Blubrake mit dem ABS G2 Abhilfe schaffen: ein ABS, das es zwar nur für Erstausrüster und nicht im Einzelhandel gibt, aber im Gegenzug mit allen Motoren und allen hydraulischen Scheibenbremsen kompatibel sein soll. Darüber hinaus soll es sich noch besonders unscheinbar im E-Bike integrieren lassen. Was ist dran am Blubrake ABS G2?

Schreckensszenario Überschlag:
Bei ausgeschaltetem ABS kann es leicht passieren, dass das Hinterrad bei einer Vollbremsung steigt.

Der Aufbau des Blubrake ABS G2 im Detail

Das ganze System besteht de facto nur aus drei Komponenten, die recht schnell erklärt sind. Da wäre zum einen das Sensorrad mit Drehzahlabnehmer, das an die vordere Bremsscheibe geschraubt wird. Das Sensorrad verrät dem System, mit welcher Drehzahl das Vorderrad unterwegs ist und ob es gerade blockiert oder sich noch frei drehen kann. Dann wäre da die ABS-Statusleuchte, die entweder im oder am Rahmen platziert wird oder, wenn es der Motorenhersteller zulässt, wie z. B. BAFANG und Shimano, auch auf dem E-Bike-Display angezeigt werden kann. Sie gibt Auskunft darüber, ob das System aktiviert ist oder nicht. Und last but least: die ABS Unit, Blubrakes schwarzer Zauberkasten, über dessen Inhalt man sich ausschweigt wie die Coca-Cola Company über das Geheimrezept zu ihrem Softdrink. Die Blackbox wiegt 380 g und misst 178 x 41 x 58 mm. Die Bremsleitungen von Bremshebel und Bremszange verlaufen durch die ABS Unit, und auch das elektrische Kabel vom Drehzahlsensor an der Bremsscheibe ist mit der ABS Unit verbunden. Eine weitere elektrische Leitung führt vom E-Bike-Akku zur Blubrake Blackbox und versorgt das System mit Strom. Das bedeutet auch: Ist der Akku leer und das E-Bike aus, seid ihr ohne ABS-Unterstützung unterwegs. Das besondere Alleinstellungsmerkmal des Systems ist, dass man die ABS Unit unsichtbar im Rahmen integrieren kann, wenn der Platz dafür vorhanden ist. Falls der Platz dazu nicht ausreicht, lässt sich die Unit auch an der Federgabel befestigen. Ein Nachrüstkit gibt es nicht, der Bike-Hersteller bestimmt selbst, wie und wo er das System unterbringt. Was durch Abwesenheit glänzt: ein Sensor, der am Hinterrad die Drehzahl misst. Darauf ist das Blubrake ABS G2 nicht angewiesen, was mit der speziellen Funktionsweise des Systems zusammenhängt.

Gelb statt Rot? Die Blubrake-Statusleuchte zeigt an, ob das ABS aktiviert ist (grün) oder nicht (gelb).

Die Funktionsweise des Blubrake ABS G2 in der Theorie

Auch wenn Blubrake um die Details des Systems den Mantel des Schweigens hüllt, verraten die Ingenieure gerade so viel, um die Funktionsweise in der Theorie zu verstehen. In der ABS Unit sind mehrachsige Beschleunigungs- und Lagesensoren verbaut. Statt die Drehzahl von Vorder- und Hinterrad miteinander abzugleichen, bringt die ABS Unit die Daten aus der Drehzahl vom Vorderrad, den Bremsdruck auf der Vorderradbremse und die Daten aus den Sensoren innerhalb der ABS Unit in einen logischen Zusammenhang. Daraus lassen sich Differenzen zwischen Vorderrad-Abrollgeschwindigkeit und – wie es Blubrake nennt – der „Rahmen-Geschwindigkeit“ und den Rahmenbewegungen ermitteln und ein blockierendes Vorderrad sowie ein steigendes Hinterrad ableiten. Die ABS Unit reagiert in Sekundenbruchteilen und reguliert die Bremskraft der Vorderradbremse, um ein blockierendes Vorderrad aufzuheben. Dazu befindet sich ein Aktuator in der ABS Unit, der aktiv die Bremsflüssigkeit zwischen Bremshebel und Bremszange hin- und herschieben kann. Die maximale Bremskraft und den maximalen Druck in den Bremsleitungen übt man zwar weiterhin mit dem eigenen Zeigefinger am Bremshebel aus, aber das Blubrake ABS G2-System ist durch die aktiven Komponenten in der Lage, den Druck der Bremszange zu erhöhen und zu senken, sodass in der Theorie ein guter Kompromiss getroffen werden kann zwischen maximaler Bremskraft und einem sich weiterhin drehenden Vorderrad. Eine Einschränkung gibt es dennoch: Unter 5 km/h Fahrgeschwindigkeit greift das ABS nicht ein – hier ist aber ein OTB auch fast ausgeschlossen ;). Außerdem betrifft das ABS-System nur das Vorderrad. Greift man zu fest in die Hinterradbremse, muss man wie bisher mit einem blockierenden Hinterrad rechnen.

Integration, Kompatibilität und Service des Blubrake ABS G2-Systems

Wie bereits erwähnt bietet das Blubrake ABS G2-System die Möglichkeit, unscheinbar im Rahmen abzutauchen. Es liegt am Hersteller, die zusätzlichen Kabel des Sensors, der Kontrollleuchte und die Bremsleitungen hin zur ABS Unit sauber unterzubringen. Da es keine Sensoren am Hinterrad gibt, fällt der Kabel-Overhead sogar etwas geringer aus als etwa beim größten Konkurrenten Bosch. Doch unser BULLS-Testbike kann hier nicht überzeugen. Besonders vor dem Cockpit sorgt das ABS-System für ein großes Kabel-Wirrwarr. Für Bikes, bei denen kein Platz im Rahmen ist, lässt sich das System auch an der Federgabel befestigen, was jedoch der Optik des Bikes noch mehr Schaden zufügen würde. Die Bewegungssensoren in der ABS Unit sollen auch dann noch funktionieren und z. B. ein steigendes Hinterrad erkennen, wenn das System an der Gabel sitzt. Das System benötigt dafür keinen zusätzlichen Sensor am Rahmen, sondern soll die Bike-Dynamik von Gabelbewegungen unterscheiden können, die sich aus Abbremsen und Einfedern ergeben.

An der vorderen Bremsscheibe ist ein Sensorrad verbaut, das Auskunft über die Drehgeschwindigkeit gibt.
Mehr Züge als am Bahnhof Stuttgart 21:
Das Blubrake ABS G2-System macht eine saubere und unauffällige Integration zwar technisch möglich. Unser Testbike erinnert aber mehr an eine Baustelle als an einen fertigen Hauptbahnhof.
Rot heißt Tod – aber nicht wirklich.
Am Hinterrad ist weder ein Sensor für das ABS verbaut noch wird hier die Bremskraft reguliert. Das System regelt nur am Vorderrad, die rote Farbe unserer Hinterradbremse ist eine reine Stil-(fehl)-entscheidung.
Zur Veranschaulichung ist unser Oberrohr unten geöffnet. Darin versteckt sich die Blubrake ABS G2 Main Unit. An einem Serienfahrrad ließe sich das System auch hinter einer Klappe fast unsichtbar integrieren.

Was die Kompatibilität betrifft, so gibt es laut Blubrake keine Einschränkungen. Das System funktioniert sowohl mit Mineralöl-Bremsen als auch mit Bremsen, die DOT-Bremsflüssigkeit verwenden. Blubrake stattet das System je nach Bremsflüssigkeit mit den dazu passenden Dichtungen aus. Es gibt keine Vorgaben für die Bremse, Bremsscheibengröße oder für den Bremshebel. Auch bei den Motorsystemen macht Blubrake keine Einschränkungen. Wenn das E-Bike einen Akku besitzt, findet Blubrake einen Weg den Strom anzuzapfen. Das merkt man auch an unserem Testbike, denn im BULLS Copperhead EVO ist ein Bosch Performance Line CX-Motor verbaut, der Teil des geschlossenen Gartens „Bosch eBike-System 2“ ist und für gewöhnlich keine Systemkomponenten von anderen Herstellern mit Ausnahme von Lichtern ermöglicht. Zeigt sich der Motorenhersteller allerdings etwas offener, besteht die Möglichkeit, die Status-Kontrollleuchte auf dem E-Bike Display anzuzeigen, wenn das passende Kommunikationsprotokoll vorliegt. Das muss aber nicht immer der Fall sein. Es gibt auch eine Shimano+Blubrake-Version des ganzen ABS-Systems, die aber auf derselben Funktionsweise basiert. Der Hauptunterschied ist, dass die Shimano+Blubrake-Version direkt von Shimano vertrieben wird und an E-Bikes mit Shimano-Motoren und -Bremsen zum Einsatz kommt. Bis jetzt hat sich eine Handvoll Hersteller dazu entschlossen, das Blubrake-System zu verbauen. Die prominentesten darunter sind BULLS, Stromer, Thömus und Bianchi.

Das Blubrake ABS G2-System ist mit allen handelsüblichen hydraulischen Scheibenbremsen kompatibel. Das heißt aber auch, dass es sich mit jeder Bremse anders anfühlen kann – your mileage may vary.

Was den Service angeht, so ist das ABS-System wartungsfrei und muss nicht gesondert entlüftet werden, und die Scheibenbremsen selbst werden auch wie bisher entlüftet. Blubrake empfiehlt einen jährlichen Check beim Händler, der aber für alle Kunden freiwillig ist. Hat man jedoch vor, eine komplett neue Bremse zu verbauen, sollte man lieber direkt den Kontakt zum Händler suchen, um sicherzustellen, dass das System weiter in Anspruch genommen werden kann. Das System soll für alle Arten von E-Bikes geeignet sein: Vom Cargo-Bike über City-Bikes bis hin zum sportlichen E-MTB schließt Blubrake nichts aus. Um sicherzustellen, dass die Bremse optimal arbeiten kann, haben die Entwickler bei Blubrake unterschiedliche Profile erstellt, die die Brems-Charakteristik regeln.

Das Blubrake ABS G2 im Praxistest

Besitzt das Motorsystem keinen Menüpunkt dafür, um zwischen diesen Brems-Profilen hin und her zu wechseln, dann hat der Hersteller in den meisten Fällen das letzte Wort und entscheidet, welches Profil zum Einsatz kommt. Für einen nachträglichen Wechsel der Profile, muss der Endkunde darauf hoffen, das beim Händler des Vertrauens die richtige Hardware dafür vorhanden ist. Wir haben natürlich von Blubrake ein Service-Kit bekommen, um die unterschiedlichen Profile durchzutesten. Die Profile reichen von Safety über Standard, Performance, Extreme und Off. Die Bremskraft nimmt in dieser Reihenfolge mit jedem Profil zu, das Eingreifen des ABS ab. Das Profil Safety, das am stärksten eingreift und damit für den längsten Bremsweg sorgt, ist für eher ungeübte Fahrer gedacht. Extreme soll hingegen nur für sehr versierte Fahrer geeignet sein. Darüber hinaus gibt es ein spezielles E-Cargo-Profil, was wir aber für unseren Test ausgelassen haben. Wir haben an unserem BULLS Copperhead EVO-Testbike eine TEKTRO Orion 4P-Scheibenbremse mit Zweifingerhebel verbaut. Da das Blubrake ABS-System mit so gut wie allen hydraulischen Scheibenbremsen kompatibel sein soll, kann das Testergebnis mit einer anderen Bremse entsprechend variieren.

Boxenstopp mit Bremsen-Tuning: An unserem Testbike mussten wir die ABS-Profile per Laptop und Blubrake-Kit ändern. Der Profilwechsel per E-Bike-Display soll für andere Modelle jedoch möglich sein.

Biegt man mit grün leuchtender ABS-Leuchte und aktiviertem Safety-Profil in den Trail ein, greift das System nicht intuitiv ein und ist etwas schwer vorhersehbar. Je nach Fahrsituation, Fahrbahn- und damit Grip-Verhältnissen greift es entweder ein, bevor oder nachdem das Vorderrad blockiert. Doch selbst wenn das Vorderrad für den Bruchteil einer Sekunde zum Blockieren kommt, entsteht noch keine gefährliche Rutschbewegung, weil das ABS sofort nachregelt und die Bremskraft so schnell vermindert, dass das Rad wieder in Rotation versetzt und damit kontrollierbar wird. Der Wechsel findet schnell statt, wird jedoch trotzdem als etwas ruppig wahrgenommen. Der Übergang von deaktiviert zu aktiviert gelingt der Konkurrenz von Bosch geschmeidiger. Das Gefühl im Bremshebel hingegen verrät nicht durch z. B. fallenden oder pulsierenden Widerstand, dass das System aktiv ist. Im Gegensatz zu einem Auto-ABS, bei dem ein Klopfen im Bremspedal spürbar ist, arbeit das Blubrake ABS nicht mit einer Ventilsteuerung oder ähnlichem, das einen ungleichmäßigen Ölfluss und Öldruck vermuten lässt. Es fühlt sich immer so natürlich an, als ob man in eine normale Bremse greift und behält zudem den Widerstand bei. Das heißt auch, der Hebel wandert nicht irgendwann bis zum Lenker, und das war’s … Was jedoch stark nachlässt im Safety-Mode, ist die Bremskraft. Damit verlängert sich auch der Bremsweg enorm, sodass die Gefahr besteht, selbst mit einem nicht blockierten Vorderrad aus der Kurve getragen zu werden, weil das System nicht genug Bremskraft zur Verfügung stellt. Darum eignet sich das Profil auch nicht für Tourenfahrer, die z. B. auf Schotterstraßen unterwegs sind. Das Hinterrad verlässt im Safety-Mode nie den Boden, selbst wenn man versucht, durch eine frontlastige Gewichtsverteilung ein Umkippen nach vorne zu provozieren.

Dreht man das Profil hoch und wiederholt den Test im Standard-Modus, muss das Vorderrad öfter an die Grenze zum Blockieren getrieben werden, damit das System eingreift, den hydraulischen Druck Richtung Bremszange etwas verringert und die Bremskraft absenkt. Auch hier dreht sich das Vorderrad schnell wieder mit, und trotz einer kleinen Schrecksekunde verliert man nie die Kontrolle über das Bike. Die Bremskraft nach der ABS-Steuerung ist deutlich höher. Tourenfahrer und Citybiker profitieren durch die bessere Kontrolle über das Vorderrad enorm auf Fahrbahnen mit eingeschränkten Grip-Verhältnissen wie etwa Schotter. Aber für sportliches Fahren auf Trails sind die Bremswege immer noch zu lang. Auch hier gelingt es uns so gut wie gar nicht, das Hinterrad zum Steigen zu bringen. Der Standard-Modus eignet sich gut für E-Bike-Neulinge, die oft auf geschotterten oder schlecht befestigten Straßen unterwegs sind. Ein geübter Zeigefinger eines voll konzentrierten Fahrers liefert jedoch immer noch die bessere Performance. Darum schnell weiter zum Performance-Mode.

Mit jedem Brems-Profil steigt die Bremskraft und der Bremsweg sinkt. Das ABS greift auch immer später ein.

Der Performance-Mode ist der aus unserer Sicht ausgewogenste Modus und am besten fürs sportliche Fahren geeignet. Auf griffigem Untergrund greift das System noch einen Tick zu früh ein. Hier könnten Fahrer mit einem extrem sensiblen Gespür für das Bike noch kürzere Bremswege durch eigenes Fahrkönnen realisieren. Auf losem Untergrund greift das System erst ein, wenn man selbst bereits Druck vom Bremshebel genommen hätte. Hier mussten wir das Blockieren provozieren, dann öffnet das System und gibt einem die Kontrolle über das Vorderrad mit viel Bremskraft und kurzen Bremswegen zurück.

Der Extrem-Modus ist – wie der Name es schon verrät – auch extrem und greift bei normaler und konzentrierter Fahrt so gut wie nie ins Fahrgeschehen auf dem Trail ein. Wir mussten schon eine waghalsige Vollbremsung simulieren, die wir sonst aus eigenen Stücken nicht so auf dem Trail durchführen würden, um ein Eingreifen zu provozieren. Laut Blubrake ist der Modus für Fahrer geeignet, die z. B. durch enge Spitzkehren das Hinterrad versetzen wollen. Darum ist auch der Hinterrad-Abhebeschutz in dieser Einstellung deaktiviert. Dennoch hat das in Extremsituationen eingreifende System uns vor Überschlägen geschützt, die nach unserer Meinung hätten eintreten können, wenn die Bremskraft unreguliert am Vorderrad angekommen wäre. Für Trekking-Ausfahrten oder den Commute eignen sich die beiden letztgenannten Profile gar nicht.

Ein OTB bei einer Vollbremsung ist dank Blubrake ABS G2 fast ausgeschlossen, selbst wenn man den Körperschwerpunkt weit nach vorne und oben verlagert.

Vollbremsung sturzfrei überstanden und was dann?

Seid ihr bei einer Schreckbremsung mit dem Schrecken davongekommen? Dann spuckt das ABS Daten aus, wie knapp die Kiste war, insofern die Motorenhersteller mitspielen und sich die Daten aus dem Blubrake ABS zunutze machen. An unserem BULLS Copperhead EVO-Testbike war noch ein einfaches Purion-Display mit dem Informationsgehalt einer Sonnenuhr verbaut. Blubrake gibt aber an, dass Daten wie die Anfangsgeschwindigkeit beim Bremsvorgang, der Bremsweg, die Bremsdauer und die totale Anzahl an ABS-Aktivierungen abgerufen werden können. Das ist nett zu wissen, liefert aber keinen echten Nutzen, im schlimmsten Fall animiert das sogar noch einen halsbrecherischen Wettstreit unter Trail-Buddies.

Für wen ist das Blubrake ABS G2-System das richtige?

Das ABS-System von Blubrake hat das Potenzial, E-Biken sicherer zu machen und viele Stürze von ungeübten Bikern auf Touren über Schotterstraßen und Waldautobahnen zu vermeiden. Für sportliche E-MTBs zeichnet es sich durch das gute Feeling im Bremshebel aus. Die Software benötigt jedoch noch Feinschliff, denn sie trifft in keinem Profil einen Sweet Spot aus Bremsweg, Bremskraft und vorhersehbaren Eingriffen. Geübte Fahrer, die hochkonzentriert in einen Trail abbiegen, kommen aus eigener Kraft noch besser zum Stehen. Doch auch diese profitieren nach einem langen Trail-Tag vom System, wenn man auf dem Heimweg im Gespräch mit dem Trail-Buddy vertieft ist und einem plötzlich ein Hindernis vor die Räder kommt. Trotz der hohen Kompatibilität ist die Verfügbarkeit an E-Bikes mit dem ABS sehr überschaubar, weshalb die Kaufentscheidung bei vielen eher von anderen Faktoren bestimmt wird und man sich im Zweifel für ein anderes Bike entscheidet.

Fazit zum Blubrake ABS G2

Das Blubrake ABS G2 für E-Bikes ist ein cleveres System, das für mehr Sicherheit beim Bremsen sorgt. Das etwas ruppige Einsetzen sorgt für eine Schrecksekunde und macht das System gewöhnungsbedürftig. Dennoch profitieren ungeübte oder unaufmerksame Fahrer von dem System, vor allem auf langen Trekking-Touren. Fortgeschrittene Trail-Athleten sind aus eigener Kraft meist besser unterwegs, hier kann es dennoch den ein oder anderen Fahr- und Bremsfehler verzeihen und das E-MTB in Spur halten.

Tops

  • unauffällige Integration möglich
  • hohe Kompatibilität mit allen Bremsen und Motorsystemen
  • sehr natürliches Bremshebel-Feeling

Flops

  • ruppiges Einsetzen
  • Feinabstimmung der Modi hat Verbesserungspotenzial

Mehr Infos unter blubrake.com


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Words: Rudolf Fischer Photos: Julian Schwede

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …