Die E-Mountainbike Renn-Szene in Frankreich
Während die Popularität von E-Mountainbikes rasant steigt, stecken E-Mountainbike-Rennen noch in den Kinderschuhen. Extrem geringe Teilnehmerzahlen, unausgereifte Konzepte und Bikes, die oftmals (noch) nicht für den dauerhaften Hardcore-Einsatz designt wurden zeigen: E-Mountainbike-Rennen stehen noch ganz am Anfang. Dennoch mehren sich die Gerüchte (und Meldungen!) über Rennen in UK, Italien und Deutschland.
Frankreich ist, wie bei Enduro-Rennen auch im E-Mountainbike-Rennbereich Pionier. So wurde vom Veranstalter UCC Sportevent, der unter anderem legendäre Rennen wie die Megavalanche austrägt, in der Saison 2015 eine E-Mountainbike Rennserie mit 5 Stops ausgetragen. Bereits seit 2012 veranstalten die Franzosen E-Bike-Rennen und haben aktuell die vermutlich härtesten E-Mountainbike-Rennen auf der Welt – trotz geringer Teilnehmerzahl von nur 10-15 Fahrern pro Rennen.
Einerseits liegt das am Fahrer-Niveau: Vouilloz und Bruni sind Namen, die in der Szene bekannt sind und viele Racer das Fürchten lehren. Andererseits am Strecken-Niveau, das so anspruchsvoll ist, dass das Material an seine Grenzen – und darüber hinaus – gebracht wird. Bei der Serie waren französische Teamfahrer von renommierten Herstellern wie Haibike, Rotwild, Lapierre, KTM, Giant, Moustache und Flyer vertreten. Zugelassen sind E-Mountainbikes mit einer Motorenunterstützung von bis zu 250 Watt (Pedelec).
Ein definitives Saison-Highlight war die Transvesubienne, ein technisch extrem anspruchsvolles ebenso wie physisch forderndes Rennen. Ingesamt mussten dafür 92 km zurück gelegt werden. Dabei gab es 2 Stopps zum Akku-Tausch. Bei Bikes, bei denen der Akku fest im Rahmen verbaut ist, durfte der Rahmen gewechselt werden. Die Gesamtzeit des Siegers Olivier Giordanengo betrug dabei 5:52h.
Während es bei diesem Tages-Rennen von La Colmiane nach Nizza ging, wurden die E-MTB-Rennen in Lyon, Aaron und Cervinia (Italien) im Rundenmodus gefahren. In der Regel werden dabei 5 Runden gefahren, wobei eine Runde zwischen 2-3 Kilometer lang ist. Beim italienischen Rennen in Cervinia sorgte nicht nur der Kampf um die Gesamtwertung für Spannung, sondern auch die Witterungsverhältnisse: 8°Celsius, anhaltender Regen und tiefer Matsch brachte mal wieder Material wie Fahrer ans Limit.
Ein weiteres Highlight der Saison ist die E-Bike-Kategorie bei der Megavalanche. Bei diesem legendären Massenstart-Downhillrennen geht es vom Pic Blanc bis nach Alpe d’Huez. Das Problem: nur bei den Gegenanstiegen können die Fahrer die Vorteile des E-Mountainbikes wirklich ausspielen.
Alles in allem eine sehr vielfältige und abwechslungsreiche Saison, die am Roc d’Azur Festival ihren Abschluss fand.
Die Gesamtwertung 2015:
- GIORDANENGO Olivier (Giant)
- FALSKI Greg (Haibike)
- LUNEAU William (Rotwild)
- CHAMPION Quentin (Rotwild)
- BRUNI Jean Pierre (Lapierre)
Dennoch bleibt die Frage, warum bislang E-Mountainbike-Rennen nur geringe Teilnehmerzahlen zählen?
Im Vergleich zu traditionellen Mountainbikes sind E-MTBs deutlich teurer, werden gleichzeitig meist von weniger renn-ambitionierten Fahrern gefahren. Ein Vergleich in die Automobilbranche verdeutlicht dies: Wer fährt schon mit seinem VW Polo auf eine Formel-1-Strecke? Klar, diese Enthusiasten gibt es, aber wohl eher in geringer Anzahl. Sobald die Akzeptanz im traditionellen Mountainbike-Bereich und das Interesse von Seiten der Motocrosser steigt, dann haben E-Mountainbike-Rennen die Chance, das beste aus beiden Welten zu vereinen.
Fakt ist, es muss etwas passieren, um die aktuelle E-MTB-Technik für die immer anspruchsvolleren Fahrer besser und haltbarer zu machen.
Text: Robin Schmitt Bilder: Cyril Charpin
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