„The Pursuit of Happiness“ ist fester Bestandteil der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Das haben wir uns zu Herzen genommen, als wir uns aufmachten, ganz ungezwungen über die verschneiten Rocky Mountains gen Westen zu ziehen.

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Verschneite Bergpässe, durch langatmige Staus auf dem  Interstate Highway 70.
Verschneite Bergpässe, durch langatmige Staus auf dem
Interstate Highway 70.

Über verschneite Bergpässe, durch langatmige Staus auf dem Interstate Highway 70 wollten wir mit unserem Truck bis ins gelobte Land: Fruita, Colorado. Klingt nicht nur fruchtbar, sondern ist es auch! Früher wurde hier Ackerbau betrieben und Obst angebaut, heute Trails geshaped und die perfekten Rahmenbedingungen zum Mountainbiken geschaffen.

Stau-Selfie.
Stau-Selfie.

Soweit so cool. Der einzige Hacken an dieser Reise war, dass ich alleine (ohne Freunde!) unterwegs war. Denn unser US-Redakteur Daniel Dunn, bei dem ich in Breckenridge verweilte, musste leider kurzfristig absagen – meine Planung hing in den Seilen. Doch Daniels weitreichendem Social Media Netzwerk sei dank, schrieb ich ehe ich mich versah, mit einer hübschen blonden Dame, die mit zahlreichen Bikefreunden in Fruita sein sollte.

Ganz alleine in der Einöde mit Bike.
Ganz alleine in der Einöde mit Bike.

Als ich, nach kurzer Irrfahrt durch das gelobte Land, mein E-Mountainbike aus dem Auto lud, wurde ich mit misstrauischen Blicken begrüßt: „What the hell?!“ „You must be kidding!“, andere gaben sich schon interessierter „WOW. That’s sick! Does it work?“

"Wow! That's sick!"
“Wow! That’s sick!”

Fakt ist, wenige Augenblicke später raste die ganze Truppe abwechselnd den Schotterweg hinauf und hinab. Von dem breiten Grinsen und Ausrufen wie „That’s amazing, I can’t believe it!“ „Dude, that’s awesome!“ ganz zu schweigen. Ich kam mir vor wie ein Missionar, der aus dem heidnischen Teufel einen begehrenswerten Heiligen machte. Und das im Land der Mormonen – welch Ironie.

Campen in der Wüste, außerhalb der Stadt.
Campen in der Wüste, außerhalb der Stadt.

Nicht weniger ironisch war, dass ich erst hier erfuhr, dass wir in der Wüste außerhalb der Stadt campen würden. Why not? – denke ich mir. Wie kalt die Nacht werden würde, malte ich mir bei den warmen Tagestemperaturen zu diesem Zeitpunkt noch nicht aus.

Köstliches Barbecue mit leckerem Bier.
Köstliches Barbecue mit leckerem Bier.

Den Abend rundeten wir mit leckerem Barbecue und Bier am Lagerfeuer ab. Tech- bzw. Trailtalk und endloses Philosophieren darüber, welches das beste Bier der Welt sei, bestimmten den Abend. Hierzu muss man wissen, dass in Colorado quasi jedes Bier das deutsche Reinheitsgebot bricht, die Vielfalt und die Experimentierfreudigkeit der vielen kleinen lokalen Brauereien aber unbestritten ist. So sorgt jedes weitere Bier mit vertrauten wie vollkommen fremden Noten für Geschmacksirritationen, genüssliche Feuerwerke und natürlich für neue Diskussionen. Ein spontaner Nightride mit geliehenen Lampen sorgte für Extrastimmung. Danach ging es fröhlich und munter am Lagerfeuer weiter. What a cool day!

Guten Morgen.
Guten Morgen.
Kurvenreiche Trails? Kein Problem!
Kurvenreiche Trails? Kein Problem!

Doch es sollte noch besser werden: Punkt 7.00 Uhr, leicht verkatert, aber lebendig, brach der Tag und für uns die erste Bikerunde an. Ein kräftiger schwarzer Kaffee, und schon konnte es los gehen. Eigentlich, denn der Bitte einer jungen blonden (und vor allem coolen) Dame, konnte ich nicht widerstehen und so ließ ich sie mit dem Haibike XDURO AMT Pro fahren, um nicht zu sagen, mich und alle anderen abhängen. Bergauf konnte keiner von uns mithalten, als sie mit vollen 250 Watt Tretunterstützung gen Traileinstieg sprintete. Bergab war die Lage nicht weniger dramatisch für uns. Mit besten Bike-Skills und 150 Millimetern Federweg zirkelte sie mit Leichtigkeit über die kurvenreichen Trails: Fruita ist Flow! Pumpen, pushen, treten, springen! Die Trails machen einfach Laune, egal mit welchem Bike!

Pumpen! Pushen! Treten!
Pumpen! Pushen! Treten!

Während der Großteil der Mountainbiker in dieser Gegend bergauf mit großen Pickup-Trucks geshuttelt wurden, zeigte sich Liz
komplett unbeeindruckt und schoss mit dem E-Mountainbike wieder bergauf. Freiheit pur!

Country Klassiker.
Country Klassiker.

Nach einem Vormittag voller Abfahrten kehrten wir zum Campingplatz zurück, um einen ausgiebigen Brunch zu starten. Nachos, Schokokuchen, Nüsse, kalte Getränke… Dylan packte gar die Gitarre aus und zeigte die perfekte Symbiose von moderner Welt und alter Tradition! Feinste Country-Klassiker spielte er auf seiner Akustikgitarre, während er die Noten von seinem iPad ablas. Soweit die Wild-Wild-West-Romantik.

18 Road Trails.
18 Road Trails.

Am Nachmittag ging es dann von den 18 Road Trails weiter zu den Kokopelli Area Trails. Dieses Mal war es nicht Liz, sondern Dylan, der seinen Spaß daran fand mich mit dem Haibike abzuhängen, während ich mit seinem Kona Mountainbike hinterher hechelte. Wer diese Trails fährt, kann sich glücklich schätzen.
Mit Blick auf den Colorado River erfüllt sich hier unser amerikanischer Traum: Happiness gefunden!

Text & Foto: Robin Schmitt


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Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.