e:bikefestival Kitzbüheler Alpen 2016 – 3 Tage elektrischer Genuss
Kettenlose Antriebe, neue Player und jede Menge Connectivity: Auf dem e:bikefestival im Brixental/Tirol wurden technische Trends und Entwicklungen vorgestellt. Und ganz nebenbei gab es noch die weltweit größte E-Bike-Destination mit einem zusammenhängenden Streckennetz von ca. 1.000 km in der Region Kitzbüheler Alpen–Kaisergebirge zu entdecken. Wir waren da und haben für euch die wichtigsten Infos zusammengestellt.
E-Bike Fachkongress – relevante Technologien der nächsten Jahre
Das e:bikefestival startete am Freitag, den 1. Juli, mit einem Fachkongress und Vorträgen zu den technischen Innovationen, die uns in den nächsten Jahren erwarten. Eines der heißesten Themen: Konnektivität. Organisiert war das Festival wie eine Mischung aus Konferenz und Schnitzeljagd: Die Vorträge wurden durch E-Bike-Touren aufgelockert und so hieß es immer wieder ab aufs E-Bike und durchs Brixental zu den einzelnen Vortragsstopps. Denn immerhin bilden hier die acht Tourismusregionen von den Kitzbüheler Alpen bis zum Kaisergebirge ein zusammenhängendes Streckennetz von ca. 1.000 km – und damit die weltweit größte E-Bike-Gegend. Das will ausgenutzt werden.
MAGURA und die Elektronik am E-Bike
Ein Vertreter des schwäbischen Fahrradkomponenten-Herstellers MAGURA stellte das eLECT-Modul vor, das mittels 3D-Beschleunigungssensor die aktuellen Fahrbedingungen sofort erkennt und kabellos dank der automatischen Lockout-Kontrolle die Vorderradgabel und den Hinterraddämpfer ver- oder entriegelt. Ebenso könnte sich zukünftig die elektronische Sattelstütze Vyron bei Unterschreitung einer vorher definierten Geschwindigkeit absenken und somit ein bequemes Absteigen vom Rad ermöglichen. Eine solche Technik könnte zukünftig vor allem an Trekkingrädern und urbanen E-Bikes ein interessantes Feature darstellen.
„Drive by wire” – das kettenlose EE-SpeedBike
„Drive by wire“ – so kann man das Konzept des EE-SpeedBikes auf den Punkt bringen. Vorgestellt wurde es in seiner aktuellsten Version von Steffen Braune, Projektleiter beim Institut für Automatisierung und Informatik GmbH.Das E-Bike verfügt über keine mechanische Verkopplung vom Pedal zum Hinterrad, d. h. Kette bzw. Zahnriemen oder Kardan entfallen. Die vom Fahrer erzeugte Antriebsleistung wird direkt an der Tretlagerwelle durch einen Generator in elektrische Leistung umgewandelt und anschließend durch den kompakten Hinterradantrieb, ggf. mit Akkuunterstützung, in mechanische Leistung umgesetzt. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Kette und die mechanische Gangschaltung sowie deren Wartung entfallen. Eine industrielle Umsetzung dieses spannenden Projektes steht noch aus.
Marquardt – ein neuer System-Anbieter auf dem E-Bike-Markt
Es gibt sie schon seit über 90 Jahren, aber in Sachen E-Bikes ist sie ein Jungspund: Die Marquardt Mechatronik GmbH beliefert bisher vor allem die Automobilindustrie, mit ihrem neuen E-Mobility-Team sucht sie nun aber auch nach kreativen Systemlösungen fürs E-Bike. Auf dem e:bikefestival wurden unter anderem neu entwickelte und produzierte E-Bike-Komponenten wie Akkus, Displays und Bedieneinheiten vorgestellt. Peter Broghammer hat einige E-Bikes mit BAFANG-Nabenmotoren mitgebracht, um das neue E-Bike-System zu veranschaulichen.
Der von der Firma Marquardt vorgestellte Allradantrieb mit Nabenmotor von BAFANG wird mittels Software so gesteuert, dass 80 % der Kraft auf das Hinterrad und die restlichen 20% auf das Vorderrad übertragen werden. Die Motorsteuerung befindet sich direkt unter dem Akku.
Das in Süddeutschland ansässige Familienunternehmen Marquardt will bis zur EUROBIKE Ende August als Komplett-Anbieter für den E-Bike-Bereich antreten.
REHAU: Wann kommt der Kunststoffrahmen?
Alexander Ölschlegel und Daniel Quauck von der Firma REHAU brachten das bereits im letzten Jahr auf der EUROBIKE präsentierte E-Bike mit seinem innovativen Rahmenkonzept zur Fachtagung.
Der komplett aus einem Composite-Verbundwerkstoff (Kunststoff) hergestellte Rahmen ist mit einem Mittelmotor der Firma Brose ausgestattet. Der deutsche Hersteller REHAU produziert seit vielen Jahren Kunststoffbauteile für die Automobil-, Flugzeug- und Gebäudeindustrie und möchte seine Entwicklung gerne mit einem Bikehersteller umsetzen. Die Rahmen sollen in Deutschland gebaut werden.
ABS-System fürs E-Bike von Brake Force One
Bei einem der Vortragsstopps erläuterte Jakob Lauhoff vom Bremsenhersteller Brake Force One ein ABS-System für E-Bikes, das noch in der Entwicklungsphase steckt. Das ABS funktioniert jedoch nur in Verbindung mit dem Bremskraftverstärker der BFO H2O-Bremse. Das Mehrgewicht für das ABS-System soll sich auf 560 g belaufen.
Besuchertage
Die beiden folgenden Besuchertage am Samstag und Sonntag standen ganz im Zeichen des Genusses. Die E-Bike-Welt präsentierte sich auf dem Festivalgelände der Fleckalmbahn in Kirchberg mit zahlreichen Ausstellern und bot Informationen zu den Neuheiten am E-Bike-Markt. Die Besucher konnten an verschiedenen thematischen Touren teilnehmen, die keinen Zentimeter der Palette unbedeckt ließen: Für die Kulinariker gab es Kaffee-, Schmankerl- und Käsetouren, für die anderen Panorama-, Extrem-, E-Mountainbike- und E-Rennrad-Touren.
Die Entwicklung der E-Bikes ist noch lange nicht am Ende und geht in Kombination mit Smartphones stark in Richtung vernetzter Smart-Bikes. Alle relevanten Neuerungen erfahrt ihr natürlich immer hier!
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Words: Manne Schmitt Photos: Manne Schmitt, Tourismusverband Kitzbüheler Alpen - Brixental