„Warum fährst du E-Mountainbike?“ Eine eigentlich einfache Frage, auf die es unendlich viele Antworten gibt. Für viele bedeutet ein E-MTB einfach Spaß, doch für manche kann es das ganze Leben grundlegend verändern. Wir haben euch, unsere Leser, gefragt, weshalb ihr E-MTB fahrt – und wir waren erstaunt und begeistert von den einzigartigen Geschichten, die ihr mit uns geteilt habt.

Wer zusammen fährt, bleibt zusammen

Hier war ich wieder, ganz am Anfang. Nur dass es nicht der Anfang war. Der lag weit hinter mir, hinter Erinnerungen an Ruhelosigkeit, Schmerzen und Tage, die ich an ein endloses Nichts verlor. Dieser neue Anfang, an dem ich mich jetzt befand, war der Beginn der Wahlmöglichkeiten. Mein Mann und ich hatten uns an einem heißen, staubigen Tag tief in den schottischen Bergen kennengelernt. Eine Ausfahrt, organisiert von gemeinsamen Freunden. Es heißt ja, Paare, die gemeinsam etwas unternehmen, bleiben zusammen. Unsere Beziehung basierte vom ersten Tag an auf dieser Prämisse. Schon bevor wir uns trafen, waren wir beide heiß auf Abenteuer, immer draußen in den Bergen, um den Kopf frei zu kriegen, um die Endorphine zu genießen, die so nur das Draußensein hervorbringt. Chris war praktisch mit seinem Bike verheiratet und unser gemeinsames Leben bestand aus Essen, Schlafen, Arbeiten und Abenteuern auf dem Bike. Doch vor vier Jahren war das alles plötzlich vorbei. Nach einer schlimmen Phase, in der ich Virusinfektionen und Pfeiffersches Drüsenfieber hatte, wurde bei mir ein Chronisches Erschöpfungssyndrom (Myalgische Enzephalomyelitis, ME) diagnostiziert. Auf eine merkwürdige Art war diese Diagnose eine Erleichterung, nachdem endlose Tests keine Erklärung für meinen dauerhaft schlechten Zustand gebracht hatten. Doch gleichzeitig zeichnete sich vor mir eine Zukunft ab, die geprägt sein würde von lähmender Müdigkeit, unerklärlichen Symptomen und sehr begrenzten Optionen. Ohne die Ursachen dafür benennen zu können. Potenziell für den Rest meines Lebens. Ich war nun offiziell chronisch krank, inaktiv, in meinem eigenen Körper gefangen. Ich sagte Chris, er könne gehen, wenn er wolle ‒ das war nicht, wie wir uns unser Leben vorgestellt hatten. Dann kam das E-Mountainbike und änderte alles. Mein technisches Können hatte mir die Krankheit nicht nehmen können, diesen Trumpf hatte ich behalten, und nun hatte ich ein Werkzeug, mit dem ich es einsetzen konnte. Die erste Ausfahrt war ein Versprechen von Möglichkeiten, die ich längst aufgegeben hatte ‒ ich konnte die Schwäche meines Körpers ausgleichen. In den Monaten, die darauf folgten, spürte ich eine neue Energie. Die Art von Energie, die zu gesünder Müdigkeit führt, nicht zu lähmender Erschöpfung. Die die Seele ausgleicht und die Gedanken klarer werden lässt. Ich konnte wieder Abenteuer planen, mit Chris und meinen Freunden draußen sein und dabei endlich wieder in der gleichen Liga spielen. Jetzt, drei Jahre später, blicken wir zurück auf große und kleine Abenteuer, in denen ich langsam, aber sicher die Grenzen meines Körpers verschieben konnte und die des Bikes ausgetestet habe. Mithilfe des E-Mountainbikes, meiner Freunde, meiner Familie und meines Mannes konnte ich neu anfangen, und nun habe ich wieder eine Wahl. Das ist der Neustart, der Punkt, an dem ich mich nicht mehr ausschließlich von der Krankheit bestimmen lassen muss, sondern meinen eigenen Weg gehen kann. [Aileen Herragthy, 33]

Die Off-Road-Pendlerin

Raus aus dem stickigen Auto, weg vom größten Parkplatz der Welt – der berüchtigten Autobahn M25 rund um London – und stattdessen die 20 km zur Arbeit auf einem Spectral:ON durch den Wald fahren: Besser kann ein Arbeitstag nicht anfangen oder aufhören! Statt mit anderen schlecht gelaunten Leuten zwischen Autoabgasen zu sitzen, lege ich den Weg zur Arbeit nun mit einem Lächeln im Gesicht zurück. Oft fahre ich die ganze Strecke, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Fast ist es, als wäre man in einer anderen Dimension. Auf der anderen Seite hängen Zigaretten aus den Fenstern von Autos, die auf der mehrspurigen Straße zwischen Schlaglöchern und Glasscherben eingequetscht sind, und über dem Ganzen ist fast unablässig das Geräusch von Krankenwagensirenen zu vernehmen. Das Einzige, was ich hier in meiner Dimension höre, ist das Rauschen der Bäume im Wind, das Knacken der Zweige unter meinen Laufrädern und das leise Surren meines Shimano-Motors. Und das Beste: Ich muss nicht mal duschen, wenn ich im Büro ankomme (es sei denn, es war richtig matschig). Denn auch wenn ich die ganze Zeit pedaliere, wird es nie so anstrengend, dass ich außer Atem bin, nicht mal auf den 25 % Steigung am Reigate Hill. Für so was ist der Boost-Modus ja schließlich da! Ich könnte auch auf der Straße fahren – das dauert etwa gleich lang, aber ist weit weniger vergnüglich. Dort haben mich schon mehrmals Autofahrer bedroht und beschimpft und ich hatte einige knappe Begegnungen mit Autotüren und Außenspiegeln. Da bin ich hinterher ein Nervenbündel. Off-Road dagegen macht der Weg ins Büro richtig Spaß! Das Spectral:ON hat für mich alles geändert und mir eine ganz neue, schöne Art des Pendelns ermöglicht. [Hollie Weatherstone, 30]

Alles auf Neuanfang

Vor etwas über 5 Jahren hatte ich einen Auffahrunfall, der zu schweren Verletzungen am unteren Rücken führte. Es war eine lange und schmerzhafte Geschichte, aber um es kurz zu machen: Auch nach 5 Operationen und jahrelanger Reha konnte ich nur etwa 80 % der Funktion wiedererlangen. Nach 6 Monaten Fast-Normalität spürte ich, dass ich Bewegung brauchte, und gönnte mir ein neues Hardtail-Mountainbike. Ich hatte unglaublich viel Spaß auf meinen Hometrails, doch mit Anstiegen kam ich überhaupt nicht klar. Sobald es bergauf ging, verspannte sich mein Rücken und ich hatte Schmerzen, die mir meine Ausfahrten gründlich verdarben. Neun Monate später hatte ich das Glück, mir ein E-MTB bestellen zu können. Ich entschied mich für das 2019er Vitus E-Sommet VRS und plötzlich war alles anders. Als Allererstes fuhr ich zu dem Anstieg, den ich vorher nicht hatte bezwingen können, schaltete den Eco-Modus ein und dachte mir: Mal sehen. Ein Spaziergang war es nicht, aber ich schaffte den Anstieg und war völlig verblüfft – ich fühlte mich wie ein Kind mit einem tollen neuen Spielzeug und bekam das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht! An diesem Tag fuhr ich 20 km, und ich genoss jeden einzelnen Meter. Im Lauf der Ausfahrt probierte ich auch den Trail- und den Boost-Modus aus, und ich war völlig überwältigt. Ich musste nach einem Anstieg tatsächlich oben anhalten, weil ich so lachen musste, und als mir klar wurde, was ich da gerade tat, wurde ich sehr emotional. Ich hatte gerade einen Anstieg bezwungen; ein Jahr zuvor hatte ich nicht mal Treppen steigen können. Mittlerweile gehe ich zwei, manchmal drei Mal pro Woche Biken und nichts hält mich davon ab. Manchmal gehe ich mit Freunden, die mich wegen meines „Motorrads“ aufziehen, aber was soll’s? Sie freuen sich genauso, dass ich dabei sein kann. Für mich ist das E-MTB ein Neuanfang. [Mark Wells, 44 ]

Der bekehrte Technikverweigerer

Ich muss gestehen, ich bin schon ein Technikverweigerer. Ich fahre einen alten Diesel, heize mein Haus per Holzofen und mein Handy benutze ich tatsächlich, um Leute anzurufen. Dementsprechend waren E-Mountainbikes nichts Naheliegendes für mich. Ich fahre schon mein Leben lang Rad und bin an meinem 40. Geburtstag zu dem Schluss gekommen, dass es ganz gut für mich ist, Anstiege weiterhin unmotorisiert hochzufahren ‒ das hilft mir, fit zu bleiben, und sorgt dafür, dass mein Hosenbund nicht spannt. Deshalb bin ich noch nicht geneigt, mein unmotorisiertes Bike aufzugeben. Aber: Das heißt nicht, dass ich nicht ab und zu mit dem E-MTB Spaß haben kann. Denn nachdem ich dieses Gefühl einmal erlebt und dieses E-Mountainbike-Grinsen im Gesicht hatte, war ich angefixt. Deshalb schaffte ich mir ein E-MTB an, als mein Sohn zur Welt kam. Das änderte vieles. Vorher hatte ich geglaubt, jeden Trail in meiner Gegend in- und auswendig zu kennen, doch das E-MTB hat mir die Augen geöffnet für ganz neue Entdeckungen. Trails, die vorher zu weit entfernt waren, Trails, für die man zu viel bergauf fahren musste, Trails, die man schwer in eine normale Ausfahrt integrieren konnte: Sie alle sind nun mein Spielplatz in den Stunden, die ich in gewisser Weise meinem kleinen Sohn „stehle“. Aber ich halte mich für ihn fit und gesund, und eines Tages können wir zusammen fahren. Ich würde sagen, dass ich im Lauf eines Jahres auf dem E-MTB mehr entdeckt habe als in den letzten 10 Jahren, bevor der Motor meinen Radius und meine Uphill-Kapazitäten erweitert hat. Ja, es ist definitiv gut für die Psyche, sich manchmal ohne Unterstützung einen Berg hochzuquälen – aber manchmal ist es auch einfach gut, sich den Helm aufzusetzen, den Motor anzuschalten und ein Grinsen im Gesicht zu haben, das bis zum Horizont reicht. [Kevin Wordly, 40]

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Words: Trev Worsey Photos: diverse