Yeti… das Fabelwesen aus dem Himalaya? In Sachen E-Mountainbike ist die analoge Mountainbike-Kultmarke ein unbeschriebenes Blatt. Doch nach 5 Jahren Entwicklungszeit soll das 13.790 € teure Yeti E160 T1 mit Shimano EP8-Motor auf dem Trail alles platt machen. Ist das Erstlingswerk gelungen?

Ein E-Mountainbike für Racer, macht das überhaupt Sinn? Ähnlich wie auch das Lapierre Overvolt GLP 2 soll auch das 160E von Yeti speziell auf die Bedürfnisse der Fahrer und Fahrerinnen der E-EWS ausgelegt sein. Doch von Marketing-Slogans lassen wir uns nicht blenden und sagen euch, wie sich das Bike im ganz normalen Trail-Einsatz schlägt.

Yeti 160E T1 | Shimano EP8/630 Wh | 170/160 mm (v/h)
23,14 kg in Größe L | 13.790 € | Hersteller-Website

Beim Motor setzt Yeti auf das Shimano EP8-Komplettsystem mit internem 630-Wh-Akku, der im schlanken Unterrohr des Carbon-Rahmens Platz findet. Sensoren, Kabel, Remotes und Co. des Motorsystem hat Yeti gut geschützt und versteckt im 160E integriert. Dabei hilft auch der eigens entwickelte Lenker, bei dem die Shimano Remote-Kabel im Inneren verschwinden. Auch der hochwertige TURQ-Carbon-Rahmen steckt voller netter Details. Neben einem ausgeprägten Sitz- und Kettenstrebenschutz findet sich auch das Maskottchen auf dem Oberrohr des 23,14 kg schweren Bikes: ein driftender Yeti, diesmal aus dem Himalaya.

Sixfinity: Die Fahrwerks Performance steht bei Yeti an oberster Stelle

Auch wenn das 160E das E-Mountainbike-Erstlingswerk von Yeti darstellt, sind die Entwickler dieses E-Mountainbikes kein unbeschriebenes Blatt – vor allem nicht in Sachen Fahrwerk. Denn Yeti ist bei Bikes ohne Motorunterstützung für seine außergewöhnlichen Hinterbausysteme – allen voran Switch Infinity – bekannt. Das bewährte System findet am E-Mountainbike aber keinen Platz und wird stattdessen vom extra für das 160E entwickelten und abgestimmten Sixfinity-Hinterbau abgelöst. Mit einem zusätzlichen Flip-Chip setzt Yeti der Komplexität des Hinterbaus die Krone auf. Allerdings zu Recht! Denn mit ihm lässt sich die Progression am Heck zwischen 25 %, 30 % und 35 % wählen und an den Fahrstil und das Terrain anpassen. Klingt kompliziert? Ist es aber nicht! Wir empfehlen euch, in der mittleren Position (30 %) zu starten. Wenn euer Hinterbau im Gelände regelmäßig spürbar durchschlägt, wechselt ihr einfach auf die super progressive Einstellung (35 %). Nutzt ihr den Federweg hingegen nicht aus und schiebt den O-Ring am Dämpfer auch auf richtig ruppigen Trails nicht an den Anschlag, könnt ihr problemlos auf die 20 %-Progression-Einstellung wechseln. Wie sich das komplexe Gesamtsystem auf dem Trail bewährt und wie groß der Einfluss des Flip-Chip auf den Charakter des 160E ist, erfahrt ihr im Fahreindruck.

Der komplexe Sixfinity-Hinterbau – mit ständig wanderndem virtuellen Drehpunkt – generiert 160 mm Federweg und ist genau auf das 160E abgestimmt.
Mit einem Flip-Chip in der unteren Dämpferaufnahme lässt sich die Progression am Heck auf 25 %, 30 % oder 35 % einstellen.

Die Geometrie des neuen Yeti 160E

In Sachen Geometrie schöpft Yeti beim 160E aus dem Erfahrungsschatz der zahlreichen und sehr erfolgreichen analogen Mountainbikes und verzichtet auf Verstellmöglichkeiten. Sowohl das C1-Einstiegsmodell als auch das T1 Topmodell sind in vier Rahmengrößen erhältlich und setzen auf eine sportive Geometrie. Den langen Reach (480 mm in L) kombiniert Yeti mit einer sehr niedrigen Front (625 mm Stack), sodass wir euch empfehlen, alle verfügbaren Spacer unter dem Vorbau zu montieren. Das erhöht sowohl den Langstreckenkomfort als auch das Sicherheitsempfinden bergab.

Größe S M L XL
Sattelrohr 380 mm 410 mm 450 mm 495 mm
Oberrohr 561 mm 592 mm 613 mm 642 mm
Steuerrohr 95 mm 98 mm 104 mm 115 mm
Lenkwinkel 64,5° 64,5° 64,5° 64,5°
Sitzwinkel 78° 78° 78° 78°
Kettenstrebe 446 mm 446 mm 446 mm 446 mm
Tretlagerhöhe 350 mm 350 mm 350 mm 350 mm
Radstand 1.209 mm 1.240 mm 1.262 mm 1.292 mm
Reach 430 mm 460 mm 480 mm 505 mm
Stack 617 mm 620 mm 625 mm 635 mm

Die Ausstattung des Yeti 160E T1 im Detail

Bei der Ausstattung des 13.790 € teuren 160E T1 setzt Yeti voll und ganz auf Trail-Performance und lässt uns nur minimalen Raum für Kritik. Der Sixfinity-Hinterbau wird von einem FOX X2 Factory-Dämpfer kontrolliert, der mit einer 170 mm FOX 38 GRIP2 Factory-Federgabel kombiniert wird. Wie es sich für ein „Race-Bike“ gehört, rollt das 160E auf dem super robusten 29” DT Swiss EX1700 Alu-Laufradsatz. Auf ihn ist hinten ein 2,4” breiter Minion DHR II in der robusten Doubledown-Karkasse aufgezogen. Beim 2,5” ASSEGAI in Front hätten wir statt zur pannenanfällig EXO+ Karkasse ebenfalls zur Doubledown gegriffen und – für noch mehr Grip – zur besonders weichen 3C MaxxGrip-Gummimischung. Vom Vorderreifen abgesehen überzeugt der Komponentenmix mit SRAM CODE RSC-Bremse und Shimano XT-Schaltung mit starker Performance auf dem Trail.

Yeti 160E T1

13.790 €

Ausstattung

Motor Shimano EP8 85 Nm
Akku Shimano BT-E8036 630 Wh
Display Shimano SC-EM800
Federgabel FOX 38 Factory GRIP2 170 mm
Dämpfer FOX X2 Factory 160 mm
Sattelstütze RockShox Reverb AXS 170 mm
Bremsen SRAM CODE RSC 220/200 mm
Schaltung Shimano XT 1x12
Vorbau Race Face Turbine R 50 mm
Lenker Yeti Carbon eBike 800 mm
Laufradsatz DT Swiss EX 1700 29"
Reifen MAXXIS ASSEGAI EXO+/Minion DHRII DD 2,5"/2,4"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 23,14 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 106 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Ein FOX X2 Factory-Dämpfer kontrolliert die 160 mm am Heck …
… und eine 38 GRIP2 Factory sorgt für 170 mm Federweg in Front.
Die SRAM CODE RSC-Bremse kommt mit riesiger 220-mm-Scheibe am Vorderrad und mit 200 mm am Hinterrad.
Der robuste DT Swiss EX 1700 Alu-Laufradsatz wird mit MAXXIS-Reifen kombiniert …
… Minion DHR II in Doubledown hinten, und ASSEGAI in der zu schwachen EXO+ Karkasse vorne.
Die RockShox Reverb AXS-Sattelstütze überzeugt mit klasse Bedienung und Ergonomie, liefert aber „nur“ 170 mm Hub. Das schafft das 160E C1 besser.

Die preiswertere Alternative: Yeti 160E C1

Die knapp 3.000 € günstigere Alternative zum Topmodell des 160E ist das C1-Modell, das für 10.990 € über die Ladentheke geht. Im Gegensatz zur Modellpalette von Yetis analogen Bikes setzt auch das „Einstiegsmodell“ auf den hochwertigen TURQ-Carbon-Rahmen. Abstriche muss man dafür beim Fahrwerk und den Komponenten machen. Die einfachere GRIP-Dämpfung der FOX 38 Performance-Federgabel wird auf dem Trail die Unterschiede zum Topmodell deutlich machen – vor allem für ambitionierte Trail-Piloten. Ebenso die SRAM CODE R-Bremse, sie kommt ohne den Swing-Link-Hebel nicht an die Bremspower und Dosierbarkeit der RSC-Variante heran. Dieses günstige Bremsen-Modell ist an einem E-Mountainbike dieser Preisklasse nicht gerechtfertigt. In Sachen Bewegungsfreiheit zieht hingegen das Spitzenmodell den Kürzeren: Denn statt der RockShox Reverb AXS mit lediglich 170 mm Hub beim T1 kommt beim C1 die OneUp Dropper V2 zum Einsatz, die – je nach Rahmengröße – bis zu 210 mm Hub liefert. Top!

Yeti 160E C1 | Shimano EP8/630 Wh | 170/160 mm (v/h)
kg in Größe | 10.990 € | Hersteller-Website

Yeti 160E C1

10.990 €

Ausstattung

Motor Shimano EP8 85 Nm
Akku Shimano BT-E8036 630 Wh
Display Shimano SC-EM800
Federgabel FOX 38 Performance 170 mm
Dämpfer FOX Float X Perfromance 160 mm
Sattelstütze OneUP Dropper V2 150 - 210 mm
Bremsen SRAM CODE R 220/200 mm
Schaltung Shimano SLX 1x12
Vorbau Burgtec Enduro Mk3 50 mm
Lenker Yeti Carbon eBike 800 mm
Laufradsatz DT Swiss E 1900 29"
Reifen MAXXIS ASSEGAI EXO+/Minion DHRII DD 2,5"/2,4"

Technische Daten

Größe S M L XL
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Das Yeti 160E T1 im ersten Test

In der Ebene positioniert das Yeti 160E T1 mit relativ steilem Sitzwinkel seinen Fahrer zentral im Bike. In Kombination mit dem straffen Heck, das hoch im Federweg steht, lastet im flachen Gelände etwas Druck auf den Händen. Doch statt für maximalen Tourenkomfort ist das E-Mountainbike auf maximale Trail-Performance ausgelegt. Sobald es steiler bergauf geht, zeigen sich die Vorteile der Sitzposition. Denn trotz kurzer Kettenstreben bleibt das Vorderrad am Boden kleben und folgt den Lenkbefehlen des Fahrer stoisch. Mit den 85 Nm Drehmoment des Shimano EP8-Motors haben Reifen und Fahrwerk leichtes Spiel und bringen sie auch unter rutschigen Bedingungen gut auf den Trail. So erklimmt das Yeti 160E Schlüsselstellen problemlos und sicher. Dennoch kommt der Fahrspaß nicht zu kurz: Wer will, kann auch bergauf driften oder im Wheely aus der Kurve fahren.

Geht es bergab, zeigt sich das Yeti von seiner wendigen und flinken Seite und macht aus jedem Trail einen großen Spielplatz. Mit richtig viel Popp aus dem Fahrwerk ist es ein Leichtes, über Hindernisse hinweg zu springen oder an Wellen und Kanten Geschwindigkeit zu generieren. Davon profitieren vor allem fortgeschrittene Fahrer und Experten. In offenen Kurven verlangt das Yeti eine saubere Technik, um genug Grip am Vorderrad zu erhalten.

Mit den Einstellungen der Progression (25 %, 30%, 35 %) lässt sich vor allem das Fahrverhalten und die Reserven bei Highspeed anpassen. Dem Yeti ist mit einem progressivsten Setup kein Drop zu hoch, kein Sprung zu weit und kein Trail zu hart. Positiver Nebeneffekt: Der Dämpfer lässt sich dadurch mit deutlich weniger High-Speed Compression-Dämpfung abstimmen und liefert so – trotz krasser Reserven – noch mehr Grip. Cool!

Fazit

Debüt geglückt! Das Yeti 160E T1 ist ein sportliches E-Mountainbike, mit dem auf dem Trail vor allem Fortgeschrittene und Experten so richtig abgehen können. Das komplexe Fahrwerk und die nahezu perfekte Ausstattung unterstreichen die Ambitionen des von Yeti als Race-Bike titulierten E-Mountainbikes. Auch wenn Racing an sich für die meisten kein relevantes Thema ist, ist das Handling des 160E auf dem Trail richtig stark. Wir sind gespannt, wie es sich im großen Vergleichstest schlägt.

Mehr Infos unter yeticycles.com


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Words: Photos: Julian Lemme