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Der Rubel rollt – Wirtschaftsdaten des deutschen Fahrrad- und E-Bike-Markts 2020

Im Jahr 2020 haben viele das Bike neu für sich entdeckt oder nach langer Pause den Weg aufs Fahrrad zurückgefunden. Das spiegelt sich auch in den Verkaufszahlen der Bike-Branche wider, die der deutsche Zweirad-Industrie-Verband für das Jahr 2020 zusammengetragen und veröffentlicht hat.

In einem ausführlichen Artikel zum Bike-Boom haben wir uns bereits mit den Chancen und Herausforderungen der Bike-Branche im Krisenjahr 2020 und 2021 befasst. Während die Prognose für das Jahr 2021 Einschnitte bei der Verfügbarkeit auf dem Bike-Markt vorhersieht, konnte das Jahr 2020 selbst als Rekordjahr verbucht werden. Widrigen Umständen zum Trotz konnte die Branche das Geschäftsjahr mit einem deutlichen Plus in vielen Bereichen abschließen. Der deutsche Zweirad-Industrie-Verband (kurz: ZIV) hat nun für das vergangene Jahr Bilanz gezogen und ist zu einem äußerst positiven Ergebnis gelangt. Die wichtigsten Wirtschaftsdaten dazu lauten:

  • Der Absatz an Fahrrädern und E-Bikes lag 2020 mit 5,04 Mio. Stück um +16,9 % über dem Vorjahr.
  • Der Umsatz mit Fahrrädern und E-Bikes erreichte im Jahr 2020 den Wert von 6,44 Mrd. Euro, einem Plus von 60,9 % zum Jahr 2019.
  • Zusammen mit dem Komponenten- und Zubehörbereich ergibt sich über alle Vertriebswege ein Umsatzvolumen von annähernd 10 Mrd. Euro.
  • Der durchschnittliche Verkaufspreis pro Fahrrad (inkl. E-Bikes) lag in 2020 bei 1.279 € und wird von dem hohen E-Bike-Anteil dominiert (982 € in 2019).
Die relativ hohen Preise von E-Bikes, im Vergleich zu den Preisen von analogen Bikes, sorgen für höhere Durchschnittspreise aller verkauften Fahrräder. Im Schnitt hat 2020 ein neues Fahrrad 1.279 € gekostet.

Das E-Bike als Wachstumsfaktor und Trendsetter

Die Bike-Branche profitierte im Jahr 2020 erneut von der großen Beliebtheit von E-Bikes. Laut ZIV wurden 43,4 % mehr E-Bikes verkauft als im Jahre 2019. Sie machen mit 1,95 Mio. verkauften Einheiten inzwischen 38,7 % aller verkauften Fahrräder aus. Der ZIV schreibt Geschäftsmodellen wie Bike-Leasing und Bike-Sharing eine signifikante Bedeutung für das Wachstum des E-Bike-Markts zu. Ebenso üben steuerliche Anreize eine positive Auswirkung auf den Markt von gewerblich genutzten E-Cargo-Bikes aus. Das stärkste Wachstum innerhalb der E-Bike-Branche verzeichnen dennoch E-Mountainbikes. Sie steigerten ihren E-Bike-Marktanteil von 26,5 % in 2019 auf 30 % in 2020. Klassenführend sind weiterhin E-Trekking-Bikes, deren Anteil aber leicht von 36 % auf 35,5 % gefallen ist.

Die Nachfrage nach E-MTBs war noch nie größer als im vergangenen Jahr. Von den fast 2 Mio. verkauften E-Bikes in 2020 betrug der E-MTB-Anteil ungefähr 30 %.
Das E-MTB Segment ist von 26,5 % in 2019 auf 30 % in 2020 gestiegen und ist damit das am stärksten wachsende Segment im E-Bike Bereich.

Der ZIV schätzt damit den gesamten inländischen Fahrradbestand auf 79,1 Mio. Stück, darin enthalten sind ca. 7,1 Mio. E-Bikes. Der Absatz deutscher Fahrräder auf dem internationalen Markt konnte ebenfalls einen starken Wachstumsschub verbuchen. Im Jahr 2020 stieg die Anzahl an exportierten Fahrrädern auf 1,57 Mio. Stück. Das entspricht einem Wachstum von 7,9 % zum Vorjahr (1,45 Mio. in 2019). Erneut lag das Wachstum bei E-Bikes über dem Durchschnitt der gesamten Bike-Branche. Die E-Bike-Exporte betrugen im vergangenen Jahr 0,61 Mio. Stück und lagen damit 15 % über dem Vorjahr (0,53 Mio. in 2019). Ernst Brust, der Geschäftsführer des ZIV, kommentierte die Erfolgsgeschichte des deutschen Fahrradmarkts 2020 mit folgendem Statement:


Ernst Brust, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verband: „Das vergangene Jahr war beispiellos für die deutsche und internationale Fahrradindustrie sowie für die Fahrradwirtschaft insgesamt. Die Herausforderungen hätten größer nicht sein können. Dass Radfahren relevanter ist denn je, zeigte sich gerade während der Corona-Pandemie noch einmal sehr deutlich. Sowohl Fahrrad als auch E-Bike sind unverzichtbare Verkehrsmittel der heutigen Zeit und der Zukunft und bieten darüber hinaus infektionssichere, aktive und umweltschonende Mobilität. Ich bin zuversichtlich, dass diese Attribute zu einer nachhaltigen Entwicklung hin zu mehr Radverkehr führen.“

Im Jahr 2020 konnten sich sowohl Händler als auch …
… Hersteller über die große Nachfrage auf dem Bike-Markt freuen.

Die positiven Entwicklungen in der Fahrrad- und insbesondere E-Bike-Branche zeugen von dem hohen Stellenwert des Fahrrads in der Gesellschaft. Trotz großer Hindernisse und Herausforderungen durch die Pandemie endete das Jahr 2020 als Erfolgsjahr für die Branche. Verfügbarkeitsprobleme, Lieferschwierigkeiten und auch Rohstoffknappheiten sind eine Folge des extremen Wachstums, mit denen die ganze Branche konfrontiert ist. 2021 gibt es damit erneut große Herausforderungen, die gemeistert werden wollen.

Mehr Infos findet ihr unter ziv-zweirad.de


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Words: Rudolf Fischer Photos: Diverse

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …