Das Whyte gehört zu den drei günstigsten Bikes im Vergleichstest und polarisiert mit seinem außergewöhnlichen Look. Wie schafft es das E-150 RS 29ER V1, auf dem Trail dennoch fast alle Bikes hinter sich zu lassen? Und hat es das Zeug zum Kauftipp? Die Antwort liefert unser Test.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 – 25 Modelle im Test
Zugegeben, der Anblick des Whyte E-150 RS 29ER V1 polarisiert. Der Alurahmen ordnet sich sich ganz klar der Fahrperformance und dem Konzept um einen möglichst zentralen und tiefen Schwerpunkt unter. Der Clou: Der Bosch Performance Line CX-Motor wird stark verdreht eingebaut, wodurch der interne, fest verbaute 625-Wh-Akku im Unterrohr noch weiter nach unten – vor den Motor – rutschen kann. Das Resultat: Trotz deutlich größerem Akku geht die Front des Whyte fast genauso einfach in die Luft wie beim Lapierre, das ebenfalls auf einen zentralen Schwerpunkt setzt. So fällt das relativ hohe Gewicht (24,94 kg) auf dem Trail nicht auf. Die Sattelklemme ist ebenso gut in den Rahmen integriert wie der Bosch-Geschwindigkeitssensor und die Kombination aus Akkucover und Motorschutz. Davon abgesehen sind Details wie die zahlreichen Kabelbinder zur Befestigung oder das Isoliertape zum Bündeln der Züge zwar funktional, aber ebenso wenig elegant wie die groben Schweißnähte und hohen Spaltmaße des Rahmens. Das schaffen alle anderen Bikes im Test besser.
Alles passt, alles funktioniert – Die Ausstattung des Whyte E-150 RS 29ER V1
Genauso hätten wir es auch gemacht: Die Ausstattung des Whyte E-150 RS 29ER V1 ist trotz des geringen Preises von 6.599 € voll und ganz auf Trailperformance ausgelegt. Das Fahrwerk mit RockShox Lyrik Select und Deluxe Select+ RT-Dämpfer generiert 150 mm Federweg und liefert trotz relativ günstiger Komponenten eine sehr gute Performance. Auch bei den Bremsen kommt mit einer SRAM CODE R nicht das Topmodell zum Einsatz. In Kombination mit den 220-/200-mm-Bremsscheiben ist sie dennoch ausreichend und vor allem standfest. Bei den 29”-Reifen setzt Whyte auf die Mischung aus einem 2,5” breiten MAXXIS ASSEGAI mit EXO+ und einem 2,4” breiten Minion DHRII mit der robusten Doubledown-Karkasse: top! Abgerundet wird das Gesamtpaket von einer Crankbrothers Highline 3-Sattelstütze, die auch doppelt so teuren Bikes im Test gut stünde. Whyte gelingt beim E-150 RS 29ER V1 der perfekte Budget-Kompromiss, indem die Briten in Komponenten investieren, die der Fahrperformance tatsächlich dienlich sind: Alles passt, alles funktioniert!
Whyte E-150 RS 29ER V1
6.599 €
Ausstattung
Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 625 Wh
Display Bosch Purion
Federgabel RockShox Lyrik Select 150 mm
Dämpfer RockShox Deluxe Select+ RT 150 mm
Sattelstütze Crankbrothers Highline 3 150–170 mm
Bremsen SRAM CODE R 220/200 mm
Schaltung SRAM X01 Eagle 1x12
Vorbau Whyte Enduro 35 mm
Lenker Whyte Custom 780 mm
Laufradsatz WTB HTZ i30 TCS 2.0 System 29"
Reifen MAXXIS ASSEGAI EXO+/Minion DHRII DD 2,5"/2,4"
Technische Daten
Größe M L XL
Gewicht 24,94 kg
Zul. Gesamtgewicht 120 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 95 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme nein
Kleine Fahrer gehen beim Whyte leider leer aus, weil es nur drei Rahmengrößen gibt. Typisch Whyte, ist auch das E-150 RS 29ER V1 mit einem Reach von 476 mm (Größe L) und einem flachen Lenkwinkel von 64,7° unter den längsten Bikes im Test. Mit der hohen Front ist die Balance zwischen Reach und Stack aber sehr ausgewogen. Der Sitzwinkel hingegen ist relativ flach und sorgt für eine angenehme Position im Sattel. Das Fahrwerk ist zwar etwas straffer und sportlicher abgestimmt. Man kann aber trotzdem ausreichend Komfort für längere Touren erzielen, indem man einfach den Luftdruck im robusten Hinterreifen senkt.
Größe | M | L | XL |
---|---|---|---|
Sattelrohr | 431,8 mm | 457,2 mm | 482,6 mm |
Steuerrohr | 120 mm | 133 mm | 148 mm |
Oberrohrlänge | 611 | 641 | 676 |
Lenkwinkel | 64,7° | 64,7° | 64,7° |
Sitzwinkel | 74,9° | 74,7° | 74,5° |
Kettenstrebe | 445 mm | 445 mm | 445 mm |
Reach | 451 mm | 476 mm | 506 mm |
Stack | 634 mm | 643 mm | 657 mm |
So viel Performance zum so kleinen Preis – Das Whyte E-150 im Test
Bergauf ist das Whyte am liebsten auf Forstwegen oder flowigen Strecken unterwegs. Auf letzteren lässt das agile Fahrverhalten sogar Spielereien auf dem Trail zu. Bei engen Kehren und kleinen Stufen kommt viel Fahrspaß auf. Erst wenn es richtig steil wird, zeigt sich der Nachteil des zentralen Schwerpunkts und der hohen Front. Um das Vorderrad unter Kontrolle zu halten, erfordert das Whyte dann deutlich mehr vom Fahrer als viele andere Bikes im Test. Darin ähnelt es dem Lapierre. Erfahrene Piloten, die das schaffen, können das agile E-150 RS 29ER V1 aber auch problemlos durch herausfordernde Schlüsselstellen manövrieren.
Kein anderes Bike mit dieser Akkukapazität lässt sich so mühelos in die Luft ziehen wie das Whyte. Das Konzept geht auf dem Trail voll auf!
Tuning-Tipp: Keiner: Das ist ein Kompliment!
Sobald sich Höhenmeter in Tiefenmeter wandeln, ist das E-150 RS 29ER V1 in seinem Element. Auf flowigen Strecken mit Anliegern und Sprüngen macht ihm so schnell keiner was vor: Durch das straffe Fahrwerk und die leichte Front ist das Whyte super agil und geht willig in die Luft. Mit dieser Agilität kann es auch auf verblockten Trails trumpfen und setzt spontane Linienänderungen willig und präzise um. Auch an Traktion für Wurzelteppiche und rutschige Steilpassagen mangelt es ihm – nicht zuletzt dank der griffigen Reifen – nicht. Wird der Trail flacher, muss die Front in offenen Kurven aktiv belastet werden, um genug Grip am Vorderrad zu generieren. Eine schlampige Fahrtechnik gleicht das ehrliche Whyte nicht aus. Wer aktiv und sportlich fährt und mit dem Terrain spielt, wird jedoch mit Agilität und Selbstvertrauen belohnt. Erst bei angsteinflößend hohen Geschwindigkeiten auf Downhillstrecken ziehen ihm Top-Bikes wie das Mondraker oder das Lapierre davon. Dann kann das einfachere Fahrwerk nicht mehr mit den deutlich größeren Federwegreserven der Spitzenmodelle mithalten.
Fahreigenschaften
7Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Das Whyte E-150 RS 29ER V1 ist eines der günstigsten Bikes im Test und bietet dennoch Trail-Performance auf absolutem Spitzenniveau. Wir ziehen den Hut vor diesem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis! Der Grundsatz „Form follows function“ gilt allerdings nicht nur für den brillanten Schwerpunkt, sondern auch für so manch reizloses Rahmendetail und die eher grobe Verarbeitungsqualität. Dadurch schrammt das E-150 RS 29ER V1 haarscharf am Kauftipp vorbei.
Tops
- Handling bergab auf absolutem Top Level
- hervorragende Preis-Leistung
- konsequentes Gesamtkonzept
Flops
- Verarbeitungsqualität
- Liebe zu Rahmendetails fehlt
Mehr Informationen findet ihr unter whyte.bike
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 – 25 Modelle im Test
Alle Bikes des Vergleichstest in der Übersicht:
Cannondale Moterra Neo Carbon 1 (Zum Test) | Canyon Spectral:ON CF 9 (Zum Test) | CENTURION No Pogo F3600i (Zum Test) | CUBE Stereo Hybrid 140 HPC SLT Nyon (Zum Test) | CUBE Stereo Hybrid 160 C:62 SLT Kiox (Zum Test) | Ducati TK-01 RR (Zum Test) | FLYER Uproc6 9.50 (Zum Test) | FOCUS JAM² 6.9 NINE (Zum Test) | GIANT Trance X E+ 1 (Zum Test) | Haibike AllMtn 7 (Zum Test) | KTM Macina Kapoho Prestige (Zum Test) | Lapierre Overvolt GLP 2 Team (Zum Test) | MERIDA eONE-SIXTY 10K (Zum Test) | Mondraker Crafty Carbon XR (Zum Test) | Moustache Samedi 29 Trail 8 (Zum Test) | ROTWILD R.X375 ULTRA (Zum Test) | Santa Cruz Bullit X01 RSV Air (Zum Test) | SCOTT Ransom eRIDE 910 (Zum Test) | SIMPLON Rapcon PMAX (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Levo (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Levo SL (Zum Test) | STEVENS E-Inception AM 9.7 GTF (Zum Test) | Thömus Lightrider E2 Pro (Zum Test) | Trek Rail 9.9 X01 (Zum Test) | Whyte E-150 RS 29ER V1 (Zum Test)
Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.↩
Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.↩
Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.↩
Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.↩
Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.↩
Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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