Szene

TV-Beitrag: Wie E-Biker Natur zerstören

Schon alleine der Titel zeigt, wohin die Reise geht. Bei dem TV-Beitrag des Bayerischen Rundfunks, der am 20.07.2020 ausgestrahlt wurde, geht es nicht um Holzerntemaschinen, für die regelmäßig Schneisen in den Wald geschlagen werden und deren Spurrillen einen Leopard 2-Panzer an seine Grenzen bringen, sondern um E-Mountainbiker die mal wieder schuld an der Zerstörung der Natur sein sollen.

Zwar kommt auch Lutz Scheffer, Industriedesigner und Leiter des ROTWILD Concept Design Center in Garmisch zu Wort, der die Partei der E-Mountainbiker vertritt, aber ansonsten ist der natürliche Feind des Waldes für den BR ganz klar der E-Mountainbiker.

Was wird ihm vorgeworfen? Der E-Biker fährt zu schnell und zu nah an Fußgängern vorbei, er brettert auf illegalen Trails durch den Wald und lässt den Boden erodieren. Dabei stört er auch die Ruhe der heimischen Fauna. Und weil er das alles mit Motorunterstützung macht, ist seine Reichweite größer, die Frequenz höher und der Schaden gar unermesslich.

Diese Vorwürfe haben uns als Biker und E-Biker doch erstaunt. Ganz klar ist, dass der Wald und die Natur allen gehört und gegenseitiger Respekt unabdingbar ist. Darauf haben wir bereits in unserem Trail-Knigge hingewiesen. Das faire Miteinander zwischen Mountainbikern und Wanderern auf gemeinsam genutzten Wegen ist problemlos möglich – wie beispielsweise das mit dem Design & Innovation Award 2018 ausgezeichnete Wege-Konzept in Baiersbronn mit dem Bike Code of Conduct beweist. Eigentlich sollte es auch selbstverständlich sein, dass man gegenseitig Rücksicht nimmt. Denn derjenige, der heute wandert, fährt morgen mit dem Rad und umgekehrt. Zu diesem Thema wurden – auch von uns in der Vergangenheit schon einige Artikel veröffentlicht.

“Gemeinsam Natur erleben”, lautet das Konzept der Gemeinde Baiersbronn. Hier teilen sich Wanderer und Mountainbiker die gleichen Wege.

Aber was ist mit dem Wald und den Tieren? Dazu wird seit geraumer Zeit kontrovers diskutiert. In einem aktuellen Artikel der FAZ beschreibt Andreas Frey, dass die Förster mit einem viel zu hohen Wildbestand zu kämpfen haben, da Rehe und Hirsche an Jungbäumen die Spitzen abfressen und dadurch die Artenvielfalt eingeschränkt wird. Als Abhilfe – abgesehen von der Jagd – wird von dem Freiburger Forstwirt und Wildtierökologen, Dr. Rudi Suchant, das Anlegen von Wanderwegen und Mountainbike-Trails in solchen sensiblen Zonen angeregt, um diese für das Wild unattraktiv zu machen. Was lernen wir daraus? Gut und Böse sind nicht immer klar zu benennen.

Böse (E)-Biker?

Warum stehen gerade die E-Biker jetzt so im Fokus? Ganz klar, es gibt immer mehr und die Motorunterstützung gibt vielen, die vorher wenig Rad gefahren sind, die Möglichkeit größere Touren zu machen. Aber macht sie das per se zu Wald-Rowdys, die man aus bestimmten Regionen verbannen sollte, wie es der BUND Bayern im vergangenen Jahr schon forderte? Aus unserer Leserumfrage 2019 zur Wegenutzung sagen von über 11.000 E-Mountainbikern, dass sie weniger als 25% bergab auf technischen Trails mit Wurzeln und Steinen unterwegs sind. Die meisten sind einfach Genussfahrer und wollen – wie die Wanderer auch – nur die Natur erleben.

Fazit:

Klar gibt es immer wieder schwarze Schafe, seien es Autofahrer, Mountainbiker oder Fußgänger. Aber niemand sollte Jagd auf bestimmte Gruppen machen, nur weil es gerade angesagt ist und Aufmerksamkeit bringt. Lasst uns die wenigen Stunden, die wir draußen verbringen, lieber genießen anstatt uns über andere aufzuregen. Und mal ehrlich gesagt: Jeder ist mal Biker, Autofahrer oder Spaziergänger. Wichtig ist doch nur, dass sich alle dessen bewusst sind und auf die Anderen Rücksicht nehmen. In diesem Sinne: Happy biking and walking!


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Words: Susanne Feddersen / Manne Schmitt Photos: E-MOUNTAINBIKE Team