Das neue Trek Rail 9.9 XX1 AXS 2022 sollte für die verbaute Intelligenz den Doktortitel verliehen bekommen. Neben dem neuen Bosch Smart System bekommt es für die Saison 2022 zum ersten Mal ein RockShox-Fahrwerk mit smarten AirWiz-Sensoren. Doch hat dem Dr. Trek Rail die Promotion auf die neuen Systeme wirklich gut getan?

Das Trek Rail ist seit 2019 das potenteste E-Mountainbike im Portfolio des amerikanischen Herstellers. Es soll selbst auf anspruchsvollsten Abfahrten super zurechtkommen und davon konnten wir uns zuletzt in unserem großen E-Mountainbike-Vergleichstest 2021 selbst überzeugen. Dort hat der Vorgänger, das Trek Rail 9.9 X01, echte Nehmerqualitäten auf harten Abfahrten bewiesen. An manchen Eckpfeilern des Erfolgsrezepts wurde nicht gerüttelt: Das neue Trek Rail rollt auf 29”-Laufrädern und besitzt 160 mm Federweg an der Front und 150 mm im Heck. Darüber hinaus hat Trek aber zahlreiche Updates auf der Liste, um das neue Rail für die kommende Saison fit zu machen. Für das Topmodell, das hinter jedes neue Feature einen Haken setzen kann, ruft Trek 13.599 € auf. Voll ausgestattet wiegt unser Testbike 23,52 kg in Größe L.

Trek Rail 9.9 XX1 AXS | Bosch Performance Line CX/750 Wh | 160/150 mm (v/h)
23,52 kg in Größe L | 13.599 € | Hersteller-Website

Das neue Trek Rail 9.9 XX1 AXS im Detail

Trek verbaut im neuen Rail den Bosch Performance Line CX Smart System. Der Motor selbst bleibt von dem Systemupdate weitestgehend unberührt. Er wird vom Unterfahrschutz und vom Carbonrahmen sauber in die Silhouette des Rails eingefasst. Neu im smarten System von Bosch ist der Akku mit einer höheren Kapazität von 750 Wh. Wie von Trek gewohnt, wird er zur Seite aus dem Rahmen entnommen und auf der Oberseite besitzt der Akku einen handlichen Tragegriff. Das Unterrohr und die Öffnung im Rahmen mussten für die neuen Dimensionen des größeren Akkus angepasst werden, was die Entwickler bei Trek vor eine technische Herausforderung stellt, dazu aber später mehr.

Der Bosch Performance Line CX Smart System-Motor ist sauber in den Rahmen integriert, bzw. wäre sauber im Rahmen integriert, wenn er bei unseren Testfahrten jemals sauber bleiben würde.
Der sehr lange Akku mit praktischem Tragegriff wird zur Seite entnommen. Das Akku-Cover ist mit dem Akku verschraubt und hinterlässt im Rahmen eine große Öffnung, die den Querschnitt des Unterrohrs über einen knappen halben Meter beeinträchtigt.

Neben dem neuen Akku sind auch das Display und die Remote neu. Das Kiox 300-Display sitzt gut geschützt auf dem Oberrohr, wodurch es aber auch etwas schwerer während der Fahrt abzulesen ist. Die Kabel für das Display verlaufen allesamt unsichtbar durch den Rahmen. Die neue Bosch LED-Remote ist die eigentliche Steuerzentrale. Sie steuert alle E-Mountainbike-spezifischen-Funktionen am Rail und kann über ihre LEDs Akkustand und Support-Mode anzeigen. Allerdings ist die Steuerung über die vielen kleinen Tasten an der Remote gewöhnungsbedürftig. Das Remotekabel und alle weiteren Züge verschwinden hinter dem Steuerrohr im Rahmen. Dabei fällt das Steuerrohr beim Trek Rail recht massiv aus, fügt sich aber schön in die Silhouette ein. Trek verbaut außerdem eine RockShox ZEB-Federgabel mit einer auf 1,8” verbreiterten Gabelschaft und einer breiten Gabelkrone, die bündig mit dem Steuerrohr abschließt. Damit weder das Display noch der Rahmen bei einem Sturz durch einen verdrehten Lenker oder die Gabelkrone Schaden nehmen, verbaut Trek den Knock Block 2.0 im Steuersatz. Er erlaubt einen Lenkeinschlag von 72° in jede Richtung, bevor er die Gabel blockiert.

Das Kiox 300-Display dient nur zu Informationszwecken. Es ist auf dem Oberrohr bei einem Sturz gut geschützt.
Die Bosch LED-Remote ist die eigentliche Steuerzentrale des E-Mountainbikes und das Hirn des Bosch Smart Systems. Ihre vielen kleinen Knöpfe machen die Steuerung nicht ganz einfach.
Das Display ist kein großer Fan von Klopf-Klopf-Witzen. Der Knock Block 2.0 im Steuersatz verhindert, dass die Gabelkrone gegen das Unterrohr stößt und es zu ungewolltem Kontakt zwischen Lenker und Display kommt.
Supersize Me: Trek nutzt den speziell für E-Mountainbikes vergrößerten 1,8” auf 1 ⅛”- Gabelschaft-Standard der RockShox ZEB-Federgabel.

Der Ladeport im Sattelrohr wird durch eine praktische Klappe mit Federverschluss vor Schmutz und Nässe geschützt. Lackiert ist die Klappe in derselben Farbe wie der restliche Rahmen. Red Smoke/Viper Red nennt Trek die Farbkombo im Project One-Konfigurator, die dem schnittigen Rahmen einen tiefroten Farbeffekt verleiht, in den man am liebsten eintauchen will. Wem die Kombo nicht zusagt, kann sich gegen Aufpreis im Project One-Konfigurator nach Herzenslust austoben: Der Konfigurator bietet viele Farbkombinationen und aufwendige Effektlacke für das Trek Rail an.

Das in Rahmenfarbe lackierte Ladebuchsen-Cover klappt zu wie eine Mausefalle und schützt den Ladeport vor Schmutz.
Carbon Red Smoke und Viper Red nennt Trek diese Farbkombo im Project One-Konfigurator.

AirWiz und TyreWiz – Die smarte Sonderausstattung am Trek Rail 9.9 XX1 AXS 2022

Das Trek Rail ist das erste E-Mountainbike mit dem neuen AirWiz-System. Dabei handelt es sich um einen digitalen Luftdruckprüfer für das Fahrwerk, der bei Trek nur am Rail 9.9-Topmodell zum Einsatz kommt. Das System überwacht den Luftdruck in Gabel und Dämpfer und sendet den genauen Luftdruck per Bluetooth an das Smartphone. In der SRAM AXS-App werden die zwei Helferlein als neue Sensoren gelistet. Um das Fahrwerkssetup für Laien möglichst einfach zu gestalten, gibt man in der App sein Gewicht an und die Komponenten geben daraufhin einen Zieldruck vor. Befindet sich der aktuelle Luftdruck außerhalb des Zielbereichs (+/- 2Psi an der Gabel und +/- 5Psi im Dämpfer) machen die Fahrwerkskomponenten mit einem roten Blinklicht auf sich aufmerksam. Erscheint der empfohlene Luftdruck zu niedrig oder zu hoch, lässt sich der Zielbereich auch manuell in der App einstellen, wovon wir während des Tests regelmäßig Gebrauch machen mussten. Besonders für den Dämpfer sind die Luftdruckempfehlungen für das Körpergewicht deutlich zu niedrig ausgefallen und deckten sich auch nicht mit den Werten aus dem Trek eigenen Online-Fahrwerkskalkulator für eben dieses Trek Rail-Modell. Im Gegensatz zum neuen RockShox Flight Attendant für analoge Bikes oder dem FOX E-Live Valve nimmt das smarte Fahrwerk bei Trek aber selbstständig keine Änderungen an den Fahrwerkseinstellungen wie der Druckstufendämpfung vor.

Wenn unter der transparenten Kappe das rote Licht angeht, ohne dass man Druck auf die Gabel ausübt, herrscht Handlungsbedarf. Dann ist der Luftdruck außerhalb des vordefinierten Zielbereichs.
Für den AirWiz des Dämpfers gilt das Gleiche: grün heißt, alles gut, rot heißt prüfen.
In der SRAM AXS-App könnt ihr auf den genauen Luftdruck im Dämpfer und in der Gabel zugreifen und einen Warnbereich einstellen.
Auf der Unterseite des RockShox Super Deluxe ThruShaft-Dämpfer tritt beim Einfedern ein Kolbenschaft aus, statt Öl im Ölbad zu verdrängen. Das soll im Endeffekt für ein verbessertes Ansprechverhalten sorgen.

Der RockShox Super Deluxe-Dämpfer verfügt als weitere Besonderheit die von Trek entwickelte ThruShaft-Technologie, auf die Trek die ganze Hinterbaukinematik abstimmt. Im Vergleich zum konventionellen Dämpfer-Design besitzt der ThruShaft-Dämpfer eine Kolbenstange, die beim Einfedern auf der Unterseite des Dämpfers austritt. Die Kolbenstange verdrängt keinen zusätzlichen Raum in der feststehenden Ölsäule des Dämpfers und muss daher auch nicht durch eine zusätzliche Kolbenbewegung kompensiert werden. Das soll im Endeffekt für ein besonders feines Ansprechverhalten sorgen.

Ein weiteres smartes Helferlein sind die TyreWiz-Sensoren, die den Luftdruck in Echtzeit an die SRAM AXS-App senden, und Alarm schlagen, falls der Druck abfällt. Sie kommen an einem neuralgischen Punkt zum Einsatz, denn die Kombination aus pannenanfälligen Bontrager SE5/SE6-Reifen und Bontrager Line Pro-Carbonlaufradsatz erfordert einen hohen Luftdruck, damit die Laufräder bei Durchschlägen nicht zu Schaden kommen. Mit der XX1 Eagle AXS 12-fach-Schaltgruppe und der RockShox Reverb AXS-Sattelstütze besetzt Trek die letzten Lücken in der Ausstattungsliste mit den hochwertigen Funk-Komponenten aus dem AXS-Ökosystem. Zum Testzeitpunkt war eine AXS-Sattelstütze jedoch nicht verfügbar, weswegen unser Testbike mit einer Bontrager-Sattelstütze ausgestattet ist.

Tuning Tipp: robuste und pannensichere Reifen wie MAXXIS Doubledown oder Schwalbe Super Gravity mit weicher Gummimischung

Das TyreWiz warnt vor zu niedrigen Luftdrücken im Reifen, das freut auch die Bontrager Line Pro-Carbonlaufräder.
Das SRAM XX1 Eagle AXS-Schaltwerk hängt an einem UDH-Schaltauge, ebenfalls von SRAM, am Rahmen.

TREK Rail 9.9 XX1 AXS

13.599 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 750 Wh
Display Bosch Kiox 300
Federgabel RockShox ZEB Ultimate 160 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Ultimate ThruShaft 150 mm
Sattelstütze RockShox Reverb AXS 100-200 mm
Bremsen SRAM CODE RSC 220/200 mm
Schaltung SRAM XX1 Eagle AXS 1x12
Vorbau Bontrager Line Pro 45 mm
Lenker Bontrager Line Pro OCLV Carbon 780 mm
Laufradsatz Bontrager Line Pro 29"
Reifen Bontrager SE5/SE6 Core Strength 2,5"

Technische Daten

Größe M L XL
Gewicht 23,52 kg
Zul. Gesamtgewicht 136 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 112 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

TyreWiz
AirWiz

Weitere Ausstattungsvarianten des Trek Rail 2022

Das Trek Rail wird in vielen Ausstattungsvarianten ausgeliefert, doch erst ab der Ausstattungsvariante 9.8 handelt es sich um das für die kommende Saison überarbeitete Trek Rail mit neuem Carbon-Rahmen und dem neuen Bosch Performance Line CX Smart System-Motor mit 750-Wh-Akku. Alle Modelle bis zur Ausstattungsvariante 9.7 sind baugleich mit der von uns getesteten Variante aus dem Vorjahr (zum Test).

TREK 9.9 XTR

11.599 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 750 Wh
Display Bosch Kiox 300
Federgabel RockShox ZEB Ultimate 160 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Ultimate ThruShaft 150 mm
Sattelstütze Bontrager Line Elite 100-200 mm
Bremsen Shimano XTR M9120 200/200 mm
Schaltung Shimano XTR 1x12
Vorbau Bontrager Line Pro 45 mm
Lenker Bontrager Line Pro OCLV Carbon 780 mm
Laufradsatz Bontrager Line Pro 29"
Reifen Bontrager SE5/SE6 Core Strength 2,5"

Technische Daten

Größe M L XL
Gewicht 22,77 kg (Herstellerangabe in Größe M)
Zul. Gesamtgewicht 136 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 113 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

TyreWiz
AirWiz

TREK 9.8 XT

9.099 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 750 Wh
Display Bosch Kiox 300
Federgabel RockShox ZEB Select+ 160 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Ultimate ThruShaft 150 mm
Sattelstütze Bontrager Line Elite 100-200 mm
Bremsen Shimano XT M8120 200/200 mm
Schaltung Shimano XT 1x12
Vorbau Bontrager Line Pro 45 mm
Lenker Bontrager Line Pro OCLV Carbon 780 mm
Laufradsatz Bontrager Line Comp 29"
Reifen Bontrager SE5/SE6 Core Strength 2,5"

Technische Daten

Größe M L XL
Gewicht 23,4 kg (Herstellerangabe in Größe M)
Zul. Gesamtgewicht 136 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 112 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

TREK 9.8 GX AXS

9.699 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 750 Wh
Display Bosch Kiox 300
Federgabel RockShox ZEB Select+ 160 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Ultimate ThruShaft 150 mm
Sattelstütze Bontrager Line Elite 100-200 mm
Bremsen SRAM CODE R 200/180 mm
Schaltung SRAM GX Eagle AXS 1x12
Vorbau Bontrager Line Pro 45 mm
Lenker Bontrager Line Pro OCLV Carbon 780 mm
Laufradsatz Bontrager Line Comp 29"
Reifen Bontrager SE5/SE6 Core Strength 2,5"

Technische Daten

Größe M L XL
Gewicht 23,4 kg (Herstellerangabe in Größe M)
Zul. Gesamtgewicht 136 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 112 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

TREK 9.8 GX

9.699 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 750 Wh
Display Bosch Kiox 300
Federgabel RockShox ZEB Select+ 160 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Ultimate ThruShaft 150 mm
Sattelstütze Bontrager Line Elite 100-200 mm
Bremsen SRAM CODE R 200/180 mm
Schaltung SRAM GX Eagle 1x12
Vorbau Bontrager Line Pro 45 mm
Lenker Bontrager Line Pro OCLV Carbon 780 mm
Laufradsatz Bontrager Line Comp 29"
Reifen Bontrager SE5/SE6 Core Strength 2,5"

Technische Daten

Größe M L XL
Gewicht 23,45 kg (Herstellerangabe in Größe M)
Zul. Gesamtgewicht 136 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 112 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

Die Geometrie des Trek Rail 9.9 XX1 AXS 2022

Das neue Trek Rail wird vorerst nur in den Größen von M bis XL angeboten. Es besitzt eine sehr lange Front, was auch dem langen Akku geschuldet ist. Durch einen hohen Spacerturm unter dem Lenker ist die Sitzposition trotzdem aufrecht und ausgewogen genug für lange Touren. Durch einen FlipChip in der Dämpferwippe lässt sich der Lenk- und Sitzwinkel um knapp ein halbes Grad verstellen. In der Praxis liefert die steile Einstellung in den meisten Fahrsituationen allerdings keinen Zugewinn, weswegen wir die flache Einstellung empfehlen.

Größe M low/high L low/high XL low/high
Sattelrohr 420 mm 450 mm 500 mm
Oberrohr 601 mm 639 mm 673 mm
Steuerrohr 110 mm 125 mm 140 mm
Lenkwinkel 64,2°/ 64,6° 64,2°/ 64,6° 64,2°/ 64,6°
Sitzwinkel 70,8°/ 71,2° 70,8°/ 71,2° 70,8°/ 71,2°
Kettenstrebe 448 mm 448 mm 448 mm
Tretlagerhöhe 341 mm/ 346 mm 341 mm/ 346 mm 341 mm/ 346 mm
Radstand 1.236 mm 1.278 mm 1.314 mm
Reach 452 mm 487 mm 517 mm
Stack 625 mm 634 mm 643 mm

Der Fahreindruck auf dem Trek Rail 9.9 XX1 AXS 2022 in der Ebene und im Uphill

Das Trek Rail besitzt zwar eine ausgewogene Sitzposition in der Ebene, doch das straffe Fahrwerk sorgt auf langen Touren für eingeschränkten Komfort. Peilt man mit dem Trek Rail den Gipfel hinter einer langen Steigung an, kann man sich auf den Vortrieb des Bosch Smart System-Motors verlassen. Der Motor ist bereits bei niedriger Trittfrequenz kraftvoll und schiebt das Rail mühelos über steile Rampen den Berg hinauf. Das straffe Fahrwerk steht hoch im Federweg und sorgt dafür, dass genug Druck auf dem Vorderrad liegt, um es am Steigen zu hindern. Trifft man auf technische Schlüsselstellen, hilft der Motor mit seinem langen Nachlauf dabei, um Stufen und Absätze zu überwinden. Man muss hauptsächlich für ausreichend Traktion am Hinterrad sorgen, damit es nicht durchdreht, doch dann klettert das Trek Rail zuverlässig über jeden Anstieg. In engen Kehren muss man hingegen den langen Nachlauf des Motors mit der Hinterradbremse etwas einbremsen, um nicht vom Motor aus der Kurve geschoben zu werden. Versierte Fahrer, die mit der Charakteristik des spritzigen Bosch-Motors gut vertraut sind, können auf Flowtrails spaßig unterwegs sein und sich mit viel Kraft aus Kurven hinausbeschleunigen lassen. Bei schlechten Streckenverhältnissen, wie zum Beispiel bei Nässe, verschlechtern sich die Fahreigenschaften des Trek sowohl auf technischen als auch auf flowigen Passagen bergauf deutlich, da die Bontrager SE5 und SE6 Team Issue-Reifen schnell an ihre Traktionsgrenzen gelangen.

Easy: Das Trek Rail besitzt gute Kletterqualitäten, wenn die Streckenverhältnisse genug Grip bereithalten.

Das Trek Rail will stark nach vorne gehen, wird aber von seiner eigenen Ausstattung ausgebremst

Der Knackpunkt – Das Trek Rail 9.9 XX1 AXS 2022 im Downhill

Auf flowigen Abfahrten profitiert das Trek Rail von seiner ausgewogenen Gewichtsverteilung und viel Bewegungsfreiheit. In gut gebauten Anliegern liegt das Trek Rail wie auf Schienen und macht seinem Namen damit alle Ehre. Das sportliche Fahrwerk ermöglicht es, durch aktives Puschen über Wellen Geschwindigkeit zu generieren. Trotz gut arbeitendem Fahrwerk gelingt es dem Trek Rail dennoch nicht, viel Traktion aufzubauen, da die Reifen einen hohen Luftdruck erfordern. Auf technischen Abfahrten sorgen das geringe Gripniveau und das straffe Fahrwerk für ein forderndes Handling. Fortgeschrittene Fahrer können durch aktives Belasten der Reifen das niedrige Gripniveau zum Teil kompensieren und mit gekonnten Fahrmanövern Querwurzeln und Hindernisse überspringen. Fahranfänger mit passiver Fahrweise werden das Trek Rail bei langsamen Geschwindigkeiten als zu lang und sperrig empfinden, um es präzise um Hindernisse zu cirkeln. Sie müssen auf einfachere Linien ausweichen. Steuert man mit dem Rail schnelle Downhill-Passagen mit vielen Schlägen an, sorgen die lange und hohe Front sowie die hohen Fahrwerksreserven für gute Grundvoraussetzungen, um Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen. Der Knackpunkt ist der im Unterrohr integrierte Akku, der über harte Schläge und durch Senken ein Eigenleben entwickelt. Der schlecht sitzende Akku versetzt das Trek Rail in Vibrationen und sorgt für wenig Laufruhe bei hohem Tempo. Nach Rücksprache mit Trek wurde uns zugesichert, dass Trek dieses Problem bei den Serienbikes mit speziellen Schaumstoff-Einlagen im Unterrohr angeht. Ob sich dadurch der Sitz des Akkus verbessern lässt, können wir euch in unserem großen E-Mountainbike-Vergleichstest im Frühjahr mitteilen, bei dem das Trek Rail erneut an den Start geht.

Das Trek Rail gleitet wie auf Schienen durch gut gebaute Anlieger.
In offenen Kurven muss man aktiv „mitarbeiten”, um Traktion zwischen Reifen und Fahrbahn zu generieren.
Auf nassen Steinen und Wurzeln haben die Bontrager SE5/SE6-Reifen zu kämpfen. Sie verspielen das Sicherheitsempfinden, das die hohe Front generiert.

Unser Fazit zum Trek Rail 9.9 XX1 AXS 2022

Das Trek Rail 9.9 XX1 AXS 2022 richtet sich an sportliche und versierte Fahrer mit aktiver Fahrweise, die das hohe Potential aus dem Fahrwerk ausloten wollen. Allerdings sorgt der unsaubere Akkusitz unseres Vorserien-Testbikes für ein nervöses Fahrfeeling bei hohem Tempo. Auch die schlecht greifenden Reifen auf Carbonfelgen passen nicht ins Konzept. Wie sich das Trek Rail in einem zweiten Anlauf mit nachgebessertem Akkufach schlägt, erfahrt ihr in unserem E-Mountainbike-Vergleichstest im Frühjahr.

Tops

  • hohe Fahrwerksreserven
  • individuelle Lackierungen

Flops

  • schlechter Akkusitz
  • Ausstattung wird dem Bike nicht gerecht
  • AirWiz-Empfehlungen passen nicht


Für mehr Infos besucht trekbikes.com


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Words: Rudolf Fischer Photos: Robin Schmitt

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …