Okay – eine Alpenüberquerung ist kein MUSS, aber doch das Ziel sehr vieler Mountainbiker. Einer von ihnen geht schon lange mit dem Gedanken eines Alpencross schwanger. Als wahrer Geburtshelfer kann dabei sein neues E-Mountainbike dienen – wir sind auf jeden Fall dabei. Doch wie geht man in die Planung?

Wer die Wahl hat, hat die Qual! Klar, es gibt die klassischen Nord-Süd-Alpenüberquerungen mit unterschiedlichen Ausgangspunkten und vielen Varianten. Darüber hinaus hat der Alpenraum aber noch eine Menge Alternativen zur Transalp zu bieten, z. B. eine mehrtägige Tour durch die Dolomiten als Rundtour. Ob alleine, mit seinem besten Kumpel oder in einer geführten Gruppe, ob mit oder ohne Gepäcktransport – jeder kann seinen Traum verwirklichen und sollte dies auch! Denn Abenteuer, Kameradschaft, tolle Landschaften und unvergessliche Erlebnisse locken und bringen Momente, die man garantiert nicht missen möchte.

Planung und Vorbereitung

Bevor es an die Routenwahl und damit einhergehend um die Anzahl der benötigten Tage geht, sollte man zunächst eine persönliche Bestandsaufnahme machen. Wie steht es um mein Fitnesslevel? Welche Fahrtechnikkünste besitze ich? Beides lässt sich natürlich bis zum Start des Alpencross durch Teilnahme an einem Fahrtechnikkurs und gezieltes Training verbessern. Die realistische Einschätzung seiner Fähigkeiten dient dann als Grundlage für die Routenwahl, d. h. Länge und Schwierigkeitslevel der Etappen.
Allgemeine Tipps zur Tourenplanung: www.ebike-mtb.com/10-tipps-zur-tourenplanung

Mit Touranbieter oder selbst organisiert?

Beides hat seine Vor- und Nachteile und muss von jedem individuell entschieden werden. Es gibt auch noch die Mischform, bei der der Anbieter die Planung und Organisation (wie Bereitstellung der Tour- und GPS-Daten, Gepäcktransport und Informationen zur Route) übernimmt, die Tour aber nicht als Guide begleitet.

Vorteile eines Alpencross mit Touranbieter

  • Der Guide kennt die Strecke und Umgebung, verpasst keine Abzweigung, kann bei kleinen Reparaturen behilflich sein und man kann den einen oder anderen Fahrtrick bei ihm abschauen!
  • Der Guide passt potenzielle Schiebe- oder Tragepassagen auf ein zumutbares Maß an.
  • Gepäcktransport durch Begleitfahrzeug, weshalb man sich beim Gepäck nicht so sehr einschränken muss
  • Mehr Genuss: Ein Tagesrucksack reicht während der Tour, die Organisation wird vom Touranbieter übernommen (Einplanung von Ladestationen, Essen, Übernachtung, alternative Routen etc.).
  • Rücktransport ist bereits organisiert

„Ob alleine, mit seinem besten Kumpel oder in einer geführten Gruppe – jeder kann seinen Traum verwirklichen.“

    Vorteile einer selbst organisierten Tour

  • mehr Abenteuer und Individualität (freie Wahl von Strecken, Unterkünften)
  • günstiger
  • terminlich flexibler, z. B. ist bei schlechter Wettervorhersage eine spontane Verlängerung oder der Einbau von Ruhetagen möglich
  • Mitfahrer kann man sich aussuchen

Routenwahl

Neben der klassischen, speziell auf E-Mountainbikes ausgelegten Albrecht-Route, die in sechs Fahrtagen von Garmisch zum Gardasee führt, gibt es eine Vielzahl an Varianten sowie Ausgangs- und Endpunkten, um in den Alpen höchsten Fahrspaß zu genießen. Für Einsteiger ist die Route von Garmisch entlang der alten Römerstraße Via Claudia, über den Reschenpass, durchs Vinschgau nach Meran bis zum Gardasee sehr gut geeignet. Fast jede Route bietet Alternativstrecken an, die nicht nur in der Länge variieren, sondern auch fahrtechnisch leichter oder extremer und vielleicht auch landschaftlich interessanter sind. Bei der Routenwahl muss man auf jeden Fall neben den zu fahrenden Tages- und Gesamtkilometern auch die zu bewältigenden Höhenmeter und den Schwierigkeitsgrad der (Teil-)Strecken mit berücksichtigen.

Etappentage

Die Anzahl der Fahrtage hängt nicht nur vom Urlaubsbudget und der zur Verfügung stehenden Zeit ab, sondern auch von der Kondition. Ist man auf eigene Faust unterwegs oder spielt das Wetter nicht mit, kann man eventuell auch einen Ruhetag als Puffer einplanen. Zusätzlich müssen in der Regel noch jeweils ein Tag für An- und Rückreise berücksichtigt werden.

Training/Fitness

Um die Transalp auch wirklich genießen zu können, ist die persönliche Vorbereitung natürlich das A und O. Ohne Fleiß kein Preis! Die Motorunterstützung des E-Mountainbikes macht eine Transalp zwar angenehmer und für viele von uns erst oder wieder möglich, trotzdem sollte man die Strapazen nicht unterschätzen. Die beste Vorbereitung ist deshalb, möglichst viele Kilometer zu fahren – möglichst mit Gepäck und auch längere Tagestouren hintereinander. Trägt man dabei den Rucksack mit einem Gewicht, das dem beim Alpencross entspricht, wird die Rückenmuskulatur auf die Tour vorbereitet. Ebenso kann sich das Gesäß an die Belastung gewöhnen (somit gefürchtete Wundstellen vermieden werden!).

„Die beste Vorbereitung ist deshalb, möglichst viele Kilometer zu fahren.“

Saison

Je nach Route ist der Zeitraum von Mitte Mai bis Ende Oktober am besten. Manche, vor allem höher gelegene Touren sind nur von Juli bis September fahrbar.

Übernachtung

Je nach Touranbieter und Streckenwahl sind Übernachtungen in Berghütten, Gasthöfen und Hotels möglich. Bei Übernachtungen in Berghütten muss z. T. ein Schlafsack mitgebracht werden. Beim selbst organisierten Alpencross mit geplanten Hütten-Übernachtungen reserviert man am besten vor, da die Hütten sehr beliebt sind. Auch sollte man sich zuvor über die Lademöglichkeit (z. B. für die Mittagsrast) informieren.

Rückreise

Die Rückreise kann eigenverantwortlich mit dem Zug erfolgen, durch den Touranbieter bzw. Transportunternehmen oder – wahrscheinlich am schönsten – durch Familie bzw. Bekannte, die die Alpenüberquerer am Gardasee erwarten.

Das richtige Bike

Ein Fully mit 140–160 mm Federweg, mit 500-Wh-Akku (idealerweise entnehmbar), standfesten Scheibenbremsen mit 200-mm-Bremsscheiben und einer absenkbaren Sattelstütze liefert maximale Sicherheit und riesigen Fahrspaß bei der Abfahrt. Außerdem sollte der Lieblingssattel, auf dem man schon viele Fahrstunden absolviert hat, montiert sein. Flatpedale bieten auf unbekannten Trails viel Sicherheit und falls man doch einmal schieben muss, ist man froh, keine Cleats am Schuh zu haben. Sinnvoll ist es, vor dem Tourstart zu klären, ob man einen Ersatz-Akku mitnimmt oder ob zur Mittagszeit ausreichend nachgeladen werden kann. Auf jeden Fall sollte man immer sein Ladegerät dabeihaben.

„Der Guide kennt die Strecke und Umgebung, verpasst keine Abzweigung, kann bei kleinen Reparaturen behilflich sein und man kann den einen oder anderen Fahrtrick bei ihm abschauen!“

Bike-Check

Ein gründlicher Bike-Check sollte nicht unmittelbar vor dem Beginn des Alpencross erfolgen, sondern rechtzeitig zu Hause, damit notfalls noch eine Reparatur durch den Fachhändler stattfinden kann. Ein E-Mountainbike kann zwar den einen oder anderen Konditionsmangel ausgleichen, es sollte dafür aber im Top-Zustand an den Start gehen. Sind die Bremsbeläge und der Antrieb einschließlich Kette noch immer einwandfrei? Haben die Reifen noch ausreichend Profil und Grip? Ist das Fahrwerk auf das Mehrgewicht durch den Tagesrucksack bzw. das gesamte Gepäck eingestellt?

Rucksack

Der Bikerucksack sollte möglichst mit Rückenprotektor und Regenhülle ausgestattet sein und mindestens 20 l, besser 25 l Fassungsvermögen besitzen. Bei einer Tour ohne Gepäcktransport gewinnt die Größe des Rucksacks dann natürlich an Bedeutung, 30 l Fassungsvermögen sind anzuraten. Als Alternative zum größeren Rucksack können Lenker- oder Rahmentaschen in Frage kommen.

„Bei einer selbst organisierten Tour limitiert bereits das Rucksackvolumen und das Rucksackgewicht das Gepäck.“

Ausrüstung, Kleidung, Werkzeug und Packliste

Die richtige Zusammenstellung der Bekleidung und Ausrüstung für eine Transalp stellt eine große Herausforderung dar. Gewichtsersparnis hat zwar oberste Priorität, trotzdem sollte man aber keine Kompromisse eingehen. Beispielsweise ist selbst im Hochsommer eine winddichte Jacke für lange Abfahrten wichtig. Anders beim Werkzeug: Fahrt ihr in einer Gruppe über die Alpen, kann man sich das Werkzeug aufteilen. Doch selbst bei einer geführten Tour sollte jeder Teilnehmer die wichtigsten Dinge wie Minitool, Ersatzteile wie Kette oder zumindest passende Kettennietstifte bzw. Kettenschloss, Bremsbeläge, Schlauch und Flickzeug oder Tubeless-Reparatur-Set mitnehmen.

Bei einer selbst organisierten Tour limitieren bereits das Rucksackvolumen und das Rucksackgewicht das Gepäck. Hier ist gute Planung gefragt! Die Ausrüstung sollte man deshalb möglichst schon zwei Wochen vor Tourbeginn komplettieren. Dann heißt es: wiegen, Probe packen und schon einmal mit dem voll gepackten Rucksack eine Tagestour zu Hause unternehmen!

Der Traum vom Alpencross muss kein Traum bleiben! Am leichtesten lässt er sich natürlich mit einem erfahrenen Touranbieter verwirklichen, der einem nicht nur viel Zeit für die Planung abnimmt, sondern auch die schönsten Strecken kennt. Somit steht einem grandiosen Landschaftserlebnis auf dem E-Mountainbike in den Alpen nichts mehr im Wege.

Alpencross-Checkliste zum Ausdrucken

Für diejenigen unter euch, die den Alpencross auf eigene Faust angehen wollen, haben wir eine Checkliste zum Ausdrucken vorbereitet: ebike-mtb.com/alpencross.

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