TQ – das kryptische Kürzel hat eine simple Bedeutung: Technologie in Qualität. Diese knappe Firmenphilosophie hat die Bayern schon ins All gebracht und soll ihnen nun helfen, zum Big Player im E-Bike-Segment zu werden. Wir haben TQ besucht und herausgefunden, warum sie viel mehr zu bieten haben als nur einen kraftvollen Motor.

Bisher kennen die meisten E-Mountainbiker TQ vermutlich nur vom Hörensagen. Einen Namen gemacht haben sich die Bayern in diesem Bereich für ihren super kraftvollen Motor, den bisher aber nur die wenigsten Biker selbst probieren konnten. Doch was steckt eigentlich hinter TQ und woher kommt das Know-how des Unternehmens? Wer glaubt, hier handele es sich einzig um einen Motorenhersteller, der irrt. TQ ist vielmehr ein Technologiekonzern, der u. a. Steuerungselektronik für Passagierflugzeuge fertigt und Bauteile für Medizinroboter entwickelt. Selbst im Weltall kommen Antriebe der Bayern zum Einsatz! Die Firma ist extrem breit aufgestellt und will ihr umfangreiches Wissen nun in den E-Mountainbike-Sektor übertragen. Bestes Beispiel: die brandneuen Haibike FLYON-Bikes, an denen jede Menge TQ-Technik zum Einsatz kommt.

Doch wie kam es dazu? Angefangen hat die Geschichte von TQ im Jahr 1994. Damals bestückten Detlef Schneider und Rüdiger Stahl in einem kleinen Raum im Gut Delling mitten im beschaulichen Oberbayern erste Leiterplatten für Elektronikbauteile. Leiterplatten, das sind diese grünen Bauteile, die in jedem Computer verbaut sind, und von denen kein normaler Mensch weiß, wie sie funktionieren. Auch heute fertigt TQ noch Leiterplatten – allerdings umfasst das Unternehmen statt zwei Leuten mittlerweile 1.600 Mitarbeiter, die an 13 Standorten beschäftigt werden. In der Geschäftsführung arbeiten noch immer die beiden Gründer, die seit einem guten Jahr von Stefan Schneider, dem Sohn von Detlef Schneider, unterstützt werden.

Eine ganz besondere Stärke der TQ-Geschäftsführung war schon immer, Potenziale zu erkennen. Das gilt sowohl für den Erwerb neuer Standorte als auch für das Erschließen neuer Geschäftsfelder. Manchmal geht es dabei nur darum, Möglichkeiten zu nutzen, wenn sie sich präsentieren. So wie im Jahr 2008, als TQ die Chance zur Entwicklung eines eigenen E-Bike-Antriebs mehr oder minder in den Schoß fiel. Toni Rossberger wurde damals von dem Start-up Clean Mobile kontaktiert. Der begeisterte Motorrad-Stuntman sprang zu der Zeit nicht nur bei „Wetten, dass …?“ von Skisprungschanzen und arbeitete für Fernsehproduktionen, sondern war auch Teilzeit für TQ als Entwickler tätig. Clean Mobile wollte einen kraftvollen E-Antrieb bauen und benötigte Hilfe – die erhielt es von TQ dann gleich zweifach. Erst in Form von jeder Menge Know-how für die Entwicklung, später bei der Insolvenz des Start-ups in Form von frischem Kapital. TQ kaufte Clean Mobile mit allen Patenten, übernahm einen Großteil der Mitarbeiter und war so im Besitz eines E-Bike-Antriebs, den es ohnehin zum Großteil selbst entwickelt hatte.

Die Besonderheit des HPR 120S-Motors ist seine enorme Kraft von 120 Nm Drehmoment, vereint mit der kompakten Bauform. Erreicht wurde dies durch das von Toni Rossberger entwickelte Pin-Ring-Getriebe, das eine große Effizienz auf kleinem Bauraum ermöglicht. Auch in der Robotik ist TQ dafür bekannt, Antriebe mit einem sehr hohen Drehmoment in Relation zur Größe des Motors herzustellen. Wie im Bike-Segment ist TQ aber auch hier als Highend-Marke positioniert und setzt auf Qualität statt Quantität.

  Seit seiner Markteinführung im Jahr 2012 hat man nicht sonderlich viel vom HPR 120S-Motor gehört – und das war von TQ so gewollt.

Statt direkt mit großen Stückzahlen auf den Markt zu preschen, entschieden sich die Bayern für einen kleineren Start, bei dem sie die Qualität optimal überwachen und mögliche Kinderkrankheiten direkt beheben konnten. Aus diesem Grund kam der Motor bisher nur bei den Bikes von M1 Sporttechnik zum Einsatz. Das sollte garantieren, dass bei einer Erhöhung der Stückzahlen keine bösen Überraschungen drohen und TQ dem Versprechen von höchster Qualität gerecht werden kann.

Doch der Motor ist nur ein kleiner Teil des Gesamtsystems, das TQ bietet. Wie in anderen Branchen sieht sich das Unternehmen in erster Linie als Entwicklungspartner. Bisher gibt es im E-Mountainbike-Segment zwei Arten von Motoren-Anbietern. Die, die ein komplett geschlossenes System anbieten und dem Bike-Hersteller kaum Raum zur Individualisierung bieten, oder komplett offene Baukastensysteme, bei denen der Hersteller sich vom Display über den Motor bis zum Akku vieles selbst konfigurieren kann. Diese Systeme haben aber den Nachteil, dass die Verantwortung im Zweifel eines Defekts häufig unklar ist und der Kunde im Worst-Case sehr lange auf eine Reparatur oder Ersatz warten muss.

  Das Unternehmen baut den weltweit ersten kollaborativen Roboter namens Franka Emika, Geldzählmaschinen für Banken oder Ticketautomaten für Bahnhöfe.

Genau hier setzt TQ an. Das Unternehmen baut beispielsweise den mit dem deutschen Zukunftspreis ausgezeichneten Roboter namens Franka Emika, Geldzählmaschinen für Banken oder Ticketautomaten für Bahnhöfe. Überall ist TQ Kooperationspartner, der mit dem Hersteller gemeinsam das Produkt entwickelt, die Fertigung plant, die Montage durchführt und am Ende die Gesamtverantwortung übernimmt. Gleiches wurde jetzt auch im Bike-Bereich etabliert. Vom Display über die Remote und das Batteriemanagementsystem bis hin zum Motor – TQ entwickelt, fertigt und liefert die Teile. Sollte die Firma gewisses Know-how nicht selbst besitzen, sucht sie sich verlässliche Partner, für die sie dann ebenfalls dem Bike-Hersteller gegenüber die Verantwortung übernimmt. So haben sich die Bayern erst kürzlich externe Hilfe für die Entwicklung einer eigenen App geholt.

Mit den Haibike FLYON-Modellen gibt es jetzt erste Bikes, bei denen TQ sein komplettes Know-how unter Beweis stellt. Diese Bikes definieren sich über viel mehr als nur ihren kraftvollen Motor. Themen wie Integration, Design und Usability wurden von Haibike völlig neu gedacht und gemeinsam mit TQ realisiert. Die Räder sind aber auch eine Bewährungsprobe für das Unternehmen, schließlich haben sie bereits auf der EUROBIKE für mächtig Furore gesorgt und hohe Erwartungen geweckt.

Kein Wunder, dass bereits jetzt unzählige weitere Firmen auf die Oberbayern zukommen und an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Statt jedoch in die Vollen zu gehen und den Schwung zu nutzen, setzt das Team von TQ auf Zurückhaltung und nimmt nur die Projekte an, die es auch garantiert erfolgreich begleiten kann. Was für die Bayern zählt, sind die Technologie und Qualität – genau das, wofür sie seit Beginn mit ihrem Namen stehen.

Mehr Infos unter: tq-e-mobility.com


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